Mythos Spielesucht: Wir Kinder vom Bahnhof WoW #keineahnung

Seit Jahren heißt es, Computerspiele würden süchtig machen, sie seien sogar so etwas wie »Heroin aus der Steckdose«. Christian Schiffer sagt: Nein, sind sie nicht.

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Für GameStar Plus schreibt Christian Schiffer regelmäßig über fragwürdige Entwicklungen rund um Videospiele. Für seine Kolumnenserie #keineahnung hat er sich diesmal das WHO-Urteil zur Spielesucht als Thema ausgesucht. Für GameStar Plus schreibt Christian Schiffer regelmäßig über fragwürdige Entwicklungen rund um Videospiele. Für seine Kolumnenserie #keineahnung hat er sich diesmal das WHO-Urteil zur Spielesucht als Thema ausgesucht.

Kaum loszureißen waren die Süchtigen von diesem relativ neuen Medium. Sie vernachlässigten ihre Arbeit, ihre Familien, wurden immer gleichgültiger und flüchteten sich stattdessen in eine Parallelwelt.

Experten warnten, dass die Sucht zu »Verschleimung, Blähungen und Verstopfung« führe, schon bald wurden auch Therapiekonzepte diskutiert. Doch was war es, was Jugendliche und weiblichen Konsumentinnen so süchtig, dick und dumm machte, dass in zahlreichen Pamphleten davor gewarnt wurde?

Die Antwort: Bücher, das Heroin aus der Druckerpresse.

Im 18. Jahrhundert sorgte man sich vor den Folgen der sogenannten »Lesesucht«. Zeitgenossen sahen es als gravierendes gesellschaftliche Problem an, dass Frauen zu viel Zeit damit verbringen würden, Romane zu lesen und deswegen apathisch vor sich hin verschleimen würden.

Natürlich waren die Bücher, die sie lasen, auch ausnahmslos Schund. »Die Leiden des jungen Werthers« und anderer Quatsch, der heute aber trotzdem de facto zum Pflichtkanon deutscher Gymnasien gehört.

Der Autor
Christian Schiffer ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk, Politikwissenschaftler, weltgrößter Ultima-7-Fan und Herausgeber des Spielkultur-Bookazines WASD. In seiner Kolumnenserie #keineahnung schreibt er für GameStar Plus über die Absurditäten unserer Branche und legt den Finger in die Wunde: Seid ihr eigentlich alle bescheuert?

Früher war WoW »Heroin aus der Steckdose«, heute Fortnite

Nach der »Lesesucht« kam die »Kinosucht« (»Aufreizung der Nerven!«), dann die »Fernsehsucht« (»Passivität und Realitätsverlust!«). Das Muster ist immer dasselbe: Ein neues Medium kommt auf, die Erwachsenen verstehen nicht, was daran jetzt so toll sein soll und vor allem: Was daran toller sein soll als Schule, Arbeit und als sie selbst, die Erziehungsberechtigten, mit denen die Kinder nun immer weniger Zeit verbringen. Und dann wird der Konsum dieses Mediums pathologisiert.

Nicht nur die Medien wechseln sich diesbezüglich ab, auch innerhalb des jeweiligen Mediums scheint es hierbei Moden zu geben. Galt vor einem Jahrzehnt das Online-Rollenspiel World of Warcraft als »Heroin aus der Steckdose«, wird dasselbe heute über Fortnite behauptet.

Videospiel-Abhängigkeit: Mehr zum Thema
Wir haben uns bei GameStar schon mehrfach mit dem Thema Spielesucht auseinandergesetzt. Etwa in unserem großen Report »Machen Spiele süchtig?« sowie im zugehörigen GameStar-Podcast, in dem wir mit Psychiatern über die Videospiel-Abhängigkeit sprechen.

Mit einem der Ärzte haben wir zudem jüngst diskutiert, was es beispielsweise für Altersfreigaben von Spielen bedeutet, dass die WHO beschlossen hat, die Spielesucht als Krankheit anzuerkennen.

2010 hatte World of Warcraft etwa 12 Millionen Abonnenten. Heute sind weit weniger süchtig nach dem »Heroin aus der Steckdose«. 2010 hatte World of Warcraft etwa 12 Millionen Abonnenten. Heute sind weit weniger süchtig nach dem »Heroin aus der Steckdose«.

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