Ein routinemäßiger Abstrich mit einem Wattestäbchen entpuppt sich als Sensation: Chinesische Astronauten entdecken auf der Raumstation Tiangong ein Bakterium, das uns auf der Erde unbekannt ist.
Die Entdeckung der neuen Weltraum-Mikrobe könnte aus einem Science-Fiction- Roman oder einem Horrorfilm stammen. Denn wir lernen ein Mal wieder: Das Leben findet einen Weg.
Manche Funde geben allerdings auch ernsthaft zu denken – wie in diesem Fall, als auf einem Asteroiden in der Schwärze des Alls Spuren von Leben gefunden worden.
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NASA-Video aus dem Jahr 2009: Wie der Klimawandel die Ozeane beeinflusst
Widerstandsfähig, regenerierend und hungrig auf neue Nahrung
Niallia tiangongensis nennen sich mittlerweile die Mikroben, die Astronauten im Mai 2023 auf der chinesischen Raumstation Tiangong auf einer Oberfläche im Innenraum entdeckt haben. Die Auswertung und Veröffentlichung der Daten nahm bis Mai 2025 in Anspruch.
Die neue Spezies von Bakterien weist Übereinstimmung mit den wahrscheinlich nächsten Verwandten auf der Erde auf: Niallia circulans. Sie kommt auf der Oberfläche vor allem im Erdboden, im Müll, im Essen oder auch im menschlichen Stuhl vor. Die DNA von Niallia tiangongensis stimmt allerdings nur noch zu 83 Prozent mit der ihrer irdischen Verwandten überein:
- Sie kann Gelatine (Eiweiße) als Nahrung nutzen. Forscher halten diese Nahrungsquelle unter schwierigen Bedingungen, wie auf einer Raumstation im All, für ertragreicher und einfacher zugänglich.
- Tiangongensis verfügt über:
- einen fortschrittlicheren DNA-Reparaturmechanismus
- ausgeprägte Toleranz gegenüber oxidativem Stress
- die Fähigkeit zur Bildung widerstandsfähiger Biofilme
Diese dank der Mutation erworbenen Abwehreigenschaften helfen zum einen, sich gegen die sterilere und trockenere Umgebung der Raumstation zu schützen. Zum anderen kann Niallia tiangongensis Strahlungsschäden von vornherein verhindern oder effektiver beheben.
Außerhalb des Erdmagnetfeldes trifft erheblich mehr UV-Strahlung auf die Mikroben, vor der sie auf der Erde besser geschützt wären. Hinzu kommt die kosmische Strahlung. Alle Erdbewohner können sich hiergegen auf das Magnetfeld sowie die Ozonschicht verlassen, die unser Leben erst ermöglichen.
Die ISS kann ihre (winzigsten) Insassen nur vor einem Teil der Gefahr schützen. In der sauerstoffhaltigen Atmosphäre an Bord der Raumstation bilden sich durch dieses Bombardement mit Strahlung zum Beispiel freie Radikale. Das sind aggressive Sauerstoffmoleküle, die Zellen schädigen.
Niallia tiangongensis zeigt ein Verhalten, das den Kern unserer Existenz ausmacht: die Anpassung an Umgebungen und Umstände. So entsteht die unendliche Vielfalt des Lebens in unendlichen Kombinationen, getreu einem Grundsatz der vulkanischen Philosophie aus Star Trek.
Auch die NASA beschäftigt sich mit organischer Materie im All. So schickten sie Astronauten zur Außenhaut der ISS, um dort Proben von Lebewesen zu entnehmen.
Biologische Gefahr?
Derzeit wird die Gefahr von den neuen Mikroben als gering eingeschätzt. Ein wenig Unbehagen löst die spezielle Mutation allerdings schon bei Wissenschaftlern aus. Denn die irdischen Verwandten stellen eine Gefahr für immungeschwächte Menschen dar. In Kombination mit der Fähigkeit, Gelatine zu verarbeiten und bei ihrer bewiesenen Fähigkeit, auch in schwierigen Umgebungen zu überleben, muss die Art zumindest genau beobachtet werden.
Ungewöhnlich ist der Fund von Mikroben an sich derweil nicht. Zu jeder länger dauernden Mission im All gehört die Untersuchung der Umgebung auf hygienische Gefahren. Verursacher für diese Verunreinigungen sind wir, die Menschen. Auch die NASA hat bereits Veränderungen bei Bakterien im All festgestellt.
Selbst wenn sich jede Person, die zur ISS oder zur Tiangong aufbricht, tagelang unter medizinischer Überwachung isolieren muss, nimmt sie Milliarden von Bakterien und Viren mit hinauf. Zumindest sollen durch die Vorsichtsmaßnahmen aber keine ansteckenden Krankheiten mit an Bord gebracht werden.
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass sich sogenannte pathogene Erreger im All entwickeln, die den Menschen als Wirt oder Mikrolebensraum nutzen.
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