»Nichtstun« ist ein großartiger Weg zu mehr Produktivität - sagen Wissenschaftler

So eine Pause zwischendurch kann sich lohnen - und das nicht nur für die Gesundheit.

Wer im Netz nach Produktivitäts-Methoden sucht, findet dort eine Menge Rat. Meist hat der eines gemeinsam: Es geht um höher, schneller, weiter und das in immer noch kürzerer Zeit. Und ich selbst muss gestehen, da nicht ganz unbeteiligt zu sein.

Meine bisherigen Artikel zu dem Thema drehten sich vor allem darum, wie man mit der Pomodoro-Methode fokussierter arbeiten kann, seinen Tag durch Time-Blocking effektiver organisiert oder direkt das Wichtigste erledigt, indem man ein Frosch ist.

Um dem etwas entgegenzuwirken, will ich euch heute aber ein völlig anderes Produktivitäts-Werkzeug vorstellen und das heißt: Nichtstun.

Einfach mal gar nichts zu machen ist nicht nur gesund. Wenn wir auf regelmäßige Pausen achten, dann schaffen wir tatsächlich auch länger mehr, zumindest laut einer entsprechenden Studie.

Mittagsschlaf für ein gesünderes Gehirn

Da wäre zum Beispiel das gute, alte Nickerchen. Als Kind braucht man es, im Ruhestand nimmt es ein Drittel von uns freiwillig als Teil der täglichen Routine wieder auf.

Aber auch im Berufsleben ist der Mittagsschlaf nicht zu unterschätzen - und wenn man ihn als Power Nap bezeichnet, klingt er sogar cool.

Das Einlegen von kurzen Schlafpausen am Tag hat tatsächlich greifbare Vorteile. So weist eine im Juni 2022 erschienene Studie aus England darauf hin, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen der genetischen Veranlagung zum Nickerchen und der Gesundheit von Gehirn und Verstand gibt.

Alana Friedrichs

@_alanani_

Für Alana sind Produktivitätsmethoden zwar auch ein bisschen ein Hobby - vor allem aber ein Weg, ihren oft chaotischen und manchmal stinkfaulen Kopf auszutricksen. Dass Einfach-Mal-Nix-Machen einer der besten Tricks ist, um mehr zu schaffen, hat sie da natürlich besonders gefreut. Grob war ihr das auch schon vor der Recherche zu diesem Artikel klar - aber das Ausmaß der Vorteile hat sie beim Schreiben dann doch überrascht.

Regelmäßige Mittagsschläfe könnten beim Hirnvolumen demnach im Schnitt 2,6 bis 6,5 Jahre Alterungsprozess aufwiegen. Ein Verlust von Hirnvolumen soll zu Hirnatrophie, umgangssprachlich auch Gehirnschwund, führen. Eine mögliche Folge ist eine geminderte kognitive Leistungsfähigkeit.

Doch es ist nicht alles positiv. Möglich ist nämlich auch, dass regelmäßige Mittagsschläfe zu einem erhöhten Blutdruck führen.

Wie lange sollte man Mittagsschlaf halten? Die Studien selbst machen dazu keine Angaben. Allerdings gibt es dazu hinreichend Forschung von anderer Stelle.

Eine Meta-Analyse von zwanzig verschiedenen Studien kam 2020 zu dem Schluss, dass Mittagsschlaf über eine Stunde oder länger sogar schaden kann. Optimal seien je nach Studie und Individuum zwischen 10 und 26 Minuten.

Allerdings sei der Mittagsschlaf kein Ersatz für fehlenden Schlaf in der Nacht, wie Studienautor Zhe Pan anmerkt: Eine weit verbreitete Ansicht ist, dass ein Nickerchen die Leistung verbessert und den negativen Folgen von Sleep Debt entgegenwirkt. Unsere Studie stellt diese weit verbreitete Meinung in Frage.

Wir alle brauchen eine Pause

Es muss aber nicht immer Schlaf sein. Manchmal reicht auch einfach eine Pause. Dass wir die mittlerweile zu selten machen, zeigt etwa der 2021 erstmals von Microsoft veröffentlichte Work Trend Index.

Demnach sorge vor allem die Arbeit von zu Hause aus für sogenannten Digital Overload und Stress - was etwa mit sich bringen kann, dass wir uns schlechter an Vergangenes erinnern. Haupttreiber sind dabei Meetings ohne ausreichende Zwischenpausen.

Das Problem: Während dieser Aktivitäten fokussiert sich unser Gehirn und nimmt aktiv neue Informationen auf. Um diese aber zu interpretieren, brauchen wir ausreichend Zeit und Ruhe. Forscher bezeichnen das als Aktivierung des Default Mode Networks (DMN).

Das beste Beispiel für das DMN in Aktion ist der Duschgedanke: Während wir duschen und unseren Geist wandern lassen können, kommt oft die zündende Idee.

Neben den bereits erwähnten Möglichkeiten Nickerchen und Dusche können auch andere Aktivitäten das DMN aktivieren: ein Spaziergang durch den Park oder Aktivitäten, bei denen wir physisch, aber nicht mental aktiv sein müssen - also: Sport.

Bill Gates hat eine weitere Möglichkeit gefunden, seinem Gehirn die notwendige Zeit zu verschaffen: Er spült laut eigener Aussage jeden Abend mit großer Freude das Geschirr ab.

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Wann aufhören? Lieber zu früh

Und wo wir schon vom Abend sprechen: Auch beim Feierabend sollten wir wissen, wann Schluss ist.

Zum einen unserer eigenen Gesundheit zuliebe. Neben all den bereits erwähnten Nachteilen von Stress sorgen lange Arbeitstage etwa auch dafür, dass wir häufiger zu Alkohol greifen.

Zum anderen aber auch, weil es nichts bringt. Denn lange zu arbeiten macht uns zu schlechteren Managern und Entscheidern - und gleichzeitig nicht produktiver.

So fasste es Spieleentwickler Evan Robinson schon 2005 in einem Vortrag zu Crunch in der Spieleindustrie zusammen: Arbeiter haben acht gute, verlässliche Stunden in sich. [...] Genauso ist die Leistung einer Arbeitswoche nach sechs Tagen die gleich wie nach fünf.

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Ganz klar: Wer etwas schaffen will, der muss auch etwas machen. Aber manchmal wollen wir oder die Leute um uns herum zu viel von uns. Das Beste, was wir dabei machen können: Zwischendurch eine Pause.

Also atmet tief durch, steht kurz vom Schreibtisch auf, macht euch ein Heißgetränk, stellt euch ans Fenster oder dreht eine Runde um den Block - ich werde nach dem Text hier ganz sicher erst mal das Gleiche tun.