Acht seltsame Nintendo-Gadgets, die es wirklich gab: Vom Angler-Sonar bis zum Narkose-Add-on

Glaubt uns: Der Game Boy-Drucker ist noch das Normalste auf der Liste.

Vielen bekannt, von den wenigsten getragen: der Nintendo Power Glove. (Bild: Nintendo) Vielen bekannt, von den wenigsten getragen: der Nintendo Power Glove. (Bild: Nintendo)

Die Nintendo Switch wurde diese Woche sieben Jahre alt. Am 3. März 2017 hat der japanische Spieleriese seine Hybridkonsole auf den Markt gebracht. Seither sind über 139 Millionen Konsolen über die Ladentheken dieser Welt gegangen und die Switch steht auf Platz drei der erfolgreichsten Konsolen aller Zeiten.

Für uns Grund genug, auf Nintendos seltsamste Gadgets zu blicken. Besonders in den 1990ern und Anfang der 2000er haben die Japaner (oder Dritthersteller) einige verrückte Gadgets auf den Markt gebracht.

Wir präsentieren euch acht Stück davon, vom »Normalsten« bis hin zu »sowas hat es wirklich gegeben?!«.

Nintendo e-Reader

Karte durch den Leser ziehen und loszocken. (Bild: Nintendo) Karte durch den Leser ziehen und loszocken. (Bild: Nintendo)

Beiseite, Kindle, jetzt kommt der e-Reader! Drangekriegt: Habt ihr kurz geglaubt, man könne damit Bücher auf dem Game Boy Advance lesen? Da liegt ihr leider falsch.

Das Modul, das in den Kassettenschacht des Game Boy Advance passt, dient dazu, den Strichcode auf e-Cards zu lesen. Der e-Reader ist also ein Kartenlesegerät. Die e-Cards enthielten unter anderem:

  • Spieleklassiker wie Donkey Kong
  • Zusätzliche Level für bereits veröffentlichte Spiele
  • Geheime Spiele auf Pokémon-Sammelkarten

Der Nintendo e-Reader war ein Erfolg – zumindest in Japan, wo die Peripherie bis zum Lebensende des Game Boy Advance genutzt wurde. In den USA ist das Gerät gefloppt, weswegen es gar nicht erst seinen Weg zu uns gefunden hat.

Bleiben wir doch noch kurz beim Game Boy Advance.

Game Boy Advance Video

Ja, man kann wirklich »Shrek« auf dem Game Boy Advance anschauen. (Bild: Nintendo) Ja, man kann wirklich »Shrek« auf dem Game Boy Advance anschauen. (Bild: Nintendo)

Erinnert ihr euch noch an eine Zeit vor Streaming und YouTube? Als wir noch keine Smartphones in Händen hielten, die Videos in 4K abspielen konnten? Damals war der Game Boy Advance Video eine gute Idee. Wir hatten ja nix anderes!

Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um ein Gadget, sondern lediglich um Filme, die auf Game Boy Advance-Kassetten gepresst wurden – in einer Auflösung von 240x160 Pixel, respektive 112p im Falle von Shrek.

So sah das aus:

Wen stören schon die paar Pixel? (Bild: Toei Animation) Wen stören schon die paar Pixel? (Bild: Toei Animation)

Obwohl auf den geringen Speicherplatz von 32 MB (später dann 64 MB) nur 44 Minuten Laufzeit passten, konnten Kinder in den USA so problemlos Serienfolgen austauschen und sich auf langen Autofahrten beschäftigen. Einfach reinschieben und losgucken.

Der Shrek-Film ist übrigens eine von fünf Ausnahmen, bei denen ganze Streifen für die Cartridges komprimiert wurden, mit entsprechenden qualitativen Einbußen.

Ein Bastler hat übrigens Christopher Nolans Blockbuster Tenet von 2020 auf eine GBA-Kassette gepackt. Wie er das gemacht hat, verrät er in einem Video.

Kommen wir nun zu zwei Gadgets, die es auch bei uns zu kaufen gab.

Game Boy Camera und Printer

Game Boy Camera und Printer musste man separat kaufen. (Bild: Nintendo) Game Boy Camera und Printer musste man separat kaufen. (Bild: Nintendo)

Eines muss man Nintendo zugutehalten: Sie haben stets versucht, mehr aus ihren Handhelds zu machen. Mit der Superkraft der späten Einsicht stellen wir heute fest, dass alle Gadgets bisher das versucht haben, was moderne Handys längst beherrschen. So auch Kamera und Drucker.

Die Game Boy Camera wird einfach in den Modulschacht des Game Boys gesteckt und tut dann genau das, was der Name verspricht: Fotos machen. Für Kameraliebhaber hier die technischen Daten:

Farben 4 Graustufen
Auflösung128x112 (0,014 Megapixel)
Beleuchtungsbereich1 bis 10.000 Lux
Belichtungszeit16 μs bis 1 s

Zwei Fun Facts zur Kamera: Sie war zum einen bei Erscheinen die kleinste und günstigste Digitalkamera der Welt und das Albumcover von Neil Youngs Silver & Gold wurde mit der Game Boy Camera aufgenommen.

Das Albumcover sieht fast ein wenig gruselig aus. (Bild: Redwood Digital) Das Albumcover sieht fast ein wenig gruselig aus. (Bild: Redwood Digital)

Wer wollte, konnte die Fotos direkt per Game Boy Printer ausdrucken. Der funktioniert genau wie die Kassenzetteldrucker an Supermarktkassen und verewigt die Schnappschüsse auf Thermopapier. Einziger Unterschied: Das Papier klebt, sodass man die Fotos auch als Sticker verwenden kann.

Wir betreten so langsam das Terrain der ungewöhnlichen Gadgets. Die folgenden beiden Einträge könnte man getrost als futuristische Kleidung betrachten oder das, was man Ende der 1980er als futuristisch bezeichnet hat.

LaserScope

Könnte jemand bitte das LaserScope in Cyberpunk 2077 modden? (Bild: CC0Wikipedia) Könnte jemand bitte das LaserScope in Cyberpunk 2077 modden? (Bild: CC0/Wikipedia)

Was ist cooler, als mit einer Plastikpistole auf den Fernseher zu schießen? Richtig, dasselbe mit einem simplen wie mächtigen Wortbefehl zu tun. Entwickelt wurde der Kopfschmuck nicht von Nintendo, sondern Konami und folgte auf die Nintendo Light Gun (auch NES Zapper genannt).

Mit dem Ausrufe »Fire!« schießt das LaserScope per Blitzlichteffekt auf den Fernseher, was laut Nutzern aber nur leidlich funktioniert, wie auch diese 14 Jahre alte Angry Video Game Nerd-Folge beweist.

Immerhin: Das LaserScope funktioniert über den Audioeingang des NES und kann so auch als Kopfhörer mit fragwürdigem Stil verwendet werden. Apropos fragwürdiger Stil …

Power Glove

Na, spürt ihr die Macht, die von diesem Handschuh ausgeht? (Bild: Nintendo) Na, spürt ihr die Macht, die von diesem Handschuh ausgeht? (Bild: Nintendo)

Unter uns: Der Nintendo Power Glove als solches würde eigentlich einen eigenen Artikel verdienen. Selbst wenn man sich noch nicht intensiv mit obskurer Konsolen-Peripherie beschäftigt hat, ist der eine oder andere von euch sicher schon über den Handschuh gestolpert.

Seinen ersten Auftritt hatte der Power Glove im Film »Joy Stick Heroes« (englischer Originaltitel: »The Wizard«) und wurde dort mittels Produktplatzierung beworben. Übrigens hatte der Handschuh noch weitere Filmauftritte, unter anderem in »Ein Hund namens Beethoven«.

Das Prinzip des Handschuhs ist im Grunde ganz simpel: Durch Handbewegungen soll es möglich sein, ein Spiel ganz ohne Controller auf dem NES zu steuern. Man braucht allerdings bestimmte Codes, um den futuristischen Fäustling für jedes Spiel kalibrieren zu können, da die Funktionen stets unterschiedlich sind.

Zu kompliziert? Nun ja, man könnte auch einfach den herkömmlichen NES-Drücker auf der Außenseite verwenden. Dass der einfach aufgeklebt wurde, zeigt, dass schon bei der Entwicklung nicht unbedingt an die Funktionalität des Power Glove geglaubt wurde, was schließlich von vernichtendem Feedback seitens der Kunden bestätigt wurde – unter anderem erneut vom AVGN.

Vielleicht hat ja ein anderer Hersteller mehr Glück beim controllerlosen Kontrollieren von Spielen.

U-Force

Heute ein begehrtes Sammlerstück: das U-Force von Broderbund. (Bild: Strong Museum of Play) Heute ein begehrtes Sammlerstück: das U-Force von Broderbund. (Bild: Strong Museum of Play)

Nintendo hat mit dem NES-Controller einen tonnenschweren Grundstein dafür gelegt, wie wir heute Spiele steuern. Auch wenn manche besser sind als andere, so gilt: Steuerkreuz zum Bewegen, A-Button zum Bestätigen, B-Knopf zum Abbrechen.

Das hielt Dritthersteller allerdings nicht davon ab, eigene Steuerungsmethoden auf den Markt zu werfen. Auftritt: Broderbund mit dem U-Force im Jahr 1989.

Versprochen wurde, dass man zum Spielen gar nichts mehr anfassen müsse, da Sensor auf dem aufgekloppten »Power Field« (ja, in den 1990ern war vieles wirklich sehr kraftvoll) die Handbewegungen scannt und umsetzt. Hat das gut funktioniert? Bemühen wir doch mal einen Vergleich.

Die Technik war ähnlich der, welche die Microsoft Kinect für Xbox 360 verwendet hat und beides benötigte hohe Genauigkeit, um zu funktionieren. Wenn wir euch sagen, dass die Kinect 21 Jahre nach dem U-Force auf den Markt kam, könnt ihr euch sicher denken, wie gut das U-Force funktioniert.

Okay, komische Frage, aber: Wart ihr eigentlich schon mal mit eurem Game Boy angeln?

Game Boy Pocket Sonar

Ob die Plastikhülle den Game Boy wirklich vor Wasser schützen könnte? (Bild: Gaming HistorianYouTube) Ob die Plastikhülle den Game Boy wirklich vor Wasser schützen könnte? (Bild: Gaming Historian/YouTube)

Der Name des Gadgets gibt eigentlich schon Preis, was es kann: Per Schall könnt ihr Fische im Wasser finden. Das Sonar ist an dem gelben Schwimmer angebracht, der wiederum mit einem Kabel und über den Kassettenschacht mit dem Game Boy verbunden wird.

Entworfen wurde das Angelzubehör von Bandai (heute Bandai-Namco). Was die Firma nicht bedacht hat: Der Game Boy ist nicht wasserdicht. Heißt, ihr würdet euren Game Boy mit auf ein Boot oder ein rutschiges Pier nehmen. Einmal nicht aufgepasst, und der Handheld liegt am Grund des Gewässers.

Da möchte man doch lieber einen Wurm an den Haken klemmen und die Schnur einfach so auswerfen, während man gemütlich darauf wartet, dass ein Fisch anbeißt. Wenn ihr wissen wollt, wie das Pocket Sonar in Aktion aussieht: Der YouTube-Kanal Gaming Historian zeigt, wie’s geht.

Ein Gadget haben wir noch und es ist wirklich … besonders

PediSedate

Das PediSedate hat es über den Prototyp-Status nicht hinaus gebracht. (Bild: PediSedate) Das PediSedate hat es über den Prototyp-Status nicht hinaus gebracht. (Bild: PediSedate)

Nein, das ist kein Gadget, das Gerüche in-game an Spieler übertragen sollte. Das Zubehör, das »PediSedate« getauft wurde, sollte dazu dienen, Kinder vor einer Operation leichter zu anästhesieren, indem sie beim Spielen abgelenkt werden. Zum Einsatz sollte es demzufolge nur im Krankenhaus kommen.

Das Gadget besteht aus einem Kopfhörer, der an den Game Boy angeschlossen wird, und einem Becher, der über die Nase des Kinder gestülpt wird, wodurch das Betäubungsgas austritt.

Gemäß der International Business Times wurde 2004 zwar ein Patent eingereicht, das Gerät aber nie produziert. Demnach existieren, wenn überhaupt, eine Handvoll Prototypen. Warum man damals einen Game Boy Color nutzte, der längst vom Game Boy Advance abgelöst worden war, ist bis heute ein Rätsel.

Ein Erklärungsvideo, wie das PediSedate hätte funktionieren sollen, findet ihr auf YouTube.

Das waren unsere acht verrücktesten Gadgets für Nintendo-Konsolen, wenn ihr noch nicht genug habt, dann schaut gerne in unsere Liste mit den größten Flops des Unternehmens.

Ebenfalls lesenswert: Der ehemalige Nintendo-CEO Satoru Iwata halbierte einst sein Gehalt, um Arbeitsplätze zu retten.

Tatsächlich gibt es noch viele weitere Gadgets für Nintendo-Konsolen, die einen Eintrag in dieser Liste wert gewesen wären. Vielleicht reichen wir irgendwann noch ein paar zusätzliche, verrückte Gadgets nach.

Besitzt ihr womöglich eines der hier genannten Zubehörteile? Dann könnte es sich als wertvolles Sammlerobjekt entpuppen! Schreibt es gerne in die Kommentare.

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