Das Tarkov-Debakel ist schlimm, aber noch unerträglicher sind für mich die Ausreden

Escape from Tarkov schaufelt sich durch Gier und Heuchelei sein eigenes Grab, kommentiert Shooter-Experte Phil Elsner.

Shooter-Experte Phil sagt: Mit der neuen Edition hat sich Escape from Tarkov selbst ins Bein geschossen. Shooter-Experte Phil sagt: Mit der neuen Edition hat sich Escape from Tarkov selbst ins Bein geschossen.

Update vom 29. April: Entwickler Battlestate hat sich nach einem massiven Fan-Aufschrei für die Situation um die Unheard Edition und den PvE entschuldigt. Der neue Modus soll nun allen Besitzern der Edition Edge of Darkness ohne Aufpreis zur Verfügung stehen, jedoch nicht auf einen Schlag - der Launch soll »in Wellen« erfolgen.

Die Community von Escape from Tarkov ist in Aufruhr und es ist so ernst, dass sich so mancher Tarkov-Streamer gerade sogar nach Alternativen umsieht.

Seit die Entwickler des beliebten Extraction-Shooters, der sich seit sieben Jahren formell in der Closed Beta befindet, urplötzlich die 250 Dollar teure Unheard Edition angekündigt haben, häufen sich in den sozialen Medien Kritik und Vorwürfe gegen das Studio. Zugleich bringen sich große Konkurrenten in Stellung:

»Wir entkommen endlich Tarkov« - Erstes Gameplay aus Arena Breakout: Infinite sorgt für Euphorie Video starten 1:20 »Wir entkommen endlich Tarkov« - Erstes Gameplay aus Arena Breakout: Infinite sorgt für Euphorie

Zum Beispiel erhalten Käufer nämlich einige handfeste Vorteile, die nach so gut wieder jeder Definition unter den Begriff Pay2Win fallen. Habe ich die Unheard Edition, kann ich zum Beispiel mitten im Kampf Verstärkung in Form von Freunden rufen, mehr Loot tragen, habe größeren Lagerraum für Items und starte mit gesteigerten Skill-Levels.

Allein diese Vorteile sind zweifelhaft, ja geradezu dreist, und stellen ein neues Extrem der Monetarisierung in Tarkov dar. Und dann wäre da aber noch der neue PvE-Modus, in dem ich völlig ungestört von anderen Spielern allein oder im Koop die Maps erkunden, Gegner bekämpfen und looten kann. Aber nur wenn ich die teure Unheard Edition besitze, versteht sich.

Philipp Elsner
Philipp Elsner

Wer spricht da? Phil kam 2013 zu GameStar und verstärkte das Team bereits als Content Manager, Autor, Community Manager und leitet heute die Nachrichtenredaktion. Wenn er nicht gerade Online-Shooter wie CoD Warzone, Hunt Showdown oder Rainbow Six Siege spielt, kundschaftet er gerade neue Craftbeer-Kreationen aus!

Versprechen gebrochen, Vertrauen verspielt

Das ist besonders schamlos gegenüber allen, die sich die 150 Dollar teure Edition »Edge of Darkness« (kurz EOD) unter der Prämisse gekauft hatten, dass »alle künftigen DLCs kostenlos enthalten sind«, so die offizielle Beschreibung der EOD-Fassung des Herstellers.

Ausgerechnet Spieler, die viel Geld in die Hand genommen haben, um Tarkov zu unterstützen und bei künftigen Neuerungen sofort an Bord zu sein, werden also jetzt nochmal zur Kasse gebeten – obwohl man ihnen versprochen hatte, genau das nicht zu tun!

Chefentwickler Nikita Buyanov tritt nach dem Shitstorm vor die Fans. Er will die Situation entschärfen und Entscheidungen erklären. Er beginnt mit den Worten:

Als erstes will ich mal klarstellen, dass der PvE-Modus kein DLC ist […].

Ich muss das Zitat gar nicht weiterführen, um zu erkennen: Hier wird unverfroren Wortklauberei betrieben und der Begriff »DLC« mit neuem Framing einfach umgedeutet, um nochmal an die Geldbeutel der Spieler rankommen zu können.

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Die Wahrheit ist: Der neue PvE-Modus erfüllt so ziemlich jede geläufige Definition von »DLC« in der Branche. Entwickler Battlestate Games ist nicht an Transparenz oder Ehrlichkeit in der Debatte interessiert, sondern verprellt seine treuesten Anhänger und EOD-Käufer mit nahezu unverhohlener Gier.

Ausreden, die wütend machen

Was mich aber noch stutziger macht, ist die zweite Aussage von Buyanov: Der neue PvE-Modus laufe auf seiner eigenen Server-Infrastruktur und man habe aktuell »nicht ausreichend Kapazitäten, um alle EOD-Besitzer zu versorgen.« Das mag zwar aus einer technischen Perspektive stimmen.

Warum entwickelt dann das Studio aber nicht zuerst die nötigen Kapazitäten und rollt den PvE erst aus, wenn auch die Server dafür vorhanden sind? Stattdessen spaltet man die Community in eine vermeintliche Elite, die bereit ist noch mehr zu zahlen, und die EOD-Käufer, die mit ihren 150 Dollar investierten Dollars jetzt im Regen stehen.

Um die Wogen zu glätten, ruderte Battlestate schließlich ein wenig zurück: Wenn Escape from Tarkov die Beta verlässt, erscheint der PvE kostenlos auch für EOD-Käufer, so das neue Versprechen. Ich nenne das Augenwischerei, denn: Wann Tarkov in die Version 1.0 übergeht, weiß niemand und schaut man sich die bisherige Entwicklungsgeschichte an, kann das noch Jahre dauern.

Und bis es soweit ist? Nun, die Tarkov-Macher haben für ihren PvE-Modus auch wieder ein neues Framing geschaffen und packen nun einfach den Begriff »Early Access« davor. Und Early Access gibt’s natürlich nur gegen Geld! EOD-Käufer bekommen jetzt einen Rabatt. Eine halbgare Lösung und ein schwacher Trost für alle, denen künftige DLCs einst gratis zugesichert wurden.

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