Seit ich vom süßen Nektar der Papyrus-Software gekostet habe, will ich mit keinem anderen Programm mehr schreiben. Die Schreibsoftware hat so viele praktische Features, auf die ich als Redakteur, Autor und Lektor nicht mehr verzichten will.
- Duden-Plug-in
- OpenThesaurus-Plug-in
- Stilanalyse
- Planungsfunktionen
- Charakter, Orts- und Gegenstandskarten
- Zeitstrahl
- Denkbrett
Und da sind noch viele, viele mehr. Für Papyrus habe ich bereits eine Lanze gebrochen.
Vor zwei Tagen hat das Programm ein massives Update bekommen und da ich die Software jeden einzelnen Tag nutze, habe ich das Upgrade für 150 Euro gekauft. Ein Fehler?
Der Ferrari hat einen neuen Anstrich bekommen
Wer viel schreibt, egal welcher Couleur, dem konnte ich Papyrus bisher ans Herz legen, denn wirklich jede einzelne Funktion hat ihre Daseinsberechtigung. Auch, wenn nicht jeder jedes Feature nutzt, ist die Software nicht unnötig aufgebläht.
Da stellte sich mir natürlich die Frage: Was will die Firma hinter Papyrus da noch aufbrezeln?
Und diese Frage bleibt weiterhin unbeantwortet, denn das 150-Euro-teure Upgrade ist weitestgehend kosmetischer Natur.
Natürlich hat Papyrus in seiner zwölften Iteration nichts an seinen herausragenden Funktionen verloren. Ich kann immer noch mit einem Klick Normseiten-Dokumente ausgeben, mir nur wörtliche Rede anzeigen lassen oder in den Fokus-Modus gehen.
Wirklich neue Funktionen suche ich mit der Lupe, denn die Änderungen sind klein:
- Neue Icons
- Schlankeres UI
- Tutorial-Videos a la Photoshop
- Mehr Synonyme im OpenThesaurus-Wörterbuch
- 6-Seiten-Ansicht zur Überarbeitung
Ja, ich habe jetzt ein hübsches Bücherregal beim Starten von Papyrus, in dem ich meine Cover sehen kann. Und auch den Buchsatz sehe ich jetzt leichter, wenn ich ihn selbst mache, aber im Grunde genommen sind das nur kosmetische Neuerungen.
Versteht mich nicht falsch: Papyrus ist nach wie vor ein herausragendes Schreibprogramm und für mich mit Abstand das Beste, das es da draußen gibt (eine Ansicht, die andere Redakteure teilen), aber empfehlen kann ich es nicht mehr und das hat einzig und allein einen Grund.
Warum ich Papyrus nicht mehr empfehlen kann: der Preis
In meinem ursprünglichen Artikel beantwortete ich die Frage, für wen Papyrus eigentlich geeignet ist und daran hat sich im Grunde nichts geändert.
- Für Autorinnen und Autoren, die sich den Traum vom eigenen Buch erfüllen wollen.
- Studierende, die ihre Bachelor- und Masterarbeit schreiben.
- Vielschreiber, die die Funktionen der Software ausreizen.
Doch der neue Preis schließt viel mehr Menschen aus.
- Papyrus Autor 11: 200 Euro (150 Euro für Studierende)
- Papyrus 12: 350 Euro (280 Euro für Studierende, Schüler und Auszubildende)
Richtig gelesen, die neue Version kostet 75 Prozent mehr, ohne dass sie signifikant mehr kann. Genau das monieren Leute auch unter dem Veröffentlichungspost auf Instagram.
Für 200 Euro war die Software gut bezahlt und vor allem konnte ich sie so bedenkenlos jedem empfehlen, der auch nur irgendwie mit dem Gedanken gespielt hat, Autor oder Autorin zu werden. Das war viel Geld, klar, aber der Gegenwert meiner Meinung nach absolut gegeben.
Für 350 Euro ist die Software immer noch jeden Cent wert, denn die Features sind nicht weniger geworden, aber satte 150 Euro mehr sind meines Erachtens zu viel, als dass ich Papyrus gewissenhaft empfehlen kann.
Wenn es dazu wenigstens eine App-Version on top gäbe, mit der ich schnell und einfach auf dem Handy oder Tablet arbeiten könnte, wäre der Preis zumindest ein wenig gerechtfertigt.
Warum sich Leute so am plötzlichen Preissprung stören, liegt auch in der Kommunikation. Von einem Tag auf den anderen war Papyrus Autor 11 nicht mehr verfügbar und die 12-er-Version schlägt plötzlich mit 150 Euro mehr zu Buche.
- Keine Ankündigung
- Keine Übergangsphase
- Keine Angebote zum Black Friday
Eine Lanze muss ich dennoch brechen: In einem Zeitalter, in dem man Software(-Pakete) wie Microsoft Office oder Adobe-Programme oftmals nur noch abonnieren kann, finde ich es sehr fair, dass man Papyrus wirklich kauft. Das bedeutet auch, dass kein Update-Zwang besteht und man bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag mit seiner Papyrus-Version schreiben kann (sofern der Hersteller daran nichts ändert).
Wenn euch der Preis nicht abgeschreckt hat, dann schaut in dieses Vorstellungsvideo von Papyrus. Womöglich ist es ja trotz des Preisschildes etwas für euch.
Link zum YouTube-Inhalt
Papyrus ist nicht alternativlos
Um ein Buch, einen Artikel oder eine Masterarbeit zu schreiben, ist Papyrus nicht notwendig (auch wenn es den Prozess bei mir stark vereinfacht hat). Es gibt einige Alternativen, teilweise sogar kostenlos.
- Scrivener: Das Schreibtool könnte man als Papyrus Lite bezeichnen. Es ist nicht so hübsch und umfangreich, bietet aber dennoch Schreibtools wie Outlines für Storys, Karteikarten, Namensgenerator und Komfortfunktionen. Rechtschreibprüfung gibt es keine und (freiwillige) Updates kosten. Ihr könnt Scrivener für 70 Euro (60 Euro für Studierende) kaufen.
- Word: Das Brot-und-Butter-Schreibprogramm bietet genau das, was ihr braucht (es hat immerhin den Standard für alle Software dieser Art gesetzt). Word ist umfangreich, bietet aber natürlich keinerlei Autoren-Werkzeuge. Preis: 160 Euro.
- LibreOffice & OpenOffice: Ähnliche wie Microsofts Word bieten beide alles, was man braucht, um jegliche Art von Schriftstück aufzusetzen. Von Vorteil sind auch die großen Communitys, wenn man mal auf ein Problem stößt – und kostenfrei sind sie obendrein.
Waren das 150-Euro-Upgrade also ein Fehler? Ich empfinde es nicht als Fehler, denn ich nutze die Schreibsoftware seit Jahren jeden einzelnen Tag. Außerdem bin ich von Papyrus überzeugt und möchte eine deutsche Software-Schmiede aus Berlin unterstützen.
Wert waren es die 150 Tacken aber auch nicht und eine Empfehlung werde ich zum aktuellen Stand der Software auch nicht mehr aussprechen können.
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