PS5 Pro: Sony ist mit dem Preis nicht über das Ziel hinausgeschossen - ihr seid einfach nicht mehr die Zielgruppe

Die PS5 Pro wurde endlich angekündigt - und Jusuf sieht in ihr die Bestätigung eines Hardware-Trends, der Konsolenfans nicht gefallen kann.

Das Preisschild der PlayStation 5 Pro hat es in sich - der neuen Zielgruppe entsprechend. Das Preisschild der PlayStation 5 Pro hat es in sich - der neuen Zielgruppe entsprechend.

Das war sie also, die große Enthüllung der PlayStation 5 Pro. Lange haben wir über die Konsole spekuliert, einiges davon ist eingetreten, aber bei einer Sache haben sich die Leaker dann doch geirrt: dem Preis.

Dass der im Vergleich zur UVP der regulären PlayStation 5 von 550 Euro nach oben gehen würde, war klar. Von den erwarteten »rund 100 bis 150 Euro mehr« ist nach der Präsentation der PS5 Pro keine Spur mehr.

Stattdessen verlangt Sony gesalzene Preise für die PlayStation 5 Pro. Satte 800 Euro kostet die neue Konsole – ohne Laufwerk wohlgemerkt. Den separat verkauften Vertikalstand klammere ich an der Stelle mal aus, immerhin kann das Gerät auch ohne das Zubehör platziert werden.

Bei dem Preisschild ist es kein Wunder, dass die Community gewissermaßen zeitgleich mit Ende der Übertragung in Flammen aufging. Dabei ist der hohe Preis in meinen Augen nicht einfach nur ein Trend, sondern Teil einer Zeitenwende, wie wir sie in der Hardwarewelt schon seit geraumer Zeit erleben: Die Zielgruppe der Hersteller hat sich verschoben.

Jusuf Hatic
Jusuf Hatic

Nach all den Spekulationen und Gerüchten rund um die PlayStation 5 Pro war Jusuf wie ein Flitzebogen gespannt, was Sony da jetzt tatsächlich zeigen wird. Schnell dämmerte ihm, dass die Präsentation wohl eher unter dem Motto »außer Spesen nix gewesen« zu verbuchen ist - und Sony nur der jüngste Vertreter eines aus Kundensicht miserablen Trends der Hardwarewelt geworden ist.

Sony redet sein eigenes Produkt schlechter, als es Microsoft je könnte

Vergleichen wir das Ganze doch einmal mit der PlayStation 4 Pro, die 2016 auf den Markt gekommen ist. Die wurde als ein behutsam durchdachtes Upgrade zur normalen PS4 gesehen: Zukunftsgerichtet, mit sinnvollen Verbesserungen für die damals noch recht wenig verbreitete 4K-Auflösung, dazu ein adäquates Preisschild.

Damit sorgte man bei Sony einerseits dafür, dass sich ein Kauf der PS4 Pro auch als »Zwischenupgrade« lohnte; verprellte aber gleichzeitig nicht die Kundschaft, die den Wechsel nicht unbedingt vollziehen und auf der regulären PlayStation 4 bleiben wollte.

Stattdessen ist die PS5 Pro gefühlt dieselbe Konsole noch einmal, ohne einen signifikanten Schritt nach vorn macht – zumindest keinen, der eine UVP-Erhöhung von rund 80 Prozent rechtfertigt.

PS5-Chefarchitekt Mark Cerny wurde dennoch nicht müde zu betonen, wie schlecht die reguläre Version der Konsole doch im Vergleich sei. Ein Großteil der Präsentation ging etwa für Darstellungen in 30 FPS mit »starken Detailgraden« oder umgekehrt 60 FPS mit niedrigerer Bildqualität drauf.

Wie unzeitgemäß das doch sei, erklärte Cerny – bei der eigentlich noch aktuellen Konsole! Das müsst ihr euch einmal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Konsolenhersteller möchte mir sein unterstütztes, im Handel stehendes und vor rund zwei Jahren sogar teurer gewordenes Produkt madig reden. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich das in dieser Konstellation jemals gesehen oder gehört habe.

Für einen kurzen Moment habe ich nachsehen müssen, ob ich nicht doch irgendwie auf einen Microsoft-Streich hereingefallen bin und da eigentlich Phil Spencer steht, der die Konkurrenz verhöhnen will.

800 Euro für die PS5 Pro - Ist das okay? Video starten 28:49 800 Euro für die PS5 Pro - Ist das okay?

Sony schlägt jetzt den Nvidia-Weg ein

Zusammengefasst: Sony verkauft die PlayStation 5 Pro als ein Must-have, die sich jeder Spieler holen sollte, der einen Pfifferling auf sich gibt. Wer noch bei der »alten« Konsole bleibt, ist von gestern.

Aber der Preis spricht eine ganz andere Sprache und visiert eindeutig eine Zielgruppe an, die nicht nur einiges an Geld im Portemonnaie übrig hat, sondern auch bereit ist, dieses in der Höhe auszugeben.

Das mag zunächst seltsam widersprüchlich klingen, aber die »Verkaufsstrategie« dürfte jedem in der PC-Community bekannt vorkommen, der sich zur seit 2022 erscheinenden RTX-4000-Generation eine neue Grafikkarte gegönnt hat.

Stichwort: DLSS 3 mit Frame Generation, das exklusiv den noch jüngsten Nvidia-GPUs vorbehalten ist. Auch da wurde seitens der Entwickler ausführlich besprochen, wie hinten dran das nur kurz zuvor noch so gefeierte DLSS 2 sei. Da hatte Nvidia ebenfalls die Preise angezogen, wenn auch nur um rund 20 Prozent, etwa beim Wechsel von der RTX 3090 (1.649 Euro zum Release) zur RTX 4090 (1.949 Euro zum Release).

In dieselbe Kategorie fällt auch die PS5 Pro: Anstelle von »Gaming für alle«, was für die Konsolenwelt lange ein wichtiges Credo war und anstelle eines Mid-Gen-Upgrades, auf das man sich zu jeder Generation gefreut hat, ist jetzt auch Sony drauf und dran, die Pro-Versionen zur Enthusiastenkonsole zu entwickeln, mit den entsprechend exorbitanten Preisen.

In der Folge ist der »durchschnittliche Spieler« nicht mehr die Zielgruppe für die Konsole.

Dass die Pro-Version mit Disc-Laufwerk noch einmal ein gutes Stück teurer wird, ist in diesem Kontext nur noch das i-Tüpfelchen. Ich behaupte jetzt einfach mal aus dem Bauchgefühl heraus, dass speziell Enthusiasten gerne die zugehörigen physischen Medien sammeln … für die es ein Laufwerk benötigt.

Ersten Analysen zufolge macht Sony damit jedoch alles richtig: Trotz des riesigen Preisschildes der PlayStation 5 Pro sehen die Marktforscher von »Ampere Analysis« ähnlich starke Verkaufszahlen wie bei der PS4 Pro.

Natürlich kann es sein, dass Sony sich verzockt hat und seine Zielgruppe nicht mehr gut genug kennt – oder aber man kennt sie gerade noch so gut, um zu wissen, dass man sich diesen Aufschlag leisten kann.

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