Nach mehreren Verschiebungen könnt ihr endlich in die düstere Welt von Stalker 2 abtauchen und das neue Spiel der ukrainischen Entwickler von GSC Games so richtig genießen, richtig? Nicht so ganz.
In der Test-Version werfen uns stattdessen einbrechende Bildraten, Bugs und Abstürze erhebliche Stöcke zwischen die Spaß-Speichen.
Spätestens, wenn das Spiel schlechter läuft, nachdem man die Grafikdetails reduziert hat, sollten die Alarmglocken angehen – und seit dem Testbeginn sind sie bei uns an. Doch ist Stalker 2 noch zu retten?
Falls ihr wissen wollt, wie es spielerisch um Stalker 2: Heart of Tchernobyl steht, dann schaut gerne bei Natalies Test vorbei:
So haben wir getestet
Die Technik haben wir hauptsächlich mit einer Radeon RX 7900 XTX, 32 Gigabyte RAM und einem Core i7 11700K getestet. Dabei nutzen wir die 1440p-Auflösung in den höchsten Einstellungen mit TSR im Modus Ultra Qualität.
Dieses Setup sollte laut den Entwicklern für 4K-Auflösung und 60 FPS geeignet sein. Nur der Prozessor liegt etwas unter den Anforderungen.
Zudem haben wir Stalker 2 auf anderen Systemen getestet, die unter anderem mit einer Geforce RTX 4070 und einer Geforce RTX 2070 Super ausgestattet sind.
Die Sache mit den Systemanforderungen
Die Anforderungen, die Stalker 2 an euren PC stellt, sind schon seit einer Weile öffentlich und sehen einigermaßen vernünftig aus.
Im Voraus hatte es aber Aufruhr um die Anforderungen gegeben, da das Entwicklerstudio vorerst nicht klargemacht hat, dass sie sich zusätzlich auf Upscaling wie TSR, XeSS, FSR oder DLSS stützen.
Ihr müsst also eine dieser Optionen aktivieren, um mit der angegebenen Hardware die entsprechenden Bilder pro Sekunde zu erreichen.
Stimmen die Anforderungen mit der Leistung überein? Kurz gesagt: Nein. In grafisch wenig anspruchsvollen Arealen kommen die FPS zwar an die Ziel-Frames, aber das ist selten der Fall.
Eine Nvidia RTX 4090 übertrifft bei Stalker 2 mit einer 4K-Auflösung und maximalen Grafikeinstellungen laut Nvidia-Benchmark nur die 60 FPS, wenn Frame Generation aktiviert ist. Das steht so nicht in den Systemanforderungen.
Auch auf unserem AMD-Testsystem erreichen wir mit einer RX 7900 XTX nicht durchgehend 60 FPS, obwohl wir im Test nur mit 1440p gespielt haben – vor allem Städte und Außenposten sind ein Problem in Stalker 2, doch dazu später mehr.
Hier kann ebenfalls nur Frame Generation helfen, solange wir die Grafikeinstellungen nicht nach unten regeln möchten. Das wäre auch kein Problem, wenn Frame Generation nicht seine eigenen Probleme hätte.
Frame Generation macht uns Sorgen: Sowohl bei unserem AMD-Testsystem als auch die PCs mit Nvidia-Grafikkarte scheinen ihre eigenen Schwierigkeiten mit ihrer jeweiligen Version von Framegeneration zu haben:
Auf dem AMD-System sorgt Frame Generation für extreme Ruckler, die mal mehr, mal weniger häufig auftauchen und einiges vom Spielspaß abzwacken.
Beim Nvidia-Rechner führt die Funktion zu Mikrorucklern und Nachladeprobleme bei Texturen, die auf Kosten von Spielspaß und Immersion gehen. Dementsprechend haben wir beim Testen auf Frame Generation verzichtet.
Das ist besonders schade, da die typische Eingabeverzögerung, die bei dieser Funktion häufig auftritt, nicht wirklich spürbar ist. Ohne die heftigen Hänger und Nachladeprobleme wäre die Generierung von Extra-Frames also optimal für das Spiel.
Was ist Frame Generation? Frame Generation ist eine Technologie, die durch KI zusätzliche Bilder zwischen tatsächlich gerenderten Frames einfügt, um die FPS zu erhöhen und das Spielerlebnis flüssiger zu machen. Das kann allerdings auch zu Input-Lag und Artefakten führen.
Wie dieses Feature immer weiter die Spielelandschaft für sich einnimmt und warum das unter Umständen gar nicht mal so gut ist, verrät euch Linh in diesem Artikel:
In niedrigeren Auflösungen und Grafik-Presets hinkt die Grafikleistung des Spiels ähnlich hinterher.
So kommen wir mit dem PC, der eine RTX 2070 Super nutzt und mittlere Einstellungen verwendet, auf circa auf 50 FPS bei 1080p-Auflösung. Doch das gilt nur für die Spielabschnitte, in denen es sonst keine technischen Probleme gibt – und die sind rar gesät.
Bevor wir zu der Fülle an weiteren technischen Problemen kommen, sprechen wir noch über die gelungenen Aspekte der Technik, die es durchaus gibt.
Stalker 2 - das hat uns technisch gefallen
Zugegeben: Stalker 2 ist sicher nicht der Grafikkracher des Jahres, doch auf hohen Einstellungen durchaus hübsch anzusehen.
Das liegt hauptsächlich an den detailreichen Umgebungen, der dichten (wenn auch einfach gehaltenen) Flora, dem Raytracing und den atmosphärischen Wettereffekten, die zur drückenden Stimmung beitragen.
Besonders auffällig: Das Raytracing ist sowohl in den niedrigsten Einstellungen, als auch auf »Episch« von ähnlicher Qualität.
Auch wenn es nicht an Vorzeigespiele wie Alan Wake 2 herankommt und einige Details in den Reflexionen fehlen (unten auf dem Bild etwa der Baumstamm), sehen sie trotzdem gut genug aus, um sich beim Vorbeilaufen daran zu erfreuen.
Insgesamt entspricht die Grafik den Erwartungen an ein AA-Spiel, dessen Entwicklungszeit mit erheblichen Schwierigkeiten geprägt war – darunter die Invasion der Ukraine durch Russland.
Die vielen Probleme von Stalker 2
Wir müssen es klipp und klar sagen: Stalker 2 ist in keinem guten technischen Zustand – zumindest nicht die PC-Testversion, die uns vorab zur Verfügung gestellt wurde.
Das wohl größte Manko sind die massiven Frame-Einbrüche in manchen Gebieten. Das gilt vor allem für Areale mit vielen NPCs, also Städten und Außenposten. Hier sinken die FPS auf unserem Testsystem gerne von circa 70 auf 40 FPS im Durchschnitt. Dazu kommen dann noch heftige Ruckler.
Das ging auf unserem Testsystem mit einer RTX 2070 Super so weit, dass wir in manchen Städten mit gerade mal 10 FPS unterwegs waren und das Spiel nicht einmal mehr das Menü öffnen wollte.
Die problematischen NPCs erscheinen auch in der offenen Welt immer wieder in unmittelbarer Nähe unseres Charakters und helfen bei manchen Kämpfen.
Doch sie behindern uns eher dabei, da sie schon für Framedrops sorgen, wenn sie nur zu dritt sind. Man kann den Einbrüchen der Bildrate also kaum entkommen.
Auch in Kämpfen ohne freundliche NPCs stockt und hakt das Spiel vermehrt. So werden manche Kämpfe eher zur Last als zu einem spaßigen Spielelement.
Doch die Framedrops sind lange nicht alles. Auch die Frametimes sind teilweise sehr unregelmäßig und deutlich zu hoch.
Zur Erinnerung: Je niedriger und regelmäßiger die Frametime, desto besser das Spielgefühl. Denn die Frametime zeigt im zeitlichen Verlauf, wie lange die Berechnung der einzelnen Bilder dauert.
Probleme in Hülle und Fülle: Wenn nur die FPS sinken würden, hätten wir noch Hoffnung, dass die Entwickler mit einem Day-One-Patch aushelfen könnten. Doch die vielen weiteren Fehler lassen die Hoffnung mit jeder Stunde im Spiel weiter sinken.
Diverse Bugs stören den Spielverlauf und den Spielspaß. Darunter sind viele Waffen, die keinen Sound haben und NPCs, die rotierend gen Himmel aufsteigen.
Manchmal sind wir einfach im Boden stecken geblieben und konnten uns erst weiter bewegen, nachdem wir das Spiel minimiert und wieder geöffnet haben.
Regelmäßige Crashes sorgen zusätzlich für Frustration. Vor allem beim Laden von Spielständen gibt das Spiel gerne mal den Geist auf. Dann heißt es neu starten und wieder fünf bis zehn Minuten warten, bis die Shader kompiliert sind.
Flackern ist ein ständiger Begleiter. Egal, ob mit FSR, DLSS, XeSS oder TSR: Hauswände, Fenster, Schatten und Zäune flackern gerne und lenken dadurch ab. Außerdem ist die Renderdistanz mancher Elemante trotz hoher Einstellungen deutlich zu gering, wie ihr im folgenden Bild sehen könnt:
Seltsame Vorkommnisse: Zu allem Überfluss sind uns beim Testen einige Unstimmigkeiten aufgefallen. So läuft das Spiel auf unserem Testsystem mit der RTX 2070 Super besser, wenn man die hohen Grafik-Presets nutzt als mit den mittleren Einstellungen.
Zudem scheinen manche Upscaling-Presets keinen Leistungsunterschied zu machen, obwohl das der Fall sein sollte. Wenn wir etwa das TSR-Upscaling auf Performance stellen und anschließend auf UltraQuality, macht sich das bei der Performance kaum bemerkbar.
Das bringt uns zurück zur Frage vom Anfang.
Kann Stalker 2 noch gerettet werden?
Ganz klar, ja. Doch angesichts der Tatsache, dass sich die Fehler nur so häufen, ist sicher, dass Stalker 2 zum Release nicht gut spielbar sein wird.
Wir hoffen auf schnelle Patches, die zumindest die Performance in den belebten Gegenden des Spiels und in Kämpfen deutlich verbessern, denn das ist aktuell das größte Problem von Stalker 2.
Auch das regelmäßige Ruckeln in Kämpfen sollte schleunigst behoben werden, bevor ihr den vollen Preis für das Spiel bezahlt.
Sind bereits Patches angekündigt? Ja, es soll ein Day-One-Patch erscheinen, der sich hoffentlich einiger der vorgestellten Probleme annimmt. Doch wann er genau kommt und wie viele Fehler und Performance-Probleme er beheben kann, ist momentan nicht bekannt.
Wie es im besten Fall laufen kann, wenn Spiele sich technisch gut weiterentwickeln, besprechen wir im folgenden Video:
Fazit der Redaktion
Stalker 2 ist momentan nur für absolute Hardcore-Fans geeignet, die wissen, worauf sie sich einlassen. Auch starke Hardware wird nötig sein, um den Titel von Anfang halbwegs akzeptabel spielen zu können.
Ansonsten heißt es wohl warten, denn die massiven FPS-Probleme und Ruckler in manchen Gebieten müssen dringend behoben werden, bevor die meisten von uns Spaß mit dem Titel haben können.
Wartet also lieber noch auf ein paar Patches ab und schaut, ob sich der Zustand verbessert.
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