Datenschutz: Klauen Shopping-Apps wie Temu persönliche Informationen?

Handyapps sind manchmal sehr viel neugieriger als sie sein sollten. Doch wie sieht das im Falle von Temu aus? Welche persönlichen Daten werden gesammelt und ist es gefährlich?

Wie sieht die Datenschutzlage bei der Shopping-App Temu aus? (Bild: Tada Images - adobe.stock.com) Wie sieht die Datenschutzlage bei der Shopping-App Temu aus? (Bild: Tada Images - adobe.stock.com)

Welche und wie viele Daten wir von uns preisgeben, ist eine wichtige Entscheidung, die uns manchmal zu schnell von Apps auf dem Handy abgenommen wird. Einige Software ist ausgesprochen neugierig und verlangt Zugriff auf Daten, die sie eigentlich nichts angehen sollten.

Gerade Shopping-Apps sind sammelwütig. Name, Adresse, Bankdaten, Vorlieben: All das wird gespeichert, vornehmlich, um das Einkaufserlebnis zu verbessern. Darüber hinaus werden China immer wieder Spionagevorwürfe gemacht, zuletzt bei seiner aus dem Google Play Store verbannten e-Commerce-App Pinduoduo.

Doch wie sieht es im Fall mit Temu aus? Sammelt die App mehr als sie sollte? Und vor allem: Welche Daten von euch sind das?

Was Temu überhaupt ist und ob man der Billigshopping-App grundsätzlich vertrauen kann, haben wir hier für euch zusammengefasst:

Temu verlangt Zugriff auf viele Daten

Der Anbieter geht transparent damit um, welche Informationen er über euch mittels seiner App sammelt. Werfen wir daher einen Blick auf die Datenschutzbestimmungen von Temu.

Unter der Zwischenüberschrift Persönliche Informationen, die wir sammeln und behalten gibt es eine ganze Liste an Punkten, 22 an der Zahl. Dazu gehören unter anderem:

  • Kontaktdaten wie Namen, E-Mail-Adressen und Telefonnummer
  • Demographische Informationen wie Geschlecht, Geburtstag und Wohnort
  • Profildaten wie biographische Daten, Konten in sozialen Netzwerken und Interessen

Temu gibt auch an, Daten von Drittanbietern zu sammeln. Die App sieht zum Beispiel, mit welchem Netzwerk ihr verbunden seid, Protokolle der Geräteleistung, Browsertyp, CPU-Auslastung und mehr. 

Darüber hinaus speichert die Software Daten über Websites, die ihr besucht habt, sowie wie lange die Zugriffs- und Browsing-Zeiten waren.

Ist das ungewöhnlich? Nein, viele Apps sammeln Daten von Drittanbietern. Darüber hinaus legt Temu über Datenschutzbestimmungen offen, welche persönlichen Informationen gespeichert werden. Mit der Erstellung eines Accounts stimmt ihr diesen zu. Besser macht es das natürlich nicht.

Ganz ähnlich lesen sich im Übrigen die Datenschutzmaßnahmen von Shein, Wish und auch Amazon. Es ist allgemeine Praktik, die persönlichen Informationen seiner Käufer auszulesen und zu verwerten, was weder eine Entschuldigung ist, noch es gangbarer macht.

Was sagen Experten dazu?

Nach einem Bericht von CNBC wurden Temu bereits Datenschutzrisiken vorgeworfen. Der Grund: Die Schwester-App Pinduoduo derselben Firma (PDD Holdings) wurde im März aus dem Google Play Store entfernt.

Es wurde festgestellt, dass die Malware in Pinduoduo spezifische Schwachstellen von Android-Handys ausnutzt um Sicherheitsberechtigungen des Benutzers zu umgehen, auf private Nachrichten zuzugreifen, Einstellungen zu ändern, Daten von anderen Apps einzusehen und die Deinstallation zu verhindern.

Pinduoduo forderte nicht weniger als 83 Berechtigungen ein, fast viermal so viel wie Temu. Daraufhin identifizierte Google diese als bösartige App und forderte Nutzer auf, sie zu deinstallieren. Der chinesische Online-Händler bestritt die Behauptungen.

Auch in Apples App Store findet sich nur noch die chinesische Version von Pinduoduo - mit entsprechend schlechter Bewertung. Auch in Apples App Store findet sich nur noch die chinesische Version von Pinduoduo - mit entsprechend schlechter Bewertung.

Experten wie Sean Duca, Vizepräsident des Cybersicherheitsunternehmen Palo Alto Networks, betrachten die Sammelwut mir Argwohn.

Ich persönlich würde nicht wollen, dass meine biometrischen Daten irgendwo anders als auf meinem Gerät gespeichert werden […] Biometrische Daten sind viel wertvoller als alles andere, weil ich meinen Fingerabdruck im Gegensatz zu Passwörtern nicht einfach ändern kann.

Duca, Vizepräsident des Cybersicherheitsunternehmen Palo Alto Networks

Kritisch betrachtet er auch Informationen zum Netzwerk. Das Unternehmen braucht diese nicht und Hinweise darüber können für Kriminelle sehr lukrativ sein. Wieso also sollte die App solche Daten speichern?

Trotzdem winken Experten die Temu-App durch. Daniel Thanos, Vizepräsident und Leiter von Arctic Wolf Labs, der Abteilung für Bedrohungsanalysen des Cybersicherheitsunternehmens Arctic Wolf trifft eine klare Aussage:

Es gibt keine Berichte über bösartige Funktionen, die in den offiziellen Play-, App Store- oder Drittanbieter-Versionen von Temu vorhanden sein sollen. Die bei der Pinduoduo-Malware verwendeten Schlüssel sind nicht dieselben, die zum Signieren der Temu-App verwendet werden.

Daniel Thanos, Vizepräsident und Leiter von Arctic Wolf Labs, der Abteilung für Bedrohungsanalysen des Cybersicherheitsunternehmens Arctic Wolf

Ein Analyst im Artikel von CNBC gab sogar zu verstehen, dass er Social-Media-Plattformen generell kritischer betrachtet als Shopping-Apps.

Temu lockt mit spotbilligen Angeboten. Temu lockt mit spotbilligen Angeboten.

Wie vorsichtig solltet ihr sein?

Persönliche Daten sind immer eine delikate Angelegenheit. Das finden auch viele andere Menschen, weswegen vor zwei Tagen in den USA eine Sammelklage gegen Temu eingereicht wurde. Das schreibt Top Class Action, eine Newsseite über Recht in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Kläger behauptet, Temu habe seine Sicherheitsrichtlinien gelockert, was den systematischen Diebstahl von persönlichen und finanziellen Daten seiner Kunden ermöglicht oder zumindest erleichtert.

Das deckt sich mit einer Aussage von CNN, wonach Pinduoduo ein Team aus Entwicklern und Produktmanagern zerschlagen hat, nachdem Google die App aus seinem Play Store entfernt hat. Das war bereits im März 2023.

Ein Großteil des Teams wurde versetzt und arbeitet nun an Temu.

Wie empfehlen deshalb, Änderungen der Datenschutzmaßnahmen im Auge zu behalten, wenn ihr die App regelmäßig nutzt.

Fazit

In erster Linie ist Temu nicht datenhungriger als andere (Shopping-)Apps. Mit der Account-Erstellung und der damit verbundenen Zustimmung der Datenschutzmaßnahmen, akzeptiert ihr das Vorgehen des Unternehmens. Für uns ist das heute Standard, es sollte allerdings stets hinterfragt werden.

Mit seinen 22 Punkten in den Datenschutzrichtlinien sticht Temu nicht negativ hervor - oder zumindest nicht negativer als Shops wie Shein, Wish oder Amazon. Experten sprechen der e-Commerce-Plattform eine dedizierte Gefahr ab, zweifeln aber das Datensammeln von Apps als solches an.

Persönliche Daten können einen Fundus für Cyber-Kriminelle bieten, die persönliche Informationen gegen ihre Besitzer verwenden, um ihnen zu schaden.

Obwohl Temu nicht im Fokus steht, wurde eine Sammelklage bezüglich des Umgangs mit persönlichen Daten gegen die Plattform eingereicht, deren Ausgang dato noch offen ist.

Zieht man in Betracht, dass die Schwestern-App Pinduoduo von Google aus dem Play Store verbannt wurde, bleibt ein schaler Geschmack zurück.

Es gilt deshalb wie immer: Seid vorsichtig, wem ihr eure Daten anvertraut.

So billig die Angebote von Temu auch sein mögen, nichts kommt ohne Preis. Wie sieht es bei Billigshopping-Apps mit Greenwashing und Menschenrechten aus

Mit Psychologin Jolina Bering haben wir über die perfiden Tricks dieser Apps geredet und wie ihr euch wehren könnt.

Es stellt sich heraus, dass Temu nicht mehr persönliche Informationen speichert als andere Apps vom gleichen Schlag. Das macht die Datensammelwut als solches allerdings nicht besser. Wie geht ihr mit euren persönlichen Daten um? Akzeptiert ihr Cookies im Browser oder lasst ihr alles unter Verschluss?

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