Keine Sorge, es ging mir bis vor Kurzem genauso wie euch. Ich habe also nie zuvor ausprobiert, eine Rolle Klopapier in den Kühlschrank zu legen. Warum auch?
Für alle, die eine Kurzfassung zu dem Thema wollen, kann ich eines direkt sagen:
- Meinem jüngsten Selbstversuch nach zu urteilen gibt es keinen guten Grund dafür, Klopapier in den Kühlschrank zu legen.Das bestätigen auch die Hersteller Bosch und Liebherr auf meine Anfrage hin. Macht also einfach genauso weiter, wie bisher.
- Dass es diesen Artikel gibt, hängt gleichzeitig damit zusammen, dass der Vorschlag mit der Toilettenpapierrolle tatsächlich auf der Webseite Tudo Gusto gemacht wird. Daher stammt auch das Zitat aus der Überschrift dieses Artikels.
- So unsinnig es spontan auch klingt, so neugierig hat mich das dann doch irgendwie gemacht. Zumal ich stark riechenden Käse sehr gerne mag und meine Frau den Gestank im Kühlschrank hasst – und das ist genau einer der Punkte, bei denen das Klopapier angeblich helfen soll.
Ein Kühlschrank der besonderen Art: Sehen, was drin ist, ohne ihn zu öffnen
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Was das Toilettenpapier bringen soll
Folgende vermeintliche Vorzüge von Toilettenpapier im Kühlschrank nennt der oben verlinkte Artikel:
- Gerüche: Es soll helfen, unangenehme Gerüche, die im Gerät eingeschlossen sind, zu lindern und zu entfernen. Dies liege daran, dass das Papier eine hohe Absorptionskraft besitze und dadurch übel riechende Partikel in der Luft einfangen könne.
- Konservierung: Dieser Trick trage auch dazu bei, Lebensmittel besser zu konservieren, da er überschüssige Feuchtigkeit absorbiere.
- Energieverbrauch: Durch die Reduzierung der Wasserpartikel solle außerdem die Eisbildung verringert und somit auch ein erhöhter Stromverbrauch vermieden werden.
Um all das zu erreichen, empfiehlt Tudo Gusto, die Rolle ganz hinten im Kühlschrank aufzubewahren und sie alle drei Wochen wechseln. Gesagt, getan! Zumindest den ersten Teil davon.
Mein Kühlschrank, das Toilettenpapier & Ich
Mein Selbstversuch mit dem Klopapier sollte es der gekühlten Rolle nicht zu leicht machen. Daher habe ich mir besonders intensiv riechenden Käse besorgt (siehe das Bild oben) und ihn offen im Kühlschrank gelagert.
Außerdem habe ich mir angeschaut, wie viel Feuchtigkeit an den Rückwänden vorher und nachher zu sehen war (siehe die Vergleichsbilder unten).
Damit kann ich euch zwar letztlich nur subjektive Eindrücke bieten und der Kühlschrank war auch nicht stets genau gleich befüllt. Aber das Fazit, dass das Toilettenpapier keinerlei spürbare Auswirkungen hat, steht nach dem Test dennoch für mich fest.
Ich selbst kann also auf Basis meiner Erfahrungen nur sagen, dass der Geruch des Käses kein bisschen weniger geworden ist und auch bei der Wasserbildung oder in anderen Bereichen habe ich keinerlei Unterschiede bemerkt.


Bei der Bildung von Wassertropfen an der Rückseite habe ich nach fünf Tagen mit Klopapierrolle keinen nennenswerten Unterschied festgestellt.
Was sagen Kühlschrank-Hersteller dazu?
In ein ähnliches Horn wie ich blasen auf meine Anfrage hin auch Bosch und Liebherr. Letztere warnen wegen möglicher Schimmelbildung sogar davor, dem Tipp von Tudo Gusto zu folgen (zumindest mit Blick auf die Zeit von drei Wochen bis zum Wechsel der Rolle).
Ich wäre allerdings auch sehr überrascht gewesen, wenn mir ausgerechnet die Hersteller von modernen Kühlschränken bestätigt hätten, dass es sich lohnt, eine Rolle Klopapier dort hineinzulegen.
Die vollständigen Antworten will ich euch trotz des unvermeidbaren PR-Sprechs darin nicht vorenthalten. Bitte sehr!
Boschs Antwort
Was den Einsatz von Toilettenpapier im Kühlschrank-Innenraum betrifft, so würde ich bei Geruchsbildung zu einer gründlichen Reinigung des Innenraums raten – auch und vor allem aus hygienischen Gründen. Bei stark riechenden Lebensmitteln wie etwa Käse, empfehlen wir eine Lagerung in einer dafür vorgesehenen Box.
Ein gewisses Maß an Feuchtigkeit ist im Kühlschrank gewünscht, um Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Gemüse oder Obst deutlich länger haltbar zu machen. Diese Feuchtigkeit findet aber nur in extra dafür vorgesehenen Bereichen/Schubladen statt. Um überflüssige Feuchtigkeit (und vor allem in den falschen Zonen) und dadurch die Eisbildung im Kühlschrank zu vermeiden und eine konstant gleichbleibende Energieeffizienz zu gewährleisten, ist unsere No-Frost-Technologie mittlerweile breit in unserem Sortiment verbaut.
Liebherrs Antwort
Unsere Geräte haben einen FreshAir-Aktivkohlefilter, damit herrscht im Innenraum immer frische Luft. Der Filter befindet sich direkt am Luftstrom im Ventilatorgehäuse und neutralisiert Gerüche weitestgehend. Die Anzeige des Geräts erinnert an einen Filterwechsel.
Für die optimale Lagerung unterschiedlicher Lebensmittel, haben wir (bereits 1991) BioFresh entwickelt: Die Kombination aus perfekter Temperatur und idealer Luftfeuchtigkeit hält Lebensmittel bis zu 5x länger frisch. Die Temperatur in den BioFresh-Fächern beträgt nahezu 0° C. Für Obst und Gemüse ist eine hohe Luftfeuchtigkeit sinnvoll – sofern sie unverpackt eingelagert werden. So bleiben Nährstoffe und Vitamine möglichst lange erhalten. Die längere Haltbarkeit sorgt auch dafür, dass Lebensmittel bei richtiger Lagerung nicht so schnell verderben und seltener entsorgt werden müssen. Auch Fleisch und Fisch können gemäß ihren Lagerbedingungen optimal aufbewahrt werden – z.B. im BioFresh Meat & Diary-Fach oder im Fish & Seafood Safe, dort lagert Fisch wie Lachs unter optimalen Temperaturen von -2 °C, wodurch er sogar bis zu 4 Tage lang frisch bleibt.
Die Bildung von Wasserpartikeln ist erstmal nicht ausschlaggebend für den Energieverbrauch. Der Verdampfer im Gerät aktiviert sich immer dann, wenn er eine Erhöhung der Innenraumtemperatur feststellt (zum Beispiel durch Öffnen/Schließen der Gerätetür) und die eingestellte Kühltemperatur wieder herstellen will - dies bedarf Energie.
Allein aus hygienischen Gründen würden wir [...] nicht empfehlen, eine Toilettenpapierrolle im Kühlschrank neben [...] Lebensmitteln aufzubewahren und diese dort drei Wochen zu belassen. Denn, wie Sie schon meinten, nimmt sie Feuchtigkeit auf und kann dadurch einen Herd für Bakterien bilden.
Was am Ende bleibt
Zwei spürbare Auswirkungen hat das Toilettenpapier im Kühlschrank dann aber zugegebenermaßen doch: Zum einen hatte ich dadurch etwas weniger Platz, zumal ich ja – abenteuerlustig und verrückt, wie ich nun mal bin – gleich zwei verschiedene Rollen hineingelegt habe.
Zum anderen könnte es im Sommer für eine ungewohnte Erfrischung auf der Toilette sorgen. Das probiere ich sofort aus, wenn irgendwann mal wieder 30 Grad bei uns sind. Aber keine Sorge: einen Artikel dazu mit Fotos schreibe ich dann nicht.
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