Arbeitsspeicher kostenlos erweitern? So funktioniert virtueller RAM bei Android-Smartphones

Viele Android-Handys bieten euch die Option den Arbeitsspeicher des Gerätes kostenlos zu erweitern. Wir klären was »virtueller RAM« ist und ob ihr ihn aktivieren solltet.

Viele Android-Handys verfügen inzwischen über eine Option, den Arbeitsspeicher des Gerätes auf Knopfdruck zu erweitern. Aus 8 GByte RAM werden schnell 16 GByte. Wie das funktioniert und ob es sinnvoll ist, erklären wir euch hier. 

Was ist virtueller RAM?

Was ist RAM? RAM (Random Access Memory) ist ein flüchtiger Speicher in Computern und Smartphones, der Daten und Programme temporär speichert, um schnellen Zugriff und effiziente Verarbeitung zu ermöglichen. Im Gegensatz zu permanentem Speicher wie Festplatten oder SSDs verliert RAM seine gespeicherten Informationen, wenn das Gerät ausgeschaltet wird. 

Der »virtuelle RAM« heißt so, weil er physisch nicht wirklich auf eurem Gerät existiert. Zusätzlich zu eurem echten Arbeitsspeicher wird ein Teil des Flash-Speichers, also der interne Speicher von eurem Handy, als zusätzlicher RAM reserviert. 

Es gibt Handys, die mit einer hohen RAM-Zahl vermarktet werden, obwohl sie in Wahrheit weniger haben. Da muss man die Augen für kleingedrucktes offen halten. (Bild: Doogee) Es gibt Handys, die mit einer hohen RAM-Zahl vermarktet werden, obwohl sie in Wahrheit weniger haben. Da muss man die Augen für kleingedrucktes offen halten. (Bild: Doogee)

Wo finde ich die Option auf meinem Handy? Leider benennt jeder Hersteller das Feature anders und auch nicht jedes Android-Handy hat es. Geht am besten in eure Einstellungen-App und sucht nach folgenden Begriffen:

  • RAM-Erweiterung
  • RAM Plus
  • Virtueller RAM
  • Dynamic RAM Expansion 

In den meisten Fällen versteckt sich die Option unter »Einstellungen« → »System«. 

Wie funktioniert der Smartphone-RAM?

Es gibt drei Arten von Speicher auf eurem Android-Handy:

  • RAM
  • Interner Speicher
  • zRAM 

zRAM ist ein Bereich im RAM, der komprimierte Daten mit niedriger Priorität speichert, um Platz für aktive Apps zu schaffen und für den virtuellen RAM am interessantesten. Dazu gleich mehr.

Paging-Verfahren: Beim Paging wird der RAM in kleine Einheiten, sogenannte »Pages«, aufgeteilt. Diese Seiten sind meistens etwa 4 KB groß. Dabei unterscheiden wir zwei verschiedene Kategorien:

  • »Clean Pages«: unveränderte Daten, die auch im Speicher vorhanden sind 
  • »Dirty Pages«: veränderte Daten, die sich ständig ändern

Beispiele: 

  • Clean Pages: Apps wie Instagram oder WhatsApp nutzen »clean pages« und bleiben statisch im Hintergrund. Wenn Ihr von Instagram zu WhatsApp wechselt, bleibt Instagram im RAM erhalten, aktualisiert sich jedoch nicht, bis ihr es erneut öffnet. Das spart Systemressourcen.
  • Dirty Pages: Musik-Streaming-Apps und YouTube nutzen »dirty pages«, da sie kontinuierlich Daten verarbeiten. Diese Apps bleiben dynamisch im Hintergrund und werden in den zRAM komprimiert, um Platz im eigentlichen Arbeitsspeicher zu sparen.

Musik-Streaming-Apps gehören zu jenen, die mit »dirty pages« im zRAM verweilen. Hier »kann« virtueller RAM aushelfen. Musik-Streaming-Apps gehören zu jenen, die mit »dirty pages« im zRAM verweilen. Hier »kann« virtueller RAM aushelfen.


Das Betriebssystem kann »clean pages« entfernen, wenn sie nicht mehr benötigt werden, um Platz im RAM freizugeben. »Dirty pages«, die dynamische Daten enthalten, müssen im RAM bleiben oder werden in den zRAM verschoben und komprimiert.

Hier kommt der virtuelle RAM ins Spiel: Das Handy erstellt eine Partition im internen Speicher, die wie zRAM für »dirty pages« funktioniert, um den RAM virtuell zu »erweitern«. Das erhöht jedoch nicht den physischen RAM von eurem Handy.

Wie sinnvoll ist virtueller RAM?

Gerade bei Einsteiger-Handys, die meistens mit weniger RAM ausgestattet sind, kann das Aktivieren von virtuellem RAM helfen, die Alltagsperformance des Gerätes aufrechtzuerhalten, wenn man etwa YouTube-Videos anschaut und währenddessen durch soziale Medien scrollt. 

Der virtuelle RAM wird euch allerdings keinen Boost bei der Leistung von Apps und Spielen liefern. Wir haben das hier an zwei Benchmarks mit dem Nothing Phone 2 veranschaulicht. Dabei haben wir das Handy einmal mit 8 GByte erweiterten RAM und einmal ohne getestet – die Ergebnisse sind wenig überraschend fast identisch.

Benchmark12 GByte RAM12 + 8 GByte RAM
Geekbench 6 CPUSingle Core: 1.738
Multi Core: 4.267
Single Core: 1.740
Multi Core: 4.543
3D Mark Wild Life Extreme2.4742.480
Nothing Phone 2 mit 12 GByte RAM.

Teurere Handys haben meist genügend RAM, weshalb sie oft ohne die Option für virtuellen RAM auskommen. 

Welche Nachteile hat virtueller RAM? Das Feature sorgt dafür, dass euer Flash-Speicher dauerhaft beschrieben und gelesen werden muss, was die Lebensdauer verkürzen kann. Außerdem habt ihr natürlich etwas weniger Speicherkapazität verfügbar. 

Solltet ihr virtuellen RAM aktivieren?

Wenn ihr mit der Alltagsperformance von eurem Handy zufrieden seid, könnt ihr das Feature ohne Bedenken einfach deaktiviert lassen. 

Solltet ihr ein Handy besitzen, das mit nur sehr wenig RAM ausgestattet ist (4 GByte oder sogar weniger), dann kann sich das Aktivieren lohnen. 

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