Fotografen sagen gerade den berühmt schlechten Promi-Bildern auf Wikipedia den Kampf an

Wikipedia-Einträge von Prominenten haben häufig nur unvorteilhafte Porträtfotos. Die Organisation »WikiPortraits« will dem entgegenwirken.

Die Organisation »WikiPortraits« macht es sich zur Aufgabe, schlechte Wikipedia-Porträts zu ersetzen. Die Organisation »WikiPortraits« macht es sich zur Aufgabe, schlechte Wikipedia-Porträts zu ersetzen.

Vielleicht kennt ihr das Phänomen: Ihr landet über eine Google-Suche zu einer Person auf Wikipedia (oder geht direkt über die Webseite) und werdet erst einmal von einem bestenfalls unvorteilhaften Porträtfoto der Persönlichkeit begrüßt.

Seit Jahren ist die Online-Enzyklopädie für ihre oft minderwertigen oder vollkommen veralteten Prominentenbilder berüchtigt; mittlerweile mündete dies in einem eigenen Instagram-Profil »BadWikiPhotos«, das verschiedene schlechte Aufnahmen sammelt.

Doch eine wachsende Gemeinschaft engagierter Fotografen arbeitet aktiv daran, diesen Missstand zu beheben: Die Initiative WikiPortraits hat es sich zur Aufgabe gemacht, qualitativ hochwertige, frei nutzbare Porträtfotos zu erstellen.

»Um Gottes willen, bitte nimm dieses Foto herunter«

Wenn Jeremy Strong, Star der erfolgreichen Serie »Succession«, seinen eigenen Wikipedia-Eintrag aufruft, muss er nicht mehr mit einem veralteten Foto von 2014 leben. Als der Fotograf Jay Dixit ihn bei einer Filmvorführung in New York traf und fragte, ob er ein neues Porträt von ihm für Wikipedia anfertigen dürfe, reagierte Strong trotz der Ablehnung seines Publizisten ausgesprochen positiv: »Um Gottes willen, bitte nimm dieses Foto herunter.«

Wikipedia-Porträt Vorher Wikipedia-Porträt Nachher Wikipedia-Porträt Vorher Wikipedia-Porträt Nachher

Diese Anekdote steht beispielhaft für ein Problem, das auch Prominente betrifft: die mangelhafte visuelle Repräsentation auf der meistgenutzten Wissensplattform des Internets.

Das Problem liegt in der DNA von Wikipedia selbst. Die Enzyklopädie basiert auf dem Prinzip des freien Wissens, sodass alle dort verwendeten Medien unter freien Lizenzen stehen müssen.

Da professionelle Fotografen ihre Werke kommerziell verwerten möchten, finden hauptsächlich Amateuraufnahmen oder flüchtige Schnappschüsse von Veranstaltungen ihren Weg in die Wikipedia-Artikel. So kommt es zu bizarren Situationen:

  • Der Schauspieler Jay O. Sanders wird mit einem Foto aus einer altgriechischen Theaterproduktion von 2009 dargestellt.
  • Beim Fußballspieler Kyle Bartley scheint ein Schiedsrichterfinger in seinem Mund zu stecken
  • Die Schauspielerin Jeanne Tripplehorn, die 2009 für ihre Darstellung von Jackie Kennedy im Film Grey Gardens mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, wird mit einem Bild aus dem Jahr 1992 repräsentiert.

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»Wir haben das schon seit längerer Zeit im Hinterkopf gehabt«, erklärt Kevin Payravi, einer der Initiatoren von WikiPortraits gegenüber 404Media. »Im Jahr 2024 haben wir beschlossen, aus der Idee Wirklichkeit werden zu lassen.«

Der entscheidende Startpunkt war das Sundance Filmfestival 2024, wo die Gruppe erstmals systematisch ein Porträtstudio einrichtete und Prominente für Wikipedia fotografierte. Seither haben die WikiPortraits-Fotografen bei rund zehn internationalen Festivals und Preisverleihungen fast 5.000 frei lizenzierte Porträtaufnahmen erstellt.

Zwischen Fotostudios und roten Teppichen

Bei Großveranstaltungen wie dem Sundance Festival, SXSW oder den Filmfestspielen in Cannes sind die freiwilligen WikiPortraits-Fotografen mit zwei unterschiedlichen Strategien präsent: Einerseits betreiben sie temporäre Fotostudios, in denen Prominente gezielt für professionelle Porträtaufnahmen posieren können.

Andererseits sind sie auch an den roten Teppichen unterwegs, wo spontane, aber dennoch qualitativ hochwertige Aufnahmen entstehen.

»Unsere Priorität ist natürlich Wikipedia«, betont Payravi. Das Team analysiert vor jeder Veranstaltung systematisch, welche teilnehmenden Persönlichkeiten bereits einen Wikipedia-Artikel besitzen, aber noch kein Foto oder nur ein minderwertiges Bild haben. Diese Personen stehen dann ganz oben auf der Liste der Fotokandidaten.

Das Konzept von WikiPortraits steht im direkten Gegensatz zum traditionellen Fotogeschäft. Während kommerzielle Fotografen ihre Bilder an Agenturen wie Getty Images verkaufen, die wiederum Medien und Verlage beliefern, funktioniert das WikiPortraits-Modell genau umgekehrt: Die Fotografen verzichten bewusst auf ihr Urheberrecht und stellen ihre Werke unter eine Creative-Commons-Lizenz, die eine freie Nutzung ermöglicht.

Eventzugänge und Finanzierung als Herausforderung

Da WikiPortraits keine etablierte Nachrichtenagentur ist, gestaltet sich die Akkreditierung für Veranstaltungen manchmal schwierig. Die Grace Hopper Celebration of Women in Computing beispielsweise lehnte im vergangenen Jahr einen Antrag mit der Begründung ab, dass nur »redaktionelle Medien« zugelassen seien.

Andere Veranstalter zeigen sich hingegen aufgeschlossener. »Wikipedia selbst ist eine sehr starke Marke«, erläutert Payravi. »Wenn wir nach unserer Reichweite gefragt werden, können wir mit mehreren Milliarden Nutzern antworten – das überzeugt in der Regel.«

Die Finanzierung bleibt ein ständiger Balanceakt. Die Fotografen bringen nicht nur ihre professionelle Ausrüstung mit, sondern tragen häufig auch die Kosten für Anreise und Unterkunft selbst. Zwar erhält das Projekt gelegentlich Schnellzuschüsse von der Wikimedia Foundation und privaten Unterstützern, doch wie Payravi betont, arbeitet man grundsätzlich »sparsam«.

Ricoh GR III
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Mehr als nur bessere Bilder: Ein Beitrag zur digitalen Vielfalt

Die WikiPortraits-Initiative verfolgt neben der Verbesserung der Bildqualität noch ein weiteres wichtiges Ziel: die Erhöhung der Diversität in der visuellen Darstellung. »Kevin und Jenny versuchen ständig, Wege zu finden, um die Diversitäts-Blindstellen in Wikipedia anzugehen und zu korrigieren«, erklärt Sriya Sarkar, eine Videografin, die bereits drei Festivals für WikiPortraits dokumentiert hat.

  • Das Problem reicht über die reine Bildqualität hinaus: Bemerkenswerte Persönlichkeiten aus unterrepräsentierten Gruppen sind in Wikipedia generell seltener vertreten.
  • Die gezielte Fotografie dieser Personen trägt somit nicht nur zur Verbesserung bestehender Artikel bei, sondern kann auch die Erstellung neuer Einträge anregen und so die Diversität der gesamten Plattform erhöhen.

Die Auswirkungen von WikiPortraits reichen mittlerweile weit über Wikipedia hinaus. Im Januar 2025 wurden laut Payravi über 1.500 WikiPortraits-Fotografien auf Artikeln verwendet, die zusammen 140 Millionen Aufrufe erzielten.

Zahlreiche Nachrichtenorganisationen weltweit – darunter CNN Brasil, Times of Israel und viele kleinere, nicht-englischsprachige Medien – greifen inzwischen auf den frei verfügbaren Bilderfundus zurück. »Es hat sich zu einer Art Mini-Fotoagentur entwickelt, die für Organisationen zugänglich ist, die sich Getty Images nicht leisten können«, erklärt Jennifer 8. Lee, Mitbegründerin von WikiPortraits.

Zukunftsperspektiven: Expansion jenseits der Filmwelt

Nach dem erfolgreichen Start im Jahr 2024 mit Fokus auf Filmfestivals plant WikiPortraits nun eine thematische Expansion. »Wir möchten eine größere Vielfalt an Veranstaltungen abdecken«, erklärt Payravi. Auf der Agenda stehen Events wie das Jaipur Literature Festival ebenso wie Technologiekonferenzen – die CES in Las Vegas wurde im vergangenen Januar bereits von WikiPortraits-Fotografen besucht.

Mit mehr als 30 aktiven Fotografen wächst das Netzwerk stetig. Die internationale Verbreitung der Bilder in Wikipedia-Versionen in über 120 Sprachen zeugt von der globalen Relevanz der Initiative.

  • »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte«, resümiert Payravi. »Das Bild, das als erstes in den Google-Suchergebnissen erscheint, stammt meist von Wikipedia – das ist das, was die Menschen zuerst sehen und womit sie dich identifizieren.«
  • Gleichzeitig ermöglicht das Projekt ambitionierten Fotografen, ihre Arbeit einem Millionenpublikum zu präsentieren. »Es ist ein wirklich erfüllender Weg für einen Amateurfotografen wie mich, etwas zurückzugeben und zu sehen, wie meine Fotografien genutzt werden«, schildert Payravi seine persönliche Motivation.
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