Auf dem Weg zur Perfektion

 Zugegeben, anfangs dachte ich, der ich hauptsächlich (beziehungsweise fast nur) Ego-Shooter spiele: Minecraft? Häh? Laaaaangweilig! Aber...

von Bakefish am: 20.12.2013

 Zugegeben, anfangs dachte ich, der ich hauptsächlich (beziehungsweise fast nur) Ego-Shooter spiele: Minecraft? Häh? Laaaaangweilig! Aber irgendwann kann man ja schließlich der Versuchung nicht widerstehen- und ich muss sagen: Respekt, Mojang, verdammt gute Arbeit! Ich werde in der Rezension zwischen Survival-Modus und Creative-Modus unterscheiden und dann nochmal kurz auf den Mehrspieler eingehen.

Survival-Modus

Irgendwo im Nirgendwo

Anfangs starten wir mit nichts weiterem als der Faust bewaffnet im Niemandsland, aus Blöcken zusammengesetzt. Sand, Dreck, Stein, Holz- alles Blöcke. Was genau uns da vorgesetzt wird, entscheidet das Biom, in welchem wir starten. In Minecraft gibt es etliche Biome, welche alle ihrer Besonderheiten haben. Sind die Prärien von vielen Blumen bewachsen, kann man die Regenwälder vor lauter Bäumen kaum erkennen. In der Tundra muss man sich mit Wölfen herumschlagen und in der Wüste warten geheimnisvolle Pyramiden darauf, entdeckt zu werden. Zurück zu uns. Was ist unsere Mission? Gibt es eine Story? Vorerst nicht, erst einmal müssen wir eine Basis errichten. Mit der blanken Faust prügeln wir auf den nächsten Baum ein, bis er uns sein Holz gibt und basteln uns daraus Bretter- welche wir wiederum gleich weiterverarbeiten können. Und damit zum wichtigsten System des gesamten Spiels: Dem Crafting. Dieses ermöglicht es uns, etliche Gegenstände aus gewissen „Zutaten“ herzustellen, wenn wir diese in einer bestimmten Anordnung entweder in unserem eigenen Craftingfeld (mit welchem der Spieler startet) oder einem so genannten „Craftingtable“ zusammensetzen. Anfangs setzen wir damit nur das bedürftigste Werkzeug zusammen: Mit einer Axt hackt sich Holz schneller, eine Spitzhacke ist praktisch für etwas härtere Stoffe, mit einer Schaufel graben wir uns durch Dreck und Sand und mit einem Schwert rücken wir Feinden und Tieren zu Leibe. So viel dazu. Das nötigste Zeug ist zusammengesetzt, aber schon recht schnell wird klar, dass das Holzschwert und die Holzaxt nicht viel taugen. Zudem knurrt der Magen. Und es wird langsam Nacht, es dauert also nicht mehr lange, bis fiese Monster irgendwo in der Gegend auftauchen. Also bauen wir uns aus den Bretterblöcken fix ein Haus zusammen, was dank dem Blockaufbau und der einfachen Maussteuerung blitzschnell und sauber gelingt. Holz ist nur das Anfangsmaterial, aus welchem wir Werkzeuge zusammensetzen. Dummerweise nutzen sich Werkzeuge mit der Zeit ab und gehen kaputt, wir brauchen also bessere Materialien. Also schultern wir die Spitzhacke, hacken Steine, craften uns daraus neues Werkzeug und gehen anschließend in eine der vielen Höhlen. Denn in Höhlen befinden sich Kohle und Eisen. Eisen brauchen wir hauptsächlich für robustes Werkzeug, Kohle beispielsweise zum Schmelzen von Erzen, die wir ausgraben, Glasherstellung oder Braten von Fleisch. Apropos- dem Hunger müssen wir auch entgegenkommen. Zum Glück watscheln Schweine, Kühe und Hühner durch das Blockland und warten nur darauf, zubereitet zu werden. Auch kann man dafür Weizen anbauen (wofür man sich allerdings eine Hacke craften muss) oder einfach suchen…

Und los geht´s

Bald schon ist das Haus mit Ofen, Craftingtable und Vorratskiste zusammengebaut, eine kleine Weizenfarm liegt daneben, vielleicht haben wir es sogar geschafft, Tiere anzulocken. Etwas Eisen liegt auf Vorrat bereit oder Zeug allgemein, welches wir überall in der Umgebung entdeckt haben. Grundlegende Dinge sind also getan. Und nun? Noch sind wir nicht fertig. In Minecraft erreichen wir praktisch stufenweise immer mehr Macht. So finden wir in einer Mine bald schon Diamanten, sehr selten, aber auch sehr effizient. Nur mit Diamantenspitzhacken können wir Obsidianblöcke kaputthauen, diese wiederum brauchen wir, um ins „Nether“, eine Arte Unterwelt der normalen Blockwelt, zu gelangen. Und daraus holen wir dann gewisse Dinge, die wir beispielsweise brauchen, um Tränke brauen zu können, die uns verstärken. Das alles dauert etwas, und zwischendurch muss man ja auch auf sein Überleben achten. Es gibt viele Arten von Feinden, angefangen beim normalen, langsamen Zombie über Skelette mit Pfeil und Bogen bis zu Hexen, welche Gifttränke auf uns schleudern. Auch der Hunger muss in Schach gehalten werden. Doch wir wissen, wie man der Lage Herr wird- wir deformieren die Umwelt und machen uns die Ressourcen, die in ihr liegen, zunutze. So wird aus der anfangs notdürftig zusammengezimmerten Bretterbude ein stattliches Steinhaus mit mehreren Stockwerken, die Farmen werden größer, wir craften Schutzzäune und Fackeln und bestücken unser Territorium damit. Doch die Ressourcen dafür muss man ja erst einmal irgendwo beschaffen… Lange Rede, kurzer Sinn: Minecraft gibt uns etliche Möglichkeiten, die Umwelt so zu manipulieren, wie wir es wollen: Wir hacken bald schon einen ganzen Wald ab, düsen mit einem Karren auf Schienen durch die Gegend, sprengen Berge, ernten Kartoffeln, züchten Kühe, errichten mithilfe von Redstone und den Gesetzen der Logik Mini-Computer, bauen Rüstungen und Waffen und verzaubern diese, hübschen das Haus auf, bauen monumentale Dinge auf oder angeln einfach nur. Etliche dieser Dinge haben den Nebeneffekt, dass wir dabei ein riesiges „Terraforming“ betreiben und die gesamte Umgebung verändern, so, wie wir es wollen. Dass es dabei keine Story oder überhaupt eine Handlung gibt, vergisst man sehr schnell- Minecraft lebt davon, dass man sich selbst entwickelt, immer mächtiger wird und immer größere und protzigere Dinge baut. Schon bald ist aus dem Haus ein riesiges Schloss geworden, hunderte Weizenbeete liegen davor, ein umstehendes Dorf voller NPCs (ja, das gibt es hier auch) ist eingegliedert, Schienen und Fackeln durchziehen die Straßen, in einem gigantischen Stall quieken hunderte Schweine. So weit zu kommen, dauert, das ist klar- doch sich darauf hinzuarbeiten, macht einen Riesenspaß- und alles hat mit einem kleinen Craftingtable angefangen.

Creative-Modus

Keine Gesundheitsleiste, Feinde sind machtlos, sämtliche Ressourcen stehen unbegrenzt zur Verfügung- mit diesen drei Dingen lässt sich der Creative- Modus am besten und am kürzesten beschreiben. In diesem Modus geht es um nichts anderes als das Bauen von Gegenständen. Dies kann man einfach tun, um seiner Kreativität einfach mal freien Lauf zu lassen oder um Dinge auszuprobieren, die man vielleicht in einer anderen Welt aus dem Survival-Modus dann umsetzt. Für ganz einfaches Errichten von Gebilden, ohne vorher die nötigen Ressourcen beschaffen zu müssen, ist dieser Modus perfekt. Mehrspieler Gerne auch kann man eine Welt, welche sich zufällig zusammensetzt, mit Freunden spielen, und das wiederum ebenfalls auf mehrere Arten- eine Art ist die der Arbeitsteilung. Während der Eine sich um die Farm kümmert, geht der Andere in die Mine, ein Dritter ins Nether, ein Vierter kundschaftet die Umgebung aus. Oder man macht einfach alles gemeinsam. Bei kleineren Runden ist Kommunismus ebenfalls eine Möglichkeit zum Spielen- eine gemeinsame Vorratskiste wird bereitgestellt, jeder nimmt sich, was er gerade braucht. Oder anfangs rennen alle in verschiedene Richtungen und bekämpfen sich später irgendwann gegenseitig. Oder, oder, oder. So viele Möglichkeiten es im Spiel selbst gibt, so viele Möglichkeiten gibt es, das Spiel mit anderen zusammen zu spielen.

Technik

Minecraft macht nicht nur sein Spielprinzip so besonders. Das Spiel funktioniert nicht über eine Engine, sondern über Java. Was nicht heißt, dass das Spiel keine Hardwareansprüche hat. Will man Minecraft mit größter Sichtweite, feinerem Licht und höheren Texturen genießen, sollte ein leistungsstärkerer PC ruhig mit dabei sein. An sich sieht das Spiel sehr schick aus, die Blockoptik ist dabei nur reine Gewohnheitssache. Alternativ kann man auch andere Texturenpakete installieren, welche dem Spiel beispielsweise einen anderen Grafikstil verpassen oder die Texturenschärfe hochsetzen. Auch soundtechnisch ist das Spiel etwas ungewöhnlich, da die Sounds, die im Spiel abgespielt werden, doch manchmal etwas merkwürdig klingen, doch das macht unter anderem das Spielgefühl aus, es macht Minecraft so verschieden. Auch die Hintergrundmusik klingt sehr gut.

Fazit

Mit meiner Rezension habe ich das Spiel nur angekratzt. Minecraft bietet unglaublich viele Spielstile, welche alle ausgelebt werden dürfen. Dass man die Umwelt nach Belieben verändern kann, dass die Spielwelt komplett offen ist und dass man einfach ALLES machen kann, hat mir sehr gut gefallen. Und zum Glück arbeitet Mojang immer noch am Spiel, verbessert Dinge und fügt neue hinzu. Zwei Dinge habe ich jedoch zu bemängeln: Zum einen gibt es im Spiel kaum Hilfestellungen, wenn man eine Bauanleitung nicht kennt, muss man dafür meistens das Minecraft-Wiki aufsuchen. Zum anderen nutzt Minecraft keine Dienste wie Steam nutzt. Der Kaufweg ist recht umständlich. Dennoch hat mir das Spiel aufgrund der spielerischen Freiheit und des sehr langen Spielspaßes sehr gut gefallen, und ich empfehle es auf jeden Fall weiter. Fans von storybasierenden Spielen und linearen Handlungsabläufen werden an diesem Spiel allerdings keinen Gefallen finden.


Wertung
Pro und Kontra
  • komplett offene Spielwelt
  • Craftingsystem
  • manipulierbare Umwelt
  • etliche Spielstile möglich
  • verspielte Blockoptik
  • schöne Hintergrundmusik
  • im Mehrspieler sehr spaßig
  • ewig langer Spielspaß
  • keine spielinternen Hilfen
  • komische Kaufart

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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