Capcom schneidet alte Zöpfe ab

Mit Resident Evil 4 kam im Jahr 2004, knapp 5 Jahre nach Erscheinen des bisher letzten Teils der Resident Evil Reihe (mal von Code-Veronica X, dem Resident Evil...

von - Gast - am: 13.02.2009

Mit Resident Evil 4 kam im Jahr 2004, knapp 5 Jahre nach Erscheinen des bisher letzten Teils der Resident Evil Reihe (mal von Code-Veronica X, dem Resident Evil Remake und Prequel abgesehen) Nemesis (1999), der lang ersehnte Nachfolger zunächst für den Nintendo Game Cube und die Playstation 2 auf den Markt. Fast 3 Jahre später erschien die PC Version. Resident Evil 4 war jedoch mehr als ein einfacher Nachfolger. Er 'revolutionierte' die Resident Evil Reihe und wich stark vom altgedientem Konzept ab. Statt auf Gruseleffekte setzten die Macher nun mehr auf pure Action. Seit dem Release scheiden sich die Geister am
vierten Teil aus dem Hause Capcom. Die einen sind begeistert vom neuen Spielprinzip, die anderen verfluchen es, sind enttäuscht über den extremen Bruch gegenüber den Vorgängern.

GAMEPLAY: Capcoms Drahtseilakt

Capcom ist mit Resident Evil 4 ein hohes Risiko eingegangen. Man tauschte nicht nur das komplette 'Estabilshement' in Sachen Bösewichte aus, sondern verpasste dem Spiel auch noch gleich einen völlig neuen Anstrich. Statt Gruselfaktor gibts nun knallharte Action, statt Rätsel nun das 'One Way' Prinzip und auch in Sachen Kameraperspektive hat sich einiges geändert. Änhlich wie in der Metal Gear Solid Reihe darf nun auch Leon S. Kennedy, seines Zeichens ehamliger Polizist des Racoon-City Police Department für einen stolzen Tag, aus der Third Perspektive betrachtet werden. Die Zombies, in Resident Evil praktisch schon zum Inventar gehörend, wurden gänzlich aus dem Spiel entfernt und durch bösartige von Parasiten befallende Dorbewohner ersetzt. Im Gegensatz zu ihren doch eher trägen Vorgängermodellen sind diese doch äußerst flink und flexibel, klettern Leitern hoch und benutzen jegliches Werkzeug, von Messern, über Mistkabeln bis hin zu Kettensägen, welche euch schon mal einen Kopf kürzer machen könnte. Im Spiel vermissen werdet ihr sogut wie sämtliche Rätsel. Sie 'stören' nur der geballten Action in einem Spiel das nur eine Richtung kennt: Vorwärts, vorwärts, vorwärts. Es gibt praktisch kein Zurück in Resident Evil. Gebiete die einmal erkundet waren, werden nicht oder nur in Ausnahmefällen noch einmal besucht. Der Rätselspaß entfällt somit gänzlich, genauso wie die 'Wegsuchroute'. Auch wirkliche Gruseleffekte fehlen dem Spiel komplett, dafür hat Capcom einen neuen Modus eingebaut: Schnelles Drückes von Tastenkombinationen um den sicherem Tod zu entgehen. Beispielsweise wenn einige Dorfbewohner euch mit einem riesigem Fels erschlagen wollen oder ein Seeungeheuer euch nach dessen qualvollem Tod mit in die Tiefe eines Sees reißen will. Selbst wer flink ist, wird das eine oder andere male viele Tode sterben, doch dafür hat Capcom einen schnellen Speichermodus eingebaut, der euch genau dort starten lässt wo ihr gerade 'das Zeitliche gesegnet habt'.
Wie auch in Capcoms legendärer Metal Gear Solid Reihe erwarten euch auch in Resident Evil 4 einige 'Endgegner' am jeweiligen Ende eines 'Levelabschnitts'. Jawoll Resident Evil ist in mehrere Level unterteilt - genauer gesagt drei Level.
Das Dorf, die Burg und die Insel. Unterwegs trefft ihr an gelegentlichen 'Checkpoints' den Waffenhändler, bei dem ihr allerhand Waffen erstehen und tunen könnt. Von der einfachen 9mm über die Magnum, die TPC oder das Sturmgewehr bis hin zum Raketenwerfer ist alles dabei was sich das Spielerherz wünscht. Für das Töten von Gegnern erhaltet ihr entweder Geld, welches ihr beim Waffenhändler 'einlösen' könnt, Munition oder Heilkräuter. Zielen tut ihr direkt per Laserpointer. Die Gegner reichen von den 'einfachen' Los Ganados (Dorbewohner), über die Los Illuminados, die an bewaffnete religiöse Sektenmitglieder errinnern, hin zu mutierten Insekten, Kettensegen bewaffneten Psychophaten, mit einer Gatling Gun ausgerüstete Rambo-Klone sowie riesiege bösartige trollähnliche Wesen, den El Gigante und viele mehr.

STORY: Neubeginn

Resident Evil 4 schneidet gleich zu Beginn alte Zöpfe ab. Umbrella, der Erzfeind der vorigen Teile ist nach den Vorfällen in Racoon City insolvent und von der Regierung auf unbestimmte Zeit geschlossen worden. Zombies, T-Virus, Umbrella, S.T.A.R.S und alles was die Resident Evil-Reihe auszeichnete gehören der Vergangenheit an. Leon S. Kennedy, das einzige Überbleibsel der vergangenen Teile, arbeitet nun für die U.S Regierung. Sein Auftrag: Die Tochter des Präsidenten ist von einer mysteriösen Sekte nach Spanien entführt worden. Euer Weg führt euch mit zwei euch begleitenden Spanischen Polizisten in die Nähe eines Dorfes, dummerweise werden eure Kollegen sofort getötet und an Pfählen aufgespießt und über dem Lagerfeuer gegrillt. Der erste Levelabschnitt bietet mit die meiste Atmosphäre. Nachdem ihr Ashley, die Tochter des Präsidenten, welche einer unsägliche Last und Nervensäge nahekommt, gerettet habt, gilt es mit ihr zu flüchten. Unterwegs trefft ihr auf einen Verbündeten Luis, mit dem ihr zusammen mit Ashley euch in einem Haus verschanzen müsst und die angreifenden Dorbewohner abhalten müsst. Diese Szene gehören zu einem der stimmungsreichsten und besten Spielabschnitte in Resident Evil, welches fast auschließlich auf pure Action statt auf Gruseleffekte und Rätsel setzt. Danach begebt ihr euch in eine Burg, bei der Ashley wieder einmal verloren geht. In den gut dargestellten Gemäuern der alten Burg müsst ihr über Umwege u.a. durch eine Kanalisation Ashley befreien und euch dem fiesem 'Gnom' Salazar stellen. Nebenbei trefft ihr auf einige End-bzw Zwischengegner, sowie einem riesigem gefährlichem Insekt das in der Dunkelheit der Kanalisation lauert und euch angreift während ihr sehensüchtig auf den Fahrstuhl nach oben wartet. Momente wie diese sind es die, die Spannung der letzten Resident Evil Teile zurückkehren lassen. Solche hätten auch Teil 4 gut gestanden. Die Burg ist mit einer der längsten Abschnitte des Spiels. Als dritten und letzten Level erwartet euch die Insel, wo der ohnehin schon sehr actionlastige Spielgrad noch einmal gesteigert wird. Dort kämpft ihr euch u.a. durch Industrie ähnliche Gebäude, fahrt mit Ashley auf einem Truck vor den angreifenden Gegnern weg und räuchert mithilfe von Verstärkung per Helikopter ganze MG-Nester der 'Bösewichte' aus um den Weg freizumachen. Das herausragende am eher schwachem und übertriebendem Rambo-Spiel auf der Insel, ist die Begegnung mit einem vierbeinigem Monster menschlichen Urpsrungs vor dem ihr in einem an Stahlseilen hängendem Container flüchten müsst, welcher nacheinander in die endlose Tiefe stürzt. Begegnungen macht ihr auch mit 'zwei Alten Bekannten' wieder und kämpft mit einem mutiertem muskelbepacktem Militärveteranen namens Jack Krauser, der unter der Fuchtel von Lord Saddler den Los Plagos dient. Saddler ist der Endgegner des Spiels. Wie auch schon in anderen Resident Evil Teilen ist das Ende das selbe. Nachdem ihr den den Endboss Saddler besiegt habt, aktiviert sich der Timer der die Insel in die Luft sprengt. Ihr müsst mit Ashley per Motorboot aus den Höhlen der Insel fliehen. Am Ende reitet ihr der aufgehenden Sonne entgegen.

GRAFIK: Rückschritt statt Fortschritt

Die Grafik von Resident Evil 4 ist im Vergleich zum Remake und dem Prequel Resident Evil Zero deutlich detaillärmer und auch von den Texturen her blasser. Die PC Version muß grafisch nochmals ordentlich runterschrauben. Hier hätten die Entwickler ein bisschen mehr Feingefühl und Detaillverliebtheit investieren können, obwohl einige Kulissen wie die Burg wirklich sehr gut aussehen, bleibt die Erwartungen in Sachen Grafik doch deutlich zurück. Im Vergleich zu den Vorgängern Resident Evil Remake/Zero wirkt Teil 4 grafisch etwas angestaubt.

STEUERUNG: Alles beim alten

Anfänglich etwas gewöhnungs bedürftige Steuerung (für Neueinsteiger), ansonsten recht leicht zu bedienen. Für die PC-Version ist ein Controller dringenstens zu empfehlen, vor allem wegen der 'Quick-Time-Momente' in denen ihr schnelle Tastenkombinationen drücken müsst. Mit Tastatur lässts sich auch spielen, doch eure Todesrate sollte deutlich steigen, mit ihr auch der Frust.

FAZIT: Weder Klassiker noch Reinfall

Man könnte drüber hinwegsehen und Resident Evil 4 ein gutes Zeugniss austellen, wäre das Spiel unter einem anderem Namen herausgebracht worden. Resident Evil 4 mit purer Action statt Rätselspaß, dass will nicht ganz so hinhauen. Es mag etwas Abwechslung bringen, ein Spiel für zwischendurch, aber an die Klassiker wie den ersten Teil, der schon aufgrund seiner Atmosphäre und Schock-Momente den Spieler in seinen Bann zog, kommt Teil 4 nicht ansatzweise heran und ist im Vergleich eher ein kleiner Snack, ein Happen für Zwischendurch. Das die Zombies und Umbrella nicht mehr im Spiel vertreten sind kann jeder Resident Evil Fan verschmerzen, jedoch hat Capcom zuviel des alten über Bord geworfen. Sie haben damit keine Bruchlandung hingelegt, aber einen Meilenstein haben sie mit Resident Evil 4 nicht gesetzt. Capcom sollte zurückkehren zu Wurzeln von Resident Evil, es sei denn man hat weiter vor ein möglichst breites Publikum mit einem neuem Actionspiel anzusprechen, doch das hat Capcom nicht nötig und die Fans der Resident Evil Reihe hätten es nicht verdient.


Wertung
Pro und Kontra
  • Sound: Gelungene Soundkulisse, passende Musik
  • Balance: faire Checkpoints
  • Bedienung: einfach zu bedienen
  • Leveldesign: abwechslungsreich
  • Waffen & Extras: vielseitige Auswahl, Möglichkeit zum Aufrüsten
  • Handlung: geradliniger Storyverlauf
  • Grafik: Technisch veraltet, insgesamt blass
  • Sound: selten wirklich gruselig
  • Balance: Quick-Time Momente sorgen für schnellen Tod
  • Atmosphäre: kaum Grusel und Schockmomente, zu actionlastig
  • Bedienung: Controller notwendig für frustfreies Spielen
  • Umfang: relativ kurz (ca 12 Std.), kein Mehrspielermodus
  • Leveldesign: nur 3 Levelabschnitte
  • Waffen & Extras: nur beim Waffenhänder erhältlich
  • Handlung: Handlung tritt kaum in den Vordergrund

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(6)
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