Dann doch lieber selber Wintersport betreiben!

Der Winter steht kurz vor der Tür und wer nicht nur Wintersport im Fernsehen anschauen möchte, der kann natürlich in die Berge fahren und Ski alpin betreiben...

von - Gast - am: 07.11.2009

Der Winter steht kurz vor der Tür und wer nicht nur Wintersport im Fernsehen anschauen möchte, der kann natürlich in die Berge fahren und Ski alpin betreiben oder sonst wo hin für Skilanglauf oder sich eines der rar gesäten Wintersportspiele leisten. Im Dezember 2006 kam unter anderem Biathlon 2007 raus, das wie viele andere Wintersporttitel zeigt, warum es nur so wenige davon gibt, da es vor allem eins nicht hat: viel Spielspaß.


Jedoch erstmal mit etwas Positivem anfangen: Man kann einen Sportler erstellen, der als Anfänger beginnt und durch Rennen Erfahrung sammelt, sodass Ihr Läufer im Level aufsteigt und seine Fähigkeiten verbessern kann, z.B. das Schießen oder seine Ausdauer. Diese Werte sind tatsächlich nicht nur zur Zierde, sondern wirken sich spürbar aus. So viel zum Positivem, der Rest ist eher mäßig.
Den im Editor erstellten Läufer können Sie nun in eine Karriere schicken. Wobei Karriere ein großes Wort ist, denn wer hier etwas erwartet wie in Fifa oder Pro Evolution Soccer, der wird enttäuscht. Stattdessen werden nur Rennen hintereinander abgespult, zunächst in der Anfängerliga, später noch in der Amateur- und Profiliga, in denen die Gegner stufenweise stärker werden. Dabei ist das Spiel etwas unausbalanciert, da vor allem der Schritt von der Amateur- zur Profiliga sehr groß ist und die Anfänger- und Amateurliga recht leicht ausgefallen sind. Während wir mit Level 11 von der Amateurliga kommen, sind die Profis etwa sechs Stufen über uns, sodass wir konkurrenzlos regelmäßig auf dem letzten Platz landen. Für den letzten Platz kriegen wir aber so wenige Erfahrungspunkte, dass wir die Saison sehr oft wiederholen müssen um weiter im Level aufsteigen zu dürfen, auch wenn wir ständig neue persönliche Bestzeiten erlaufen. So sinkt die Motivation ziemlich schnell in den Keller.
Mal davon abgesehen gibt es noch nicht mal Grundlagen zum Management wie etwa neue Ausrüstung oder unterschiedliche Wachsarten abgestimmt auf die Wetterlage…denn das Wetter ist nur ein optischer Effekt, der sich nicht auf die Läufe auswirkt.


Die Rennen selbst sind wiederum ein zweischneidiges Schwert. Das Spiel ist generell sehr arcadelastig, was bedeutet: Man kann die Strecke nicht verlassen, sondern man prallt gegen unsichtbare Wände; Stürze gibt es ebenfalls nicht. Hier zeigt sich auch die Variantenarmut von Biathlon 2007, denn es gehen nur acht Athleten an den Start, es gibt keine Strafrunden, sondern nur Strafsekunden und verschiedene Wettbewerbe wie Verfolgung oder Staffeln gibt es ebenfalls nicht, sondern nur eine Art Mischung aus Massenstart und Sprint und das auf gerade Mal neun Pisten.
Wo wir bei Variantenarmut waren, die ist auch innerhalb der Rennen spürbar, denn Biathlon besteht nun mal die meiste Zeit aus Langlauf und das haben die Entwickler folgendermaßen umgesetzt: Man dosiert seine Kraft über die Leertaste, wodurch man seine Geschwindigkeit bestimmt. Bei Steigungen muss man da natürlich acht geben, da man entweder langsamer werden muss oder man mehr Kraft aufwenden muss, jedoch kann man nicht die ganze Zeit Vollstoff geben, sondern möglichst im für den Läufer ertragbaren Rahmen bleiben. Außerdem ist die Ausdauer wichtig, denn die nimmt ab, je länger man über diesen Rahmen läuft und kann auch nicht wieder aufgefüllt werden. Zusätzlich dazu gibt es optionale Sprints, wodurch der Athlet kurzzeitig einen Schub erhält.
An sich ist die Umsetzung ganz OK, jedoch führt das System dazu, dass man die ganze Zeit nur wie gebannt auf das Interface starrt ohne auf die Umgebung zu achten, die zwar nicht überragend aussehen, aber alles in allem doch ganz ordentlich, auch wenn optische Abwechslung fehlt und das Publikum recht hässlich ist.


Nach etwa einer halben Runde kommen wir zum Schießstand. Pro Rennen wird einmal liegend und einmal stehend geschossen, wobei nur die Größe der Scheiben unterschiedlich ist, während sich das Schießverhalten nicht ändert. Das Stehendschießen ist also noch leichter als liegend. Konsequenterweise wirkt sich hier aber auch der Wind nicht aus.
Dummerweise ist das Schießen durch das Wegfallen von Strafrunden ziemlich unbedeutend für den Ausgang des Rennens, denn pro Fehlschuss werden gerade mal drei Strafsekunden angerechnet (zum Vergleich: in richtigen Einzelrennen wird den Läufern pro Fehlschuss eine Minute angerechnet). Dadurch kann man auch schnell alle Schüsse verballern, solange man schnell genug beim Laufen ist.
Wer im Übrigen einen stadiontypischen Sound beim Schießen mit Aahs und Oohs je nach Treffer oder Fehlschuss hofft, der wird ernüchtert sein, dass es gerade beim Schießen mucksmäuschenstill ist und man nur die eigenen Schüsse hört, noch nicht mal seinen Nebenmann kann man wahrnehmen. Stattdessen gibt es nervige Düdelmusik wie sie auch in den Menüs gespielt wird. Jedoch gibt es auch Bereiche mit richtigem Publikumsound, zumindest bei Start und Ziel.


Die Atmosphäre stimmt in diesem Spiel auch nicht so ganz. Mal davon abgesehen, dass es unglaublich langweilig ist, fünf Minuten auf die Leertaste zu drücken, fehlt auch die hoch angepriesene fernsehreife Präsentation. Man bekommt erst im Ziel eingeblendet, wie viele Fehlschüsse die Gegner haben und Zwischenzeiten fehlen fast komplett. Hier hätten sich die Programmierer tatsächlich mal besser Biathlon im Fernsehen anschauen sollen.
Des Weiteren ist die KI stellenweise ein echtes Ärgernis. In manchen Fällen fährt diese auf einmal im Kreis ohne jeden Grund. Außerdem ist es manchmal nicht ganz nachvollziehbar, warum die Gegner an manchen Stellen deutlich langsamer sind als wir (vor allem bei Abfahrten) und an anderen Stellen wieder deutlich schneller (bei nahezu ebenen Strecken). Ansonsten macht die KI aber doch recht ordentlichen Job, auch wenn sie im Profimodus etwas mehr Schießfehler machen könnte (alle Läufer machen da höchstens einen pro Rennen) und das Feld mehr auseinander gezogen werden könnte.
Die Menüs hätte man auch noch intelligenter machen können, denn man muss nach einem Karriererennen unbedingt aufpassen, wo man ins Hauptmenü kann, denn das Spiel kennt keine Zwischenmenüs für die Karriere und schickt einen sofort ins nächste Rennen, das sich nur abbrechen lässt, wenn man sich mit null Punkten zufrieden gibt.
Übrigens kann man auch mit Sven Fischer (bis 2007 aktiver Biathlet) spielen, jedoch nur in dem Übungsmodus und keine ganze Saison. Ansonsten entfallen lizenzierte Läufer oder auch sonstige Lizenzen.


Ob es nun eine gute Idee ist, Biathlon für den PC umzusetzen? Darüber kann man sich sicherlich streiten, sicher ist jedoch, dass man es demnächst anders machen sollte als in Biathlon 2007, denn hier sind die Rennen vereinfacht bis zum Gehtnichtmehr. Stattdessen drückt man etwa sieben Achtel des Spiels nur auf die Leertaste und achtet auf das Interface. Das macht auf Dauer einfach zu wenig Spaß um so an den PC zu fesseln wie andere Sportspiele, etwa Pro Evolution Soccer.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(14)
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