Das "weiße" Schaf unter den DLCs

Ich habe die erste große Erweiterung zu The Witcher 3 Hearts of Stone direkt zu Release gekauft und mittlerweile auch durchgespielt. Einige Dinge haben...

von Gisty 13 am: 11.11.2015

Ich habe die erste große Erweiterung zu The Witcher 3 Hearts of Stone direkt zu Release gekauft und mittlerweile auch durchgespielt. Einige Dinge haben mich wieder besonders beeindruckt, einige weniger.

 

 

Story (spoilerfrei): Hexer mit Humor

Was die Polen von CD Projekt wirklich gut können, ist Geschichten erzählen. Das beweisen sie auch wieder eindrucksvoll in Hearts of Stone (nicht zu verwechseln mit Hearthstone). Die Handlung ist nämlich wieder ähnlich gut geschrieben und hat so einige große und kleine Wendungen in pettó. Der leichte Unterschied zur Story im Hauptspiel, liegt darin, dass sie nicht ganz so persönlich für Geralt selbst verläuft. Beispielsweise hat die Beziehung zu Shani keine wirklich große Auswirkung auf den Ausgang der Geschichte und endet immer ungefähr gleich. Da ich aber natürlich nichts spoilern will, erzähle ich hier einmal nicht weiter.

Da die Handlung aber um einiges kürzer ist als die Hauptstory des Spiels, hat sie eine große Stärke: Die Charaktere. Dadurch dass die Story eher kompakt ist, kann man diese noch ein bisschen besser zu Geltung bringen als im Hauptspiel. Das liegt hauptsächlich daran, dass die wichtigen Charaktere nie besonders lange vom Bildschirm verschwinden und ihre eigene, sehr stark herausgearbeitete, Persönlichkeit haben. Außerdem geht es in der Geschichte auch um ein zentrales, reales Thema, wenn man genauer aufpasst: Nämlich um Vertrauen. Man muss die einzelnen Fakten richtig abwiegen und sich aufgrund von nur wenigen Details für einen Charakter entscheiden. Witcher-typisch gibt es dabei natürlich kein sofort ersichtliches Gut und Böse.

Was ich neben den Charakteren auch noch als besondere Stärke sehe, ist das Quest-Design. Dieses ist nämlich nochmal um einiges verrückter, als im Hauptspiel. Das liegt natürlich ebenfalls am DLC-Erscheinen der Story. Während man bei der Geschichte im Hauptspiel mit der Suche nach Ciri als zentrales Element ein sehr ernstes Thema hat, hat man hier die Möglichkeit, den Humor ein wenig weiter heraushängen zu lassen. Natürlich ist der Kern der Geschichte auch ernst gemeint, aber darum herum haben die Entwickler viele kleine humorvolle Aufgaben gestrickt. Das beginnt schon mit der ersten großen Quest die man bekommt und „Der Froschkönig“ heißt. Der Humor den ich meine, ist dabei meistens, für die Reihe typisch, rabenschwarz. Besonders herausstechen konnte für mich die Quest, bei der wir den Körper von Geralt einem Geist übergeben, der die Party seines Lebens feiern soll. Wer Witcher schon länger spielt und Geralt kennt, weiß ihn vor allem als eher ernsten und kühlen Helden zu schätzen. Ohne zu viel zu verraten, kann ich nur sagen, dass man bei dieser Quest Geralts Körper erleben kann, wie noch nie.

 

Der Runenschmied: Ist der Mann auch wirklich sein Geld wert?

Nachdem ich bis jetzt ausschließlich die großen Stärken des Spiels beleuchtet habe, möchte ich kurz die einzige Schwäche beleuchten. Dabei spreche ich nämlich über die Neuerungen. Was schon im Vorhinein schon klar war: Hearts of Stone wird das Rad des Spiels natürlich nicht neu erfinden. Das muss es aber auch nicht. Trotzdem hätte ich mir bei der Ankündigung des Runenschmieds eine hochwertige Neuerung erwartet, die vor allem das, sowieso noch ausbaufähige, Charakter-Skill-System etwas ausbauen kann. Geliefert wird uns aber leider nur eine nette Neuerung, die das Charaktersystem wieder „aufwärmt“. Man kann zwar so einige Stunden mit unserem neuen ophirischen Freund verbringen und herumtüfteln, was auch durchaus Spaß macht, trotzdem hat man bald alle Runenfähigkeiten durchgeblättert. Meistens bleibt man dann bei ein oder zwei Favoriten, die Motivation zum Ausprobieren aller Fähigkeiten hat mir aber gefehlt. Dafür waren sie mir teilweise zu wenig mächtig und interessant. Vor allem die schwächeren Fähigkeiten am Anfang schrauben meist nur irgendwelche Werte hoch. Am Ende bleiben dann eigentlich nur die obersten 2 bis 3 Fähigkeiten übrig, die auch wirklich interessante Effekte auslösen. Das Problem beim Umstellen auf so einen Effekt ist aber, dass man dadurch alle Runen bzw. Glyphen aus seinem Gegenstand entfernt und deren Effekte durch den Runeneffekt ersetzt werden. Ein wenig attraktiver wäre die Neuerung auch noch, wenn die Runen bzw. Glyphen in den Gegenständen beibehalten werden könnten. So ist es schon ein wenig hart, zumal man alle zuvor gesammelten Aufbesserung im Prinzip nur gegen eine andere Verbesserung ersetzt.

Da bleibt natürlich noch die Frage, ob der neue Schmied sein Geld überhaupt wert ist. Dieser kostet nämlich relativ viel. Die letzte Aufbesserung beispielsweise 15000 Krönchen. Wenn man aber im Hauptspiel fleißig Nebenaufgaben gelöst hat, bei Hexermissionen richtig gepokert hat und ein paar Dungeons ausgeräumt hat, sollte man aber sowieso bald genug Geld für alle drei Ausbauten des Runenschmieds haben.

 

Preis-Umfang: Erinnerung an bessere Zeiten?

Ich gehöre nun wirklich nicht zu den Leuten die immer sagen „Früher war alles besser“. Bei manchen Sachen kann ich denen aber trotzdem konfliktlos zustimmen, ohne dass derjenige seine mit seiner Armbrust auf mich zeigen muss. Eines dieser Themen sind beispielsweise DLCs. Dazu muss ich kurz meinen „In alten Zeiten schwelgen-Modus“ einschalten, also seit gewarnt. Wer erinnert sich den noch an die Zeit in denen die heutigen DLCs noch kein Unwort waren und sogar liebevoll „Erweiterungen“ genannt wurden. An die Zeit, in der wir in den Laden nebenan latschten und uns eine solche Erweiterung in einer Box mit Disc holten! Außerdem waren die Erweiterungen noch nicht größtenteils überteuert und nicht ausschließlich auf Einnahmen des Herausgebers optimiert. „Alte-Zeiten-schwelgen-Modus“ aus. Ja und warum erzähle ich euch das? Ganz einfach: Weil mich Hearts of Stone genau an diese Zeit erinnert. Der Preis ist schon fast unverschämt fair. Knappe 10€ muss man hinlegen um über 10 Stunden Spielzeit geliefert zu bekommen. Das entspricht einem Verhältnis von einer Spielstunde zu einem Euro! Das schaffen andere Spiele nicht mal ansatzweise, da man meistens für einen Euro noch nicht einmal ein Paar Skins bekommt. Wer hier weiter vergleicht, dem wird schnell übel! Außerdem gibt es noch etwas Spezielles: Die „Erweiterung“ gibt es auch in der Box! Zwar ist darin keine Disc, sondern nur ein Downloadcode enthalten, aber immerhin. Diese kostet dann aber 20€, da sie noch zwei echte (!) Gwent-Kartensets enthält. Einfach zum Zunge schnalzen!

 

Kurzfazit: Ein ganz besonders fairer „DLC“, der mit minimalen Preisaufwand, in die maximale Qualitätskerbe einschlägt und für Fans des Hauptspiels schon fast ein Muss ist! 


Wertung
Pro und Kontra
  • Gewohnt, gut geschriebene Story
  • Abwechslungsreiches, humorvolles Questdesign
  • Starke Charaktere
  • Großer Umfang (für DLC Verhältnisse)
  • Unverschämt fairer Preis!
  • Weniger persönliche Story
  • wenige Neuerungen
  • Runenschmied nicht optimal durchdacht

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.