Der Mann mit der eisernen Maske

Die Zeit der großen Schleichspiele ist deutlich vorbei. Splinter Cell und Assassins Creed sind schon lange nicht mehr das was sie mal waren und leider...

von - Gast - am: 02.01.2016

Dishonored - Die Maske des Zorns

Die Zeit der großen Schleichspiele ist deutlich vorbei. Splinter Cell und Assassins Creed sind schon lange nicht mehr das was sie mal waren und leider tendiert der Mainstream immer mehr aus dem "Schleichgenre", mehr zu den Actionadventuren mit Open-World.

Extrem spürbar ist das bei den Erfolgszahlen von Spielen wie Far Cry, Tomb Raider oder Batman, die in den letzten Jahren unfassbar viele Spieler vor den Flimmerkasten gezerrt haben. Selbstverständlich sind alle drei Spiele absolut großartig und definitiv einen, oder auch zwei, Blicke wert. Aber wie jedes Spieldesign ist die Open-World nur dann gut, wenn sie nicht hundert mal verwendet wird und genau das passiert gerade mit eben jenen Spielreihen (ausgenommen der neue Tomb Raider)!

Das Spielprinzip bleibt immer dasselbe: Mehr oder wenig gelungene Story die durch Ereignisse hin und wieder getriggert wird, während der Spiele aber 80% der Zeit in der Gegend rumläuft und Pflanzen/Kräuter/Geld... sammelt und sich mit Nebenquests beschäftigt und natürlich sind da dann noch die obligatorischen Punkte zum aufdecken der Karte.

I'm pointing at you Ubisoft!

Warum muss ich das aber eigentlich so herausheben?

Dishonored verzichtet komplett auf Open-World und die üblichen Genres und wagt sich in eine Steampunk-Welt, die einfach durch Spaß am Spielen begeistert und viel weniger durch einen Sammeldrang.

Also fangen wir direkt an, warum der Maskenmann von Dunwall sich in meiner Spielesammlung nach oben kämpfte.

Story

Corvo Attano, der Spieler, seines Zeichens Leichbwächter ihrer Majestät Kaiserin Jessamine Caldwin, kommt gerade von einer Mission nach Dunwall zurück, als unsere Geschichte ihren Anfang nimmt. Dunwall ist ein Inselgruppe die sich vom Aussehen her in der Entwicklungsphase des frühen 19. Jahrhunderts befindet.

Mit gerechter Hand leitet die Herrscherin Dunwalls ihr Reich, das hauptsächlich vom Walfang lebt, um damit gewaltige Maschinen anzutreiben, womit wir uns dann im Steampunk befinden.

Die Königin wird jedoch verraten und von seltsamen Attentätern, die scheinbar über übersinnliche Fähigkeiten, wie Teleportation, verfügen direkt vor unseren Augen umgebracht. Corvo wird gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen.

Von seltsamen Zetteln geführt kann er nach einiger Zeit ausbrechen und kommt zum Widerstand gegen das neue Regime in Dunwall, der ihm auch die Flucht ermöglichte.

Kurz darauf begegnet er in einer Art Vision dem Outsider, einem gottähnlichen Wesen, das manchmal Menschen auswählt, weil er sie "interessant" findet, und rüstet sie dann mit besonderen Kräften aus.

Die neuen Machthaber sind skrupellos und zu allem Unglück wütet auch noch eine furchtbare Seuche in den Straßen der Stadt. Der Widerstand plant mit Hilfe von Corvo das Regime zu stürzen und die junge Emily Caldwin, die rechtmäßige Thronerbin, wieder einzusetzen.

Corvo will dem Widerstand bereitwillig helfen und schwört Rache an den Attentätern und Verrätern der Königin, wobei ihm die Kräfte des Outsiders helfen sollen....

Gameplay

Die für Schleichspiele generelle Third-Person finden wir in Dishonored nicht, aber die Ego-Perspektive tuts auch und ist dabei nicht mal schlecht gewählt. So bekommen wir nämlich deutlich mehr mit, wie unser Charakter die Welt um ihn herum wahrnimmt, obwohl er mal wieder in Dialogen keinen Ton von sich gibt. Ja, wir können wieder nicht den Mund aufmachen, aber am Dialograd am unteren Bildschirmrand auswählen, was wir dem Gegenüber "sagen".

 

Wirklich wichtig ist das meistens nicht. Bis auf wenige Aussagen sind die Dialoge eher zum Missionsbesprechen oder zum Informieren, als bestimmte Ereignisse zu triggern. Aber schließlich sind wir ja auch nicht Commander Shepard sondern ein wortkarger Leibwachtattentäter, also gehen wir lieber weiter zu den wichtigeren Gameplay-Elementen.

Aus dem Hauptquartier des Widerstands, einem Pub(!), brechen wir zu unseren Missionen auf. Im HQ können wir mit verschiedenen Leuten reden, Gesprächen lauschen oder ab und zu Charakterentwicklungen betrachten.

Ebenso können wir uns bei Piero einem Naturphilosophen, einer Art Mischung aus Künstler und naturwissenschaftlichem Genie, unsere Waffen und Equipment verbessern oder Ausrüstungsgegenstände kaufen. Piero konstruiert ebenfalls die markante Maske, die Corvo von da ab immer trägt, mit der wir unerkannt bleiben und nach einer Verbesserung zoomen können. Die Verbesserungen (Blaupausen) finden wir verteilt in den Missionen, also ist gründliches Absuchen der Region immer lohnenswert.

Hauptsächlich schwingen wir unser extrem cooles Klappschwert, eine Mini-Armbrust mit verschiedenen Bolzen oder eine Pistole, um Feinde auf Abstand zu halten. Doch der Clou des Spiels liegt darin, dass wir alles wegblasen könnten, wir jedoch auch uns an allen Feinden vorbei schleichen können.

           

                   Corvos Klappschwert                                          Corvos Armbrust

    

 

                     Corvos Pistole

 

Die Herausforderung liegt dann dabei, unentdeckt und ohne jegliche Aufmerksamkeit zu erregen durch das Level zu kommen. Wahlweise sich der Gegner zu entledigen, oder sie hinterrücks zu würgen und dann bewusstlos in einer dunklen Ecke zu verstecken.

Dasselbe können wir auch mit den Hauptzielen machen und somit rein thoretisch das Spiel ohne einen einzigen Toten abschließen!

So rücken die Waffen, Bomben und Minen in den Hintergrund, während die Outsider-Fähigkeiten zum essentiellen Teil jeder gelungen Mission werden.

          Das Symbol des Outsiders

Teleportation oder ein Wall-Hack? Kein Problem! Bei der Benutzung der Kräfte verbrauchen wir Mana, das sich aber teilweise automatisch oder durch Tränke wieder auffüllen lässt.

Zei Arten von Sammelgegenständen finden wir dann doch noch: Runen und Knochenartefakte.
Runen sind deutlich seltener als Knochenartefakte und dienen dem Freischalten und Verbessern der Outsider-Fähigkeiten. Knochenartefakte hingegen geben uns passive Boni, die wir so lange haben, bis wir uns entscheiden ein anderes Artefakt auszurüsten und durch Verbesserungen können wir sechs bis acht Artefakte gleichzeitig tragen. Durch das "Herz", welches wir vom Outsider bekommen können wir die Sachen dann möglichst fix finden und uns über die Boni freuen.

        

                 Rune                               Knochenartefakt                        Das Herz

 

Die Level fallen immer recht linear aus, haben aber immer Nebenziele, versteckte Wege oder Geheimnisse die es zu finden gilt. Gleichsam haben wir verschiedene Möglichkeiten einen Run abzuschließen. Ein Beispiel:

Sollen wir die illegale Herstellung eines Heilmittels gegen die Seuche vergiften, um uns einer Schlägerbande zu entledigen oder schleichen wir uns langsam durch das Level ohne Tote?

Durch die Geheimnisse und Nebenziele hat man einen stetigen Flow im Spiel und stagniert nicht im Korridor of Duty und wenn man zusätzlich einen Alternativweg findet der gut versteckt war und uns eine Menge Arbeit erspart fühlen wir uns einfach erfolgreich und erleichtert.

Grafik und Atmosphäre

Das Spiel ist nicht unbeding eine Schönheitsbombe, hat aber auch seine tollen Momente und bleibt insgesamt im Durchschnitt der letzten Jahre, was die Grafik allgemein angeht.

Auf den Straßen finden sich Müllberge und Leichenhaufen, die von der Ferne meistens ziemlich gut aussehen, aber sobald wir einmal davor stehen, häufen sich die Polygonen eher woanders und hinterlassen einen Matschberg, der nicht mehr ganz Zeitgemäß ist.

Kann man aber auf solch "kleine" Makel Rücksicht nehmen erkennt man die Schöhnheit Dunwalls in jeder Straße. Die Umgebung ist immer, absolut immer, an das Level angepasst und man spürt die schwere der Umgebung. 

Innerhalb der Häuser sieht es nicht schlechter aus. Alles wirkt authentisch und nicht zu künstlich drapiert und die meisten Gegenstände, sowie die Wände und Decken sehen sehr gut aus. Ebenso sind die Lichtffekte und Wasserqualität, aber Vorsicht, der Grafikstil versteckt oft leichtes Fehlen hochauflösender Texturen. Der leichte Comic-Look ist Geschmackssache und erinnert an Aquarell Bilder oder Trickserien wie "Clone Wars". Da es aber für jeden anders wirkt, hier ein paar Eindrücke:

                                       Vor dem Hounds-Pits Pub (verb. Schwert)

                                                  Samuel vor der Golden Cat

                                            Aus dem DLC "The Brigmore Witches"

Atmosphärisch haut Dishonored ganz schön auf den Tisch, denn eine Stadt am Abgrund kann man, denke ich, nicht besser darstellen und die abgedrehten Nebencharaktere versetzten dem dann noch den letzten Stoß. Die Charaktere sind aber dann doch eher nur Deko und gerade Emily nervt doch sehr!

DLC's: "Void Walker Arsenal" und "Dunwall City Trials"

Void Walker Arsenal hält lediglich ein paar Waffen für uns bereit und ist so gut wie unnötig, also schnell weiter zum nächsten:

Dunwall City Trials ist eine Ansammlung von kleinen Missionen die unser Können in Kampf, Schnelligkeit und Geschick auf die Probe stellen und wir uns an Bestenlisten entlanghangeln. Sehr angenehm für einen kurzen Zeitraum, aber keine Beschäftigung auf lange Sicht.

DLC's: "The Knife of Dunwall" und "The Brigmore Witches"

In "The Knife of Dunwall" und "The Brigmore Witches" spielen wir nicht mehr Corvo Attano, sondern tauchen in die Welt des Attentäters Daud ein. Die beiden DLC's haben eine gemeinsame Geschichte und laufen parallel zu den Geschehen im Hauptspiel.

Daud ist ebenfalls vom Outsider "gemarkt" und verfügt über ähnliche Fähigkeiten wie Corvo, und ist der für mich deutlich spannendere Charakter, da er selbst das Geschehen kommentiert und man über den Verlauf der beiden wirklich LANGEN DLC's Dauds Gedanken und Gefühle erfährt, sowie seine Ansichten über das Töten beeinflussen kann, je nachdem, ob wir alles niedermetzeln oder uns vorbeischleichen und die Menschen leben lassen.

Eine ganz andere, aber deutlich spannendere Geschichte macht die beiden DLC's zu wirklich grandiosen Erweiterungen.

   

Fazit

Dishonored ist eines der besten Games, die ich spielen dürfte und macht immer Lust auf noch mehr und ich lege jedem nah, der ein spannedes Schleichaction-Spiel haben will, sich den Mann mit der eisernen Maske noch einmal näher an zu schauen.

 

Danke an alle die es bis hier durchgehalten haben, ihr seid spitze! Kommentare zur Verbesserung sind ausdrücklich erwünscht und Lob ist auch immer gern gesehen.

Für Nachfragen schreibt mich gerne an, oder schaut bei den zahlreichen anderen Reviews rein und wenn ihr noch mehr Reviews von mir lesen wollt, dann schaut doch bei meiner Kurator Gruppe auf Steam "TotallyGaming" vorbei oder hier auf Gamestar.

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Erstklassige Waffenauswahl
  • Coole Outsider Fähigkeiten
  • Herausforderungsgefühl
  • Tolles Leveldesign durch viele Alternativwege
  • Verschonen aller Personen möglich
  • Tolles Szenario
  • Flache Charaktere
  • Mehr oder weniger gute Story
  • Überstarkes Teleportieren
  • Leichtes Recyclen von Abschnitten

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(17)
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