Die Welt des Hexer´s ist grau

Verachtet, Geliebt, halb Mensch, halb Mutant, halb moralisch, halb unmoralisch das ist die Welt des Hexer´s.Eines aber ist gewiss, sein Schwertarm und eine...

von Tanatas am: 09.04.2008

Verachtet, Geliebt, halb Mensch, halb Mutant, halb moralisch, halb unmoralisch das ist die Welt des Hexer´s.Eines aber ist gewiss, sein Schwertarm und eine düstere Welt in der nicht nur seine Auftraggeber über Leben und Tod entscheiden.

Rollenspiel = Freiheit?

Freiheit in Rollenspielen ist immer so eine Sache, entweder stimmt die Freiheit und die Story ist Mau oder das Korsett ist relativ eng und die Story glänzt.The Witcher gelingt die große Freiheit im Umgang mit der Welt nicht ganz, die zugrunde liegende Aurora-Engine(Neverwinter Nights) beschränkt die Agilität des Hexer´s schon,Springen,Klettern,Reiten all diese unglaublich hippen Dinge kann er nicht und Zäune sowie Hügel grenzen die Bewegungsfreiheit zusätzlich ein.Nur will man das alles?Nein, will man nicht, da es auch nicht auffällt.Der Hexer ist ein Berufsmäßiger Ungeheuer-Töter, der Aufträge annimmt um der schrulligen Dame im Dorf einen Vampir aus dem Keller zu entfernen oder Geister von Feldern verjagt, damit ist er keiner von diesen Helden die in der Pampa rumrennen und Prinzessinnen aus Dungeons vor der Bösen Ork Armee retten, er verdient damit sein Geld und das ist nun mal in bevölkerten Gegenden leichter zu erreichen als in der Wildnis.Zudem fehlt dem Hexer jegliche moderne Unterstützung, wie Teleportieren und Reiten, was dazu führt das man die Welt umso intensiver wahrnimmt, in sie eintaucht und gerne wieder mit Leuten redet die man schon fünf mal gesehen hat, vorallem da sich immer wieder neue Quest bzw. Queststränge ergeben und eigentlich keine Langeweile aufkommt die Teleportieren notwendig machen würde.Hiernach bin ich zu der Erkenntnis gekommen das das Reiten und Teleportieren anderer Entwickler eigentlich nur die laue Welt vertuschen soll. . .Hingegen ist unzweifelhaft das Glanzstück dieses Spieles, die Freiheit der Quest und deren Konsequenzen.Oftmals muss man sich direkt vor Ort entscheiden,was für den Auftraggeber, das eigene Ansehen oder den Geldbeutel wichtig ist, diese Methode schaukelt sich dann das Spiel über zu Sympathie und Antipathie oder Neutralität in der Haupthandlung hoch,ohne das man sich groß geführt fühlen würde.Frühere Lösungen entscheiden dann meist später darüber, wer einem hilft oder eben nicht,zu was man Zugang bekommt und was man hätte eventuell für wenig/kein Geld oder eben den vollen Preis bis garnicht Erwerben kann.Das Spiel schreibt viel im Hintergrund mit, wechselt Sympathien,Texte und Lösungsmöglichkeiten und lässt einen so quasi in beliebiger Reihenfolge agieren, eine eher aufwändige Arbeit bei der wohl eine nicht geringe Menge der vier Jahre Entwicklung drin verschwunden sind.

Erwachsene Welt?

Schon und zwar nicht nur wegen der Sex Anspielungen und Ausführungen oder dem permanenten obszönen Gefluche, was durchaus ab-und-an beim zwanzigsten male zum weghören animiert, sondern weil die Welt durchweg grau ist.Der Hexer selber ist hin und her gerissen, von der Welt verachtet zu werden , von Leuten die meinen das Hexer die Monster erst anziehen und den Kampf fördern und von denen die ihn um Hilfe bitten bis hin zu denjenigen die aus Not lügen über absichtliches Lügen und einer menge Propaganda der Nutznießer und vermeintlichen Verlierer in der Gegend rund um den Hexer die versuchen ihn für ihre Sache einzuspannen.Sowie dem Sinnieren über den Platz in der Welt in der die Hexer dabei sind auszusterben, wie vieles andere auch, die Moral, die Ethik, Tierarten, Monsterarten und andere Rassen, die in vielen (abgelegten) Informationen Vergangenheit und Geschichte haben.Darf einer, der selber eine Züchtung ist über andere, des Wesens wegen,Richten?.Wobei hierzu gesagt sei, das alle Rassen, Tiere und auch Monster einen Hintergrund haben für das was sie tun, wo sie Leben und eigentlich, einschließlich der Monster ein Nische im Ökosystem besetzen,welches mit viel Hingabe zur Logik vom Entwickler versucht wird zu erklären.Natürlich werden, in den meist mit hübschen Geschichten verpackten und wenig plumpen/offensichtlichen Informationen auch adäquate Tötungsmethoden preis gegeben.Nichts ist wie es scheint und jeder ist sich selbst der nächste in einer Welt die zusehnst runtergewirtschaftet, feindlicher und korrupter wird.Dabei geht es auch um Liebe, Freundschaft und Kinder, all das, stellenweise zum nachdenken anregende, lässt nicht unbedingt auf einenErwachsenen-Spiel-Werbeslogan schließen.

Aktion oder Regeln?

Mal wieder, beides.

Dem Entwickler ist eine erfreuliche Mischung gelungen, in der man mehr als die linke Maustaste benötigt und trotzdem nicht von Regeln erschlagen wird.Das Kampfsystem mischt kämpfen mit der linken Maustaste und die eher rudimentären Unterstützungszauber mit der rechten Maustaste sowie Kombo-Möglichkeiten die je nach Ausbaustufe der Fähigkeiten aufleuchten, eine relativ eingängige Sache.Wären da nicht die beiden Schwerter und die je 3 Kampfstile pro Schwert, den diese verlangen einem eine gute Kenntnis über den Feind ab, welches Schwert für welchen Feind, welcher Stil wann, wie habe ich die Fähigkeiten dazu ausgebaut, besonders interessant wird es dann bei vermischten Gruppen.Die zusätzlichen 2 Waffen kann man getrost vergessen. . .Die Fähigkeiten erfordern allerdings etwas umdenken von den Genre üblichen Standards.Diese reichen über die Körperlichen, Magischen und Kampftechnischen Fähigkeiten nicht sonderlich hinaus und haben fünf Stufen die man wiederum ausbauen kann. Zum Beispiel kann man dem Zauber-xy auf Stufe zwei nochmal mehr Power verpassen, dieses geht mit Level aufstiegen verdienten Bronze, Silber und Gold Punkten, wobei man das jeweile Metall auch nur in bestimmte bereiche stecken kann,meist 2-Stufen Bronze, 2-Stufen Silber und 1-Stufe Gold, wobei das Gold natürlich erst entsprechend Spät und selten kommt.Noch dazu gibt es einige Spezial-Fähigkeiten die man nur durch Quest erlangen kann, meist Bossmonster, sofern man sich entscheidet diese zu töten. . .Gewöhnungsbedürftig aber Spannend allemal.Die Alchemie hat einige wirklich nette Ideen die zur Taktik der Kämpfe beitragen können, wie etwa Klingenüberzüge für bestimmte Monstertypen, Schleifsteine zum Schärfen bis hin zu Bomben.Allerdings auch einige Mankos, die oben beschriebenen dinge sind zwar nett aber nicht notwendig und viele mögliche Tränke sind, von den Klassikern wie Heiltränken, Ausdauer und dergleichen abgesehen, kaum von nutzen bzw. rechtfertigen zumindest den damit verbundenen Aufwand des Rohstoffe sammelns und dem vergleichsweise hohen Chaos im Inventar nicht.Die Welt unterliegt dem allgemeinen Hang der Entwickler zur Logik.Drei Tränke kann man auf die Schnellzugriffsleiste legen, die man dann wiederum an des Hexer´s Kleidung sehen kann,die meisten Monster kriechen erst Nachts aus ihren Löchern oder Leben eher abseits der Siedlungen,Rohstoffe wachsen nach(zu schnell) und Bewohner verkriechen sich in ihre Hütten.Zum aufleveln und tränkemischen muss der Hexer in die Meditation, welche nur an Feuerstellen drinnen wie draußen geht und erst entweder mit einem Feuerstein oder dem Feuerzauber angezündet werden müssen.Ablageplätze für mit geschleppten Kram gibt es selten, Alkohol verschwimmt irgendwann das Bild und der Waffenplatz(zumindest) beim Hexer ist auf die schleppbare Zahl von 5 beschränkt.All das kann man der liebe zur Welt, Logik und Glaubwürdigkeit zu ihr mögen, was eigentlich dem Spielgefühl sehr zuträgt, muss man aber nicht.

Und die Technik?

Künstlerische Techniken, Umfang oder der Zustand des Spieles?

Fang ich mal mit dem absoluten Glanzstück der Entwickler an, der künstlerischen Techniken.Die Erzählweise ist hervorragend inszeniert worden, angefangen von sicherlich enorm teuren Intro/Outro-Videos über Ingame-Sequenzen bis hin zu, zwar weniger aufregend dafür toll platzierten und wohl handgemalten statischen Bildern die mit guterdeutscher Stimme unterlegt sind.Dazu gibt es bei quasi jedem der was zu sagen hat einen, mittlerweile eher typischen Kameraschwenk in den Bauch-Kopf bereich(man(n) achte auf die Dryade im Sumpf. . . ) und den dazu gehörigen Multiple-Choice Gesprächen, das alles vertont und immer wieder mit sinnierender Untermauerung der Geschehnisse.Mal vom Intro abgesehen in relativ kurzen, gut verdaubaren, wenig Langeweile aufkommend lassenden, dafür häufigeren Sequenzen.Gemischt mit einer Prise Zynismus, toll!Der Umfang mit seinen 5,5 Kapiteln und mindestens 40 Spielstunden lässtsoweit keine wünsche für das Geld offen.Dazu kommt ein unüberschaubarer wusst an Rohstoffen, Geschichten, Rezepten, Informationen von Personen,Monstern und Gegenden.Mini-Spielchen wie Boxen, Würfen und Saufen lockern das Spielgeschehen auf, welche aber ab-und-an zum Quest erfüllen absolviert werden müssen, wo das Boxen wenigstens nicht allzu aufwendig und schwer ist, nervt das Saufen schon mal und hat das Würfeln quasi keinen reiz, glücklicherweise kommt das Saufen selten vor und das Würfeln ist durchweg optional.Die Questzahl dürfte bei ca. 20 pro Kapitel liegen, welche aber häufig verkettet sind, dieser Kniff hält die anzahl überschaubar und interessant zugleich.Viele Nebenquest findet man durch erforschen, fragen und Nett sein, deswegen ist die Anzahl meinerseits nicht hundertprozentig schreibbar. Geschludert wurde aber bei der Anzahl der verschiedenen NPC-Figuren, der Inneneinrichtung und den Innenräumen.Diskussionswürdig ist auch die Anzahl der Waffen und Rüstungen, diskussionswürdig aber nicht für mich da niemand alle zwei Tage eine Rüstung wechselt welche normalerweise langwierig und teuer angepasst werden müsste und Schwerter mit Intelligenz-Bonus auch wohl eher selten waren, wohl aber für Leute mit Sammeltrieb. . .Der Zustand des Spieles ist zumindest nach dem ersten Patch weitestgehend gut, ab und an konnte ich nicht nachvollziehen weshalb ein Questgeber verschwunden war, könnte ein Bug sein, könnt ich nicht gefunden haben oder ich hab die Quest versemmelt und er ist abgehauen, die allgemeine Mechanik des Spiels lässt da kein eindeutiges Ergebnis erkennen.Vorallem muss man sich heutzutage ja allen ernstes fragen,welches Spiel überhaupt noch in der Lage ist 200 Bugs zu produzieren. . .In einigen Gebieten, vorallem wenn das Kapitel neu ist und viele Quests und Scripte offen sind, fällt die Performance spürbar ab.Desweiteren haben die Abstürze zum Ende hin, Kapitel 4 und 5 zugenommen, was auf einen ziemlichen Speicherhunger hindeutet, der wohl an dem ständigen mitprotokollieren des Spieles über die gesamte Spielzeit liegen dürfte.Die angaben zum System auf der Packung sind,zumindest mit Windows XP zutreffend, mit Vista habe ich da allerdings so meine Zweifel. . . Die Grafik ist sehr gelungen, das eher schon zur Renaissance zählende Setting ist hübsch umgesetzt,grün-blaues Wasser läd bei den schicken Sonnen Untergängen, sollte es nicht gerade Regnen, zum Träumen ein. Die glänzende Haut einiger Gegner verziehen einem auch schon mal die Mundwinkel nach unten und Kleinvieh sowie Vegetation gefallen.Das ganze unterstützt von tollen Kampf, Gestik, Mimik und Verhaltens-Animationen und einer menge Blut, die Lippensynchronisation stimmt nicht immer obwohl diese gut ist, da dürfte das Problem eher technischer Natur sein.Die Soundeffekte sind unaufdringlich unterstützend, abends wird Laute in Gasthäusern gespielt, drinnen hört man etwas von draußen und umgekehrt, hier und da schien mir aber die Lautstärke(meist zuviel) nicht immer zum Rest der Umgebung zu passen, das Boxen stört beim Lautespielen was eigentlich nicht möglich sein dürfte.Die Musik hingegen ist sehr auf die Atmosphäre abgestimmt und Scriptbezogen,die Technik und Einsatzweise erinnert eher an Howard Shore(Herr der Ringe, eher 2& 3) als an die typischen Jeremy Soul-Vertreter des Genres.Gute arbeit.Das Handbuch ist für heutige Verhältnisse recht umfangreich, wenn auch die Ingame-Bilder ruhig hätten in Farbe sein können, hingegen hinterlässt die Packung einen zwiespältigen Eindruck, die Papp-Schachtel drumherum wie die DVD-Packung selber gefallen nur das so gar nicht zu dem schwarz/rot passenden Design - Games for Windows - Logo in Weiß und einer penetranten Größe verleiden etwas den Spass. Die meisten Macken hab ich bei der Einstellbarkeit des Spieles erlebt, wobei das wohl ziemlich subjektiv sein dürfte.Die Kamera zickte zu allererst in den engen Räumen, das Scrollen reagiert Träge und die einstell Möglichkeiten sind nicht immer selbst-erklärend zudem ist ausgerechnet die Pausen-Funktion auf der Leertaste nicht frei belegbar, was für mich als Pfeiltasten-Spieler grausamst war.Das Spiel war es mir aber Wert das ich das Q und das E rausgeprockelt habe aus der Tastatur, damit ich mich zurecht finde. . .

Fazit?

Wer dem Renaissance lastigen Setting etwas abgewinnen kann wird hier vor allem eins, sehr sehr gut unterhalten.Immer mit Hang zur Logik und Glaubwürdigkeit der Welt und Themen die das Team toll, von den heute existierenden Übeln der Welt, in die Virtuelle übertragen hat.Nur Spieler mit Neigung zu pausenlosen Kämpfen, Sammelwahn und Schnellreise-System um ohne nervige Lese und Denk-Umwege die nächsten 200 Monster tot zu klicken, werden schwerlich die 40 Stunden durchstehen.

Edit: 1

Überschrift 6 bekomme ich nicht raus. . .

Edit: 2

Überschrift 7 bekomme ich nicht raus. . .soll wohl irgendwann mal was werden mit der Seite.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Atmosphärisch
  • Sound: Atmosphärisch
  • Balance: Nie unfair
  • Atmosphäre: Logische lebendige Welt
  • Bedienung: Wenn begriffen, eingängig
  • Umfang: Gut verdaubare, gleich grosse Kapitel
  • Quests/Handlung: Grossartig inszeniert
  • Chraktersystem: Genre untypisch
  • Kampfsystem: Der Wissende hat vorteile. . .
  • Items: Logischer mitschlepp Nutzwert
  • Grafik: Aurora-Engine
  • Sound: Lautstärke stellenweise fragwürdig
  • Balance: Schwert eindeutig dominant
  • Atmosphäre: Kontra?
  • Bedienung: Nicht durchweg selbst erklärend
  • Umfang: Viel unnützer Alchemie-Rümpel
  • Quests/Handlung: Muss man mal was Nachlesen. . .
  • Chraktersystem: Genre untypisch
  • Kampfsystem: . . . der Unwissende nicht
  • Items: Eher wenige

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
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