Ende mit Schrecken

Ich habe Dead Space 1 und 2 geliebt, Dead Space 1 war sogar mein persönliches Spiel des Jahres in 2008, umso schwerer fällt es mir nun dabei...

von TGfkaTRichter am: 20.05.2013

Ich habe Dead Space 1 und 2 geliebt, Dead Space 1 war sogar mein persönliches Spiel des Jahres in 2008, umso schwerer fällt es mir nun dabei zuzusehen, wie die Reihe mit Dead Space 3 vor die Wand gefahren wurde. Es ist nicht so, dass Dead Space 3 an einigen Stellen nicht die Qualität der Vorgänger erreicht, es ist auch nicht durchgehend misslungen und unter dem Strich wahrscheinlich nicht einmal ein schlechtes Spiel, aber dennoch komme ich nicht umhin, es insgesamt als gescheitert zu betrachten.

Wäre er doch bloß stumm geblieben

 

Kurz zusammengefasst geht es bei Dead Space wieder darum, dass Protagonist Issac Clarke erneut gegen die Weltraumzombies, genannt Nekromorphs, ins Feld ziehen muss. Diesmal führt ihn sein Weg von einem (zum Glück) kurzen Kapitel auf der Erde, über einen coolen Schiffsfriedhof im Weltraum auf einen Eisplaneten, hinter der sich die Heimatwelt der Nekromorphs zu verbergen scheint. Das Spiel bietet also mehr Schauplätze als die Vorgänger, aber leider dadurch nicht mehr Substanz, aber dazu später In Teil 1 war Isaac noch stumm wie ein Fisch und das hat auch meistens funktioniert. In Teil 2 lernte er dann sprechen und auch das hat meistens funktioniert, auch wenn es das Spiel nicht wirklich bereichert hat. In Teil 3 spricht er noch mehr und auch mit noch mehr Leuten und jetzt wünscht man sich, dass er stumm geblieben wäre. Einfach gesagt, mit Dead Space 3 erwartet uns mal wieder ein Actionspiel, dessen Handlung ziemlich belanglos, wenn nicht sogar dumm ist. Die Handlung war auch in den Vorgängern kein Überflieger, aber sie drängte sich auch nicht so in den Vordergrund, wie es bei Dead Space 3 leider der Fall ist. Immer wieder quält das Spiel einen mit Storysequenzen in Spielgrafik (nicht abbrechbar), die man ne Sekunde später wieder vergessen hat. Die dazugehörigen Dialoge sind eher schwach, strotzen teilweise von Pathos, werden peinlich, wenn sie versuchen, romantisch zu sein und helfen keinen Deut bei der Entwicklung der Charaktere. Ja, wäre er bloß stumm geblieben.

 

Im Gegenzug hat man sich aber dazu entschlossen, die in den Vorgängern ordentlich gemachten Audio-Logs zu streichen. Zwar findet Isaac immer wieder Textlogs, aber ehrlich gesagt, ist Dead Space kein Spiel, in dem man anhält, um zu lesen, vor allem, weil es nicht wirklich interessant ist, es zu lesen und ab und zu stößt er auf stationäre Aufnahmegeräte, die Hintergrundinformationen geben, aber nur, wenn man während der Aufzeichnung den Raum nicht verlässt. Das hätte man auch besser machen können. Immerhin hat Dead Space 3 ein richtiges Ende und das ist bei Spielen dieser Generation durchaus eine positive Erwähnung wert.

 

Gegnermassen

 

Im Prinzip hat sich das Gameplay der Reihe seit Dead Space 1 nicht verändert, aber dennoch hat man bei Dead Space 3 gelegentlich das Gefühl, dass die Entwickler nicht so genau wussten, was für ein Spiel sie eigentlich da programmieren. Isaac ist unbeweglich wie immer. Er kann nicht springen oder rennen, während er zielt. Das war in Teil 1 und 2 kein Problem, weil es ein gut integrierter Bestandteil des Gameplays war. Bei Teil 3 ist es das nicht mehr. Die Gegner, meistens die latent gehirnamputierten Nekromorphs, bewegen sich schneller und kommen in viel größeren Mengen auf Isaac zugeschossen, so dass man sich konstant ein höheres Bewegungstempo wünscht. Dazu kommt, dass die Viscaral Games scheinbar bei Doom 3 gespickt hat und Gegner gerne mal hinter Issac aus der Kiste gesprungen kommen. Auch Teil 2 hatte einige Sequenzen, in denen es mit der Anzahl der Gegner vielleicht ein wenig übertrieben wurde, in Teil 3 kann man diese Sequenzen jedoch nicht mehr zählen. Besonders in den optionalen Missionen schickt einem das Spiel teilweise absurde Gegnerhorden auf den Hals und ich dachte in einigen Situationen, dass ich irgendwas Besonderes machen muss, um den Strom zu stoppen, aber nein, man muss einfach nur durchhalten, bis alle Gegner tot sind.

 

Passend zu den Gegnerhorden wurde auch die Munition angepasst. Während in den Vorgängern jede Waffe seinen eigenen Munitionstyp hatte und man dementsprechend taktisch spielen musste, gibt es jetzt nur noch Universalmunition, von der Isaac tonnenweise mit sich herumschleppt und das auch zum Überleben braucht. Abschließend ging es zumindest mir so, dass es das Spiel mit den Gegnermassen maßlos übertrieben hat und ich am Ende von den Kämpfen einfach nur noch genervt war.

 

Die Atmosphäre ist noch da … meistens

 

Die verpatzten Kämpfe tun umso mehr weh, weil Dead Space nach dem grauenvollen Einstieg (TRichters Sonderpreis für die miesesten ersten 30 Minuten dieser Generation) oft eine tolle Umgebung präsentiert, die von einer Soundkulisse unterstützt wird, die durchaus die Qualität der Vorgänger erreicht. Vor allem der Teil im Weltraum spielt sich in den ruhigen Sequenzen wirklich gut und nicht schlechter als die Vorgänger. Auch auf dem Eisplaneten gibt es einige coole Momente, die aber zu oft durch teilweise lächerliche Zwischensequenzen und die oben beschriebenen Gegnerhorden unterbrochen werden. Generell kann man sagen, dass in den ruhigen Momenten, die das Spiel auch durchaus hat, die Atmosphäre absolut funktioniert. Sobald es unruhig wird, geht sie aber leider flöten. Was den Horror angeht, muss ich gestehen, dass ich schon Dead Space 1 und 2 nicht sonderlich gruselig fand. Wirklich subtil waren beide Spiele nicht. Meistens ging es nur darum, aus welchem Lüftungsschacht der nächste Gegner gesprungen kommt, das macht Dead Space 3 auch nicht anders, wobei die Gegner jetzt auch gerne aus dem zugeschneiten Boden gesprungen kommen. Am Ende gibt das Spiel aber auch diese Schockmomente auf und hetzt uns ganz offen seine gewaltigen Gegnerhorden auf den Hals. Ja, ich komme immer wieder darauf zu sprechen.

 

Kein Maß

 

So nervig die Gegnermassen auch sind, sie sind nur knapp mein Hauptkritikpunkt, denn so wie es das Spiel mit der Anzahl seiner Gegner übertreibt, so übertreibt es auch mit anderen Dingen. Das Backtracking ist teilweise extrem um im Gegensatz zu Teil 1 nicht besonders gut ins Spielgeschehen integriert und einige Sequenzen werden einfach zu oft wiederholt. So gibt es z. B. Stellen, in denen Isaac mit Hilfe einer Seilwinde senkrechte Wände entweder hinauf- oder hinunterklettert. Diese Sequenzen sind nicht besonders interessant, aber das Spiel wiederholt sie dennoch ständig. Das ist übrigens auch ein klarer Unterschied zu den Vorgängern. Auch die hatten Abschnitte, die sich vom klassischen Gameplay unterschieden, aber diese waren immer relativ einzigartig, in Teil 3 werden sie jedoch bis zum Abwinken wiederholt. Auch die verschiedenen Schlossknackminispiele kann man irgendwann nicht mehr sehen, da wäre weniger deutlich mehr gewesen. Natürlich generiert Dead Space 3 auf diese Weise eine ordentliche Spielzeit, aber ehrlich gesagt, wäre das Spiel wahrscheinlich besser gewesen, wenn es ein oder besser zwei Stunden kürzer wäre.

 

Hobbythek

 

Ein ganz neues Gameplayelement sind die Werkbänke, die nicht nur die Kioske aus den Vorgängern komplett ersetzen, sondern gleichzeitig auch den grandios gescheiterten Versuch darstellen, Mikrotransaktionen ala Facebook in einem AAA Spiel heimisch werden zu lassen. Zu Beginn will ich gleich mal Entwarnung geben: Man kann das Spiel mühelos durchspielen, ohne zusätzliches Geld in die Hand nehmen zu müssen und hat auch nie das Gefühl, dass irgendwas fehlt. Statt Geld sammelt der Spieler jetzt Ressourcen in der Spielwelt, aus denen in einem nicht besonders benutzerfreundlichen Menü, Munition, Healthpacks oder neue Waffen gebaut werden. Leider ist die Waffenherstellung stellenweise ziemlich kryptisch und es ist oft sehr schwer abzuschätzen, was die Waffe, die man sich da gerade zusammenbastelt im Gefecht wirklich leisten kann, wodurch Ausprobieren nur bedingt gefördert wird. Dabei hilft auch nicht, dass Isaac nun nur noch zwei statt der ursprünglich vier Waffen mit sich führen kann.

 

Fazit:

 

Ich weiß, der MP fehlt komplett in meinem Test, was daran liegt, dass ich ihn nicht gespielt habe. Allerdings kann ich klar sagen, dass man das Spiel auch allein mühelos durchspielen kann, oder dabei auf einen grenzdebilen KI-Kollegen angewiesen zu sein. Dennoch erreicht Dead Space 3 insgesamt nicht ansatzweise die Qualität der Vorgänger. Dazu übertreibt es das Spiel einfach zu sehr mit den Gegnermassen, die zu wenig an Isaacs Bewegungsmöglichkeiten angepasst sind und wiederholt einige Elemente einfach zu oft. Die teilweise lächerlichen Zwischensequenzen werten das Geschehen auch nicht wirklich auf. Dennoch hat Dead Space 3 seine guten Momente und ist unter dem Strich kein schlechtes, aber eben auch kein wirkliches gutes Spiel mehr und alles in allem leider ein ziemlich unrühmliches Ende für eine Serie, die 2008 als Riesenüberraschung angefangen hat.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafisch okay
  • Sehr gute Soundkulisse
  • Lange Spielzeit (für einen Shooter)
  • Auch ohne Koop-Partner problemlos spielbar
  • Atmosphärisch stellenweise sehe gut
  • Ab und zu toll inszeniert
  • Zahlreiche Möglichkeiten zum eigenen Waffenbau
  • Echtes Ende
  • Zu viele Wiederholungen
  • Zu oft wilde Gegnermassen
  • Schwache Story
  • Dünne KI
  • Lästiges Backtracking
  • Bedienung der Werkbank zu umständlich

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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