Film Noir-Action at its best

Sie waren alle tot. Der letzte Schuss war ein Ausrufezeichen für alles, was zu diesem Punkt geführt hatte. Ich löste den Finger vom Abzug. Und so...

von TheVG am: 18.11.2012

Sie waren alle tot. Der letzte Schuss war ein Ausrufezeichen für alles, was zu diesem Punkt geführt hatte. Ich löste den Finger vom Abzug. Und so stehe ich nun hier, im Angesicht meiner vollführten Rache, musste daran denken, dass dies nur Anfang dessen ist, was noch kommen sollte. Ich erinnerte mich vage an meine Albträume, die mir sagen wollten, dass ich in einem Computerspiel bin. Wenn das stimmte, dann musste ich wohl ganze elf Jahre im tiefen Dunkel vegetieren. Und nun, nachdem ich endlich wieder das Licht sah und der Schneesturm an Kraft verlor, kann ich endlich von meinen Geschehnissen berichten.

 

Tag 1 – Es schneit in der Hölle

 

Es sollte ein Bilderbuchleben werden, wurde aber nur ein permanenter Abstieg in die Abgründe des Seins. Noch gestern nahm ich meine Frau und das Kind freudestrahlend in die Arme, heute stehe ich vor dem Scherbenhaufen, den irgendwelche Junkies im Wahn hinterlassen hatten. Ich kann mich nur noch bruchstückhaft zurück entsinnen, wie ich diesen mysteriösen Anruf bekam, daraufhin das „V“ an die Wand geschmiert entdeckte, aber auch, dass ich Michelle nur noch schreien hörte, bevor sie durch die Hand eines dem Wahn verfallenen ermordet wurde. Ich kam zu spät.

 

Das war nur der Anfang dessen, was mir in der Folgezeit widerfahren sollte. Meine Familie - tot, und ich machte mir die größten Vorwürfe deswegen. Immer wieder verfolgten mich die schrecklichen Bilder, wie Michelle blutüberströmt auf unserem Ehebett liegt, aber auch der kleine Körper meines Sohnes, der wie unachtsam weggeworfen auf dem Bodes seines Zimmers sein noch junges Leben ausgehaucht hatte. Ich wechselte meine Profession, und auch wenn ich auf dem Revier vielleicht mitleidige oder unverständliche Blicke erntete, war mir das egal. Um die Drahtzieher dieser heimtückischen Morde zur Rechenschaft zu ziehen, war es sinnvoller, als verdeckter Ermittler zum Drogendezernat zu wechseln, als mit meinem Hintern den Polstersessel in meinem heimeligen Büro zu wärmen.

 

Ich musste in den Dreck hinabsteigen.

 

Drei Jahre – Die Ruhe vor dem Sturm

 

Die Jahreszeiten kamen und gingen, und doch kam es mir vor, als hätte ich drei Jahre lang keine davon mitbekommen. In der Nacht ist es fast egal, wie kalt die Luft dir um die Ohren strömt, jedenfalls hatte mich in der Zeit die Sonne nur selten zu Gesicht gekriegt. Ich verbrachte eine unendliche Zeit damit, in Büros und Labors kleine Hinweisfetzen zu einem Ganzen zusammenzufügen oder mich in des Nachts unter den Abschaum zu mischen. Drei Jahre lang war nichts passiert, was die Ermittlungen auf einen guten Weg brachte, und es bedurfte erst eines weiteren Schicksalsschlages, der den Stein richtig ins Rollen brachte.

 

Und wieder keimte in mir dieses seltsame Gefühl auf, dass ich von einem gesichtslosen Puppenspieler durch mein gesautes Leben geführt wurde. Ich stelle mir vor, als wäre ich in einer Grafiknovelle, fotografiert und verfremdet. Sprechblasen hingen über meinem Kopf und zitierten meine Gedanken oder gesprochenen Worte. Aber nicht nur das. In der U-Bahn-Station war es zu einer feindlichen Übernahme gekommen, der ganze Untergrund um sie herum war von Gangstern überlaufen. Es war an mir (oder meinem unsichtbaren Alter Ego), sie zu bekämpfen, damit ich meinen Kollegen und einzigen Mentor, Alex Balder, begegnen konnte. Es roch nach einer Falle, aber da musste ich nun hindurch. Also zückte ich meine Beretta, durchsuchte die verwinkelten Ecken nach einem geeigneten Weg ab. Immer wieder wimmelte es von zwielistigen Gestalten, die die Gänge patroullierten. So kam es des Öfteren zu anstrengenden Schusswechseln, und wenn ich gar keinen Ausweg mehr sah, half mir meine Fokussierung auf die Ereignisse. In dieser Phase des Kampfes kam ich mir vor wie Keanu Reeves, wie er in Zeitlupe den Kugeln der Agenten auswich. Effektvoll konnte ich mich abrollen und in aller Ruhe die Gegner ins Visier nehmen, und jeder Abschuss brachte mir die Motivation (oder den Füllstand), weitere dieser Aktionen ausführen zu können. Wie ein Gott fühlte ich mich trotzdem nicht, weil die Jungs einfach keine Eier in den Hosen hatten.

 

Es war leider nur kein befriedigendes Gefühl, wenn ich all diese Dinge tue, denn die einzige Genugtuung sah ich darin, wenn ich diesen Fall endlich beenden konnte. Es war jedoch ein langer Weg bis dahin, und der wurde mit jedem weiteren Verlauf ungleich schwieriger. Zwar sind Gangster wie die Punchinellos inklusive Lakaien keine Schmalspuridioten, die man mal schnell um die Ecke gebracht hat, aber sind sie auch keine superhellen Köpfe. Ihnen kann man schon mal eine Granate vor die Füße werfen, ohne dass sie vernünftig darauf reagieren, dennoch muss man ihnen Respekt zollen, dass sie nicht immer das tun, was ich von ihnen erwarte. Ich würde ja jetzt gerne darüber berichten, wie einfach und einspurig mein Rachefeldzug über die Bühne ging, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Immer wieder plagen mich Albträume, die im forcierten Drogenrausch bizarre Formen annehmen. Immer wieder muss ich innehalten, um über die Vorkommnisse zu berichten, und ich habe fast den Verdacht, dass es nicht wenige interessieren dürfte.

 

Wochen später – Die Abrechnung

 

Ich betrachte mich im Spiegel, in der leisen Hoffnung, nicht das zu sehen, was ich nicht sehen will. Meine Wohnung ist nicht viel anders als die anderen. Zweckmäßige Einrichtung, aber schön verziert. Die Ecken und Kanten der Zeit nagen schon am Design der Möbel, und ich habe den Eindruck, dass sie an mir auch schon knabberten. Es bedarf keines Gutachters, um festzustellen, dass mein Kantengesicht in die Jahre gekommen ist. Und egal wie oft ich mich mal in einem Spiegelbild selbst erwische, ich glaube auch, dass meine Gesichtsausdrücke ständig dieselben geblieben sind. Was erwartet man aber auch von einem Polizisten, der am Tod seiner Familie zerbrochen ist? Einzig wenn ich zurückblicke, dann scheinen meine Gefühle in jeder Form und Farbe herauszuplatzen. Früher hätte es wohl keinen gestört, aber die Welt dreht sich weiter, und es wird immer Zeit sein für Veränderungen.

 

Nun sehe ich nicht nur sehr gut, sondern vernehme auch die akustischen Signale, und ich muss sagen, dass ich in dieser Hinsicht noch besser dran bin wie optisch. Wenn die Schüsse das Trommelfell erschüttern, die Stadt ihren besonderen Atem haucht oder die Menschen mit mir oder wider mich sprechen, dann fühle ich mich wohl im Morast der New Yorker Unterwelt. Es sind diese herrlichen Slangattitüden, die meinen nächtlichen Alltag versüßen. Wer diesen Kram nicht versteht, der hat eben Pech gehabt.

 

Nun muss ich rückblickend sagen, dass ich kein Kind von Traurigkeit (mehr) bin, und die Gossen von New York bieten nichts, was an Respekt oder Reue erinnern könnte. Vor elf Jahren musste ich schnell verduften, weil die Sittenwächter meine Methoden einfach nicht akzeptieren wollten. Bestrafen wollten sie mich, und das haben sie insofern geschafft, als dass sie mich zur Flucht zwangen. Aber heilt die Zeit doch alle Wunden, wie man so schön sagt, so dass man mich erst kürzlich für meine Dienste ausgezeichnet hatte. Es sind eben auch die Zeichen der Zeit, die Vergangenes verharmlosen. Sie heilen auch Wunden, aber davon war ich noch sehr weit entfernt, und das sollte noch lange nicht das Ende meines Abstieges gewesen sein, auch wenn ich ein dickes Ausrufezeichen hinter die Geschehnisse gesetzt hatte, die zu diesem Punkt geführt haben. Ich löste den Finger vom Abzug...


Wertung
Pro und Kontra
  • Scharfe Texturen
  • Super Soundkulisse
  • Atmoshpäre zum Schneiden
  • Legendäre Bullet-Time
  • Anspruchsvolle Action
  • Realistisches Waffenarsenal
  • Genial erzählte Rächerstory
  • MIttlerweile veraltete Grafik
  • Soundwiederholungen
  • KI-Schwächen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.