Gangstas in Space

Wusstet ihr das die Wachowski-Brüder Matrix gar nicht als Film geplant hatten sondern als Comic? Ein Comic der alles vereinen sollte was sie an Filmen und...

von Tsabotavoc am: 01.09.2013

Wusstet ihr das die Wachowski-Brüder Matrix gar nicht als Film geplant hatten sondern als Comic? Ein Comic der alles vereinen sollte was sie an Filmen und Comics mögen.

Das ist sehr passend: Denn Saints Row IV ist ein Spiel das alles vereint was mich in den letzten 10 Jahren an Actionfilmen und Actionspielen begeistert hat.

Ich gestehe das ich ein riesiger Fan der Saints Row Spiele bin und - Hand aufs Herz - jeder der es ist hat sich das Spiel ohnehin schon gekauft und Spaß damit.

Diese Rezension soll also für jene sein die ihr Geld noch immer in zweitklassige Spiele stecken obwohl es doch Saints Row gibt.

 

Dangerous Sociopath or puckish rogue?

Saints Row ist für seinen absolut abgefahrenen Humor bekannt: Der Anführer der Saints - kurz "The Boss" - ist nicht nur ein Profiwrestler sondern auch Filmstar, Medienikone, Bandenchef und Pornostar.

Schon in den ersten paar Spielminuten infiltrieren wir eine Basis von islamischen Terroristen, töten ihren irren - und amerikanischen - Anführer, entschärfen eine Atomrakete während wir auf ihr hochklettern und mitfliegen und werden daraufhin natürlich zum Präsidenten der vereinigten Staaten.

Dabei wird alles auf die Schippe genommen was man nur auf die Schippe nehmen kann: Predator, Call of Duty, Armaggedon und und...

Beispiel? Als unser Protagonist auf der Atomrakete Richtung Washington - natürlich zu einem Song von Aerosmith - in den scheinbar sicheren Tod fliegt verabschieden sich alle unsere Freunde von uns auf höchst emotionale Weise. Nur eine Spezialagentin vom MI6 die uns überhaupt nicht kennt sagt simpel und lapidar: "Tja wir kannten uns nur kurz aber... du scheinst ganz nett gewesen zu sein."

Ihr fühlt euch gespoilert? Das war nur das Intro. So geht es zwanzig Stunden weiter.

 

Zwanzig Stunden? Das glaub ich nicht Tim!

Zugegeben: Man muss hier unterscheiden zwischen der wirklich genialen Hauptkampagne und entbehrlichen Nebenmissionen. Wer nur die Hauptkampagne spielt darf von der Spielzeit gute 8 Stunden abziehen. 

Die Nebenmissionen bestehen in der Regel aus dem Abarbeiten der über die ganze Stadt verteilten Tätigkeiten. Die sind von unterschiedlicher Qualität: Klar vorn dabei ist wie immer der "Versicherungsbetrug" bei dem man sich vor Autos werfen muss um die Versicherung zu bescheissen. Klingt langweilig? Nicht wenn man dabei teilweise hunderte Meter durch die Luft fliegt um dann von einer LKW-Windschutzscheibe abzuprallen wie ein Gummiball...

Die Autodiebstahlmissionen hingegen sind zusammen mit den Plattformeinlagen mit einer der klaren Durchhänger. Aber: Ihr müsst ja nicht mit Gewalt alles erledigen was es im Spiel gibt.

 

Ich kann Kung-Fu!

Der Protagonist - den wir uns übrigens komplett frei selbst gestalten können und nicht weniger als sieben verschiedene Sprecher verliehen bekam - wird von einem Alienimperator in eine Matrixversion von Steelport geworfen.

Dadurch können die Entwickler eben auch die bekannten Fähigkeiten aus der Matrix einfügen. Schnelles Laufen und hohes Springen gehören noch zu den langweiligsten. Wenn man jedoch später Feuerbälle durch die Gegend schleudert, Feinde durch per Telekinese geworfene Panzer zermalmt dreht das Spiel entgültig ab.

Das ist die größte Stärke und Schwäche von Saints Row 4 gleichermaßen: Denn warum soll man Autos klauen wenn man schon nach kurzer Zeit schneller laufen kann als jedes Auto? Das war den Entwicklern auch klar weshalb alle Autoupgrades sehr billig sind.

Zudem ist das Spiel somit vor allem später dadurch kaum fordernd. Selbst eine ganze Alienarmee konnte mir gegen Ende hin nur ein sadistisches Grinsen entlocken. Vor allem wenn ihr mit euren Saints unterwegs seid nachdem sie ihre Superkräfte erhalten haben.

Last but not least: Steelport ist eben noch immer Steelport. Bedingt durch den neuen Grafiklook und die neuen Spielelemente spielt es sich zwar komplett anders, dennoch wurde hier gewaltig recycelt. Der neue Beleuchtungsstil schafft übrigens ein wahres Wunder: Er schafft es das Saints Row IV ein Stückchen schlechter aussieht als sein eigener Vorgänger.

 

Grafik? Unterirdisch. Sound? Überirdisch

Die Grafikengine ist noch immer die Selbe und viele Texturen scheinen direkt aus 2003 angekommen zu sein. Die "Matrixeffekte" sind gewöhnungsbedürftig. Immer wieder treten gewollte "Grafikfehler" auf mit verzerrten Proportionen oder Verpixelungen. Zudem ist die Welt einfach deutlich düsterer geworden wodurch eine der stärkeren Seiten der Engine - die Beleuchtung - nicht voll zur Geltung kommen kann.

Alles in allem ist die Grafik eher schwach. Auch die Explosionen und die guten Animationen können das nicht mehr vertuschen.

Besonders gefallen hat mir im Test die Musik: Von Klassik zu Hiphop zu Metal bieten die Radiosender alles was das Herz begehrt. Zusätzlich könnt ihr eure eigene Playlist zusammenstellen.

Eingangs habe ich erwähnt das der Protagonist sieben Stimmen hat. Nolan North ist eine davon. Die Sprecher haben übrigens teilweise sogar eigene Dialoge!

Der Nachteil ist: Das Spiel lebt und stirbt mit seinem Humor. Wer kein gutes Englisch spricht wird viel vom Humor nicht mitbekommen. Es gibt zwar Untertitel, die sind aber sehr frei übersetzt und während der ganzen Explosionen wird man kaum Zeit zu lesen haben.

 

Von Geeks für Geeks

Im Prinzip ist Saints Row über große Strecken eine Homage an MassEffect. Es parodiert aber auch - sehr gekonnt - Splinter Cell, Iron Man, Call of Duty und Co.

Es bedient sich frei an Actionfilmen aus den 90ern und ich habe mich hervorragend amüsiert. Wer mit den Filmen und Spielen der 90er nicht vertraut ist verpasst einiges aber auch so bleibt vieles übrig worüber man lachen kann.

Wenn z.B unser - zugegeben soziopathischer - Protagonist, der Probleme am liebsten mit einer Maschinenkanone oder dem Raketenwerfer löst, durch die Basis seines bösen Ichs schleicht bleibt kein Auge trocken.

Da wird die Intelligenz der Wachen in Schleichshootern auf die Schippe genommen, das Leveldesign in DeusEx durch den Kakao gezogen, und die Logik von Splinter Cell hinterfragt.

Da "The Boss" von Subtilität aber so viel hält wie ein Ökofreak vom Vorschlag den Regenwald durch Parkplätze zu ersetzen kippt die engagierte Schleichaktion natürlich ziemlich schnell und unser "liebenswertes Schlitzohr" erledigt die Dinge auf seine Weise...

Man merkt dem Spiel einfach an: Das sind Spieler die das gemacht haben. Dementsprechend gilt auch: Je mehr Spiele ihr gespielt habt desto öfter werdet ihr lachen. Oft gelingt es den Entwicklern in einem einzigen Witz mehrere Spiele und Filme gleichzeitig durch den Kakao zu ziehen und mehr als nur einmal veralbert sich das Spiel selbst.

Letztenendes muss man aber ganz fair sein: Egal wie oft Saints Row scheinbar das Genre wechselt. Egal wieviel es an Nebenmissionen gibt und wie amüsant der Plot auch sein mag: 90% davon endet im Geballer. Kurz und gut: Das Spiel gaukelt eine Vielfalt vor die es eigentlich gar nicht hat. Es wird nur die Verpackung vom Gebotenen immer wieder verändert.


Wie würde es Michael Mittermaier sagen?

Mit Saints Row ist es wie mit Western: Entweder du liebst Western oder du hasst Western. Saints Row hat es geschafft durch seinen Stil ein eigenes Genre zu sein.

Für mich ist das Spiel vor allem ein Bekenntnis: Ein Bekenntnis zu dem was unser Hobby eigentlich sein sollte. Pure Unterhaltung. Saints Row will dem Spieler nichts lehren, keine moralischen Entscheidungen abnötigen und auch nicht die Schrecklichkeit von Kriegen näherbringen.

Es will einfach nur unterhalten. Bei mir hat es das. Zwanzig Stunden lang.


Wertung
Pro und Kontra
  • Großartiger Humor
  • Abwechslungsreiche Haupthandlungsmissionen
  • Toller Soundtrack
  • Abgefahrene Superkräfte
  • Kinzie sieht nach Loyaltymission ziemlich heiss aus :)
  • Grafisch unterdurchschnittlich
  • Gelegentliche Abstürze

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.