Gut aber kein "Meisterwerk"

DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 wurde bei Erscheinen von der Fachpresse regelrecht auf den Thron gesetzt und hat als neue Referenz sogar THE WITCHER 3 verdrängt....

von - Gast - am: 21.05.2018

DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 wurde bei Erscheinen von der Fachpresse regelrecht auf den Thron gesetzt und hat als neue Referenz sogar THE WITCHER 3 verdrängt. Sehr zu unrecht finde ich. D:OS 2 ist gut - aber eben kein Meisterwerk.

Präsentation

In Sachen Präsentation gibts eigentlich nichts zu meckern: grafisch und soundtechnisch auf hohem Niveau setzt D:OS 2 in Sachen Vertonung neue Masstäbe, denn hier wurde wirklich ALLES vertont, im Gegensatz zu PILLARS OF ETERNITY oder den TORMENT Spielen. Der grafische Stil sagt mir persönlich weniger zu, es ist halt knallbunt, ich stehe mehr auf dark fantasy, aber das ist meine subjektive Präferenz.

Grafik (Gut)

Detaillierte, knallbunte Spielwelt mit vielen Details, ebenso knallbunt ist die Flora und Fauna geraten, daran muss man sich erst gewöhnen. Teilweise sind die Monster sehr schrill geraten und erinnerten mich etwas an MIGHT & MAGIC III, IV und V. Trotzdem: im grossen und ganzen ist die Grafik wirklich gelungen und auf dem Stand der Technik.

Ausserdem ist die Iso-Grafik im "echten" 3D - im Gegensatz zu PILLARS OF ETERNITY, etc. - so lässt sich die Umgebung taktisch nutzen, z.B. haben Bogenschützen die Erhöhungen nutzen Vorteile.

Sound (Sehr Gut)

Sowohl die Geräuschkulisse als auch der Score sind hervorragend.

Vertonung (Sehr Gut)

Wie erwähnt setzt DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 bei der Vertonung Masstäbe. Die Dialoge sind vollständig vertont - und nicht nur auszugsweise wie es Iso-Rollenspiele bisher gerne taten - es gibt sogar einen Sprecher, der nicht nur die Beschreibungen spricht, sondern auch die Aktionen zwischen den Dialogen. Das ist einmalig und trägt immens zur Atmosphäre bei. Es klingt wie ein Hörbuch! Hier kann sich die Konkurrenz definitiv ein paar Scheiben von abschneiden (Obsidian...)

Gameplay

Das meiner Meinung nach Beste an DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 sind die taktischen Kämpfe, die endlich wieder rundenbasiert ablaufen. Ich ziehe rundenbasierte Kämpfe definitv dem pausierbaren Echtzeitsystem aus PILLARS OF ERTERNITY vor. Hier gibt es wesentlich mehr Möglichkeiten.

Auch das Charaktersystem weiss durch die vielen Charakterwerte und Möglichkeiten zu gefallen: ich kann das Spiel mit einem oder zwei Charakteren durchspielen, die ich mit den "Lone Wolf" Talent ausstatte, dadurch kriegen sie Boni die die fehlenden Partymitglieder ausgleichen, oder ich nehme maximal 3 NPCs mit und steuere eine Gruppe mit 4 Helden.

Bedienung (Gut)

Die Bedienung ist zweckmässig und nicht unnötig kompliziert wenn auch manchmal etwas fummelig. Auf Grund der vielen Möglichkeiten ist die Steurung (Maus und Tastatur) auch dementsprechend komplex aber grösstenteils selbsterklärend. Wer DRAGON AGE: ORIGINS kennt wird sich gleich wie Zuhause fühlen, sogar die frei belegbare Leiste am unterem Ende des Bildschirmes, die in späteren DRAGON AGE Teilen der Konsolenfreundlichkeit weichen musste ist vorhanden! Schön, dass endlich ein Entwickler dem PC Vorrang gibt und nicht den Konsolen! Dafür gibts hier ein "Gut"! 

Zugänglichkeit (Befriedigend)

DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 ist ein Oldschool Rollenspiel für Fans dieses Genres. Wer SKYRIM & Co. vorzieht und bei Charakterwerten blass wird oder zu gähnen anfängt lässt besser die Finger hiervon, es gibt zwar 4 einstellbare Schwierigkeitsgrade, aber gerade die Kämpfe erfordern taktisches Vorgehen und entsprechende Kenntnis und Verständnis der jeweiligen Charakter Builds: eine schlecht aufeinander abgestimmte Party führt schnell zu Frust. Selbst der 2. von 4 Schwierigkeitsgraden (Classic Mode) ist schwer!

Komplexität (Gut)

Die taktischen Kämpfe sind sehr fordernd und komplex, das Charaktersystem ist gut. Übermässige Komplexität gibt es ausserhalb der Kämpfe aber nicht. Ein roter Faden bei den Quests ist immer vorhanden, die Side Quests sind in überschaubarer Quantität und auch die Story ist nicht besonders anspruchsvoll.

Story und Handlung (keine Spoiler) (Befriedigend)

Vom Hocker reissen konnte mich die Story nicht wirklich. Man wird als ein "Sourcemagier" auf eine Art Knastinsel verschifft von der man ausbrechen muss. Nach der Flucht von der Insel habe ich erstmal eine lange Pause eingelegt, da mir D:OS 2 erstmal etwas langsweilig wurde. Die Story konnte mich nicht so recht fesseln. 08/15 Standard Rollenspielkost.

Atmosphäre (Ausreichend)

Auch in Sachen Atmosphäre bin ich nicht so sehr überzeugt. Einerseits fesseln die Kämpfe durchaus, da sie einiges an taktischem Können einfordern, andererseits find ich die Fantasywelt nicht wirklich gelungen. Knallbunt ist nicht so ganz mein Ding, und einige Übertreibungen haben mich erheblich gestört: Ziemlich am Anfang trifft man auf eine Gruppe Riesenkrokodile, von denen einer die Teleportationshandschuhe besitzt und einsetzt!! Ein Krokoldil! Benutzt menschliche Teleportationshandschuhe! Die meiner Spielfigur passen nachdem ich ihn gekillt habe! Klar es ist Fantasy, aber das geht mir dann doch ein bisschen zu weit. Auch die vielen skurillen Ideen, Monster und der Humor sind nicht ganz mein Fall.

Spieldesign (Gut)

Definitiv eine Stärke von DIVINITY: ORIGINAL SIN 2. Ein ausgefeiltes, eigenes Charaktersystem mit unterschiedlichen Rassen und Klassen, fordernde taktische Kämpfe und unterschiedliche Spielweisen und Lösungswege. Auch sehr gut gelungen, wer eine Origin Charakter auswählt ist in der Wahl der Klasse und Spielart immernoch frei, erhält aber eine komplette, detaillierte Hintergrundgeschichte zu seiner Figur, die in die Hauptgeschichte perfekt integriert wurde. Stattdessen kann man auch eine komplett eigene Figur aus dem nichts erschaffen. Der Clou: die anderen Origin Charaktere, die man nicht als Spielfigur gewählt hat kann man als NPCs in die Party rekrutieren!

Umfang (Sehr Gut)

Um die 100 Spielstunden sind durchaus drin wenn man alle Side Quests abklappert. Ob man danach gleich wieder ins Spielgeschehen reinspringen will und das Spiel nochmal von vorne spielen will halte ich eher für fraglich: die Story ist nicht wirklich so toll, dass ich mir das ganze nochmal antun will, vielleicht in 10 Jahren oder so. Trotzdem, 100 Stunden sind wirklich sehr sehr viel Spielzeit für ein RPG.

Langzeitmotivation (Befriedigend)

Meine Begeisterung hat sich langfristig gesehen etwas in Grenzen gehaltern. Wie erwähnt habe ich nach meiner erfolgreichen Flucht von der Insel erstmal eine längere Pause eingelegt, da mir das Spiel auf einmal etwas eintönig und sogar langweilig wurde. Ich halte es auch für fraglich ob ich es jemals ein zweites Mal durchspielen werde.

Für wen ist DIVINITY: ORIGINAL SIN 2?

Jeder der den Erstling liebte wird auch den Nachfolger lieben. Jeder RPG Fan der Oldschool (!) RPGs mag kann sich auch mit diesem Titel anfreunden, wenn man bunt mag, skurile Ideen nicht scheut und sich an Larian's eigenartigen Humor gewöhnen kann. Wem Charakterwerte nicht zusagen, wer unter Rollenspiel eher an DIABLO oder SKYRIM denkt wird D: OS2 eher nicht zusagen. Auch wer es eher düster mag (DARK SOULS) dem wird D: OS2 eher zu "freundlich" erscheinen.

Fazit

Also den Hype um DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die neue Referenz? Ein Meisterwerk? Doch etwas weit davon entfernt... Es ist definitiv kein schlechtes Spiel - im Gegenteil, es ist wirklich "gut"! Mehr aber auch nicht. In mir entfachte dieses Spiel keineswegs die Euphorie die ich in zahlreichen Tests beschrieben bekam, und ich bin der absolute RPG Fan. Spielerisch definitiv nicht ganz auf der Höhe von THE WITCHER 1-3 oder DARKEST DUNGEON.


Wertung
Pro und Kontra
  • taktisch sehr fordernde rundenbasierte Kämpfe
  • freie Partywahl
  • Partygrösse von 1 bis 4 Charaktere möglich
  • Origins Charaktere mit individuellen Hintergrundstories
  • Vollvertonung
  • sehr umfangreich
  • Story eher 08/15
  • knallbunt, skuril mit gewöhnungsbedürftigen Humor
  • Langzeitmotivation

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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