Kurzweilige Action-Unterhaltung

Seit 1992 jagt der US-Soldat B.J. Blazkowicz in der Ego-Perspektive Nazis: Mit 'Wolfenstein' kommt der dritte Teil der berüchtigten Shooter-Serie auf den Markt...

von Njcid am: 29.08.2009

Seit 1992 jagt der US-Soldat B.J. Blazkowicz in der Ego-Perspektive Nazis: Mit 'Wolfenstein' kommt der dritte Teil der berüchtigten Shooter-Serie auf den Markt und Blazkowicz' neuer Einsatz erscheint sogar in Deutschland (wenn auch nur zensiert). Der Kracher von Raven und id Software bietet vorallem eins: Unterhaltsame Action. Wer auf unkomplizierte Schießereien steht, sollte sich den Titel genauer anschauen.

Spielbeginn

Bevor Sie erneut in die Rolle des US-Soldaten und Nazi-Arschtreters B.J. Blazkowicz schlüpfen, können Sie zwei liebevoll gestaltete Intro-Videos genießen: Im ersten Filmchen lässt B.J. das deutsche Kriegsschiff Tirpitz untergehen, im zweiten Intro findet die Missionsbesprechung statt. Auftrag: In der von Nazis (in der dt. Version heißen sie übrigens 'Wölfe') besetzten deutschen Metropole Isenstadt sollen Sie die Widerstandsgruppe 'Kreisauer Kreis' unterstützen, mysteriösen Ereignissen auf den Grund gehen und natürlich (wie könnte es anders sein) viele Nazis über den Jordan schicken. Nach der Missionsbesprechung geht es auch gleich los: B.J. befindet sich in einem Zug Richtung Isenstadt. Am Bahnhof werden Sie von einem Widerstandskämpfer empfangen. Doch Gefahr naht: Sie wurden verraten und die 'Wölfe' wollen den Haudegen Blazkowicz natürlich nicht in ihrer Stadt haben. Sie können gerade noch durch die Kanalisation fliehen. Als Sie eine Leiter hinaufsteigen, machen Sie die Bekanntschaft mit Erik Engel, ebenfalls ein Krieger vom 'Kreisauer Kreis'. Engel und seine Jungs (denen Sie jedoch keine Befehle geben können) empfangen Sie in einem Bahnhof, der von 'Wölfen' durchkämmt wird. B.J. schnappt sich eine MP40 (die Standard-Waffe in einem Weltkriegsshooter) und Dynamit. Einige Sekunden später greifen dann auch schon die Nazis (alias die 'Wölfe') an. Ihr erster Auftrag: Der Bahnhof muss gesäubert werden. Sie und die Widerstandskämpfer schießen Sie sich durch die Trainstation und eliminieren einen Wolf nach dem anderen. Bereits im ersten Level merkt man, dass 'Wolfenstein' kein Taktik-Shooter ist. Hier steht schnörkellose Action im Vordergrund, gepaart mit übersinnlichen Elementen und einigen guten Ideen.

Spielinhalt

In 'Wolfenstein' helfen Sie den Kämpfern des 'Kreisauer Kreises' die deutschen Soldaten aus dem Städtchen Isenstadt zu vertreiben. Das Spiel wurde vor Veröffentlichung als non-linear angepriesen. Das stimmt nur teilweise: Zwar ist Isenstadt frei erkundbar, wenn Sie jedoch eine Mission annehmen, gelangen Sie in geradlinige Spielabschnitte (Grabstätte, Krankenhaus, Forschungseinrichtung, Fabrikgebäude u.a.). Nachdem Sie einen Spielabschnitt (vergleichbar mit einem Level) gemeistert haben, landen Sie wieder im Zentrum von Isenstadt. Während Ihrer Missionen stellen Sie fest, dass die Nazis nicht nur auf Feuerkraft setzen, sondern auch dunkle Rituale durchführen. Mit Hilfe der 'schwarzen Sonne', einer geheimnisvollen Energiequelle, wollen die 'Wölfe' die Welt erobern. Aber B.J. wird da natürlich nicht tatenlos zusehen. In einer alten Grabstätte findet der US-Agent ein Thule-Medaillon, mit dem er selbst magische Fähigkeiten einsetzen kann. Mit dem Artefakt kann er in die Schleier-Dimension eintreten. So färbt sich per Tastendruck der Bildschirm dunkelgrün, explosive Geisterkäfer schweben in der Luft und Gegner leuchten wie Weihnachtsbäume. Außerdem ist B.J. in der Paralleldimension viel mächtiger und kann u.a. die Zeit verlangsamen oder ein Schutzschild wirken, welches ihn gegen feindliche Kugeln schützt. Aber die Nutzung der Schleier-Dimension ist zeitlich begrenzt, außerdem müssen Sie viele der Fähigkeiten erst ersteigern - beim Schwarzmarkt. Das ist ein versteckter Ort im Untergrund von Isenstadt, wo Hehler Upgrades und Munition verkaufen. Hier können Sie nicht nur Ihr Medaillon aufbessern, sondern auch Ihre Waffen ausrüsten, z.B. mit Schalldämpfern oder Zielfernrohren. Aber dafür benötigen Sie natürlich Geld, welches in Form von Goldbarren und Wertgegenständen überall verteilt liegt. Wenn Sie genug gefunden haben, müssen Sie es nur noch zum Schwarzmarkt bringen und können dann ein Upgrade ersteigern. Aber Waffen können Sie sich bei den Hehlern nicht kaufen: Jede Waffe muss gefunden werden. In der Spielwelt von 'Wolfenstein' entdecken Sie neben den üblichen Verdächtigen wie der MP40, MP43 oder K98 auch futuristische Knarren wie die Particle Cannon (kraftvolle Strahlenkanone) oder die Tesla Gun (elektrische Wunderwaffe). Auch mit Flammen- und Raketenwerfern können Sie den Gegnern einheizen. Rabiat: Feueräxte und Vorschlaghammer sind ebenfalls Waffen. Mit all dem tödlichen Spielzeug beseitigen Sie nicht nur konventionelle Gegnertypen wie den Durchschnitts-Nazi-Soldaten, sondern halten auch bizarre Widersacher wie Ninja-Kämpferinnen, zaubernde Priester oder monströse Kreaturen in Schach. Einige Gegner greifen sogar selbst auf die Mächte des Schleiers zurück: Der Assassine ist nur in der Parallelwelt sichtbar und wird so äußerst gefährlich.
Im weiteren Spielverlauf kämpfen Sie auch gegen stärkere Gegner, wie z.B. eine riesige Geisterkreatur. Außerdem kehrt ein alter Bekannter von B.J. zurück, der bereits in 'Return to Castle Wolfenstein' vorkam. Der Name wird nicht verraten.

Technik, Sound und Bedienung

Technik: 'Wolfenstein' verwendet die idTech 4-Engine, die bereits in 'Doom 3' (2004) für Top-Grafik sorgte. 2009 ist der Grafikmotor natürlich nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, trotzdem haben die Entwickler von Raven eine ansehnliche Optik gezaubert: Die Schleier-Dimension wurde eindrucksvoll umgesetzt, die Effekte gefallen und die Figurenmodelle sind auch gelungen. Lobenswert sind auch die vielen Details in der Spielwelt. Außerdem haben die Entwickler noch moderne Effekte wie Schärfentiefe eingebaut und die Havok-Engine lässt ihre Muskeln spielen, was für tolle und realistische Physik sorgt. Wermutstropfen: Viele Texturen sind verwaschen oder unscharf. Außerdem sieht man 'Wolfenstein' an einigen Stellen doch das Alter der idTech 4 an. Gut: Für die volle Grafikpracht braucht man keinen Highend-PC; ein Mehrkern-Prozessor sollte jedoch schon in Ihrem Rechner stecken.
Sound: Die Hintergrundmusik wurde wieder von Bill Brown komponiert. Der Soundtrack ist stimmig und passt gut zum Geschehen, rückt aber nie zu sehr in den Vordergrund. Die Waffensounds sind gut und kraftvoll. Die englischen Sprecher überzeugen.
Bedienung: Guter Shooter-Standard. Das Notizbuch (TAB-Taste) ist übersichtlich und komfortabel. Leider ist die Mauseinstellung in der Voreinstellung etwas unpräzise. Aber zum Glück lässt sich die Steuerung individuell konfigurieren. Die Installation bereitet keine Probleme.

Atmosphäre und Handlung

Atmospäre: Isenstadt ist leblos, außer Widerstandskämpfern, Nazi-Schergen oder den Mitgliedern einer verbündeten Forschergruppe namens Goldener Morgen treffen Sie niemanden in den Straßen der heruntergekommenen Stadt. Das sorgt für eine bedrückende Stimmung und außerdem erwartet man in einer schwer umkämpften deutschen Stadt im zweiten Weltkrieg auch keine fröhlichen Passanten oder Touristen.
Handlung: Bei der Geschichte wäre mehr drin gewesen. Es gibt nur wenig Tiefgang und spannende Wendungen á la 'Call of Duty 4' gibt es kaum. Schade, hier ist viel Potenzial verloren gegangen.

Bewertung

'Wolfenstein' kann zwar nicht mit seinem Vorgänger mithalten, ist trotzdem ein würdiger Nachfolger und macht eine Menge Spaß. Auch wenn der Spielverlauf routiniert und die Engine nicht mehr ganz zeitgemäß ist, 'Wolfenstein' ist ein empfehlenswerter Shooter der alten Schule.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Prächtige Effekte, gute Figurenmodelle
  • Sound: Exzellenter Soundtrack, gute Waffensounds
  • Balance: 4 Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: Bedrückende Stimmung
  • Bedienung: Einfache Steuerung, komfortable Notizbuch-Funktion
  • Umfang: 10 Std. Spielzeit, Multiplayermodus, Extras
  • Leveldesign: Abwechslungsreich
  • KI: Geht in Deckung, wirft Granaten, kämpft im Team
  • Waffen & Extras: Superwaffen, Upgrades, Nahkampfwaffen
  • Handlung: Abgedrehtes Nazi-Sci-Fi-Szenario
  • Grafik: Viele unscharfe Texturen, einige kantige Modelle
  • Sound: -
  • Balance: Checkpoints, kein freies Speichern
  • Atmosphäre: Ab und zu Ungereimtheiten im Spielverlauf
  • Bedienung: Standard-Mauseinstellung etwas unpräzise
  • Umfang: Mittlerer Wiederspielwert
  • Leveldesign: Wirkt manchmal künstlich oder in die Länge gezogen
  • KI: Manchmal unvorsichtig oder waghalsig
  • Waffen & Extras: Nur 5 authentische Weltkriegswaffen
  • Handlung: Setting nicht ausgereizt

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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