Ohoh - das Durchschnittsalter der Spieler wird drastisch steigen

Ein Spiel wie eine Ü30 Party. Lang bekanntes Konzept, viele liebgewonnene Freunde und Rituale. Ein hoher Wiedererkennungsfaktor für Leut, die anstatt in die...

von - Gast - am: 24.08.2008

Ein Spiel wie eine Ü30 Party. Lang bekanntes Konzept, viele liebgewonnene Freunde und Rituale. Ein hoher Wiedererkennungsfaktor für Leut, die anstatt in die Vorlesung zu gehen, Pen&Paper eher zum Bestehen von Abenteuern in Tolkienscher Manier genutzt haben statt Seminare zu protokollieren.
Technisch ein wenig verstaubt, stimmungsmässig toll, eine grausige Kameraführung als Spaßkiller.
Halt wie auf einer Ü30 Party.

Der neue Patch: schnell aber schwach

Ich gehöre zu den DSA Veteranen die alle Vorgänger gespielt haben und sogar die ein oder andere Nacht mit Freunden, Papier, Stift und viel Phantasie in Aventurien unterwegs war. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung an das Spiel.
Grafik, Sound und Spielgefühl haben nicht enttäuscht, über einige kleine Bugs sind man gutmütig hinweg und berechtigte Kritik anderer Tester (elend lange Laufwege, teilweise lieblose Dungeons) wird wahrgenommen aber die Fehler nicht als sooo gravierend eingestuft. Was den Spielspaß jedoch extrem mindert oder gar ganz verhindert ist die Steuerung der Party. Eine Kamera die nicht oder nur verspätet folgt und ungenaue Platzierung von Gegenständen, Fallen und Personen sollten nach einer derartig langen Entwicklungszeit und heutzutage nicht mehr vorkommen. Leider hat der Patch an diesem in meinen Augen größtem und im Forum heftig diskutiertem Manko aber auch gar nichts geändert!

Story - fast unbegrenzt ausbaufähig

Nun ja, was will man von einem Spiel auch anderes erwarten das seit Jahrzehnten die Pen&Paper Gemeinde bedient. Die Hintergrundwelt ist hinlänglich umschrieben, Gesellschaftsordnung, Historie und Geschichten liegen griffbereit. Insofern kein Wunder, das es hier nichts zu kritisieren gibt. Für „Neulinge“ sicher etwas seltsam sich an seltsam klingende Zauber wie „Fulminictus Donnerkeil“ zu gewöhnen, die in den meisten anderen Spielen halt einfacher mit Blitzzauber umschrieben werden. Mir und anderen Altgedienten entlockt es jedoch ein Lächeln diese alten Bekannten alle wieder zu treffen. Aber es ging ja eigentlich um die Story, die so oder ähnlich in den meisten RPG vorkommt. Ein alter Freund fragt um Hilfe, wird gemeuchelt bevor die mehr (4) oder weniger (Minimum 2, sonst stirbt es sich zu schnell) große und bunte Unterstützungstruppe eintrifft. Da heißt es natürlich, Schuldige suchen, bestrafen und auf dem Wege jede Menge hilflosen, arglosen oder skrupellosen Charakteren aus der Patche oder in den Kerker/Hades helfen.

Party statt Partei

Die Party – ja wenn die UNO so was hätt
Nämlich einen passenden Typ für alle Lagen. Zwerge und Kämpfer fürs Grobe (nun gut, hat die UNO), Zauberer, die nicht nur Licht ins Dunkel bringen sondern auch in Maßen heilen (hat die UNO schon weniger), Diebe dreierlei Art zur geschwinden Einkommensumverteilung (davon hat sie nun jede Menge) und Amazonen und Elfenkriegerinnen, die selbstlos mich und die anderen Partymitglieder verteidigen. Da haben wir die UNO dann verloren.
Ja stimmt schon, es gibt Spiele in denen man mehr am Aussehen seiner Figuren feilen kann. Alle Charakter sind jedoch liebevoll dargestellt: Kämpfer mit Sixpack, Zauberer eher schlank, Zwerge eher kantig und haarig; so wie es halt ist in Aventurien. Die Kleidung erscheint akkurat im Spiel, soweit sie denn getragen wird, Waffen und Gegenstände auch.
Kleine Warnung für Spieler die von Diablo, Silverfall oder Neverwinter Nights reinschauen: Sammeln geht schon, allerdings eher Kräuter und alchimistisches. Das Waffensortiment ist deutlich eingeschränkter in seiner Erscheinungsvielfalt. Klar gibt es vom Dolch bis zum Zweihänder, vom Wurfbeil bis zur Armbrust alles was man kennt und braucht. Jedoch eher in seiner Grundausstattung und nicht beliebig durch Runen oder Edelsteine erweiterbar und auch keine Sets denen man nachlaufen könnte. Gut für puristische DSA Spieler, ein wenig eintönig für Neulinge.
Viele nicht DSA oder D&D Spieler mögen sich an dem teils starren Regelwerk stören. Hat man sich dran gewöhnt ist es sogar reizvoll das es nicht die eierlegende Wollmichsau gibt. Den Held der so gut zaubert wie stiehlt, redegewandt und durchsetzungsstark ist auf der anderen Seite aber auch alle Kräuter und Arzneien kennt. Vorteil: So macht die ausgewogene Besetzung der gruppe Sinn. Nachteil: Auch der eigene Held verlangt ein wenig Konsequenz in der Weiterbildung.

Haste Töne

Der Sound – nicht überwältigend allerdings auch nicht nervend
Seit dem Patch auch surrroundfähig und nun auch akkurat beachtend wo der Sound herkommt. Nicht das es helfen täte, denn dafür müsst die Steuerung ja funktionieren, was sie nicht tut.
Das nicht alle Texte vertont sind, stört mich nicht. Es wird recht viel erzählt und da ist schnelles Nachlesen für mich angenehmer. Nebenquests werden jedoch durch Gebrabbel „Ja wann wird denn jemand etwas gegen diesen Bären unternehmen“ – und schon weiß man das es was zu jagen gibt; oder Hilferufe „Hilfe er bringt mich um“ – Nicht mit Selbstgekochtem, drum ist Action fürs Heldenvolk angesagt.

Ohne Monster beinahe gemütlich

Die Grafik – technisch nicht ausgereizt, aber stimmig in der Stimmung
Wälder mit allerlei Getier, Kräuter die schon recht gesund aussehen und schöne große mittelalterlich anmutende Städte und Dörfer. Das passt. Man möchte es sich auch gern mal in Ruhe ansehen, sich oben auf den Burghügel stellen und sich umsehen. Geht leider nicht. Denn weder Figur noch Kamera kann man auf der Stelle drehen. Auch nicht in der Höhe schwenken. So hübsch die Schuhe meiner Elfin und die drin steckenden Beine sind, das ist die falsche Perspektive!
Bitter wird es im Dungeon. Abzweigungen werden verpasst, Geheimwände nicht getroffen, weil es nervenaufreibend ist den Held oder die Heldin mit der Nase davor zu platzieren. Das schraubt den Ärger so in die Höhe, dass die Eintönigkeit unter Tage gar nicht mehr ins Gewicht fällt. Die Länge der Gänge schon. Ohne präzise Steuerung und/oder Sicht minutenlang durch Korridore oder Höhlen tapsen … Wie sehnt man sich Teleporterpunkte oder Laufen via Minimap herbei.
Kämpfe sehen lang nicht so spektakulär aus wie beim Witcher, Flächenzauber, Flammen- und Blitzzauber sind bei Diablo und NWN deutlich hübscher, aber es wirkt besser als manche Bubble Gum Animation aus dem japanischen. Kampf, ja da sind wir beim Thema Steuerung. Die Steuerung ist nämlich einer der beinahe in Krampf ausartet.

Da greift der Patch VIEL zu kurz

Die Steuerung – oder besser, der Teil der auch steuert
Im Kampf: Waffe aussuchen, Gegner aussuchen, einmal klicken, zuschauen. Liest sich einfach, ist es auch, wenn man die richtigen Gruppenmitglieder dabei und die passende Gruppentaktik erwischt hat. Ein wenig Zaubern, ein wenig schießen, viel und feste hauen. Dann klappt es meist mit dem Nachbarn in der Gruft. Auch Neulinge dürften sich schnell dran gewöhnen.
Laufen: WASD oder per Maus in die Irre, ganz wie es beliebt.

Ratten jede Menge, Käfer wenige

Bugs gibt es auch. Allerdings erst im weiteren Spielverlauf, die Einleitung ist frei davon (habe zumindest keinen mitgemacht). Komisch der Eindruck, dass sich die unmotivierten Abstürze beim Verlassen einer Gruft erst so richtig seit Installation des Patches bemerkbar machen. Dabei gibt es da viel zu holen. Um es anschließend der Nachwelt durch Verkauf an kunstliebende Händler zu bewahren natürlich.

Kaufen? Ja schon ... aber

Fazit: Je nachdem wie arg die mangelhafte Steuerung persönlich stört zwischen 70 (sie nervt mich ganz gewaltig) und 90 Punkten wenn Stimmung, Party und umfangreiche Aufgabenliste das Gestolpere vergessen lassen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: stimmungsvolle Städte, huebsche Wälder
  • Sound: nach patch auch surround
  • Balance: fordert heraus die Gruppe zu nutzen
  • Atmosphäre: halt wie in Aventurien
  • Bedienung: einfach, intuitiv
  • Umfang: nette Nebenquests
  • Quests: machbar
  • Charaktersystem: haelt sich strikt an die vorlage
  • Kampfsystem: intuitiv
  • Items: viel Alchemistisches
  • Grafik: Dungeon/Höhlen eintönig
  • Sound: nee gibts nicht
  • Balance: schwache Gegner kommen in Massen
  • Atmosphäre: wenig Interaktion mit Party
  • Bedienung: die Kameraführung verdirbt es
  • Umfang: recht linear
  • Quests: leicht auszurechnen
  • Charaktersystem: wirkt starr für Neulinge
  • Kampfsystem: könnt mehr Variationen haben
  • Items: mehr Rüstung bitte

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(1)
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