Operation Failpoint.Guter Shooter,kein OPF!

Als FPS ist Dragon Rising garnicht mal übel, aber es verdient den Namen Operation Flashpoint nicht und zieht nur eine Legende mit in den Abgrund.Und als...

von Rupert_The_Bear am: 16.02.2010

Als FPS ist Dragon Rising garnicht mal übel, aber es verdient den Namen Operation Flashpoint nicht und zieht nur eine Legende mit in den Abgrund.
Und als riesiger Fan von OPF: Cold War Crisis, stößt mir das sehr übel auf.

Das Vorspiel

2001 erschien das Spiel Operation Flashpoint: Cold War Crisis. Herausgegeben von CodeMasters, produziert von Bohemia Interactive in Tschechien. 2007 und 2009 erschienen ArmA 1 und 2, die inoffizielen Nachfolger. Inoffiziel deswegen, weil die Rechte bei CM geblieben sind und die Spiele deswegen nicht OPF heißen dürfen. Der angebliche Grund für das Ende der Partnerschaft: Bohemia weigerten sich an einem Spiel zu arbeiten, dass ebenfalls für die Konsolen entstehen sollte.
Zu Recht. OPF, wie auch ArmA sind sehr realistische,komplexe Spiele, nicht nur Shooter oder Taktik Shooter, sondern Militärsimulationen und wie jeder weiß, kann man Simulationen nicht mit Pads spielen.
So sind die ArmAs die offizieleren Nachfolger, als Operation Flashpoint: Dragon Rising, denn das hat nur noch den Namen gemeinsam.
ArmA2 hatte anfangs mit Bugs zu kämpfen, doch die werden konsequent eliminiert und Bohemia haben seit Cold War Crisis geschafft, eine riesige Community aufzubauen und zu behalten und zu pflegen. Es ist fast schon ein Phänomen und so viele Mods,Addons, Maps und Missionen wurden von den Fans gebaut und haben die Spiele ergänzt oder völlig umgebaut.
Ich sage jetzt etwas mutigs: Bohemia Interactive ist in meinen Augen eins der letzten Studios, die Spiele für die Fans produzieren und nicht für den Profit. Sie bringen immer noch traditionelle Addons heraus und Content Patches und keine DLCs.
Doch was hat man mit den offizielen Rechten und dem Namen Operation Flashpoint bei Codemasters gemacht?

Der Nachfolger einer Legende

2009 erschien nach zahlreichen Verschiebungen und sehr langem Warten endlich Operation Flashpoint Dragon Rising. Vor dem Release wurden sehr beeindruckende Videos und Screenshots gezeigt und es wurde sehr viel versprochen, um den Fans des Originals etwas bieten zu können. Tatsächlich schien es das lang erwartete Spiel zu werden, doch nach dem Release machte sich sehr schnell Enttäuschung und Unmut in den Foren von Codemasters und nicht nur breit. Schon davor herrschte Zickenkrieg zwischen den Engländern und den Tschechien und CM ging in die Offensive und bezeichnete Fans, die inzwischen zu ArmA gewechselt sind als 'Armateure'. Ab spätestens dort wurde klar, CM pflegt ihre Community nicht und baut auch nicht sonderlich auf sie, wie es BI tun. Dieser Satz stieß vielen ziemlich übel auf und es hagelte Kritik noch vor dem Release, weswegen viele potenzielle Käufer und Fans dem Spiel den Rücken kehrten.
Doch die Katastrophe kam mit dem Release. Vermutlich haben die 'Armateure' da herzlich gelacht, als sie erfahren haben, welchen Bock CM da geschossen haben.

Krieg im kleinen Umfang

Nicht zu urecht ergoss sich die Welle voller Wut und Enttäuschung über die Foren. Das Spiel hatte nichts zu bieten, was die Entwickler versprochen, gar fast schon propagiert haben.
Aber mal von Anfang an. Die Singleplayer Kampagne spielt auf der Insel Skeira und bietet ein realistisches Szenario. China erklärt, dass die Insel ihnen gehört und vertreibt die Russen von der Insel, die ebenfalls sagen sie würde ihnen Gehören. Die Amerikaner schreiten zur Tat. Der Grund für die Kriegserklärung: Rohöl ist knapp und auf der Insel gibt es die letzten, sehr reichhaltigen Rohölquellen der Welt, da will jeder natürlich der Besitzer sein. In 11 Missionen spielt man als SpecOps, Marine oder Sniper auf Seiten der USA und versucht die Chinesen auf Skira zu besiegen. Als Vierer-Team kommandiert man 3 KI-Soldaten und nebenbei gibt es weitere Teams, die einem bei den Operationen unterstützen. Fahrzeuge, wie Panzer,APCs,Hubschrauber und Jeeps gibt es ebenfalls, doch diese sind in der Kampagne nur sehr rudimentär vertreten und allenfalls durch Glück zu bekommen. Der Fuhrpark ist im Vergleich zu Cold War Crisis eher mickerig,genauso wie der Umfang der Kampagne, von den 8 SP-Missionen und dem unspielbaren MP ganz zu schweigen, aber zu dem später mehr.
Im Vergleich zum Vorgänger ist der Umfang des gesamten Spiels höchstens als schlechter Scherz anzusehen, hatte der Vorgänger Cutscenes,einen großen,Teilweise zum Sieg benötigten Fuhrpark,viele Missionen, von denen manche länger waren, als die komplette Kampagne.
Das durchspielen aller SP-Missionen,inkl. Kampagne hat 5:27h gedauert.
Zwar hat es Spass gemacht, die Atmosphäre hat gestimmt, ein OFP ist es aber beim besten Willen nicht.

Guter Shooter

Die Missionen sind unterschiedlich und abwechslungsreich. Verdeckte Operationen, Sprengung von Radaranlagen,Eroberung strategischer Punkte,Säuberungen von Dörfern. Die Missionen erinnern sehr an OFP und das Vorgehen, um sie zu meistern ebenfalls. Leider merkt man dem Titel die Konsolenwurzeln an. Die Befehle für die Teamkamaraden sind aufs nötigste beschränkt, dabei ist weniger in dem Fall wirklich weniger, da die AI-Kombatanten selten so clever agieren, wie versprochen. Oft wurde ich erschossen, weil ich mich in einer Linie hinter einer Mauer mit meinen Mänern versteckt habe und ein PLA-Soldat kam von Links oder Rechts. Statt einen Schritt zu machen ,erschoss einer meiner Leute den Chinesen durch mich durch. Sie rennen auch oft etwas planlos umher, direkt ins Feuer der Chinsesen oder der eigenen Leute, Schiessen können alle aber übermenschlich perfekt. Man kann, wie bei OFP durch einen Schuss sterben, kann aber komischerweise ein Magazin in einen Soldaten hineinpumpen und er wird weiterleben und einen erschiessen. Diese unfairen,dummen Punkte lassen den Spielspass oft gewaltig einknicken. Trotz allem ist Dragon Rising ein guter FPS, aber gegen seinen Vorgänger stinkt es auf ganzer Linie ab. Selbst beim Fahrzeugverhalten und der Physik, eigentlich CMs Spezialitäten, wenn man an Dirt oder Grid denkt.

Nightvision

Grafisch sieht es natürlich besser aus, als OFP, schliesslich liegen 8 Jahre dazwischen. Gegen den Erzrivalen ArmA 2 sieht es aber trotzdem miserabel aus. Zwar ist der Gesamteindruck stimmig, aber manche Effekte sind sehr schlecht umgesetzt worden, z.B das Ambient Light, vor allem im Morgengrauen. Verdunkelt oder erhellt sich der Bildschirm bei ArmA 2 regelmäßig je nach Lichteinfall, so sieht das bei Dragon Rising eher aus, als würde einer vom Monitor her dem Spieler mit einer Taschenlampe ins Gesicht scheinen, dabei sieht man sehr hässliche Stufen im Farbverlauf.
Die Texturen des Bodens sind sehr matschig, das Wasser weist kaum Effekte auf,das RagDoll ist oftmals kompletter Murks,schwebende oder tanzende Leichen sind keine Seltenheit. Die Animationen sind das einzige, wo ArmA2 versagt, hier hat Dragon Rising die Nase vorn.
Beim Sound ist es ebenfalls wieder Teils Teils. Die Waffengeräusche und die Funksprüche sind besser, die Umgebungsgeräusche und die Motorengeräusche der Hubschrauber hingegen schlechter als bei ArmA2. Die Fluggeräte klingen wie ferngesteuerte Modellhubschrauber.
Zu alle dem ist die Welt, bis auf die örtlichen Kämpfe komplett leer. Es gibt keine Tiere,keine Zivilisten, keine Guerillias oder andere Freiheitskämpfer (z.B versteckte Russen wären eine Möglichkeit an Hand der Story)
Hier verschenkt Dragon Rising sehr viel Potenzial. Alles ist total linear,bietet kaum Wiederspielwert und wirkt lieblos und plump. Ausser dem richtig gut gemachten, fast schon künstlerisch wirkenden Intro, gibt es keinerlei Cutszenes, die die Situation zeigen und als Einleitung zur Mission dienen.
Wieso das Intro so schön gemacht wurde und der Rest so einfallslos wirkt, bleibt ein Rätsel.

Multiplayer ade!

Dragon Rising leidet an dem gleichen Problem, wie CoD:MW2. Es fehlen die Dedicated Server, doch hier ist es noch schlimmer zu spüren. Der MP wurde anscheinend nur dahingeschludert, um zeigen zu können,dass er da ist. Er ist vollkommen unausgereift. Anfangs gabs 4 Karten,kein Join In Game und insgesamt gab es nur Lags und Abbrüche und man hat mehr Zeit in der Lobby, als im Spiel verbracht. Daran haben die Patches nichts geändert, der MP ist praktisch Tot. Hin und wieder läuft man einem sehr, sehr treuen Fan über den Weg. Das wars auch schon.
Mehr gibt es zum Multiplayer nicht zu sagen. Ich habe vermutlich keine einzige Partie ohne gewaltige Lags und Unterbrechungen durchspielen können und ich erinnere mich auch grade nicht daran, eine Partie jemals zu Ende gespielt zu haben. Vermutlich macht es Spass, aber mit diesen Problemen, werden wir es nie erfahren.

Das Nachspiel

Von vielen Teilt sich 'Operation Flashpoint' Dragon Rising den Platz an der Sonne mit MW2 bei den Flops und Fails 2009.
Viele erboste Fans haben ihrem Ärger im Forum Luft gemacht und wurden zahlreich gebannt, ihre Threads geschlossen. Inzwischen gibts da noch kaum Aktivitäten, ausser von Mods, die versuchen ihren Schrott schön zu reden, aber was bleibt ihnen anderes übrig? Besser wird es nicht, trotz Patches, die als kostenlose DLCs aufgedrückt werden. Negative Bewertungen wurden bei Amazon ebenfalls entfernt, doch sie tauchen immer wieder auf und die 1 Stern Rezensionen sind verdammt zahlreich.
Es wurde scheinbar mehr gelogen, als ernsthaft an dem Spiel gearbeitet. Wenn die Entwickler alles umgesetzt hätten, was sie versprochen hätten, wäre das Spiel durchaus ein würdiger Nachfolger werden können, es klang wirklich lange sehr schmackhaft. Doch als die ersten Screens auftauchten, wusste man, dass die Press-Shots sehr stark gephotoshopt waren und weit, sehr weit von der Realität abwichen. Es gibt keine offene Welt, sondern eine unsichtbare Barriere,die Konflikte sind Lokal begrenzt, sonst ist die Insel Skeira leer,die Fahrzeuge haben kein realistisches Schadensmodell und verschmutzen nicht, die Kampagne ist kurz,linear,atmosphärisch,aber ohne wirklich erkennbare Story, man trifft keine Entscheidungen, die den Spielverlauf ändern, man kann sich nicht mit seinen Charakter identifizieren,er bleibt blass. Die Fahrzeuge und Waffen sind nicht konfigurierbar, selbst seine Ausrüstung kann man nicht ändern, obwohl das Menü dafür vorhanden ist.
Selbst auf der Packung des Spiels wird frech gelogen, da steht nämlich, dass Dedicated Server für den MP unterstützt werden.

Fazit

Mogelpackung einer Bande von Lügnern, die den Fans das gesagt haben, was sie hören wollten und dann kam die Strafe des Himmels, für den Hype eines Spiels, welches eigentlich nie in der Form existiert hat, welche man versprochen hatte.
Als FPS Fan kann ich sagen, es ist ein guter Shooter, nicht mehr, nicht weniger.
Als Operation Flashpoint und ArmA-Fan kann ich sagen, es ist der reinste Schrott und die Entwickler gehören wegen Etikettenschwinden bestraft. Naja die Strafe kam schnell, das Spiel wurde maßenweise zurückgegeben und blieb im Regal liegen und womit?
Mir Recht!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Animationen,Figuren,Fahrzeuge,Flora
  • Sound: Waffen klingen gewaltig,Funksprüche
  • Balance: Für Einsteiger zu schaffen, Hardcoremodus
  • Atmosphäre: Schlachtenchaos, Eng und Bedrückend
  • Bedienung: Einfach und doch Komplex,Konfigurierbar
  • Umfang: Editor,Kampagne,SP-Missionen
  • Missionsdesign: Abwechslungsreich,Dynamisch...
  • KI: Kann(!) hilfreich sein,Kann(!) clever agieren
  • Waffen & Extras: Viele Handfeuerwaffen,Raketenwerfer-Bau
  • Handlung: Realitätsnah und gut vorstellbar
  • Grafik: Matschige Texturen,Keine Fauna,Effekte
  • Sound: Hubschrauber klingen wie Spielzeuge
  • Balance: Für Veteranen generell zu einfach,Unfaire Momente
  • Atmosphäre: Kein OFP-Flair,Ausserhalb der Action Leere
  • Bedienung: Aufs nötigste beschränkt (Pad-Feeling)
  • Umfang: Kurz,Von allem zu wenig,kein Wiederspielwert
  • Missionsdesign: ...aber doch recht ähnlich und mit Cliffhangern
  • KI: Schiesst perfekt,Ansonsten saublöd und fehlerhaft
  • Waffen & Extras: Keine Modifikationen,Kleiner Fuhrpark,Keine Option
  • Handlung: In den Missionen überhaupt nicht vorhanden

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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