Remember Me (DONTNOD Entertainment/2013)

Es ist schon ein wenig seltsam. Da gibt es eine junge Firma aus Frankreich namens DONTNOD Entertainment und die haben ein Spiel (Remember Me), welches kein...

von Maggus3 am: 03.07.2013

Es ist schon ein wenig seltsam. Da gibt es eine junge Firma aus Frankreich namens DONTNOD Entertainment und die haben ein Spiel (Remember Me), welches kein Publisher haben will. Angeblich, weil die Hauptperson eine Frau ist und sich solche Spiele, abgesehen von Tomb Raider, nicht verkaufen.

Gerade bei Third-Person-Titeln habe ich das nie verstanden. Denn seien wir ehrlich: Wer will denn 10 Stunden und mehr einem Mann auf den Arsch glotzen und den bei Kletterpassagen auch noch stöhnen hören? Anscheinend wohl die meisten.

Ich habe damit zwar per se kein Problem, aber irgendwie ist mir eine Frau da dann doch lieber. Weswegen ich grundsätzlich, wann immer es in Spielen geht, mir einen weiblichen Haupthelden aussuche.

Irgendwann hat sich dann Capcom erbarmt und gesagt: "Wir bringen euer Spiel raus!"

Das muss wohl recht kurzfristig vor Erscheinen gewesen sein, denn bis vor zwei Monaten wusste ich nicht einmal, dass es dieses Spiel überhaupt gibt.

Jetzt, wo ich das Spiel durchhabe, habe ich jedoch das Gefühl, dass es auch andere Gründe für die Verweigerung der Publisher gab und stelle später noch eine wahnsinnig Theorie auf, warum Capcom dieses Spiel haben wollte.

Doch zuerst die Fakten.

 

Fakten:

Entwickler: DONTNOD Entertainment

Publisher: Capcom

Erscheinungsjahr: 2013

Genre: Action-Adventure, Jump’n'Run, Interaktiver Film

Altersfreigabe: ab 16

Metacritic-Wertung (Stand 03.07.2013): PC: 67PS 3: 73Xbox360: 70

 

Grafik und Sound:

Das Spiel ist hübsch. Daran lässt sich nicht rütteln. Klar, es geht inzwischen weit aus mehr und rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet, wäre sogar seit bestimmt 5 Jahren mehr drin gewesen.

Dennoch hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass es besser aussehen müsste. Lediglich die Gesichtsanimationen sind schon sehr krass mittelmaß. Vor allem die Hauptperson Nilin schaut ständig, als wolle sie einfach jeden, den sie trifft, umbringen. Das könnte man zwar in die Story reininterpretieren, aber zur Story kommen wir ja erst später.

Der Sound an sich ist auch überzeugend. Nur bei der Synchronisation haben es die Entwickler völligst vergeigt. Bei der deutschen Sprachfassung fängt das Ohr bereits im Intro an zu bluten und erholt sich über das Spiel hinweg auch von diesem Schock nicht mehr.

Die englische Version ist da nur geringfügig besser. Aber hier bekommt man zumindest die Qualität geboten, die sonst bei der deutschen Fassung üblich ist. Sprich: Mittelmaß!

Die einzige brauchbare Sprachversion ist die französische Fassung. Jetzt ist mein Französisch eher so mittel (in der Schule nahezu durchgehend eine fünf), aber ich verstehe zumindest grob was gesagt wurde. Das Problem ist nur, dass man sehr viele Infos bekommt und damit kaum Zeit zum Überlegen hat.

Kurz: Man wird, wenn man nicht perfekt französisch kann, zu minderen Sprachfassung gezwungen, da man auch mit dem Lesen von Untertiteln nicht immer nachkommt. Erst recht nicht, wenn während Spielsequenzen gelabert wird.

 

Story, Charaktere und Inszenierung:

Hier kann das Spiel punkten. Die Welt wird sehr detailliert eingeführt und im Laufe des Spiels durch die Handlung und tonnenweise Text im Logbuch und durch Sammelaufgaben erweitert. Hier merkt man, dass hier echte Ideen richtig umgesetzt wurden.

Auch schafft das Spiel das Wunder, dass Nilin absolut unsympathisch ist, man aber dennoch ihr folgen will und sich sogar mit ihr identifiziert, da es wirklich keine anderen Lösungen gibt, als ihren Weg zu gehen.

Die Nebenfiguren fallen da ein wenig hinter ab. Ich denke nicht, dass ich mich großartig an irgendwen davon erinnern werde. Dennoch ist jede Figur für sich eine Persönlichkeit. Auch das kommt in einem Spiel ja eher selten vor.

Die Handlung selbst ist vom Grundaufbau erst einmal nichts Neues: junge Frau verliert ihr Gedächtnis, will es zurück und streckt nebenbei einen Weltkonzern nieder. Doch der Weg dorthin, die Storywendungen und die daraus resultierenden Schauplätze sind sehr gut umgesetzt.

Klar, man sollte kein Komplexitätsmonster erwarten. Aber es wird einem nette Popkornunterhaltung mit einigen Denkanstößen geboten. So geht Unterhaltung.

 

Gameplay:

Das Gameplay hingegen ist ein klarer Fall von: So geht es einfach nicht. Die Steuerung ist träge. Mit der Tatstatur ist es erst gar nicht vernünftig spielbar. Ein Gamepad ist also Pflicht. Jetzt kann man sagen, dass diese Art von Spiel einfach damit gespielt werden sollte, da sie dafür ausgelegt ist. Aber unerwähnt bleiben darf dieser Hinweis dennoch nicht.

Die Kletterpassagen, und davon gibt es reichlich, sind an Langeweile, da der Weg einem immer angezeigt wird (nicht abschaltbar), nicht zu überbieten. Lediglich eine Fluchtsequenz in etwa bei 2/3 des Spiels ist spannend.

Die Kämpfe fühlen sich an wie gewollt, aber nicht gekonnt. Man wollte so sein wie Batman und das ganze noch mit Selbstbaukombos (die sind hingegen super und laden zum basteln ein), dem Combolab, anreichern, versagt aber auf ganzer Linie.

Zwar kommt es auch auf Rythmus, Bedachtheit und Vorausplanung an, aber es fühlt sich einfach nicht so richtig an.

Richtig wirr wird es dann in der Erinnerungsmanipulationssequenzen (Memory-Remix). Mal davon abgesehen, dass hierbei Controller aufs feinste misshandelt werden (Analog-Sticks im Kreis drehen!), ist das ganze pures Trial-And-Error. Es ist schlicht der Versuch, den Zuschauer nicht zum reinen Zuschauen zu zwingen. Eine Zwischensequenz wäre hier dennoch besser gewesen. So nervt das Minispiel einfach nur. Macht aber nichts, denn es gibt eh nur vier davon.

 

Besonderheit:

Als ganz besonders möchte ich an dieser Stelle die Vielzahl von Bugs und die eine oder andere Lösung dafür vorstellen.

Die Engine ist extremst instabil. Massenszene mit viel Effekten im Hintergrund laufen flüssig, aber eine leere Gasse langlaufen? Ruckelt. Ja, ne, is klar...

Das Spiel stürzt außerdem auf AMD-Grafikkarten dauernd ab. Erste Abhilfe hierfür ist das Ausschalten von sämtlich Grafikeffekten! Hilft das immer noch nichts, dann muss man im 720p-Fenstermodus spielen. Natürlich auch ohne Effekte. Versteht sich.

Stürzt das Spiel mal mitten in einer bestimmten Sequenz in Episode 7 ab, dann muss man gar die ganze Episode neustarten und hoffen, dass der Fehler nicht gerade wieder auftritt, denn er tritt, wenn er denn vorkommt, knappe 2 Minuten vor Ende dieser rund 2 stündigen Episode auf.

Ab und an kommt es auch vor, dass Checkpoints zwar gespeichert werden, ihr aber beim Neuladen wo anders landet und eventuell bestimmt Bereiche aber schon zu sind. Somit hilft nur, ihr ahnt es bereits: Neuladen der gesamten Episode.

Warum ist das so: Tja, pro Run gibt es halt nur einen Spielstand. Immer wieder toll, dieses Feature.

Euer Spiel speichert nicht die Einstellungen, die ihr gemacht habt? Dann habt ihr wahrscheinlich euren Dokumente-Ordner nicht im Standardverzeichnis liegen. Denn nur dort konnte die Unreal-Engine3 zu Beginn ihrer Lebzeit speichern. Der Fehler ist zwar inzwischen normalerweise behoben, dieses Spiel hat ihn aber dennoch.

Um dennoch die Einstellungen gespeichert zu bekommen, müsst ihr folgenden Pfad im Ordner Dokumente anlegen: ...Documente\My Games\UnrealEngine3\RememberMeGame\Config.

Savegames liegen übrigens im Steamordner unter ...\Steam\userdata\USERID\228300\remote. 

 

Fazit:

Was hätte das Spiel für ein großartiges Game werden können, wenn die Bugs nicht wären. Denn selbst mit dem etwas miesen Kampfsystem und den langweiligen Kletterpassagen wäre locker eine 75 drin gewesen.

Aber so muss ich einfach zu viele Punkte abziehen. Daher gibt es am Ende keine Kaufempfehlung und nur eine 60. Schade drum.

Und die Theorie, warum Capcom das Spiel unbedingt haben wollte? Die Menüs sind hübsch und Capcom kann bekanntlich keine Menüs... 

erschienen auf maggus-desire.de


Wertung
Pro und Kontra
  • Nett erzählte Story
  • Spannend
  • wirklich hübsche Grafik
  • tolle Soundeffekte
  • miese Synchro
  • hakelige Steuerung
  • schlechte Kamera
  • ein Bugfest sondergleichen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Ständig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.