Retro Deluxe

Etwa 4 Jahre ist es her, dass Terraria released worden ist. Aufgrund zahlreicher Vergleiche mit Minecraft konnten mittleweile über 3 Millionen Kopien auf...

von Weltensohn am: 10.02.2015

Etwa 4 Jahre ist es her, dass Terraria released worden ist. Aufgrund zahlreicher Vergleiche mit Minecraft konnten mittleweile über 3 Millionen Kopien auf Steam, gog und anderen Plattformen verkauft werden. Doch das auch zurecht?

 

 

Warum Terraria kein Minecraft in 2D ist

Das Spiel wird oft mit Minecraft verglichen, doch dieser Vergleich ist meiner Meinung nach falsch. Auch wenn es in beiden Spielen unter anderem um das Platzieren und Abbauen von Blöcken geht, haben sie nicht viel gemeinsam.
Im Gegensatz zu Minecraft, wo vor allem das Bauen im Vordergrund steht (diverse Mods außenvorgelassen) liegt der Fokus von Terraria zu einem weit größeren Teil auf dem Mining und dem Kämpfen. Nicht nur, dass sowohl die Erz- als auch die Gegnervielfalt in Terraria weit größer ist als im dreidimensionalen "Bruder", auch, dass beispielsweise die Höhlen viel sinnvoller gefüllt sind - trotz zufällig generierten Welten - macht diesen markanten Unterschied aus.

Das Gameplay besteht aus dem Erkunden einer zweidimensionalen Welt mit Höhlen, fliegenden Inseln, Meeren, Jungeln, der Corruption und der Crimson (beides verwüstete Gegenden), und vielem mehr. Mit der linken Maustaste attackiert man in die Richtung, in die man gerade blickt, mit den Pfeiltasten bewegt man sich und mit Space hüpft bzw. fliegt man, wenn man spezielle Items dafür hat. Ähnlich wie in Minecraft gibt es auch hier keinerlei Geschichte oder Lore dahinter.

Unter Tags sind vor allem Schleimbälle aufzufinden, in der Nacht kommen Zombies und andere zwielichtige Gestalten aus ihren Löchern gekrochen - im normalen Modus. Im "Hard Mode" wird das ganze dann noch ein bisschen schwieriger, Geister, Skelette, fliegende Gegner und vieles mehr werden einem dann von dem Spiel auf den Hals gehetzt.

 

Die Bosskämpfe - spannend und motivierend gelöst

Ein weiterer Kerninhalt von Terraria ist das bekämpfen von unterschiedlichen Bossen. Von fliegenden Augen und Gehirnen über bösartige Pflanzen, die sich wie Tarzan durch die Spielwelt schlingen, über bösartige Haie und nicht enden wollende Gegnerwellen ist alles dabei.

Jeder Boss hat seine eigene Musik. Diese wirken wie maßgeschneidert und werden oftmals auch zur Ankündigung eines Fights verwendet, doch mehr darüber weiter unten.

Wichtig ist die Unterteilung zwischen dem normalen Spiel und dem "Hard Mode". Dieser wird freigeschalten, nachdem man "Wall of Flesh" besiegt hat. Danach doppeln sich zwar einige Bosse, so wird beispielsweise aus dem "Eater of Worlds", der davor lediglich ein langer, brauner Wurm war, ein weitaus gefährlicherer metallgepanzerter Koloss, genannt "The Destroyer". Dieser hat plötzlich statt 5.000 80.000 Lebenspunkte und wenn man Teile seines Körpers genug schwächt, fallen sie nicht mehr ab wie bei seinem "kleinen Bruder", sondern setzen fliegende Kugeln frei, die mit Lasern auf den Spieler schießen. Bosse werden entweder heraufbeschworen oder erscheinen nach bestimmten Aktionen des Spielers von selbst (beispielsweise: wenn man x Gegner in Gebiet y getötet hat erscheint Boss z).

Ein weiteres Merkmal der Bosskämpfe ist, dass meistens nach dem Besiegen eines Bosses irgendwo auf der Karte ein Meteorit landet - besonders im normalen Spiel ist dies sinnvoll, wenn man einen auf Magie fokusierten Charakter spielt, da die Meteoriten-Rüstung besonders für derartige Charaktere ein sinnvolles Upgrade ist.

 

Der "Hard Mode" - Weg durch die Hölle?

Der bereits erwähnte "Hard Mode" wird dadurch freigeschalten, dass man, wie bereits erwähnt, "Wall of Flesh" tötet. Dieser besonders starke Gegner wird dadurch heraufbeschworen, dass man eine Vodoo-Puppe des "Guides", ein NPC, der von Anfang an dem Spieler für Rat zur Verfügung steht, in die Lava in den tiefsten Höhlen werfen muss. Dieses Gebiet - man erkennt Gebiete im Allgemeinen am unterschiedlichen Hintergrund - wird im Spiel als "Hell" bezeichnet - hier lauern im normalen Modus die stärksten Gegner.

Im "Hard Mode" selbst wird das Spiel erweitert, es gibt neue Erze, Items, Bosse und neue NPCs. Apropos NPCs: diese schaltet man frei, indem man gewisse Fortschritte macht, beispielsweise erscheint beim Besitz von 50 Silber die Händlerin. Einige wenige der NPCs müssen aber auch auf der zufällig generierten Karte gefunden werden und befreit werden.


Itemoverdose

Ein weiteres Merkmal des Spiels ist der große Umfang an Items. Ich werde versuchen, dass ganze daher etwas aufzugliedern und es so etwas verständlicher zu machen. Dies sind aber lediglich die "Hauptgruppen", gesamt enthält das Spiel über 2000 Items, es ist also beinahe unmöglich, sämtliche davon aufzuzählen.

1. Rüstungen: Es gibt 3 Slots im Charaktermenü für Rüstungen: Helm - Körper - Beine. Rüstungen findet man entweder (sehr selten) oder man crafted sie sich selbst. Dafür wird eine zuerst gebaute Crafting Station wie beispielsweise ein Amboss oder ein Schmelzofen benötigt. Dann schmilzt man das zuvor abgebaute Erz ein und kann mit genügend Barren die gewünschte Rüstung schmieden.

2. Accessories: Man hat zusätzlich 5 Slots für Accessories zur Verfügung. Gesamt gibt es etwa 350. Diese beinhalten von Items für erhöhten Schaden, über Engelsflügel, die das Nehmen von Fallschaden verhindern, über höhere Critical-Hit-Chance, bis hin zur Möglichkeit von Doppelsprüngen und schnellerem Movement-Speed alles, was man sich vorstellen kann. Man kann sie finden oder - manche seltene - auch aus bestimmten Items craften. Dies funktioniert wie bei Rüstungen.

3. Waffen: Man findet sie entweder oder craftet sie. Es gibt von Stäben für Zauberer über Speere, Bögen, Armbrüste, Schwerter, Zauberbücher und Boomerangs alles, was das Gegnerschnetzelherz begehrt.

4. Potions: Diese tun, was man vermutet. Nachdem man sie an einer entsprechenden Crafting-Station gebraut hat, nimmt man sie ein und wird dann beispielsweise geheilt oder erhält einen temporären Buff. Am spektakulärsten ist die Gravitation-Potion, diese erlaubt das "Umdrehen" der Schwerkraft. Somit ist man in Bossfights um einiges mobiler.

5. Kosmetisches: Man kann auch verschönernde Items finden. Beispielsweise kann man aus Holz und Stoff sein - ebenfalls selbst gebautes - Haus einrichten. Der Kreativität sind hierbei - fast - keine Grenzen gesetzt. Vom Bau von Burgen, Dörfern, Hochhäusern, oder ganz anderen verrückten Kreationen ist alles im Bereich des möglichen. Außerdem können in Häuser NPCs einziehen.

 

Die Spielzeit - praktisch endlos

Aufgrund der Tatsache, dass das Spiel - wie auch Minecraft beispielsweise - kein festgestecktes Ziel hat, und keine Story erzählt wird, entscheidet die Motivation des Spielers über die Spielzeit. Ich für meinen Teil habe etwa 300 Stunden in Terraria versenkt, insofern erlaube ich mir, das Spiel als für mich motivierend zu bezeichnen. Sollte man nur bis zum letzten Boss spielen wollen, wird man, je nach Erfahrung im Genre, zwischen 30 und 60 Stunden brauchen.

 

Dungeons und Schwierigkeitsgrad

Das Spiel besitzt nur einen einzigen Schwierigkeitsgrad, der vor allem zu Beginn des "Hard Mode" stark anzieht. Unterirdisch und am Ende der Karte lassen sich einige spezielle Gebiete, sogenannte Dungeons, finden. Diese beinhalten stärkere Gegner als reguläre Umgebungen. Aber Vorsicht - zu manchen muss man sich den Zugang durch Töten des Wärters verdienen, ansonsten erscheinen tödliche "Guardians" mit 9999 Gesundheit und Schadenswerten, die selbst Endgame-Charaktere one-hitten. Das prominenteste Beispiel ist dafür der "Old Man" vor dem größten Dungeon in der Spielwelt. Er ist von einem Fluch besessen. Um diesen zu brechen, muss man ihn des Nachts besiegen, wo er zu einem bösartigen Skelettkopf mit wirr herumschlagenden Klauen mutiert.

 

Schlecht gelöster Multiplayer

Was ist besser als alleine Monster und Bossmonster zu Brei zu schnetzeln? Genau! Gemeinsam Monster und Bossmonster zu Brei zu schnetzeln! Natürlich enthält Terraria auch einen Multiplayer, dieser ist aber leider mehr schlecht als Recht gelöst. Möglich ist es meist nur innerhalb eines bestehenden Netzwerkes - wenn man also nicht nebeneinander sitzt ist man auf Services wie Hamachi angewiesen. Die so geschaffenen Server sind aber lokal vom Spieler gehostet und die Verbindung ist leider nur in den seltensten Fällen stabil. Lags, Rubberbanding, etc. sind keine Seltenheit. Wenn man allerdings tatsächlich im selben Netzwerk ist, funktioniert der Multiplayer ohne Probleme, genauso wie bei denjenigen, die auf diversen Websites einen Server gegen Geld gemietet haben. Schade!

*UPDATE* Mit dem 1.3-Update kam nun ein Multiplayer direkt über Steam hinzu. Dieser funktioniert einfach, lagfrei, und ist absolut komfortabel. Man erhält viele Optionen, so kann man von öffentlichen Servern bis hin zu privaten Servern, die Freunde nur auf Einladung betreten können, alles erstellen. So gewinnt Terraria nochmal spürbar an Spielspaß!

 

Genialer Soundtrack!

Die musikalische Untermalung ist in Terraria stimmig gelöst. Wie in alten Retro-Spielen dudelt die elektronische Musik im Hintergrund mit. Ähnlich wie in Skyrim beispielsweise auch passt sie sich der Situation an: in Kämpfen wird es lauter, schneller und hektischer, und die Musik adaptiert dies passend, ohne das durchgehende Thema aus den Augen zu verlieren. Zusätzlich hat jede Situation ein eigenes Thema: Tag, Nacht, Vollmond, die Bossfights, Höhlen, usw. Schade ist nur, dass bei den im großen 1.2-Update hinzugefügten Bossen in den meisten Fällen bestehende Musik genommen wurde, dies ist allerdings nur ein kleiner Wehrmutstropfen aufgrund der sonst so stimmigen Musik.

Diese Themen werden im "Hard Mode" aufgegriffen und erweitert, sodass man sich hier nicht auf neue Musik einstellen muss. Mir persönlich gefällt der Soundtrack sogar so gut, dass er auf meinem Handy zum regelmäßigen Hören gelandet ist.

 

Für Interessierte - keine Demo, dafür ein sehr günstiger Preis

Normalerweise würde ich allen Unsicheren zu einer Demo raten, doch leider gibt es diese im Falle von Terraria nicht. Das Spiel ist aber für läppische 9,99€ auf Steam zu kaufen, in den berühmt berüchtigten Steam-Sales kann es sogar meistens um lediglich 1,99€ erworben werden. Bei diesem Preis sollten dann selbst die knausrigsten Gemüter dem Spiel eine Chance geben, denn wer beim Lesen dieses Reviews auch nur ansatzweise Lust bekommen hat, kann getrost zugreifen - auch um 10€. Außerdem wurde das Spiel selbst noch im Sommer 2015 mit Updates believert - über vier Jahre nach Release, und diese Updates können sich mehr als sehen lassen.

*UPDATE* Seit dem Verfassen dieser Rezension sind bereits über 1500 weitere Items, zig Bosse, neue Tätigkeiten, und vieles mehr ins Spiel eingeflossen, das Gameplay wurde sinnvoll erweitert und auch sonst steckt der Entwickler nach wie vor viel Herzblut und Lebenszeit in dieses grandiose Kleinod.
 Aufgrund all dieser Verbesserungen, auch den Multiplayer betreffend, habe ich meine Wertung von ehemals 91 Punkten auf 93 Punkte erhöht.


Wertung
Pro und Kontra
  • Geniale musikalische Untermalung
  • Viele Bosse
  • Gute Lernkurve
  • Unheimlich viele Items
  • Crafting System funktioniert gut
  • Selbst im Endgame noch motivierender Schwierigkeitsgrad
  • Grafik hat Charme
  • Komfortabler Multiplayer über Steam
  • Grandioser Support seitens der Entwickler!
  • ...aber ist nicht zeitgemäß
  • Einstieg in "Hard Mode" etwas schwer zu meistern

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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