Verstümmelt gegen Satan

Was ist dieses Isaac-Dingsie, dass du in letzter Zeit dauernd spielst? fragte mich ein Freund im Sommer 2015. Vereinfacht gesagt ist es ein forderndes...

von Weltensohn am: 17.07.2016

"Was ist dieses Isaac-Dingsie, dass du in letzter Zeit dauernd spielst?" fragte mich ein Freund im Sommer 2015. "Vereinfacht gesagt ist es ein forderndes Rogue-Like, bei dem du ein Kleinkind spielst, welches sich heulend immer weiter verstümmelt, bevor du deine eigene Mutter, die von einer teuflischen Macht besessen ist, mit deinen eigenen Tränen tötest." - "Geil!" Im Gegensatz zu brutalen Beschreibungen zu Findet Nemo und co. ist hier diese Beschreibung allerdings wirklich zutreffend. Klingt (zu) krass? Ist aber wirklich gut!

 

 

Seit einiger Zeit schiebe ich nun schon das Schreiben dieser Rezension vor mich her. Während meinen gesamt rund 60 Spielstunden, die ich im Sommer 2015 fluchend, jauchzend, gröhlend, aber immer fokussiert vor dem Monitor verbracht habe, kam mir des öfteren der Drang, dieses Kleinod weiterzuempfehlen. Doch da es so enorme Wellen schlug, ließ ich es derweil liegen, um mich anderen Projekten zuzuwenden. Als dann das Sommerloch vorbei war, habe ich mich auch anderen Spielen zugewandt und "The Binding of Isaac" gerat langsam in Vergessenheit. Bis vor einer Woche, als ich es spaßeshalber wieder einmal installierte (das Spiel ist ja nur wenige hundert Megabyte groß) und mich der Suchtfaktor sofort erneut packte. Wenn also nicht jetzt, wann ist dann die Zeit für die schon längst überfällige Rezension?

 

 

Exorcizamus te, omnis immundus spiritus...

Wer "The Binding of Isaac" zum ersten Mal startet bekommt ein kurzes, in grob-comichafter schwarz-weiß Optik gehaltenes kurzes Video zur Geschichte präsentiert. Das Spiel startet bevorzugt im Fenstermodus, aufgrund des Gameplays ist das aber in den meisten Fällen nicht weiter schlimm, wie später noch aufgezeigt werden wird. Das Story-Video, welches übrigens das einzige Story-bezogene Element des Spiels neben diversen Boss-Kämpfen ist, wird von einem englischen Sprecher vertont, welcher seinen Job sehr enthusiastisch meistert. Seine Geschichte wird von düsterer Musik untermalt. Man bekommt sofort eine Stimmung für das weitere Setting des Spiels, welches zuweilen arg verzweifelt und pessimistisch anmutet, aber immer wieder mit sehr schwarzen, aber auch umso humorvolleren Szenen unterbrochen wird.

Isaac, ein glückliches Kind, welches gerne mit Holzblöcken spielt und seine Mutter liebt, lebt in einer heilen Welt. Er hat alles, was er zum Glücklichsein braucht. Doch eines Tages hört seine Mutter eine übernatürliche, grauenhafte Macht zu ihr sprechen, die sich sofort ihrer bemächtigt. Daraufhin nimmt die Mutter Isaac sein Spielzeug weg, sperrt in später ins Zimmer ein, stiehlt im die Kleidung und möchte ihn schlussendlich, nachdem die böse Macht immer noch unbefriedigt von ihren Taten ist, Isaac mit einem Messer den Garaus machen. Im letzten Moment kann sich dieser durch eine Falltür, durch die seine dicke Mutter nicht passt, in den Keller retten. Doch dort wimmelt es nur so von zwielichtigen Gegnern und gefährlichen Events, die es im weiteren Verlauf des Spiels zu bezwingen und überstehen gilt, bis man schlussendlich, gestärkt durch diverse am Weg eingesammelte Buffs, seiner Mutter in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüber steht.

Was sich jetzt nach einer epischen Reise anhört, ist im Endeffekt in zwei Teile gespalten: das etwa drei Minuten lange Intro-Video, und das Gameplay, bis man die Mutter erreicht hat. Ein gesamter Run kann zwischen 40 Minuten und mehreren Stunden dauern... wenn man es denn schafft. Doch fangen wir von ganz vorne an...

 

 

Alle guten Dinge sind 6 (oder 7)!

In "The Binding of Isaac" tritt man mit einem von sieben Charakteren (6, wenn man das DLC "Wrath of the Lamb" nicht besitzt) die beschwerliche Reise an, an derer man wiederholt scheitern wird. Zu Beginn hat man nur den namensgebenden Isaac als Option. Dieser besitzt 3 Herzen als Lebenspunkte und ist ansonsten in allen Disziplinen (Geschwindigkeit, Reichweite, Schussgeschwindigkeit der Tränen,... dazu später mehr) moderat aufgestellt. Um die anderen Charaktere freizuschalten, muss man mit Erfolge während des Spielens erzielen.

Nachfolgend zähle ich alle Charaktere und wie man sie freischaltet auf, möchte aber darauf hinweisen, dass dies ein wenig für interessierte Spieler spoilert. Daher wird der nun folgende Teil vollständig in Kursivschrift verfasst, damit man auf einen Blick Spoiler vermeiden kann. Die Mechaniken des Spiels zu lernen und zu meistern ist nämlich mit einer der zahlreichen Reize, die "The Binding of Isaac" ausmachen. Außerdem hat jeder Charakter ein anderes Start-Item. Isaac's Start-Item ersetzt alle Items in einem Raum durch andere aus dem gleichen "Item-Pool".

Magdalene: Sie hat mehr Lebenspunkte als Isaac, denn sie besitzt 4 Herzen. Dafür ist sie allerdings langsamer unterwegs und generell passiver aufgestellt. Man schaltet sie frei, indem man in einem Durchgang gesamt 7 Herzcontainer erlangt. Das mag vielleicht einfach klingen, ist mir aber erst nach rund 15 Stunden gelungen. Ihr Start-Item heilt den Spieler um maximal 1 volles Herz.

Cain: Er ist quasi eine "umgekehrte" Magdalene, denn er ist flotter als Isaac und teilt mehr aus, dafür startet er auch mit nur 2 Herzen anstelle der 3 oder gar 4. Aggressiveren Spielern mögen diesen Charakter wohl lieben, ich selbst bin allerdings kein Fan davon. Man schaltet ihn frei, wenn man sich 55 Pennies, die Währung im Spiel, ohne zu Sterben - und somit von Neuem zu beginnen - gesammelt hat. Sein Start-Item verhindert es, dass der Spieler schlechte Pillen zu sich nimmt.

Judas: Er besitzt nochmal weniger Herzen als Cain, nämlich nur noch eines. Dafür ist er der angriffsstärkste Charakter im ganzen Spiel. Judas schaltet man frei, indem man zum ersten Mal "Mom's Heart", einen sehr späten Boss im Spiel, besiegt. Sein Start-Item erhöht seinen Angriff nochmals. Ich habe diesen Charakter bei meinem letzten Durchgang, bevor ich aufgehört habe zu spielen, freigeschalten. Da er sich aber noch extremer als Cain spielt, gehe ich nicht davon aus, dass wir beide große Freunde werden.

Eve: Sie ist die zweite Frau in der Truppe nach Magdalene. Sie besitzt gleich viele Lebenspunkte wie Isaac, verursacht aber etwas mehr Schaden und besitzt einen Vogel, der Gegner angreift, wenn der Spieler Schaden nimmt. Sollte sie nur noch über ein halbes Herz verfügen, wird sie zur "Whore of Babylon", welche eine mutierte, teuflisch aussehende Person mit überragender Angriffskraft ist. Wenn man in einem Durchgang zwei Pakte mit dem Teufel geschlossen hat, schaltet man Eve frei. Viele Spieler erhalten sie daher als ersten spielbaren Charakter neben Isaac, so auch ich. Mit ihr habe ich außerdem meinen ersten erfolgreichen Run abgeschlossen.

???: Ihn (oder sie? Mysteriös!) schaltet man frei, wenn man das Spiel 10 mal gewonnen hat. Er ist daher einer der am schwersten zu erspielenden Charaktere. Er besitzt keine regulären Herzen sondern 3 Seelenherzen, welche verschwinden, sobald sie komplett aufgebraucht sind, was auch das Spielen mit ihm sehr fordernd macht. Sein Start-Item kann Schüsse von Gegnern ablenken. Ansonsten ist er ident zu Isaac. Ich habe bis jetzt erst 4 Spiele gewonnen, ihn also noch nicht freigeschaltet.

Samson: Er ist der siebte letzte Charakter im Bunde. Er besitzt ein reguläres Herz und ein Seelenherz und ist ansonsten auch sehr schwach. Er richtet sich also eher an Hardcore-Spieler und Masochisten. Man kann ihn nur freischalten, wenn man das DLC "Wrath of the Lamb" besitzt. Da ich dieses nicht habe, werde ich auch auf Inhalte, die sich auf dieses DLC beziehen, nicht weiter eingehen.

Wenn man einen Blick auf die Namen der Charaktere wirft fällt auf, dass alle Namen sehr biblisch inspiriert sind. Auch die Idee des Spieles selbst bezieht sich laut den Entwicklern auf die Bibel. Genauergesagt ist es von der Opferung Isaaks inspiriert. Apropos Entwickler: Dieser hat bereits Spieleperlen wie Super Meat Boy entwickelt!

Alle Charaktere haben übrigens neben den biblischen Namen noch etwas gemeinsam: sie alle schießen mit ihren Tränen auf Gegner.  Ihre Stats sind ebenfalls identisch, niemand hat also Fähigkeiten, die der andere nicht hat. Die Stats sind nur, wie bereits erwähnt, je nach Charakter zu Beginn anders verteilt. Folgende Stats sind im Spiel vorhanden: Gesundheit, Laufgeschwindigkeit, Geschossgeschwindigkeit, Angriffskraft und Angriffsreichweite.

 

 

Von Räume und Ebenen

Im Verlauf des Spiels durchstreift man verschiedene Ebenen, die immer aus zwei Unterebenen bestehen. Beginnen tut es mit Basement 1, danach folgt Basement 2. Es gibt das "Basement", welches logischerweise zuerst kommt, dann "Caves", "The Depths" und zum Schluss "The Womb". Neulinge werden in den ersten fünf bis zehn Spielstunden vermutlich weder "The Depths" geschweige denn "The Womb" zu sehen bekommen. Das Lernen der Spielmechanik steht nämlich zu Beginn im Fordergrund, und gerade Neulinge des Genres, die sich "The Binding of Isaac" möglicherweise wegen dem Spottpreis von mittlerweile unter einem Euro in jedem der zahlreichen Steam-Sales geholt hat, könnten hier leicht verschreckt werden und das Spiel aufgeben, bevor sie die wahren Qualitäten des Kleinods erkannt haben.

Aber zurück zu den Ebenen: Die Ebenen bestehen aus je 5 bis 15 Räumen und enthalten immer mindestens einen Geheimraum, welcher nur durch das Sprengen der Wand mithilfe einer Bombe betretbar ist, und auch dann nur so lange, bis man ihn wieder verlässt. Ein Raum kann mehrere Layouts besitzen und unterschiedlich gefüllt sein. Mögliche Räume neben dem Geheimraum sind:

Gegnerraum: in diesem Raum befindet sich einer oder mehrere Gegner, wer hätts gedacht. Alternativ kann auch ein Miniboss in diesem Raum sein. Das erkennt man an der eigenen Lebensleiste. Gegner können allgemein lokal oder beweglich sein. Bei Berührung mit ihnen oder mit einem der Geschosse, insofern der Gegner schießen kann, verliert der Spieler ein halbes Herz.

Truhenraum: in diesem Raum befindet sich eine Truhe, die zumeist ein nützliches Item enthält. Die Truhe kann teilweise verschlossen sein, dann benötigt man einen Schlüssel, den man entweder findet oder - eventuell - im Shop kaufen kann.

Shop: in diesem Raum ist ein Shop. Hier kann man sich für Münzen, die man im Spiel findet, Gegenstände oder (Seelen-)Herzen kaufen. Die Darstellung des "Shopkeepers" ist hierbei sehr passend in die Atmosphäre des Spiels eingefügt: er hat sich nämlich erhängt und wird manchmal von einer einsamen Fliege umkreist.

Itemraum: in diesem Raum befindet sich eines oder mehrere Items; oder Geld.

Spielautomatenraum: In diesem Raum ist ein Spielautomat, in dem man für Geld mit etwas Glück Items gewinnen kann. Wie es aber im Leben nunmal so ist, hat man auch immer wieder Pech und erhält nichts, oder nichts Nützliches.

Teufelsraum: In diesem Raum ist der Teufel der Händler, der im Gegenzug für Herzen Items anbietet. Diese Items sind meiner Erfahrung nach in der Regel sehr nützlich und meist die heftig wirkende Investition wert. Natürlich hängt der Nutzen aber auch von der individuellen Situation ab, wenn man kurz vorm Boss ist und nur noch 5 Herzen hat, wird man nicht 3 ausgeben, es sei denn, man ist sich 100% sicher, den Boss auch so zu schaffen.

Challenge-Raum: In diesem Raum muss man eine immer stärker werdende Gegnerhorde besiegen und  wird dafür, sollte man es denn hinbekommen, zum Schluss mit einem Item oder Geld entlohnt.

Der "ich nehme dir ein Herz weg"-Raum: Um diesen Raum zu betreten, muss man ein halbes Herz opfern. Erkennbar ist er an einer gezackten, spitz-wirkenden Türe. In diesem Raum kann dann irgendeiner der vorherigen Räume außer dem Gegnerraum und dem Challenge-Raum sein. Beim Hinausgehen verliert man wieder ein halbes Herz.

Bossraum: Er ist auf jeder der zufallsgenerierten Ebenen genau einmal vorhanden. Wenn man den Boss in ihm besiegt, erhält man Zutritt zur nächsten Ebene. Man kann aber auch noch die aktuelle Ebene fertig erkunden, sollte man denn wollen.

Übrigens: Ein Geheimraum kann meiner Erfahrung nach ein Truhenraum, Itemraum, Spielautomatenraum oder ein Teufelsraum sein.

 

 

Item-Hatz wie in Diablo?

Dem aufmerksamen Leser - und auch nicht, so oft, wie ichs mittlerweile erwähnt habe, aber hey: immerhin schmeichle ich :D - ist sicherlich schon wiederholt die Rede von Items in meiner Review aufgefallen. Auch diese gibt es in "The Binding of Isaac". Sehr viele davon sogar. Seehr sehr viele. Ist das Spiel also fast ein kleines Rogue-Like-Diablo mit höllischem (höhö. hö.) Schwierigkeitsgrad? Um gleich sämtliche falschen Gedanken zu zerstreuen: nein, ist es nicht.

Man erhält während jedem neuen Playthrough zwar durchaus eine große Anzahl an diversen Items, doch diese sind nicht etwa Ausrüstungssgegenstände wie in Diablo, sondern verbessern unseren tragischen "Helden" auf andere Art und Weise. Da die Items mitunter die größte Motivation sind, das Spiel immer und immer wieder anzugehen und miserabel zu versagen, möchte ich nicht allzu genau auf sie eingehen. Daher werde ich im Nachfolgenden nur einige Beispiele aufzählen, anhand derer man ein gutes Bild bekommt, was Items alles sein können.

"Standarditems": So bezeichne ich die bereits mehrmals erwähnten Bomben und Schlüssel im Sammelbegriff. Das mag zwar nicht korrekt sein, vereinfacht aber das Arbeiten mit dem Begriff Items meiner Meinung nach.

"Fähigkeits-Items": Diese Items werden mit der Leertaste eingesetzt und können pro Ebene nur ein Mal angewendet werden. Sie sind in der Regel äußerst stark. Um ein Beispiel zu nennen: "My little Unicorn" ist ein Einhornhorn, dass den Spieler in den Sternchenmode bei Mario Kart versetzt. Isaac wird dank diesem Item nämlich unverwundbar und schadet Gegnern bei Berührung. Anstatt wegzulaufen versucht man nun also, Gegner zu treffen, so lange der Effekt anhält. Items können also zuweilen die Art, wie man spielt, komplett umkrempeln.

Passive Items: Man hat sie die ganze Zeit im (nicht aufrufbaren, nur einsehbaren) Inventar. Wie der Name bereits verrät, gewähren sie passive Boni und gelten daher auch durchgehend, und nicht nur einmal pro Ebene. Ein Beispiel ist der Vogel von Eve, der wie bereits erwähnt Gegnern Schaden zufügt, wenn Eve selbst Schaden genommen hat.

Viele der Items verändern das Aussehen von unserem kleinen Helden. Meist wird er dabei verkrüppelt oder verstümmelt. So gibt es unter anderem einen Kleiderbügel, der im Schädel des Kleinkindes steckt, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Charaktere tun einem dabei richtig leid, doch man braucht diese Verstümmelung eben, um Stärker zu werden. Ein visuell krass eingesetztes Konzept, da es bis auf den Anblick und die gebotene Fähigkeit keine (negativen) Auswirkungen auf unsere Spielfigur hat.

 

 

Das Gameplay: Hart, härter, Isaac?

Mehrmals habe ich nun schon den extrem harten Schwierigkeitsgrad von "The Binding of Isaac" erwähnt. Aber ist es wirklich so schwer? Wo liegt die Schwierigkeit denn genau? Wie läuft das Gameplay ab? Weltensohn, wir wollen Informationen!

Die Lernkurve von "The Binding of Isaac" ist steil, aber fair. Wenn man zu Beginn oft ins Gras beißt, ist das einzig und allein die Schuld vom Spieler... mit einer Ausnahme: bestimmte Items im Spiel sind stärker als andere. Erhält man eines dieser starken Items aufgrund des zufälligen Leveldesigns bereits zu Beginn, kommt man so viel weiter als sonst. Das ist zwar in diesem Genre auch so typisch und üblich, aber dennoch nicht unbedingt förderlich für Anfänger, die das Spiel lernen wollen. Meinen ersten Durchlauf beispielsweise habe ich mit der Bibel geschafft, da die einen Boss im Spiel One-Shotten kann, mit dem ich davor Probleme hatte. Erst als ich das Item bekommen habe, habe ichs endlich weiter geschafft.

Prinzipiell nimmt der Spieler zu Beginn von allem äußeren Quellen außer Bomben ein halbes Herz Schaden. Ab "The Womb" wird dies aber auf ein ganzes Herz erhöht. Bomben wurden allerdings nicht im Schaden verdoppelt, sondern machen nachwievor nur ein Herz Schaden. Dennoch zieht dadurch der Schwierigkeitsgrad enorm an, da man defacto plötzlich nur noch halb soviel aushält.

Die Bosse im Spiel sind auch sehr unterschiedlich. Das Design ist fabelhaft, es passt perfekt in die Stimmung und die Welt, die das Spiel zeichnet. Leider sind einige Bosse weit fordernder als andere, so habe ich beispielsweise immer noch Probleme gegen The Duke of Flies, da ich mit den gefühlt tausenden Fliegen am Bildschirm einfach nicht klarkomme, bekomme aber Bosse wie Monstro jedes mal klein, ohne nur ein einziges Mal getroffen zu werden. Kurzer Disclaimer meinerseits an erfahrene Spieler, die diesen Blog lesen: ich erwähne bewusst die Bosse der ersten zwei Ebenen, um Spielern, die nach dieser Review evtl. mit "The Binding of Isaac" anfangen, ein Gefühl für die ersten Bosse im Spiel geben kann. Glücklicherweise sind die späteren Bosse im Spiel durchwegs anspruchsvoll, es gibt nur eine einzige Ausnahme: "Monstro 2".

Prinzipiell sollte man so nach rund 10 Stunden das Spielprinzip verstanden haben. Gerade, wenn man sich YouTube-Videos ansieht, kann man viel lernen und sich stark verbessern. Ich habe nach rund 16 Stunden den ersten erfolgreichen Run hinbekommen und war danach unfassbar stolz auf mich. Das ist einer der Gaming-Momente, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Denn schwieriges, forderndes, aber faires Gameplay ist etwas, was man neben den - meiner Meinung nach gar nicht mal sooo schweren - Souls-Spielen heutzutage leider immer seltener bekommt.

 

 

Schaurig schön

Kommen wir schlussendlich noch zum letzten wichtigen Aspekt des Spiels, der es in meinen Augen von "nur gut" zu "sehr gut" verzaubert. Sowohl der Grafikstil als auch die Musik und der Sprecher im Intro-Video tragen enorm zur Atmosphäre ein, denn sie passen wie die verstümmelte Hand aufs tränende Auge.

Beginnen wir mit der Grafik: Alles ist in einem sehr kindlichen, verspielten Comic-Look gehalten. Viele der Monster wirken wie aus dem Zeichenbuch eines Zehnjährigen, und sind mit satten Farben zum Leben erweckt. Manche Gegner sehen auch sehr lieb aus und haben große, leuchtende Glubschaugen, bis sie den Spieler sehen und auf ihn zustürmen oder Kugeln abfeuern. Dann beginnen sie beispielsweise zu Bluten oder können im Extremfall sogar, nachdem der Spieler sie ansich schon getötet hätte, ohne Kopf weiter herumlaufen, während sie eine Blutlache hinterlassen. Dabei wirkt die Grafik aber immer kindlich, sodass eine extrem skurille, aber dafür auch umso packendere Atmosphäre entsteht. Phänomenal umgesetzt, kann ich da nur sagen. Sie bleibt einfach im Gedächtnis, auch nach längerem Pausieren - wie in meinem Fall beinahe ein ganzes Jahr - kommt einem alles (beinahe schon "wohlig") bekannt vor. So muss stimmiges Art-Design!

Die Musik ist ebenfalls sehr passend und untermalt das Spielgeschehen zu jeder Zeit passend. Manche Sounds und Geräusche bleiben einfach ewig im Gedächtnis. Ein Beispiel ist hierfür die kurze Jingle, wenn man einen Geheimraum findet und ihn dann betritt. Der Soundtrack ist sehr technisch elektronisch angehaucht, enthält dabei aber unerwartet viel Gefühl und passt ebenfalls perfekt zum Spielgeschehen. Man hätte es nicht besser lösen können, wie ich finde. Der einzige Nachteil, den man hier erwähnen könnte, dass es nach 60 Stunden natürlich repetetiv wirkt. Das ist aber ein "Fehler", von dem viele Spiele nur träumen können, da sie den Spieler gar nicht lang genug fesseln können, damit jenes Gefühl eintritt.

Ein wirkliches Problem habe ich aber mit einer zwar halbwegs nachvollziehbaren, aber nervigen Designentscheidung: by default sieht man im Menü nur die Optionen für den Fenstermodus Nichtmal die Größe des Fensters darf man frei wählen, sondern hat nur die Optionen "Small - Medium - Large" als Auswahl. Der Vollbildmodus versteckt sich erst in den Optionen. Wieso also die Einstellungen für den Fenstermodus im Hauptmenü gelandet sind und auf mich für gut 15 Stunden so gewirkt haben, als wäre es die einzige Option das Spiel zu spielen, ist unverständlich. Zwar ist es logisch, dass gerade Besitzer von großen Monitoren leichter den Überblick im Vollbildmodus verlieren könnten, dennoch denke ich, dass eine einheitliche Einteilung der Darstellungsmodi helfen würde.

 

 

Teuflisch gut?

Kann ich das Spiel also empfehlen? Die Antwort ist ganz klar: Jain. Es kommt ganz darauf an, was man für ein Typ Spieler ist. Liebt man die Herausforderung und kann sich auch für einfachen Konzepten lange begeistern? Dann kann man getrost bei "The Binding of Isaac" zum Vollpreis von lediglich 5€ zuschlagen. Alle Unsicheren oder Unentschlossenen können das Spiel aber ruhig auf ihre Wunschliste hinzufügen, denn es ist in so gut wie jedem Sale vertreten und war da teilweise schon für nur 0,49€ zu haben. Ich persönlich habe im Winter Sale 2014 zugeschlagen und keinen Cent bereut, denke aber auch, dass der Vollpreis für motivierte Spieler durchaus gerechtfertigt ist. Der Umfang ist aber nicht allzu groß, geübte Spieler sind in einer Stunde mit einem "Run" durch.

Außerdem gibts das Spiel immer mal wieder in Humble Bundles. So hat es auch seine enorme Popularität, deren Spitze wohl um Mitte 2015 gewesen sein dürfte, erlangt. Mittlerweile gibt es auch einen zweiten Teil namens "The Binding of Isaac - Rebirth", welcher mir persönlich aber überhaupt nicht zugesagt hat.


Wertung
Pro und Kontra
  • Putziger Grafikstil
  • Toller Soundtrack
  • Wahnsinnige Atmosphäre
  • Langzeitmotivation vorhanden, sobald man den Dreh raus hat
  • Spottgünstiger Preis in Sales
  • Vollbildmodus leicht versteckt
  • Einige Items zu stark
  • Für Einsteiger ins Genre evtl. zu frustrierend
  • Geringer Umfang, den es aber lange dauert auszuschöpfen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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