Viel Warhammer, wenig Total War

Präsentation Die Grafik ist größtenteils sehr detailverliebt, insbesondere auf der Kampagnenkarte. Die Völker bringen ihren jeweils...

von - Gast - am: 08.04.2017

Präsentation


Die Grafik ist größtenteils sehr detailverliebt, insbesondere auf der Kampagnenkarte. Die Völker bringen ihren jeweils eigenen Flair sehr gut rüber.

Während der Schlachten sind größere Einheiten und deren Attacken gut inszeniert, die Zweikampf-Animationen von normalen Soldaten, die schon mit Medieval 2 eingeführt wurden, entfallen dafür.

Ebenso entfallen die "Story"- Videos im Verlauf der Kampagne, obwohl sie sich bei diesem linearen Aufbau sehr angeboten hätten.

Überhaupt erfahre ich als Nicht-Warhammerfan nur sehr wenig über diese fiktionale Welt.

 

Die Schlachten

Der Fokus auf Helden und dicke Monster geht zu Lasten der großen Stärke von Total War, nämlich dem realistischen Schlachtengetümmel. Die "normalen" Soldaten sind eigentlich nur noch Kanonenfutter, das man aufeinander los preschen lässt. Keine Schildwälle oder Phalangen mehr, keine Keilformationen, nichts.

Die große Neuerung "Magie" ist eigentlich nur ein nettes gimmick. Das casten erfordert zu viel Mikromanagement und ist dann zu schwach, als dass es wirklich sinnvoll wäre. Bestenfalls Buffs machen Sinn, aber die gab es auch schon in vorherigen Spielen.

 

Die Fraktionen Spielen sich unterschiedlich, aber nicht so Unterschiedlich wie ich erwartet hatte:

Die Untoten erinnern an die Parther, schwache Infanterie, dafür starke Kavallerie und Bestien

Bretonia spielt sich eigentlich genauso, nur ohne Bestien, dafür mit berittenen Bogenschützen, sie entsprechen also den Skythen.

Das Imperium ist sehr ausgewogen, entspricht also Rom.

Die Orks spielen sich typisch aggressiv barbarisch, die Zwerge ausgewogener. Die beiden sind in etwa wie die Germanen in Rome 2 und Attila

 


Die Kampagnen-Karte

Attila hatte eine herrlich komplexe Verwaltung zu bieten. Religion, Migration, Hygiene, Nahrung, Verarmung, Öffentliche Ordnung, ehrgeizige Stadthalter, strategisch wichtige Ressourcen etc.

Fast alles davon fällt raus.
Es bleibt nur Kontrolle bzw Öffentliche Ordnung und Verderbtheit. Letztere wurde von vielen als großartige Neuerung gepriesen,  funktioniert letztendlich aber genauso wie die Religion in Attila.

Auch das Bausystem  wurde vereinfacht, es kann nicht einmal mehr mit den Horden in Attila mithalten, während die Horden in Warhammer (Chaos) eigentlich gar kein Bausystem bräuchten, so simpel wie es ist.

Wirklich Zerstörend auf den Spielspaß wirkt aber, dass die einnehmbaren Gebiete vordefiniert sind.

Man kann höchstens die Hälfte(!) der Karte erobern, den Rest nur zerstören. Wenn sich also nicht zufällig ein militärischer Verbündeter dieser Gebiete annimmt, muss man tatsächlich die halbe Welt verbrennen, wenn man Ruhe vorm Feind haben will.

Apropos Verbündete: Die Diplomatie ist in Warhammer eben deshalb im Prinzip witzlos, Freund und Feind stehen sowieso fest.

Als wäre das nicht dämlich genug, machen die Vordefinierten Gebiete aus strategischer Sicht keinen Sinn.  Man kann bspw. als Ork oder Zwerg zwar das gesamte südliche Ödland erobern, aber den Pass der in dieses Gebiet führt, darf man nicht mit einer Festung sichern.

Dafür soll man dann eine Region mitten in der vom Chaos beherrschten Eiswüste erobern.

Dieses System führt dann dazu, dass sich das Endgame in einer verbrannten (Eis)Wüste abspielt, in der man Chaoshorden jagd, weil man deren Anführer besiegen muss um zu gewinnen.

 

 

KI

Während der Schlachten arbeitet sie ganz ordentlich, auf der Karte ist sie aber genauso strunzdumm wie in Rome 2.

Der Oberbösewicht des Chaos hat meine vollen 5 Stacks Elitekrieger mit einem einzigen Stack angegriffen. Das konnte Attila wesentlich besser.

 

 

DLC-Politik

 

Kurz und Knapp: In Rome 2 und Attila war sie schon unverschämt, in Warhammer erreicht sie aber neue Dimensionen. Nicht nur, dass die Preise angehoben wurden, im Auswahlmenü werden einem die Fraktionen, die man nicht Spielen kann, auch noch unter die Nase gerieben.

 

 


Fazit:

Insgesamt spielt sich dieses Total War wie ein extrem abgespecktes Attila mit der dummes KI eines Rome 2 und um ein paar Regeln ergänzt, die taktische Tiefe und Entscheidungsfreiheit auf ein Minimum reduzieren.

Konnte ich mich  in Attila noch entscheiden, ob ich die Hunnen bekämpfe, mich mit ihnen Verbünde, oder sie -genug Gold vorausgesetzt- auf meine Feinde hetze, ist das Chaos in Warhammer einfach böse und muss besiegt werden. Dafür legen die Fraktionen dann auch mal schnell ihre Konflikte bei.

Konnte ich mich in Attila noch entscheiden, ob ich die Geschichte umschreibe und mit den Franken erstmal im gut zu verteidigenden Hispanien siedele, wird mir in Warhammer eine bestimmte Marschrichtung vorgegeben. Andere Spielweisen machen nicht nur wenig Sinn, nein, es gibt sie gar nicht.

Der Wiederspielwert einer Fraktion ist somit quasi nicht gegeben.

 

Es handelt sich hier also um ein sehr einfach gestricktes, völlig überteuertes Total War, dass eigentlich nur durch sein Setting Interesse wecken kann.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • + Fraktionen stimmungsvoll gestaltet
  • + Individualisierung des Helden
  • + Schön gestaltete Karte
  • + Übersichtliches Interface
  • + Actionreiche Schlachten
  • - Das Bausystem ist viel zu simpel, keine Nachteile mehr.
  • - Keine Formationen mehr
  • - Innenpolitik gestrichen
  • - Schiffe gestrichen
  • - Söldnersystem gestrichen (Nur noch für Untote)
  • - Diplomatie weitestgehend unnötig bzw vordefiniert
  • - Es lassen sich nur vorbestimmte Gebiete erobern
  • - Dadurch geringer Wiederspielwert der Fraktionen
  • - Im Endgame jagd man eine Horde durch die Eiswüste
  • - Nur 4 Völker
  • - Magie lohnt nicht wirklich
  • - Warhammer Lore wird nicht wirklich vermittelt.
  • - Schlechte KI
  • - DLC - Politik

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(1)
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