Was lange währt...

...wird endlich gut? Als Valkyria Chronicles 2008 auf der PS3 erschien, hegte ich die leise Hoffnung, dass dieses Spiel doch bitte eine Umsetzung auf...

von - Gast - am: 17.11.2014

...wird endlich gut?

Als Valkyria Chronicles 2008 auf der PS3 erschien, hegte ich die leise Hoffnung, dass dieses Spiel doch bitte eine Umsetzung auf dem PC erfahren möge. Die Jahre gingen ins Land, und es geschah: Nichts. Offenbar gab man dem Setting nicht wirklich eine Chance, sich auf breiter Ebene durchzusetzen, und wegen "Kleinvieh" wollte man wohl keinen Aufwand betreiben.

Jetzt, nach der im Spielesektor unendlich langen Zeit von 6 Jahren taucht das Spiel doch noch auf dem PC auf, unerwartet und im Verborgenen schleichend hat es sich herangepirscht. Hoffentlich eine erfreuliche Überraschung...

Was ist da los??

Das Szenario dreht sich um den "2. europäischen Krieg", wobei der Kontinent auf dem das Ganze spielt in etwa soviel mit Europa zu tun hat wie Dynamo Dresden mit dem Gewinn der Championsleague. Ich tippe darauf, dass mit der Benennung des Ganzen der Hersteller Sega einfach nur eine "Brücke" schlagen wollte. Entweder für europäische Spieler, damit die sich besser identifizieren können - oder für die Asiaten, nach dem Motto "Ihr kennt euch da drüben im Westen eh nicht aus..."

Ich persönlich empfinde das Ganze ehrlich gesagt ein wenig als Stimmungskiller, denn es ergibt einfach keinen Sinn. Es ist allerdings kein schwerwiegender Fehler, deswegen muss man ihn nicht breittreten.

Man verteidigt das kleine, freie Gallia gegen eine imperiale Invasionsarme. Dies geschieht im Großen und Ganzen mit Waffen, die zwar komplett dem Fantasiereich entspringen, die aber eindeutig an den 1. Weltkrieg angelehnt sind. Gewehre, Panzer, Rüstungen, all diese Dinge scheint man schon irgendwo man in ähnlicher Form gesehen zu haben. Interessant ist einfach das Setting an sich, wo sich die Entwickler in allen möglichen Epochen der Geschichte bedient haben. Unbeugsames "Gallia" - hat da jemand Asterix gesagt? Es finden sich Anleihen an die Kultur der Römer ebenso wie Dinge, die eindeutig der nordischen Mythologie zuzurechnen sind. Passend dazu sind die Gegner eben wie Römer (Imperium) und Nordmänner (Valkyr) aufgetakelt, was man schon erkennen kann. Es gibt noch eine weitere Partei, aber die will ich hier nicht spoilern. Nur soviel sei gesagt: es werden weitere Klischees bedient.

Die Protagonisten des Spiels sind sehr interessant und tiefgreifend gezeichnet, man baut eine wirkliche Verbindung zu den Charakteren auf und fühlt mit, wenn sie verzweifelt für die Freiheit ihrer Heimat kämpfen. Man könnte schon sagen, dass einem die Jungs und Mädels "ans Herz" wachsen mit der Zeit.

Ein Blick aufs Gameplay

Man hat es erstmal mit einem typischen, rundenbasierten Taktik-RPG zu tun. Ich denke, dass diese Bezeichnung das Spiel am besten beschreibt. Ähnlich wie zum Beispiel bei "X-Com" muss man seine Figuren erst in Stellung bringen und dann mit dem Rest an Aktionspunkten verschiedene Kampfhandlungen ausführen lassen.

Das Spiel geht aber ein gutes Stück weiter. Abgesehen vom mit der Zeit wirklich fordernden Schwierigkeitsgrad muss man auch die verschiedenen "Beziehungen" der Charaktere bedenken. Teilweise sind die zu steuernden Figuren nicht gut aufeinander zu sprechen oder sind dicke Freunde. Ein schlechtes Verhältnis verringert die Schlagkraft der Truppe ebenso sehr wie ein gutes Verhältnis diese steigert. Und wir sprechen hier von wirklich deutlichen spürbaren Einschnitten bzw. Verbesserungen. Zusätzlich müssen natürlich entscheidende Charaktere immer überleben, ihr Tod steht gleichbedeutend mit dem Scheitern der Mission. Auch persönliche Befindlichkeiten wie Allergien oder benötigte Ausrüstungsgegenstände muss man immer auf der Rechnung haben - setzt man Charaktere an für sie ungünstigen Orten ein ist dies eben ein krasser Nachteil wie nicht gut gewählte Waffen oder Zubehörteile.

Durch die 5 vorhandenen Klassen (Scharfschütze, Raketenschützer, MG-Schütze, Scout und Mechaniker) ist Einiges an Auswahl und taktischen Möglichkeiten gegeben. Auch innerhalb einer Klasse unterscheiden sich die verschiedenen Charaktere deutlich. Geschwindigkeit, Stärke, Belastbarkeit...alles will bedacht und verplant sein. Beim Stufenaufstieg ändert sich an den Ausgangswerten nicht wirklich viel, interessant sind jedoch die Spezialfähigkeiten, die die Charakterklasse für jeden zweiten Level Up erhält. Die Charakterklasse? Ja, richtig verstanden. Man levelt nicht jede Figur einzeln, sondern die komplette Klasse. So halten die Kämpfer Schritt mit dem Fortlauf der Story, und Nachschub kann man ja immer wieder aus den Lagern rufen, bis eben irgendwann mal das Maximum erreicht ist.

Die K.I. ist leider nicht das Gelbe vom Ei und macht schon mal Fehler, bei denen sich der virtuelle gegnerische General das eine oder andere Mal an den Kopf greifen muss. Auch die Story als "Ganzes" betrachtet ist eher auf japanische Kunden zugeschnitten, als durchschnittlicher Mitteleuropäer ist sie am besten mit "klischeebehaftet" zu umschreiben. An manchen Stellen ist sie sogar einfach nur lächerlich und nicht wirklich ernst zu nehmen.

Zeitlos schön...die Technik

Viele Spiele würden sich dieses Kompliment gefallen lassen, "Valkyria Chronicles" erhält es zurecht: der Stil ist zeitlos. Es ist ein weich gezeichneter Comic, der Grafikstil wäre auch in der Gegenwart sicher nicht viel anders gewählt worden. Es wirkt so, als wäre jedes Bild, jeder Hintergrund, jede Figur mit viele Liebe per Hand gezeichnet worden, so wie die guten alten Anime-Filme aus den 80ern. Ein Traum für Leute, die noch das Glück haben, diese Sachen zu kennen.

Der Sound bzw. die Musik ist passend, allein die optionale japanische Sprachausgabe ist bei mir ein Grund zum Kopfschütteln - wozu soll das gut sein? Cool dagegen fand ich den Funkverkehr. Ich fand ihn sehr atmosphärisch und passend, das hab' ich in anderen Spielen schon wesentlich schlechter gehört.

Einen Minuspunkt vergebe ich dagegen für die maue Optimierung der Steuerung. Da hätte man der Maus-Steuerung schon ein wenig mehr Aufmerksamkeit widmen können.

Ist das was für mich?

Nun, das Spiel ist ein sehr interessanter Mix aus verschiedenen Genres, Taktik, RPG, ein bisschen Action (man muss ja selbst zielen usw.), es ist umfangreich, besitzt Tiefgang und ist wirklich fesselnd erzählt. Ob der japanische Einschlag und die deswegen typischen großen Kulleraugen einem wirklich zusagen, ist da einfach Geschmackssache. Technisch ist das Spiel auch nach mehr als 6 Jahren noch absolut konkurrenzfähig. Der Wechsel zwischen Echtzeit und Rundentaktik bietet ein nicht alltägliches Spielerlebnis, und der fordernde Schwierigkeitsgrad sorgt für Unterhaltung, die nicht nach 5 Stunden schon wieder vorbei ist, wie es bei so manchen in diesen Tagen erschienen Serien-Shooter der Fall ist.

Ein weiteres Kaufargument sind der niedrige Preis (unter 20 Euro) und die Tatsache, dass sämtliche auf der PS3 damals erschienenen DLCs bereits mit enthalten sind.

Ich für meinen Teil hatte sehr viel Spaß mit dem Spiel und werde sicher eine zweite Runde in Angriff nehmen, sobald mein "Stack of Shame" etwas kleiner geworden ist.


Wertung
Pro und Kontra
  • Charaktere sind gut gezeichnet und glaubwürdig
  • Rundentaktik/Echtzeit sehr cool gemischt
  • Funkverkehr ist erste Sahne
  • Grafik zeitlos schön
  • Alle DLCs sind mit im Paket dabei
  • Preis ist top
  • K.I. teilweise dumm wie Brot
  • Story irgendwas zwischen lächerlich und hanebüchen
  • Das Geklicke zwischen den Missionen kann nerven
  • Sprachausgabe nicht auf Deutsch
  • Steuerung nicht optimal (Maus)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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