Der WAHRE "geistige Nachfolger" zu SYSTEM SHOCK...

Man gehe zurück in die gute alte Zeit, genauer gesagt ins Jahr 1994. Noch genauer, Ende 1994. Die Zeit der Bitmaps und Pixel brachte einen unvergesslichen...

von - Gast - am: 19.06.2018

Man gehe zurück in die "gute alte Zeit", genauer gesagt ins Jahr 1994. Noch genauer, Ende 1994. Die Zeit der Bitmaps und Pixel brachte einen unvergesslichen Klassiker hervor, der meines Erachtens nach noch heute in Sachen Atmosphäre unerreicht ist: SYSTEM SHOCK. Damals hatte ich noch die Disketten Version, die immerhin 9 Disketten umfasste, und war wochenlang auf der Raumstation Citadel unterwegs um der bösartige Künstlichen Intelligenz SHODAN - inzwischen eine Kultfigur - das Handwerk zu legen. Der Ende 1999 erschienene direkte Nachfolger war zwar auch hervorragend aber an das Original kam er nicht ganz ran. Der als "geistiger Nachfolger" gehandelte BIOSHOCK konnte in punkto Atmosphäre und Angstschweiss beiden Spielen nicht mal annährend das Wasser reichen...

Erst 2008 fand sich eine erwürdiges Erbe von SYSTEM SHOCK: ein Survival Horror Spiel im All, das mich immer wieder an die Zeiten von SYSTEM SHOCK erinnert, und bei dem Vergleich auch nicht rot anlaufen muss: DEAD SPACE.

Präsentation

Obwohl inzwischen 10 Jahre alt, hält sich DEAD SPACE wacker. Grafisch sicher nicht mehr auf dem neusten Stand, gefällt mir DEAD SPACE optisch wesentlich besser als viele neuere Produktionen wie MASS EFFECT: ANDROMEDA, FALLOUT 4 - oder am direktesten vergleichbar - PREY (2017).

Und die Präsentation trägt auch sehr viel zur Atmosphäre bei und ist insgesamt noch immer gut. Das Spiel ist zum Teil besser gealtert als andere Spiele aus dieser Zeit.

Grafik (Gut)

DEAD SPACE ist grafisch extrem düster gehalten und kann so gekonnt einige Schwächen verstecken. Licht und Schatten Effekte sind hervorragend gelungen, die Gegner sehen furchterregend abartig aus, lediglich andere Menschen wirken sehr antiquiert, tut dem Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch.

Sound (Gut)

Sowohl die zu den Schockeffekten passenden Sounds und die musikalische Untermalung sind gut gelungen und in Szene gesetzt.

Vertonung (Gut) (Englische Originalversion)

Alle englischen Sprecher sind gut. Lediglich die Spielerfigur Isaac bleibt während des ganzen Spiels über stumm, wodurch aus den Dialogen mit anderen Spielfiguren eher Monologe werden, das wirkt am Anfang etwas komisch, da aber später sowieso die Konversationen über "Videokonferenz" erfolgen und es sich mehr um Anweisungen handelt, wirkt sich das kaum auf die Glaubwürdigkeit des Szenarios aus.

Gameplay

DEAD SPACE ist eine Art 3rd Person SYSTEM SHOCK, also ein Mix aus Shooter und Adventure mit kleineren Puzzles. Statt Cyborgs und Mutanten kämpft man gegen eine parasiten-ähnliche Alienrasse die Necromorphs getauft wurden, und ganz genreuntypisch ist deren Schwachstelle auch nicht der Kopf, sondern die Gliedmassen, die man mit gezielten Schüssen abtrennen muss um effektiv (knappe) Munition zu sparen. Übrigens auch in der deutschen USK 18 Fassung ohne irgendwelche Zensur! Apropos Waffen, auch diese unterscheiden sich von den Genre Kollegen: unsere Spielfigur Isaac ist von Beruf Ingeneur, und benutzt als Waffe überwiegen sein Werkzeug: Laser-Blozenschneider, Flammenwerfen-Schweissgerät, ect.

Gespielt wird aus der 3. Person, ein HUD gibt es nicht: Lebensbalken, Munition etc. sind im Anzug bzw. der Waffe integriert, ebenso sind die Menüs als Hologram in die Umgebungsgrafik integriert, wodurch das ganze aus einem Guss wirkt und zur Immersion erheblich beiträgt.

Bedienung (Mangelhaft)

Einziger Wehrmutstropfen, die Steuerung, die schockt zum Teil ganz schön! Man merkt dem Spiel deutlich an dass es für Konsolen und daher für Gamepad Benutzung konzepiert wurde und die PC Umsetzung lediglich eine schlichte Portierung ist. Per Maus und Tastatur ist die Steuerung extrem träge und Isaac ist nicht gerade der schnellste - im Gegensatz zu den flinken Necromorphs. Speichern ist nur an bestimmten Terminals erlaubt. Einige mit Zeitlimit versehenen Abschnitte (Sauerstoffvorrat im Auge behalten!) sind teilweise frustig dank der Steuerung.

Zugänglichkeit (Ausreichend)

DEAD SPACE ist nicht wirklich einsteigerfreundlich. Der Schwierigkeitsgrad ist schon relativ knackig trotz vier einstellbarer Schwierigkeitsgrade, die Steuerung auf Grund der verschiedenen Aktionen die man ausüben kann durchaus komplex - das hier ist kein Primitiv-Shooter wie DOOM!

Komplexität (Gut)

Handlung, Puzzles und Kämpfe verlangen einem Einiges ab, grosse Areale sind schön umgesetzt und auf Knopfdruck gibts ein GPS das in der Spielgrafik die Richtung weist, somit hält sich die Verlaufgefahr etwas in Grenzen. Die Gravitations-Puzzles überfordern Otto-Normalspieler nicht, ein flottes Fortkommen wird dadurch nicht gehemmt. Trotzdem ist das Spiel durchaus nicht ohne Komplexität: mit den spärlich gesäten Resourcen muss man gut haushalten wenn man per Terminal einkauft und seinen Fähigkeiten upgraded, wenn man unüberlegt vorgeht geht einem die Munition aus und man steht dumm da, den im Boxkampf gegen die Necromorphs vorzugehen ist nicht zu empfehlen.

Story und Handlung (keine Spoiler) (Befriedigend)

Die Story um das von Necromorphs überrannte Raumschiff Ishimura ist jetzt nicht wirklich orginell, erfüllt aber ihren Zweck und sie ist gut ins Spiel eingebettet. Sie ist dicht erzählt und ohne Längen, aber zum Fortschritt essentiell. Also weghören und simples ballern ist nicht!

Atmosphäre (Hervorragend)

Die grösste Stärke von DEAD SPACE ist die Atmosphäre. Wer Filme wie ALIEN 1 & 3 oder EVENT HORIZON mochte wird sich hier wie zuhause fühlen. Für mich persönlich erreichte bisher nur SYSTEM SHOCK 1 diese ungeheure Atmosphäre. Ich liebte den ersten und den 3. ALIEN Film und fühlte mich des öfteren daran erinnert, der klaustrophobischen Umgebeung im Raumschiff sei Dank. Man ist grösstenteils alleine und schleicht durch die engen und düsteren Korridore und schrickt regelrecht auf wenn man einem Necromorph begegnet. Das Unheil kommt dann oft auch nicht allein! Munition ist knapp, der Feind schnell und Isaac dank seines Anzuges etwas träge. Gefragt sind schnelle Reflexe, gutes Zielen und Nerven wie Drahtseil!

Gut integriert sind auch die Puzzles: Graviations-Puzzles passen gut in die Umgebung ohne Fehl am Platz zu wirken, was bei so manchem Spiel total in die Hose ging (man denke da an den Ur-RESIDENT EVIL oder HELLBLADE: SENUA's SACRIFICE...).

Die dunklem Korridore läuft man vorsichtig entland, in jeder Ecke kann ein Feind lauern, am besten hat man seine Waffe auch immer voll geladen, damit man nicht nach einem Treffer breits die lange Ladeanimation ausführen muss während der Necromorph rücksichtslos auf uns einprügelt. Mit einen Flammenwerfen bewaffnet durch die engen Korridore eines Raumschiffs? Das erinnert doch stark an das Finale von ALIEN 1...

Auch ein vermeindlich Toter Feind ist mit Vorsicht zu geniessen: hat man ihn nicht wirklich richtig erledigt, zucken seine rasiermesserscharfen Klingen noch und können beim Vorbeigehen noch Schaden anrichten...

So hat Survival Horror zu sein! Sicher, freies Speichern hätte ich mir ab und an doch gewünscht, aber das Adrenalin pump ganz schön wenn man eine Weile nicht den Spielstand gesichert hat (vergessen?) und doch in eine Monsterhorde rennt...

Spieldesign (Sehr gut)

DEAD SPACE gefällt mir deutlich besser als seine mehr action-orientierten Nachfolger. Man setzte hier gekonnt auf Horror und legte die Action etwas in den Hintergrund - so wie eben bei SYSTEM SHOCK. Blutverschmierte Gänge, zerfetzte Menschen, flackernde Lichter, alles kein aufgesetzter Selbszweck sondern gekonnt eingesetzter Horror. Gegenstände sind rar und müssen überlegt eingesetzt werden. Wildes drauflos ballern endet meist tödlich. Die in die Spielwelt perfekt integrierten Menüs und das HUD sind einfach hervorragend umgesetzt und passen super zum Stil - hier hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht, wie man den Spieler perfekt in die Spielwelt zieht und mitschlottern lässt. Upgrades und Munition müssen mit Bedacht gewählt werden - auch das gefällt mir! Wer einfach nur ballern möchte sollte sich DEAD SPACE 3 oder besser gleich eines DOOM Spiele kaufen. Wer allerdings Atmosphäre und Immersion über Action stellt, das Ganze etwas mit Horror gewürzt möchte und etwas Vergleichbares zu SYSTEM SHOCK sucht findet kein besseres Spiel.

Umfang (Gut)

Man ist mit gut 15 bis 20 Spielstunden dabei. Erfahrenere Spieler eben etwas schneller. Der Wiederspielwerthält sich sehr in Grenzen, da es nicht wirklich verschiedene Lösungswege gibt und der Spielverlauf linear ist - das hier ist KEIN Open World Spiel!

Langzeitmotivation (Befriedigend)

Für ca. 15 Stunden wird man ganz gut bei der Stange gehalten und ist durchaus motiviert seine Mission erfolgreich zu beenden. Danach ist erstmal Schluss. Der (Alp)traum hat ein Ende, nochmal muss ich DEAD SPACE 1 nicht so schnell durchspielen. Irgendwann aber sicherlich doch nochmal. Solange gibts DEAD SPACE 2 - der erreicht zwar nicht ganz die Klasse des Erstlings ist aber dennoch ein sehr gutes Spiel!

Für wen ist DEAD SPACE?

DEAD SPACE richtet sich an volljährige Fans von Spielen wie SYSTEM SHOCK 1 & 2, PREY (2017), CONDEMNED, RESIDENT EVIL 1 und düsteren Sci-Fi-Horror Filmen wie ALIEN 1 und 3 oder EVENT HORIZON die auch die eine oder andere Brutalität nicht scheuen. Atmosphäre ist King, die Story ist wichtig zu folgen und Ballern tritt dabei etwas in den Hintergrund.

Fazit

Eigentlich hätte ich dem Ding für die verkorkste Steuerung 89 Punkte geben sollen, ABER in Sachen Atmosphäre ist DEAD SPACE definitiv Referenzmaterial, sodass ich über diese Schwäche hinwegsehen kann. Mittels einer Systemeinstellung (siehe Kommentar von Bakefish unten) konnte dieses Problem ausgemerzt werden. Trotzdem, DEAD SPACE ist das was BIOSHOCK sein wollte aber nicht mal ansatzweise erreicht: ein geistiger Nachfolger und Thronerbe zu SYSTEM SHOCK.

Aufwertung von 91 auf 92 durch Behebung des Steuerungsproblems.


Wertung
Pro und Kontra
  • düstere Horror-Atmosphäre
  • Story und Puzzles gut ins Spiel integriert
  • Gegner Design
  • kein HUD, Menüs als Hologramme in der Umgebungsgrafik
  • Grafikstil
  • Steuerung sehr träge (kann mit Einstellungen behoben werden)
  • kein freies Speichern
  • zeitbegrenzte Abschnitte
  • menschliche Charaktermodelle
  • Held bleibt stumm
  • Gegner sind dumm

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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