Seite 4: Hogwarts Legacy: Das halten trans Menschen vom Spiel und J.K. Rowling

Eine persönliche Frage mit persönlichen Antworten

Nicole, seit acht Jahren UI Designerin und Artist und seit knapp zwei Jahren in ihrer Transition, ist eher zwiegespalten: »Ich war ganz klar massiv enttäuscht, als ich das gehört habe. Als ich dann aber nachgedacht habe, fand ich es unfair, dass ich, bloß weil ich trans* bin, die Zauberwelt von Harry Potter nicht mehr genießen konnte oder durfte. Die lag mir doch mehr am Herzen, als ich gedacht hätte.« Sie erzählt: 

»Ich habe lange mit mir gerungen, bis ich mir dann letztendlich den ersten Teil der Filme wieder angeschaut habe. Und dabei habe ich diese magische Welt wieder so genossen und für mich beschlossen, dass ich die Autorin von ihrem Werk trennen muss. Zumal die Welt ja viel größer geworden ist und nicht mehr nur ihr gehört.« 

Ihr persönliches Fazit: »Ich würde sagen: Ja, man kann es trennen. Ob das richtig oder integer ist muss, glaube ich, jeder für sich selber entscheiden.« Auch Leon/Lucy Weck, gamesaffine Person, die sich selbst als genderfluid bezeichnet, sieht eine Trennung von Werk und Autor*in als möglich: 

»Grundsätzlich ist es möglich, dass man Autor*in und Werk voneinander trennen kann. So kann ein Mensch aus politischer und moralischer Sicht nicht der Norm entsprechen oder gar als ›böse‹ angesehen werden und dennoch wundervolle Kunst erstellen.«

Moral und Ästhetik als trennbare Kategorien also?

Hogwarts Legacy: 14 Minuten Gameplay aus dem Rollenspiel Video starten 14:43 Hogwarts Legacy: 14 Minuten Gameplay aus dem Rollenspiel

Wer Werk und Autorin trennt, finanziert trotzdem mit

Allerdings: Ganz so klar lassen sich Grenzen oft nicht ziehen: »Für viele Personen kommt es zu folgendem Problem: Sie wollen den Autor oder die Autorin schlicht nicht finanzieren«, so Leon/Lucy Weck. 

Laut verschiedenen Berichten verdiente Rowling umgerechnet knapp 730 Millionen Euro allein als Autor*innenhonorar. Von 2004 bis 2007 galt sie laut Forbes Magazine als Dollar-Milliardärin. Auch für trans* Mann Leon liegt hier eines der Kernprobleme: 

»Sicherlich repräsentieren die Charaktere der Serie nicht die Einstellung der Autorin. Doch muss man sich immer vor Augen führen, dass mit jedem Merchandise-Produkt, mit jeder Kinokarte und auch jedem neu erschienen Spiel immer wieder Geld in Taschen von Personen fließen, die als Vorbild fungieren sollten.« 

Spieleentwicklerin Joana sieht das ganz ähnlich: »Tatsächlich haben Fans die Harry-Potter-Welt ihr Eigen gemacht mit etlichen Fan-Werken, ganz ohne Rowling. Aber auch wenn man für sich selbst entscheidet, Autor*in und Werk zu trennen hat man das Problem, dass wenn man Merch kauft, einen Film schaut oder das Spiel spielt, Harry Potter und damit auch Rowling mehr Aufmerksamkeit bekommen.« 

Und Konsum setze immer auch Zeichen: »Partner*innen sehen dann auch, dass sie weiterhin Deals mit Rowling machen können und allgemein signalisiert man, dass ihre Meinungen eben doch nicht so schlimm sind«, so Leon.

Kann man Werk und Autor*in trennen? Eine Frage, die immer wieder aufkommt. Zuletzt bei Beispielen wie Schauspieler Kevin Spacey, dem sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden – hier bei einer vorgerichtlichen Anhörung 2019. (Quelle: dpa) Kann man Werk und Autor*in trennen? Eine Frage, die immer wieder aufkommt. Zuletzt bei Beispielen wie Schauspieler Kevin Spacey, dem sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden – hier bei einer vorgerichtlichen Anhörung 2019. (Quelle: dpa)

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