Seite 6: Hogwarts Legacy: Das halten trans Menschen vom Spiel und J.K. Rowling

Zum Verstecken gezwungen

Ignoranz gegenüber dem Thema ist ein weitverbreitetes Phänomen, auch in der Gaming Community, berichtet Ellie: »Eine große Herausforderung ist immer, dass man ernst genommen wird. Man muss sich immer wieder selbst validieren.« Das koste Kraft. Und führe dazu, dass sich manche trans* Menschen lieber gleich ganz verstellen: »Bei vielen Games muss man ›stealth‹ sein, also den Fakt, dass man trans* ist verstecken, weil man sonst oft anders behandelt wird als cis Menschen.« 

Besonders in kompetitiven Spielen würden sonst, so Ellie, »die schlimmsten Dinge gesagt – und da fühlt man sich als trans* Person besonders ausgeliefert.« Allein die »konstante Unsicherheit« ist laut Aktivistin Felicia Rolletschke besonders belastend. Und macht auch vor Größen der Szene nicht halt: 

»Selbst Sasha Hostyn als wahrscheinlich bekannteste trans* Person in der kompetitiven Gaming-Community, die sich als ›Scarlett‹ in der Starcraft-Szene über die Jahre längst einen Ruf erspielt hat, erlebt regelmäßig transfeindliche Angriffe.« 

Transfeindlichkeit macht auch vor Größen der Gaming-Szene nicht halt: Selbst Sasha Hostyn, die sich als ´Scarlett` in der Starcraft-Szene über die Jahre längst einen Ruf erspielt hat, erlebt regelmäßig transfeindliche Angriffe. (Quelle: INTELESL) Transfeindlichkeit macht auch vor Größen der Gaming-Szene nicht halt: Selbst Sasha Hostyn, die sich als ´Scarlett` in der Starcraft-Szene über die Jahre längst einen Ruf erspielt hat, erlebt regelmäßig transfeindliche Angriffe. (Quelle: INTEL/ESL)

Auch Twitch Variety Streamer*in Frazley hat das am eigenen Leib erlebt: »Ich bin schon gedoxxed, belästigt, beleidigt worden und vieles mehr. Die Games-Community kann unvorstellbar toxisch sein.« Was dazu führt, dass sich viele trans* Personen gar nicht erst zu erkennen geben. So wie Spieleentwickler*in Joana: 

»Mir persönlich wurde nie was direkt angetan – nur passiv. Aber das ist auch, weil ich extremst vorsichtig war und auf der Arbeit als auch in der Games-Community einfach komplett geheim gehalten habe, dass ich trans* bin.« 

Für die Menschen kann das verheerende Folgen haben: »Streng genommen habe ich, um mich selbst zu schützen, einen großen Teil meines Lebens verheimlicht.«

Die Spiele sind weiter als die Community

Kurios: Die Spiele selbst sind hier schon weiter als die Community. 2020 erscheint mit Tell Me Why von Dontnod Entertainment ein Spiel, in dem der Hauptcharakter trans* ist. Auf Steam findet man Listen wie Trans-Tastic Games, in der trans*-positive Spiele gesammelt werden. Grund für den Wandel? Die queere Steamer*innen-Kombo Nerbie Gaming erklärt: 

»In Spielen waren trans* und queere Charaktere lange Zeit überhaupt nicht vertreten oder wurden, wenn überhaupt, stark überzeichnet dargestellt. Seit einigen Jahren beobachten wir aber einen Wandel, was maßgeblich daran liegt, dass einige Positionswechsel in der Gaming-Industrie stattfinden. Statt mit ausschließlich weißen cis Männern werden Jobs bunter besetzt und so auch die Spiele selbst immer authentischer.« 

Für Verena und Eva, Streamer*innen bei Nerbie Gaming, gilt: »Für uns sind Werk und Autorin trennbar.« Für Verena und Eva, Streamer*innen bei Nerbie Gaming, gilt: »Für uns sind Werk und Autorin trennbar.«

Die Community selbst hinke da aber leider noch hinterher: »In der braucht der Wandel deutlich länger als in Spielen.« Und: Die Probleme beginnen schon sehr viel früher, wissen Nerbie Gaming: »Wir kommen selten dazu, LGBTQI+-Toleranz in der Games-Community zu diskutieren, weil es schon viel eher hapert – nämlich an der Tatsache, dass wir Frauen sind. Sobald wir uns in manche Online-Multiplayer begeben, wird der Ton nicht selten frauenfeindlich. Wir kommen da meist gar nicht erst dazu, zu erwähnen, dass wir lesbisch/bi sind.« 

Die Community ist also stellenweise so hinterher, dass sie noch mit der Überwindung ihres »klassisch weiblichen« Sexismus beschäftigt ist. LGBTQI+-Themen? Bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg. Cetine Dale richtet an dieser Stelle eine ganz klare Aufforderung an die Community: »Macht es besser.«

2020 erschien mit Tell Me Why von Dontnod Entertainment ein Spiel, in dem der Hauptcharakter trans* ist. 2020 erschien mit Tell Me Why von Dontnod Entertainment ein Spiel, in dem der Hauptcharakter trans* ist.

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