Seite 7: Hogwarts Legacy: Das halten trans Menschen vom Spiel und J.K. Rowling

Was das für Hogwarts Legacy bedeuten kann 

Ist es also einfach nicht (mehr) möglich, Werke und Autor*in zu trennen? Das sieht zumindest Frazley, trans* Frau und Twitch Variety Streamer*in aus den USA so:

»Wir haben da ja unabhängig von Hogwarts Legacy eine ganze Reihe von Beispielen, die es einfach nicht mehr länger möglich machen, dass wir Autor*in und Werke trennen – Kevin Spacey, Bill Cosby oder R. Kelly. Ihnen hören oder schauen wir nicht mehr zu, wegen dem, was sie sind. Das Werk ist eine Verlängerung der Autor*in und wer diese*r ist.« 

Wer dennoch nicht auf Hogwarts Legacy verzichten möchte, hat aber Alternativen, so Gabriel_Nox Koenig vom Bundesverband Trans*: »Eine Praxis, die sich in der queeren Community etabliert, ist, kein Geld mehr innerhalb des Harry-Potter-Franchises auszugeben: Wer Bücher, DVDs oder Blu-rays kaufen möchte, tut dies gebraucht. Die neuen Filme werden von vielen erst gesehen, wenn sie gebraucht verfügbar sind. Auch Fan-Merchandise wird gebraucht erworben.« 

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Das sei eine Möglichkeit, um möglichst sicherzugehen, dass das eigene Geld nicht die Diskriminierung von trans* Personen fördere. Möglichst, weil das in Datenkraken-Zeiten überhaupt nur bedingt möglich ist. Eben weil wir nicht wirklich wissen können, ob unser Konsumverhalten nicht doch die falsche Sache unterstützt, bleibt für Frazley nur eine Konsequenz: 

»Ich glaube nicht, dass es gut ist, Hogwarts Legacy zu spielen, oder die Filme zu schauen oder die Bücher zu lesen. All das finanziert letztlich doch Rowling. Versteckte Statistiken oder Datensammlungen wie bei Amazon Kindle, die auswerten, wie viele Personen welches Buch lesen, sind überall. Mit unserem Konsumverhalten ermutigen wir Rowling, ihre Arbeit weiterzumachen.« 

Eine Konsequenz, die auch trans* Mann Leon aus München für sich schließlich gesetzt hat: »Ich habe für mich selbst beschlossen, dass Harry Potter und die Saga der Serie nach den Büchern geendet hat und abgeschlossen ist.«

Das Fazit: Ein klares Jein

Gute Argumente gibt es letztlich für beide Seiten. Es gibt auch die Chance, dass mit Hogwarts Legacy der Wandel in der Community – sowohl in der Gaming-Community als auch unter Harry-Potter-Fans – vorangetrieben werden kann.

Cetine Dale sieht diese Möglichkeit deutlich: »Wenn Videospiele mir über die Jahre eines beigebracht haben, dann, dass wertschätzende und unterstützende Communities entstehen, egal, wie toxisch deren einstige*r Schöpfer*in. Ich glaube, dass Hogwarts Legacy epische Freundschaften und Beziehungen zwischen verschiedensten Spieler*innen auf der ganzen Welt knüpfen wird, die sich zusammentun, um das Böse zu bekämpfen. In all seinen unterschiedlichen Formen.« Die Botschaft: Hogwarts Legacy ist nicht Rowling. Hogwarts Legacy sind wir, die Spieler*innen. 

»Dieses Spiel wird ohne die Beschränkungen von Rowling existieren und Spieler*innen die Chance geben, einzigartige und hoffentlich sehr queere Erfahrungen zu machen. Wenn Frau Rowling nicht verstehen kann, dass echte Menschen in der Wirklichkeit ebenso divers sind wie die Charaktere in ihrer Zauberwelt, dann ist das schade, mehr aber auch nicht.«

Aber: Ebenso legitim ist es, das Spiel zu boykottieren, meinen die von uns Befragten. Wer nach Magie sucht, wird in der Spielewelt ja an vielen Orten fündig. Warum nicht woanders zaubern? Meint Spieleentwicklerin Joana: »Warum nicht lieber Little Witch Academia oder Owl House eine Chance geben? Eine Runde Strixhaven als Kartenspiel oder Rollenspiel mit Freund*innen spielen? Oder die etlichen queer-freundlichen Magieschule-Indiespiele ausprobieren? Das Angebot ist reich, da findet man heutzutage so viel, dass jede*r einen Platz hat.« Denn, die naheliegendste Lösung ist immer noch die: »Man muss Autor*in und Werk nicht trennen, wenn man einfach ein anderes Werk nimmt.«

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