Der Amiga in Deutschland
Es muss Ende 1986 gewesen sein, als ich auf einer kleinen Computermesse einen Rechner von Commodore sah, auf dessen Monitor ein Ball mit rot-weißem Schachbrettmuster hin und her hüpfte. Es ist heute vermutlich kaum vorstellbar, wie beeindruckend dieser Ball damals auf die Zuschauer wirkte. Als Nächstes wurde eine Demo namens »Juggler« vorgeführt, bei der eine Figur spiegelnde Kugeln jonglierte, und ein Zeichen-Programm namens »Deluxe Paint« von Electronic Arts. Das Bild der bekannten Totenmaske des Pharaos Tut Ench Amun wurde zum Symbol für die Fähigkeiten des Amiga. Die Qualität dieser Grafik war für die damalige Zeit umwerfend und wirkte auf viele Betrachter fast fotorealistisch – auch wenn aus heutiger Sicht 320x200 Pixel mit 32 frei wählbaren Farben aus einer Palette von 4.096 nicht sehr beeindruckend klingen.
Doch fast jeder, der sich für Computer interessierte und den Amiga damals in Aktion sah, fühlte sich um Jahre in die Zukunft versetzt und wollte unbedingt einen dieser Rechner haben. Zumindest bis der Preis von rund 5.000 DM genannt wurde – ohne Monitor versteht sich. An der Kaufkraft gemessen würde das heute einem Betrag von deutlich über 4.000 Euro entsprechen. 1987 kam ich dann in einem lokalen Computerclub erstmals direkt in Kontakt mit einem brandneuen Amiga 500 und verbrachte Stunden damit, Bilder mit Deluxe Paint zu zeichnen oder ein Rollenspiel namens »Faery Tale« zu spielen. 1988 schließlich nahm ein Amiga 500 den Platz meines C64 ein. Doch was machte den Amiga eigentlich so speziell?
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Gründe des Erfolgs
Die Fähigkeiten des Amiga 1000 waren für die damalige Zeit schlicht sensationell. Dazu gehört die Benutzeroberfläche »Workbench«, die farbig dargestellt wurde – etwas, was auch der neue Apple Macintosh nicht konnte. Die Hardware unterstützte animierte Grafik direkt im Bildspeicher statt durch die bekannten Sprites, eine bei Heimcomputern bis dahin nicht gekannte Funktion.
Die Konkurrenz vom IMB-PC über den Apple Macintosh bis hin zum Atari ST beherrschte auch keinen Stereo-Sound auf vier Kanälen oder gar Multitasking. Außerdem war der Amiga durch Steckkarten erweiterbar, die automatisch konfiguriert wurden.
Alle diese Fähigkeiten blieben auch beim günstigeren Amiga 500 erhalten, lediglich der Port für Erweiterungskarten wurde um 180 Grad gedreht und hinter einer Abdeckung auf der linken Seite des Rechners angebracht. Für den Amiga 1000 hatte es hier noch eine optionale Erweiterung um zwei Steckplätze gegeben. Der technische Fortschritt seit der Entwicklung des Commodore 64 machte sich auch sonst beim Amiga 500 bemerkbar. Statt einem großen, externen 5 ¼-Zoll-Floppy-Laufwerk gab es eine eingebautes Laufwerk für die moderneren 3,5-Zoll-Disketten mit für damalige Verhältnisse stolzen 880 KByte Speicherkapazität im Amiga-Format. Auch der Arbeitsspeicher war mit 512 KByte (statt 64 KByte wie beim C64) sehr groß und konnte zudem über eine interne Speichererweiterung noch ausgebaut werden.
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