Fazit: Port Royale 4 im Test: Ein Paradies für Profit-Piraten

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Fazit der Redaktion

Martin Deppe
@GameStar_de

Die schlechte Nachricht zuerst: Port Royale 4 spielt sich so, als würde ich im Karibik-Urlaub fast ständig unter Deck hocken und meine Aktienkurse checken. Nur gelegentlich finde ich mal Zeit, die schicke Kulisse zu bewundern, schon muss ich wieder Zahlen wälzen. Die gute Nachricht: Genre-Fans, die auf Zahlenwälzen stehen, finden in Port Royale 4 ihr El Dorado. Denn das Spiel simuliert die Warenkreisläufe und Preise sehr gut, zum Beispiel checkt es nicht nur, welche und wie viele Waren die Städte auf euren Handelsrouten gerade parat haben, sondern auch die langfristige Versorgung. Also ungefähr so, als würde die Nachfrage nach Toilettenpapier plötzlich explodieren, weil alle einen Engpass fürchten. Während meine automatisierten Konvois Städte versorgen und Geld in die Kasse spülen, kann ich mich mit einem einzelnen Schiff oder Konvoi ums Wesentliche Kümmern: Den Vizekönig mit Kolonialwaren betüddeln, Quests erledigen, eilige Lieferaufträge absolvieren, Piraten bekämpfen, Feindstädte belagern.

Das ist durchaus spannend, aber immer wieder reißen mich teils unnötige und vor allem umständliche Tabellen und Menüs aus der Karibikstimmung. Warum muss ich beim Warenverkauf durch 25-zeilige Tabellen scrollen, obwohl ich nur eine Ware geladen habe? Wieso muss ich immer zu einem Leuchtturm fahren, um Schiffe zwischen Konvois zu tauschen? Selbst starke Momente werden viel zu nüchtern abgefrühstückt: Da belagere ich zwei Wochen lang eine gegnerische Stadt, wehre zwei Feindkonvois ab, hole Verstärkung ran, endlich knicken die Belagerten ein - und ich kriege die Textmeldung »Glückwunsch! Du hast die Stadt für Spanien annektiert und erhältst eine Handels- und Bauerlaubnis.«

Viel trockener geht's echt nicht. Warum keine Kamerafahrt um die siegreiche Flotte und die erbeutete Stadt, mit malerischem Sonnenaufgang und Gejubel? Die schicke 3D-Grafik dafür ist doch da, und bei den Seeschlachten gibt's vorab auch eine kurze Fahrt über die Kontrahenten - warum nicht hier? So, genug geärgert, jetzt muss ich mal wieder loben: Die neuen rundenbasierten Seeschlachten finde ich angenehm knobelig. Mit geschickt eingesetzten Kapitänen, Schiffskombinationen und Spezialtaktiken kann ich auch in Unterzahl den Sieg heimfahren, ohne dass einzelne Skills übermächtig wären. Unter Strich ist Port Royale 4 ein gutes Spiel, in dem viel drinsteckt - das sich in Sachen Bedienung und Übersicht aber oft selbst im Weg steht.

Markus Schwerdtel
@kargbier

Um Port Royale 4 verstehen und genießen zu können, braucht man vielleicht ein ganz besonderes Verhältnis zu Zahlen. Einen Blick für die Schönheit von Produktionstabellen, die Ästhetik von Bilanzen, die Anmut von Angebots- und Nachfragekurven. Wer - wie ich als gelernter Bankkaufmann - dieses besondere Verhältnis hat, der ist hier schon mal goldrichtig. Zwar kämpfe ich auch als Betriebswirtschafts-Connoisseur mit umständlicher Bedienung und dezent sperrigen Menüs, aber die Faszination der steigenden Zahlen holt mich immer wieder zurück in die Karibik und bringt mich dazu, endlos an Handelsrouten und Konvois zu feilen.

Und das ist zugleich eins der Probleme von Port Royale 4: Wer diese Zahlenfaszination nicht verspürt, der dümpelt eher unmotiviert zwischen den Kolonialstädten hin und her. Denn die für meinen Geschmack zu generischen Quests waren mir beim Spielen ziemlich egal, eigentlich spannende, aus dem Spielablauf heraus entstehende Geschichten, werden unterverkauft. Man muss sich also schon selbst motivieren. Dem gegenüber stehen auf der Habenseite die wirklich gelungenen Seeschlachten. Als bekennender Rundenfan vermisse ich die alten, teils hektischen Echtzeit-Kanonaden keine Sekunde. Und für die Idee mit der automatischen Zeitbeschleunigung beim Rauszoomen haben die Entwickler ein Extrafass Rum verdient.

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