10 Tipps für den Grafikkartenkauf, die ich gerne früher gewusst hätte

Beim Kauf einer neuen Grafikkarte gibt es eine Menge zu beachten, um am Ende auch das passende Produkt zu erhalten.

Wenn es um den Kauf einer neuen Grafikkarte geht, gibt es einiges zu beachten. Wenn es um den Kauf einer neuen Grafikkarte geht, gibt es einiges zu beachten.

Computer sind seit Jahrzehnten meine Leidenschaft, egal, ob es um das Zusammenstellen, den Aufbau oder das Optimieren geht. Das hat mich nicht zuletzt auch zu GameStar Tech geführt.

Und es ist ein Grund, warum regelmäßig Freunde und Verwandte bei mir anklopfen und sich Rat bezüglich Hardware einholen.

Oftmals geht es dabei um das Thema Grafikkarten. Schließlich sind sie in den meisten Fällen die teuerste Komponente und das eigentliche Herzstück eines Gaming-Rechners.

Nichtsdestotrotz war auch ich einmal Anfänger und wusste nicht immer, was ich heute weiß. So manches Mal bin ich daher beim Kauf einer Grafikkarte übers Ziel hinausgeschossen, oder habe wichtige Details nicht berücksichtigt. Deshalb hätte ich die Tipps aus diesem Artikel gerne früher gewusst.

Alexander Köpf
Alexander Köpf

Alex schreibt seit 2019 für GameStar, zuvor stand er im Dienste kleinerer Magazine. Sein Interesse für Computer-Hardware und Technik reicht aber bis weit in seine Kindheit und damit in die frühen 1980er-Jahre zurück. Seinen ersten eigenen PC (einen 286er mit satten 10 MHz) bekam Alex im Alter von zwölf Jahren, damals noch mit Windows 3.1, dem Norton Commander und natürlich The Secret of Monkey Island. Seither hat er kein Windows ausgelassen, so schmerzhaft manche Erfahrungen auch waren. Trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb beschäftigt er sich auch heute noch nur allzu gerne mit Betriebssystemen und deren Optimierung. Sein Interesse für Hardware geht praktisch Hand in Hand damit einher.

Wie hoch ist das Budget?

Vielleicht am wichtigsten ist die Frage nach dem Budget. Spielt Geld gar keine Rolle und ihr strebt die bestmögliche Performance (samt der aufwändigen Echtzeitstrahlenberechnung Raytracing) an, kommt ihr nicht um eine Flaggschiff-Grafikkarte umhin. Hier hat Nvidia im Augenblick die Nase vorn.

Wer hingegen auf die bestmögliche Grafikkarte, Raytracing und den Upscaler DLSS verzichten kann, oder aus anderen Gründen auf den Preis schaut, fährt unter Umständen mit AMD ziemlich gut.

Denn in Sachen Rasterleistung (die native Bildberechnung ohne Raytracing und Upscaler) sind die Beschleuniger von AMD nicht weit weg von der Konkurrenz. Im Gegenteil sogar: Ihr bekommt für weniger Geld oftmals gleiche oder bessere Performance.

Die Radeon RX 7900 XTX beispielsweise liegt in Sachen Rasterleistung nicht nur auf Augenhöhe mit der RTX 4080 Super, sie ist je nach Test sogar minimal flotter. Während es die RX 7900 XTX bereits ab 950 Euro gibt, kosten RTX 4080 und RTX 4080 Super ab 1.100 Euro aufwärts.

Zusammengefasst:

  • Wie viel Geld steht euch zur Verfügung?
  • Plant im Falle eines komplett neuen Rechners für die GPU mindestens die Hälfte eures Budgets ein
  • Sind Raytracing und Upscaler für euch unwichtig, werft einen Blick auf Grafikkarten von AMD

Zielauflösung definieren

Nach der Budgetierung ist in meinen Augen die anvisierte Auflösung der wichtigste Punkt. Soll es 4K, WQHD, Full HD oder gar ein ungewöhnlicheres Format wie UWQHD sein?

Wenn ihr beispielsweise in Full HD spielt, wäre die leistungsstärkste Grafikkarte in vielen Fällen eine übertriebene Lösung, deren Potenzial dann gar nicht voll ausgenutzt wird.

Und selbst für 4K-Auflösung muss es nicht unbedingt das Flaggschiff einer Generation sein. Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem selbst die obere Mittelklasse bereits ausreichend Bilder pro Sekunde liefert (Upscaler noch gar nicht mit berücksichtigt - dazu aber später mehr).

Zusammengefasst:

  • Entscheidet, welche Auflösung ihr anstrebt
  • Für Full HD wäre eine Flaggschiff-Grafikkarte übertrieben
  • Selbst für 4K-Auflösung muss es nicht unbedingt die teuerste Grafikkarte sein

Zielbildwiederholrate definieren

Die Grafikkarte sollte nach Möglichkeit die Bildwiederholrate des Monitors ausnutzen. Die Grafikkarte sollte nach Möglichkeit die Bildwiederholrate des Monitors ausnutzen.

Der nächste Punkt auf meiner Liste ist die Bildwiederholrate des Monitors. Um einen Bildschirm mit 144 Hertz oder gar noch mehr voll auszunutzen, braucht ihr je nach Spiel und Auflösung eine sehr leistungsfähige Grafikkarte.

Wer in Full HD bei 144 Hertz beziehungsweise 144 FPS ein Apex Legends spielen will, ist hingegen nicht auf die neueste und schnellste Hardware angewiesen. Hier tut es auch ein leistungsschwächeres Modell. Soll es jedoch ein Grafikkracher wie A Plague Tale: Requiem sein, braucht es selbst in Full HD samt höchstem Detailgrad für 144 Hertz einen potenten 3D-Beschleuniger. 

Zusammengefasst:

  • Entscheidet, welche Bildwiederholrate ihr anstrebt
  • Hohe Bildwiederholraten (120/144 Hertz und mehr) setzen je nach Spiel und Auflösung eine leistungsfähige Grafikkarte voraus

Spieleauswahl berücksichtigen

Ein weiterer, sehr wichtiger Entscheidungsgrund ist meines Erachtens, welche Spiele gezockt werden. Meine erwachsene Nichte zum Beispiel spielt am liebsten League of Legends und Apex Legends. Beide Titel gelten nicht gerade als Ressourcen-Fresser. Es braucht also nicht die allerneuste Hardware, um möglichst viele Bilder pro Sekunde zu erzielen.

Wichtig sind die FPS dennoch. Gerade bei Apex Legends und anderen, vergleichbaren kompetitiven Shootern ist eine hohe Bildrate in Kombination mit einem passenden Monitor von Vorteil, wenn es darum geht, Gegner frühzeitig zu erkennen und im Zweifel den ersten Schuss abzugeben.

Sollen es jedoch die neuesten Blockbuster sein, sieht die Sache wiederum anders aus. Dann empfehle ich durchaus, einen Blick auf gute Mittel- und Oberklasse-Modelle zu werfen. Je nachdem, welche Auflösung das Ziel ist.

Zusammengefasst:

  • Welche Art Spiele zockt ihr?
  • Für kompetitive Mehrspielertitel braucht es oftmals nicht die neueste und schnellste Grafikkarte
  • Triple-A-Spiele setzen in vielen Fällen eine hohe Grafikkarten-Leistung voraus

Detaileinstellungen hinterfragen

Den Schieberegler auf Anschlag zu stellen empfiehlt sich in vielen Fällen nicht. Den Schieberegler auf Anschlag zu stellen empfiehlt sich in vielen Fällen nicht.

Oftmals unterschätzt, aber dennoch sehr wichtig: Die höchsten Detaileinstellungen in Spielen bringen meist einen kaum besseren Look bei gleichzeitig unverhältnismäßig hohem Rechenbedarf. Wer also darauf verzichten kann, den Schieberegler auf »Maximum« zu stellen, spart im Zweifel eine Menge Geld.

Umgekehrt gilt: Wer die allerbeste Grafik haben möchte, muss auch bereit sein, tief in die Tasche zu greifen. Natürlich hängt es hier ebenso davon ab, welches Spiel bei welcher Auflösung und Bildwiederholfrequenz es sein soll.

Zusammengefasst:

  • Welchen Grad an Detaileinstellungen strebt ihr an?
  • Maximale Grafikqualität braucht oft unverhältnismäßig viel Leistung
  • Für mittlere bis hohe Settings reicht in vielen Fällen eine Mittelklasse-Grafikkarte aus

Wie viel Grafikspeicher sollte es sein?

Direkt mit den bisher behandelten Entscheidungskriterien hängt der Bedarf an Grafikspeicher zusammen. Wobei sich die Frage danach zunehmend erübrigt, da mittlerweile selbst leistungsschwächere Modelle mit (mehr als) ausreichend viel VRAM ausgestattet sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Grafikkarte aus dem folgenden Artikel:

Grob lässt sich jedoch sagen, dass acht GByte Grafikspeicher für das Spielen in Full HD ausreichend sind. Für die nächsthöhere Auflösung WQHD können acht GByte zwar durchaus noch genug sein, hier sind aber zehn vielleicht sogar eher zwölf GByte ratsam. Für 4K empfehle ich Modelle mit 16 GByte, um für alles gewappnet zu sein. Mehr zum Thema Grafikspeicher und wie viel es davon sein soll, erfahrt ihr im hinterlegten Artikel.

Zusammengefasst:

  • Für Full HD sollten es acht GByte sein
  • Für WQHD sollten es zehn bis zwölf GByte sein
  • Für 4K sollten es 16 GByte sein

Strebt ihr Raytracing an?

Raytracing ist mittlerweile in immer mehr Spielen verfügbar. Pflicht ist es aber in den seltensten Fällen (beispielsweise in der Metro Exodus Enhanced Edition). Irgendwann soll Raytracing zwar der Standard für die Berechnung von Spiegelungen, Licht und Schatten sein, doch noch sind wir davon einige Jahre entfernt.

Die Frage ist also, ob einem die Echtzeitstrahlenverfolgung bereits jetzt wichtig ist, oder ob darauf noch gepfiffen werden kann.

Was ist Raytracing? - Die Grafik der Zukunft erklärt - GameStar TV - Die Grafik der Zukunft erklärt - GameStar TV Video starten PLUS 16:54 Was ist Raytracing? - Die Grafik der Zukunft erklärt - GameStar TV - Die Grafik der Zukunft erklärt - GameStar TV

Gerade wer kompetitive Titel zockt, kann auf die präzise Strahlenberechnung oftmals getrost verzichten. Für die Bildrate macht die Frage mit oder ohne Raytracing aber einen großen Unterschied. Ist Raytracing aktiviert, brechen die FPS nicht selten auf die Hälfte ein.

Das hängt natürlich davon ab, wie viele Effekte ein Spiel nutzt. Sind es nur dezente Schatten, ist der Performance-Verlust weit geringer, als wenn aufwändige Spiegelungen dazukommen.

Wichtig ist hierbei aber noch ein Aspekt, den ich bislang kaum behandelt habe: Soll es eine Grafikkarte von Nvidia oder AMD (oder gar Intel) sein? Gut, Intel lasse ich jetzt einfach außen vor, da die Arc-Beschleuniger der Konkurrenz insgesamt dann doch ein ganzes Stück hinterherhinken.

Die Frage, ob Nvidia oder AMD, ist jedoch tatsächlich entscheidend. Wenn es um Raytracing geht, empfehle ich tendenziell, eine Grafikkarte von Nvidia (aus der RTX-Reihe) zu verwenden. Team Grün hat die Nase mit Blick auf die Echtzeitstrahlenberechnung vorn.

Was nicht heißen soll, dass die Radeons hier schlecht abliefern. Auch damit lässt sich Raytracing in Spielen gut realisieren. AMD bietet vielleicht die etwas schlechtere Performance, dafür sind die Grafikkarten oft ein gutes Stück günstiger.

Zusammengefasst:

  • Wollt ihr mit oder ohne Raytracing spielen?
  • Echtzeitstrahlenberechnung setzt in vielen Fällen eine sehr leistungsstarke Grafikkarte voraus
  • Falls Raytracing für euch wichtig ist, empfehle ich, eher eine Grafikkarte von Nvidia zu verwenden
  • Nvidias Modelle sind dafür teils erheblich teurer, was durchaus ein Kaufgrund pro Radeon sein kann

Wie wichtig ist euch Upscaling?

Upscaler wie DLSS (Deep Learning Super Sampling) von Nvidia oder FSR (Fidelity FX Super Resolution) von AMD nehmen eine immer wichtigere Rolle beim Spielen ein. Damit können die FPS teils deutlich gesteigert werden, gerade auch mit Blick auf den Performance-Fresser Raytracing.

Was machen Upscaler? Damit werden Spiele zunächst in einer niedrigeren Auflösung berechnet und anschließend in die gewünschte Auflösung hochskaliert. Im Idealfall geschieht das mit möglichst geringem Verlust an Bildqualität.

Was ist DLSS? - Nvidias neue Kantenglättung im Detail erklärt - Nvidias neue Kantenglättung im Detail erklärt Video starten 9:05 Was ist DLSS? - Nvidias neue Kantenglättung im Detail erklärt - Nvidias neue Kantenglättung im Detail erklärt

Auch hier hat Nvidia die Nase gegenüber AMD vorn. DLSS liefert mit Blick auf die Bildqualität derzeit die besten Ergebnisse. Oftmals lässt sich so gut wie kaum ein Unterschied zwischen nativer Auflösung und DLSS erkennen. Zudem ist DLSS weiter verbreitet als FSR.

Wichtig: Mittlerweile gesellt sich zu DLSS auch das sogenannte Frame Generation. Das ist eine Art Zwischenbildberechnung, die für noch mehr FPS sorgt. Das AMD-Pendant nennt sich Fluid Motion Frames (AFMF). Während Nvidias Technologie nur mit aktuellen Grafikkarten der RTX-40-Reihe funktioniert, lässt AMD auch die letzte Generation (RX 6000) von dem Performance-Boost profitieren.

Zudem lässt sich AFMF mittlerweile für sämtliche Spiele auf Basis von DirectX 11 und 12 im Grafiktreiber aktivieren. Ein Haken bleibt: die Integration der Technologie per Treiber ist mit Blick auf die Bildqualität nicht so gut wie die native Implementierung in ein Spiel. Und generell gilt auch hier: Nvidias Ansatz liefert die besseren Ergebnisse.

Zusammengefasst:

  • Wollt ihr Upscaling-Technologien wie DLSS oder FSR nutzen?
  • Falls ja, empfehle ich eine Grafikkarte von Nvidia zu verwenden

Muss eventuell das Netzteil ersetzt werden?

Eine neue Grafikkarte geht in den letzten Jahren oftmals mit steigender Leistungsaufnahme in Form von Watt einher. Es kann daher gut sein, dass auch das Netzteil ausgetauscht werden muss.

Am besten ist es, im Vorfeld zu prüfen, ob das alte Netzteil genügend Power liefert, um die neue Grafikkarte ordentlich zu befeuern. Reicht die Leistung nämlich nicht aus, führt das zu einem instabilen System - lästige Abstürze sind dann die Folge.

Zusammengefasst:

  • Achtet darauf, auf wie viel Watt die neue Grafikkarte ausgelegt ist
  • Überprüft, ob ihr gegebenenfalls auch ein neues Netzteil braucht

Wie ist es um das restliche System bestellt?

Die Grafikkarte sollte auch zum restlichen System passen - oder anders herum. (Bildquelle: PixabayKampfHimmel) Die Grafikkarte sollte auch zum restlichen System passen - oder anders herum. (Bildquelle: Pixabay/KampfHimmel)

Zu guter Letzt sollte noch das restliche System überpürft werden. Schließlich wollen wir nach Möglichkeit keine wertvollen Bilder pro Sekunde verschenken. Ist das Ziel beispielsweise Full-HD-Auflösung samt 144 Hertz oder mehr, sollte auch der Prozessor zur Grafikkarte passen.

Paradoxerweise braucht es eine immer leistungsstärkere CPU, je geringer die Auflösung ist. Das liegt daran, dass der Prozessor bei niedrigeren Auflösungsstufen oftmals zum limitierenden Faktor wird.

Während es in hohen Auflösungen wie 4K immer weniger wichtig ist, welche CPU im Rechner steckt, ist es im umgekehrten Fall umso entscheidender, dass ein Kraftpaket seine Muskeln spielen lässt. Den Beweis liefert unser Nachtest zum Ryzen 5 1600:

Ein ausreichend flotter Arbeitsspeicher spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Optimum aus einer Grafikkarte herauszuholen. Ist der RAM zu langsam, kann das Performance im zweistelligen Prozentbereich kosten.

Erfahrungsgemäß besonders anfällig hierfür sind Systeme auf Basis von AMD-Prozessoren. Die Sweetspots liegen im Fallen von Zen 3 (AM4) bei 3.600 MHz (DDR4-3600) und im Falle von Zen 4 (AM5) bei 6.000 MHz (DDR5-6000). Aber auch mit einem Intel-Prozessor fahrt ihr bei diesen Speichergeschwindigkeiten nicht schlecht.

Zusammengefasst:

  • Achtet darauf, welcher Prozessor verbaut ist, oder welchen ihr verbauen wollt
  • Je niedriger die Auflösung, umso wichtiger ist die CPU für hohe Bildraten
  • Verwendet schnellen Arbeitsspeicher (empfehlenswert sind DDR4-3600 oder DDR5-6000)

Das waren meine 10 Dinge, auf die ich beim Grafikkartenkauf achte. Waren die Tipps für euch hilfreich? Worauf achtet ihr beim Kauf einer Grafikkarte? Geht ihr vernünftig vor und kauft euch eine Grafikkarte, die genau euren Anforderungen entspricht? Ist High-End vielleicht euer Anspruch oder kauft ihr möglicherweise grundsätzlich immer die leistungsstärkste Grafikkarte? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

zu den Kommentaren (19)

Kommentare(18)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.