Betrayer im Test - Schwarz-Weiß-Malerei

Der Test zum Schwarz-Weiß-Horrorspiel Betrayer lehrt: Ein guter erster Eindruck sagt manchmal genau nichts über die Qualität des fertigen Spiels aus.

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Ein unverbrauchtes Setting, ein unverwechselbarer Schwarzweiß-Stil, eine mysteriöse Story die Freiraum zur Interpretation lässt, eine Einladung zum freien Entdecken weitläufiger Gebiete und fordernde Kämpfe, die cleveres Vorgehen und Schleichen belohnen - das sind die Versprechen, mit denen uns das Horrorspiel Betrayer so neugierig gemacht hat, das wir es ausprobieren mussten. Und es wird vielen Spielern genauso gehen, fürchten wir.

Zum Beispiel weil der ungewöhnliche Stil dem Ding vom Fleck weg eine interessante Note verleiht - ein Blick auf die Screenshots genügt. Betrayer ist monochrom, bis auf die Farbe blutrot. Das schafft eine schön bedrückende Stimmung. Passend dazu das Sounddesign: Musik gibt's nicht, stattdessen hören wir das Rauschen des Windes oder Vogelgezwitscher und fühlen uns umso mehr allein gelassen in einer fremden Welt.

Wo kann ich das Spiel kaufen?
Betrayer ist derzeit nur über Steam zum Download zu haben und kostet dort aktuell rund 20 Euro. Das Spiel war zuvor als Early-Access-Titel angeboten worden.

Klingt doch gut

Wir stranden an der Küste Amerikas in der frühen Kolonialzeit. Die britische Kolonie, zu der wir eigentlich wollen, ist verlassen - die sterblichen Überreste ihrer Ex-Bewohner stehen als schreckerstarrte Aschesäulen herum. Und zwischen den Siedlungen streifen Wesen umher, die vor ihrer dämonischen Wandlung wohl einmal spanische Eroberer waren. Jetzt wollen sie uns grunzend und fauchend wenig freundliche Dinge antun.

Die Dame in Rot gibt sich rätselhaft. Welche Rolle spielt sie beim Verschwinden der Siedler? Die Dame in Rot gibt sich rätselhaft. Welche Rolle spielt sie beim Verschwinden der Siedler?

Da packt uns gleich der Forschungseifer. Was hier wohl geschehen ist?. Betrayer will das nicht so einfach verraten. Handlung oder Kontext im herkömmlichen Sinne gibt es nicht. Stattdessen schickt uns Betrayer ohne konkrete Anweisungen in der Ego-Ansicht in seine weitläufigen Gebiete. Hinweise auf die Vergangenheit der verwunschenen Kolonie müssen wir darin selbst suchen. Abgewrackte Siedlungen finden wir quasi automatisch - sie sind ja auch weithin sichtbar.

Verstreute Notizblätter oder etwa ein Grab in der Wildnis sind schon schwerer zu finden, bringen uns in Textboxen aber das Schicksal der verschwundenen Siedler näher. Hier ein Indianerüberfall, da eine verschwundene Jagdgruppe, dort ein mysteriöser Schatten, der nachts über Felder schleicht - aus solchen Erzählfetzen soll in unserem Kopf langsam ein Gesamtbild entstehen. Eine interessante narrative Variante.

Klingt immer besser

Die nächste nette Idee: In bestimmten Dörfchen oder Forts können wir eine Glocke läuten, die uns in eine Art finstere Totenwelt katapultiert. Per Knopfdruck lauschen wir dort schrecklichen Schreien, die uns an wichtige Orte führen - ein akustischer Wegweiser sozusagen. Am Ausgangspunkt des Gekreisches finden wir dann zum Beispiel Geister, die uns von ihrem Ableben erzählen. Leider ebenso nur in Textboxen. An anderer Stelle wartet wiederum ein Kampf, der uns beispielsweise das Tor zum nächsten Abschnitt öffnet.

Betrayer - Screenshots ansehen

Die Kämpfe fußen ebenfalls auf gar nicht mal so schlechten Überlegungen. Betrayer legt uns grundsätzlich Schleichen und behutsames Vorgehen ans Herz. Sporadische Windböen tarnen unsere Schritte, damit wir flott heranlaufen können und dem unheimlichen Konquistador hinterrücks das Messer in die Kehle rammen. Dasselbe gilt im Fernkampf: Geduckt schleichen wir mit unserem Bogen durchs hohen Gras und schicken Pfeile auf ihre lautlose und tödliche Reise ins Genick der Feinde. Schusswaffen haben wir auch im Arsenal, aber typischerweise brauchen diese antiquierten Kanonen eine gefühlte Ewigkeit zum Nachladen und machen einen Heidenlärm - dafür aber auch die größten Löcher.

Zwischenfazit: Bis hierhin prima

Das wären, grob zusammengefasst, die wichtigsten Elemente von Betrayer. Ja, es gibt noch einige erzählerische Nebenaspekte, wie etwa eine Dame in Rot, die wir immer wieder treffen und deren Rolle klarerweise auch erst im Laufe des Spiels gelüftet wird. Oder kleine Funktionalitäten wie Wasserfässer, die unsere Gesundheit auffüllen. Oder einen Waffenmarkt in größeren Siedlungen, in dem wir das Equipment unserer erledigten Feinde verramschen oder neue und bessere Waffen, Munition oder nützliche Taschenzauber kaufen, die uns kleine Boni wie schnelleres Nachladen geben.

Die sind aber nicht dermaßen essentielle und herausragende Merkmale wie Atmosphäre, Setting, Erzählweise, Erkundungsdrang und die Kämpfe. Denn die machen Betrayer zu einem erstaunlich stimmigen Horrortrip.

Für eine Stunde jedenfalls. Leider folgen darauf noch vier weitere.

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