Big Wind sieht aus wie ein Monstrum aus Warhammer 40K - die Fusion aus Panzer und Kampfjet löscht seit über 30 Jahren Feuer

Das Gerät wurde konzipiert, um den schlimmsten Infernos zu trotzen. Es ist der stärkste Feuerlöscher aller Zeiten.

Er sieht befremdlich aus, aber Big Wind ist weit mehr als ein Monstrum aus Stahl und Turbinen. Könnte Feuer erschaudern, würde es vor Angst bibbern. Bildquelle: MB-Drilling Er sieht befremdlich aus, aber Big Wind ist weit mehr als ein Monstrum aus Stahl und Turbinen. Könnte Feuer erschaudern, würde es vor Angst bibbern. Bildquelle: MB-Drilling

Wir schreiben das Jahr 1991, es herrscht nach dem ersten Golfkrieg wieder Frieden im Mittleren Osten. Doch aus den Tiefen der kuwaitischen Ölfelder quillt das Höllenfeuer.

Die irakische Armee hinterließ besiegt auf ihrem Rückzug ein Inferno, nicht ein großes, sondern vielmehr hunderte lodernde Feuersbrünste. Ihre Keimzellen sind unzählige Ölleitungen, aus denen Flammen emporschießen und den Tag meilenweit verdunkeln.

Bei den hartnäckigsten Brandherden hilft ein Ungetüm: Ungarische Feuerwehrleute rollen auf Ketten vor - mit Big Wind. Erschaffen durch die Verschmelzung eines Panzers aus dem Kalten Krieg mit zwei Triebwerken eines Mach 2 schnellen Abfangjägers der Sowjetunion.

Es sollte der erste Einsatz des ultimativen Feuerlöschers werden.

Mit Turbinenkraft den Flammen Herr werden

Big Wind basiert auf einem umgebauten T-62-Panzer aus den 1960er-Jahren. Die zwei Turbinen sind vom Typ Tumanski R-11F-300 und kamen zum Beispiel bei der MiG-21 zum Einsatz.

Über eine Rohrkonstruktion wird Wasser in den Luftstrom der über den drehbaren Turm ausrichtbaren Triebwerke gespritzt. So entsteht eine zweigeteilte schiere Ramme aus Wasser, die auf das Feuer trifft - und die braucht es auch bei Ölfeuern.

Was ist ein Ölfeuer?

Unter einem Ölfeuer ist eine brennende Ölquelle zu verstehen. Das Kernproblem beim Löschen ist, dass sie nicht nur enorm heiß brennt und ihr mit Wasser allein schwer beizukommen ist.

Zudem stellt der unter hohem Druck von unten nachströmende Brennstoff aus dem Ölfeld eine nimmer enden wollende Gefahr dar. Ferner wird die Umgebung und alles Metall an der Quelle derart erhitzt, dass sich Öl bei Kontakt direkt erneut entzündet.

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Big Wind kommt Ölfeuern über mehrerlei Hebel bei:

  • Die Wasserstrahlen reißen quasi ein Loch in das Inferno, verdrängen schlagartig die Luft und kappen die Versorgung des Feuers mit Nachschub an Rohöl.
  • Das innerhalb kürzester Zeit in Masse auf die Umgebung verteilte Wasser sorgt für ausreichend Abkühlung, damit keine Neuentzündung stattfindet.
  • Die Kraft des Strahles wäscht Ablagerungen hinfort, die das Bekämpfen von Brandherden ebenfalls behindern würden.

Der Feuerwehrpanzer brauchte in Kuwait pro Feuer nur 12 bis 40 Sekunden, anstatt vieler Stunden, in denen es bestenfalls mittels traditioneller Methoden gelang.

Wenn ihr euch auch beim Gaming für kreative Kombinationen von Elementen interessiert, dann schaut euch doch mal dieses Szenario an, bei dem Panzer es nicht mit Feuer oder Granaten, sondern mit Burgen des Mittelalters aufnehmen.

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Eine Fernbedienung für eine Lampe

Für Big Winds Einsatz braucht es drei Personen: Einen Fahrer im Panzer, einen Bediener für die Triebwerke in einer gesicherten Kabine hinter den Turbinen sowie einen externen Einweiser. Sein wichtigstes Werkzeug ist eine Fernbedienung, um ein einzelnes Licht an- und auszuschalten.

Mittels der Lampe und zuvor abgesprochener Abläufe koordiniert er die Besatzung, denn sie können weder genug sehen, noch hören, um die Lage einzuschätzen, geschweige denn untereinander zu kommunizieren - selbst mit Funk. Das nicht mal einen Meter entfernt Triebwerkskreischen, der rauschende Wasserstrahl sowie das fauchend aus der Erde schießende Ölfeuer sind zu laut.

Hinzu kommt das Personal außen herum. So brauchte es in Kuwait eine Vielzahl externer Pumpen, um pro Minute bis zu 30.000 Liter Wasser heranzuführen.

Wer sich für die Hintergründe interessiert und erfahren möchte, wie die mutwillig geborstenen Fördersysteme inmitten der Katastrophe repariert wurden, dem sei dieses exzellente (englischsprachige) Youtube-Video von Real Engineering empfohlen:

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Seit 20 Jahren in Rente, aber doch nicht so richtig

Warum setzen wir Big Wind nicht auch sonst bei Großbränden ein? Die Probleme dabei, Big Wind öfter zu nutzen, beginnen mit der teuren Logistik, erstrecken sich über die notwendigen Wassermassen zum Betrieb und enden bei der berechtigten Angst, das zu löschende Gebäude einfach einzureißen und fortzuspülen.

Zuletzt donnerten die Strahlturbinen im Angesicht des Blowouts eines Erdgasbrunnens im Jahre 2000 los, danach kehrte Stille ein - zumindest unter echter Gefahr. Big Wind wurde umgebaut, der Panzerunterbau wich einem VT-55A-Bergepanzer aus tschechoslowakischer Produktion. Heute steht das Ungetüm in einer Übungsanlage im ungarischen Szolnok.

Dort wartet es auf den nächsten Hilferuf, wenn irgendwo erneut buchstäblich die Feuerhölle auf Erden ausbricht. Für diesen Fall üben auch heute noch jährlich Spezialisten für solche Extremsituationen vor Ort. Wer sich das einmal anschauen möchte, findet hier auf Youtube ein Video solch eines Trainings.

Wer hat es erfunden? Die Ursprünge der Idee hinter Big Wind führen übrigens laut Berichten seiner Entwickler in die Frühzeiten der Sowjetunion zurück. In der UdSSR schnallten die Ingenieure bereits Jahrzehnte zuvor ein einzelnes Triebwerk einer kleineren MiG-15 auf die Ladefläche eines Lastwagens, um damit Schnee zu Leibe zu rücken.

Mit dem Mega-Gebläse räumten sie Landebahnen und Rollfelder von Flugplätzen in den eisigen Wintern frei.

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