Leveln oder zahlen
Am Ende jeder Runde von Blacklight: Retribution bekommen wir Erfahrungspunkte, abhängig von unserer Leistung, und steigen so mit der Zeit durch die Ränge bis derzeit maximal Stufe 35 auf. Zu jedem Level-Up gibt’s ein Päckchen mit temporär verfügbaren Waffenmodifikationen, ansonsten schalten die neuen Stufen aber ausschließlich neues Equipment frei. Das müssen wir uns allerdings noch kaufen respektive »mieten«.
Das können wir unter anderem durch sogenannte »Spiel-Punkte« (SP), die wir uns ebenfalls während des Spiels verdienen. Pro Match gibt’s irgendetwas zwischen 150 und 220 SP auf unser Konto, abhängig davon wie souverän beziehungsweise dämlich wir uns angestellt haben. Die Tagesmiete für eine Waffe beträgt so um die 250 SP, die haben wir entsprechend nach zwei Matches zusammen. Soll eine Wumme aber permanent in unseren Besitz übergehen, steigt der Preis jedoch deutlich. Wer Eigentümer eines Standard-Präzisionsgewehres werden möchte (wohlgemerkt noch ohne besondere Module), muss schon 5500 SP auf den Tisch legen. Für ein dauerhaftes, neues Zielfernrohr etwa werden weitere knapp 4000 SP fällig. Nur für eine Modifikation ist das etwas viel.
Wer den Kram hingegen sofort haben möchte, kann auch mit sogenannten »ZEN« bezahlen. Hierbei handelt es sich um die gegen harte Euros erwerbbare Ingame-Währung. 1.000 ZEN schlagen dabei mit 9 Euro zu Buche, wer sich das im obigen Beispiel erwähnte Präzisionsgewehr kaufen will, muss 500 ZEN (also 4,50 Euro) hinlegen. Eine dauerhafte, vorgefertigte, voll ausgestattete Knarre gibt es ab 750 ZEN. Besonders wichtig: Der Kauf mit ZEN hebelt die Level-Begrenzung aus. Wer also Echtgeld investiert, kann ein Level 20-Modul auch schon mit Level 1 benutzen! Das riecht erst mal verdächtig nach Pay2Win …
Einige Waffen, etwa das schwere Sturmgewehr, können zudem nur gegen ZEN permanent in unseren Besitz wandern, SP-Sammler dürfen sich die Teile nur temporär leihen. Nervig, aber letztlich kein Beinbruch, da man mit der Zeit genug SP zum »Dauerleihen« anhäuft, mit denen man sich die Dinger auch drei Mal kaufen könnte. Außerdem verfügen alle Wummen sowohl über Vor- als auch Nachteile. Es gibt also keine Über-Knarren, die die Balance durcheinander bringen. Wie in Battlefield 3 behalten auch in Retribution sogar die Level-1-Waffen bis zum Schluss ihre Existenzberechtigung.
Der Marktplatz des Spiels bietet abseits des Waffendepots noch weitere, zum Großteil ZEN-exklusive, Gegenstände an, darunter schmückende Accessoires und Überraschungspakete, aber auch XP-Boosts oder den wundervollen Spielertitel »Herr Geldsack« für läppische 10.000 ZEN (richtig gerechnet: 90 Euro). Nichts, was man zwingend brauchen würde, um Spaß zu haben respektive mitzuhalten. Abschließend lässt sich also sagen: Auch eine goldene Kreditkarte ist hier kein Ersatz für spielerisches Können und Teamplay -- Pay2Win sieht anders aus.
Durch das recht faire Free2Play-Modell besitzt Retribution zudem einen deutlichen Vorteil gegenüber seinem Vorgänger Tango Down: Es ist nicht sonderlich schwer, gut gefüllte Server zu finden. Die werden nun auch endlich in einem halbwegs vernünftigen Serverbrowser mit Filterfunktionen angezeigt, außerdem dürfen wir jederzeit während einer laufenden Partie beitreten. Klingt selbstverständlich, war’s in Tango Down aber trotzdem nicht.
Abwechslungsarmut trotz Detailreichtum
Technisch fußt Blacklight: Retribution auf der Unreal Engine 3. Dadurch wir das Spiel zwar nicht zum Grafikwunder, gehört in der Free2Play-Sparte aber klar zu den besser aussehenden Titeln. Besonders ins Auge stechen dabei einige durchaus beachtliche Bauwerke und hübsche Levels, die zudem noch angenehm mit Details gefüllt sind. Die Karten sind überwiegend mittlerer Größe und recht verwinkelt, trotzdem aber einprägsam konzipiert.
Das hat einen weiteren Vorteil: Für Camper gibt es so gut wie keine sicheren Stellen. Egal welche Position man sich dafür aussucht, entweder kann einem der Gegner spielend leicht in den Rücken fallen oder man hat ein mieses Schussfeld.
Die Schattenseite des Level-Designs: Die meiste Zeit stapfen wir durch grau-schwarze Lagerhallen- und Container-Konstruktionen -- Braun gilt dabei schon als willkommener Farbklecks. Das mag zum dystopischen Setting passen, trotzdem hätte hier etwas mehr Abwechslung gut getan. So kommen wir uns manchmal ein klein wenig vor, als würden wir über dieselbe Karte wie zuvor laufen, nur in einer anderen Konstellation.
Des Weiteren litt Blacklight: Retribution bei unserem Test immer mal wieder sporadisch unter Performance-Einbrüchen. Anscheinend lädt das Spiel während einer Partie gerne mal Texturen nach, was Retribution an den Rand der Unspielbarkeit treiben kann. Und das, obwohl besagte Texturen nicht einmal besonders hübsch sind. Das trübt das sonst recht stimmige, optische Gesamtbild etwas.
Die Server laufen indes durchgehend stabil, Verbindungsunterbrechungen konnten wir nicht feststellen. Auch der Serverbrowser verrichtet gegenüber dem Vorgänger Tango Down einen ordentlichen Dienst und hindert uns nicht daran, immer mal wieder zwischendurch eine Partie anzutreten. Und für zwischendurch ist Blacklight: Retribution genau das Richtige.
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