Fazit: Call of Duty: WW2 im Test - Ein vielköpfiges Biest

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Fazit der Redaktion

Johannes Rohe
@DasRehRohe

Man mag mir vorhalten, dass ich mit falschen Erwartungen an die Kampagne von Call of Duty: WW2 herangegangen bin und deshalb enttäuscht wurde. Wir reden hier schließlich von einem Call of Duty. Doch es waren die Entwickler selbst, die diese Hoffnungen in mir geweckt haben. Sowohl beim offiziellen Reveal-Event als auch in späteren Interviews haben Michael Condrey und Glen Schofield immer wieder betont, wie wichtig ihnen eine authentische Darstellung des Konflikts ist.

Das Ergebnis ihrer Arbeit ist leider weit davon entfernt, den Zweiten Weltkrieg realistisch abzubilden. Die wenigen emotionalen Momente, die den Soldaten ein menschliches Antlitz verleihen, werden von einem nicht enden wollenden Feuerwerk überlagert. Das erste CoD hat sich wenigstens Zeit gelassen, unsere Einsätze historisch einzuordnen, doch auch das kommt hier zu kurz.

Und wenn ich all das ausblende und nur das reine Gameplay betrachte, steht dort eine spielerisch platte Schießbude, deren grundlegende Mechanik nur unzureichend durch ein Effektgewitter kaschiert wird und die auf ein 14 Jahre altes Spiel zurückgeht. Selbst Wolfenstein 2, das ganz bewusst auf Retro-Flair setzt, macht das besser. Das geht heute wesentlich besser.

So viel zum Singleplayer. Der Multiplayer und die Zombie-Kampagne spielen zum Glück auf einem ganz anderen Niveau. Die Rückkehr zum Zweiten Weltkrieg ist für mich gerade in den PvP-Matches ein echter Glücksfall. Kollege Dimi wünschte sich im Meinungskasten zu Infinite Warfare noch »ein bodenständigeres CoD, das sich stärker auf die Kerndisziplinen konzentriert, die Modern Warfare Remastered so viel spannender machen«. Tja Dimi, genau das bekommst du hier.

Manche Profis könnten die erweiterten Bewegungsmöglichkeiten vermissen, doch dem Otto-Normal-Spieler kommt die Reduktion auf das Wesentliche absolut entgegen. Um noch eins drauf zu setzen, wagt CoD: WW2 mit dem War-Modus einen erfolgreichen Abstecher in die Gefilde von Battlefield. Trotz des begrenzten Umfangs ist allein dieser Modus für mich ein echtes Kaufargument.


Christian Fritz Schneider
@GrummelFritz

Der Soundtrack, der Verzicht auf Fadenkreuz und Autoheilung, das unaufdringliche Deckungssystem und die deutlich schönere Grafik sind meine Highlights des diesjährigen Call of Duty. Leider wird die Serie ihre gewohnten Probleme nicht los, und ich rede nicht nur von den pixeligen Explosionen. Call of Duty: WW2 weiß oft nicht, wann es genug mit dem Popcorn-Bombast ist.

Vor dem historischen Hintergrund und mit der realistischen Optik wirken Szenen wie der Zuglevel oder manche Feindberührungen, die in Schießbuden-Ballereien enden deutlich deplatzierter als in früheren Serienteilen. Das spricht natürlich auch für WW2, denn über weite Strecken trifft das Spiel im Rahmen seiner Möglichkeiten durchaus den richtigen Ton und macht trotzdem Spaß.

Wer die Call-of-Duty-Serie durch die Jahre begleitet hat, sollte keine großen Überraschungen erwarten, bekommt aber ein durchweg gutes, teils sogar sehr gutes Shooter-Erlebnis. Wer der Reihe hingegen abgeschworen hat, kann WW2 getrost links liegen lassen und hat nicht viel verpasst.

Heiko Klinge
@HeikosKlinge

Nein, Call of Duty: WW2 ist alles andere als ein Antikriegs-Spiel. Aber sind wir doch mal ehrlich: Hat irgendjemand wirklich damit gerechnet? Dazu funktioniert Activisions altbewährtes Shooter-Prinzip trotz allen Unkenrufen nach wie vor viel zu gut, um größere Experimente und damit Risiken einzugehen. Der Massenmarkt bekommt, was der Massenmarkt auch dieses Jahr wieder millionenfach kaufen wird. Und ganz ehrlich, warum auch nicht?

Call of Duty ist nun mal der Inbegriff von virtuos überzogener Shooter-Action, Szenariowechsel hin oder her. Natürlich wirkt der Bruch zwischen den serientypischen wüsten Ballereien und dem dargestellten Kriegsschrecken in einem real passierten Szenario härter als in einer fiktiven Zukunft. Aber ich finde anders als die Kollegen schon, dass Sledgehammer Games diesen Spagat im Rahmen ihrer Mainstream-Möglichkeiten unter dem Strich ordentlich hinbekommen. Zumindest habe ich mich stärker mit meinem Trupp identifiziert als in allen Zukunftsvorgängern zusammen.

Wer die ersten beiden Call of Dutys geliebt und sich eine wirklich konsequente Rückkehr zu den Serienwurzeln gewünscht hat, den wird WW2 vermutlich enttäuschen. Wer hingegen das moderne CoD-Triumvirat aus Bombast-Kampagne, Multiplayer-Freischaltmaschine und Zombi-Koopspaß schätzt, bekommt ziemlich genau das, was er erwartet – in einem von Serienfans seit Jahren gewünschten Setting. Und das für mich auf einem insgesamt höheren Niveau als in Infinite Warfare. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

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