Cities: Skylines 2 hat ein großes Problem, das ihr selbst mit der teuersten und schnellsten Hardware nicht lösen könnt

Cities: Skylines 2 will an den großen Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Dabei stolpert es aber in Sachen Performance über seine großen Ambitionen.

Die Entwickler von Cities: Skylines 2 haben noch viel Arbeit vor sich, wie unser Technik-Check zeigt. Die Entwickler von Cities: Skylines 2 haben noch viel Arbeit vor sich, wie unser Technik-Check zeigt.

Stell dir vor, du kaufst dir ein sündhaft teures Highend-Notebook für mehrere tausend Euro, startest das sehnsüchtig erwartete Cities: Skylines 2 - und wirst im Hauptmenü von einstelligen FPS-Werten begrüßt.

Was wie ein schlechter Traum klingt, ist nach aktuellem Stand die bittere Realität, die wir der Aufbauhoffnung von Colossal Order attestieren müssen.

In diesem Artikel gehen wir auf die großen Performance-Probleme des Spiels genauer ein. Die geballte Ladung Infos zur durchaus vorhandenen spielerischen Qualität des Titels findet ihr in unserem ausführlichen Test:

Überraschend kommen die Schwierigkeiten mit der Technik indes nicht. Schließlich haben die Entwickler selbst schon vor dem Release am 24. Oktober vor Performance-Problemen gewarnt.

Warum das einerseits löblich ist, andererseits aber auch sehr kritisch betrachtet werden kann, erfahrt ihr im Artikel Cities: Skylines 2 setzt das völlig falsche Signal.

Probleme von Anfang an

Unsere ersten Ausflüge in Cities: Skylines 2 haben wir mit den kürzlich stark nach oben hin angepassten Systemanforderungen durchgeführt, also mit einer Geforce RTX 3080, einem Core i5 12600K und 16 GByte Arbeitsspeicher.

Nachdem die Performance trotz diverser Patches mehr als zu wünschen übriggelassen hat, erfolgte der Wechsel zu dem eingangs erwähnten Notebook mit nochmal schnellerer Hardware (Core i9 13900H, Geforce RTX 4090, 32 GByte RAM), selbstverständlich mit angeschlossenen Netzteil für maximale Leistung.

Auch mit die flotteste Desktop-Hardware, die man sich aktuell kaufen kann, war unter unseren vielen Testsystemen vertreten, also die reguläre Geforce RTX 4090 sowie ein Core i9 13900K. Wie das Spiel auf einer RTX 4070 Ti bei einer Stadt mit 53.000 Einwohnern läuft, seht ihr im folgenden Video:

FPS-Check: So schwach ist in Cities: Skylines 2 die Performance trotz Monster-PC Video starten 1:23 FPS-Check: So schwach ist in Cities: Skylines 2 die Performance trotz Monster-PC

Außerdem haben uns die Entwickler inzwischen sogar außerhalb der regulären und finalisierten Patches für die Review-Version Zugang zu einem Beta-Build gegeben, das die Performance weiter verbessern soll. Aber auch damit sehen wir im Hauptmenü zunächst nur maue 9 FPS trotz Highend-Hardware.

Gäbe es die Probleme nur im Menü, wäre das halb so wild. Zumal hier auf mehreren Systemen die optisch zu vernachlässigende Option Tiefenschärfe-Modus die Performance stark senkt und das Deaktivieren gewisse Abhilfe schaffen kann. Aber im Spiel selbst wird es nicht besser.

Kein schöner Anblick, erst Recht nicht mit einer mobilen RTX 4090: Einstellige FPS-Werte, und das allein im Menü. Kein schöner Anblick, erst Recht nicht mit einer mobilen RTX 4090: Einstellige FPS-Werte, und das allein im Menü.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Wir sind sehr gnädig und senken die Auflösung von WQHD auf Full HD - mit der 4K-Grafikkarte Geforce RTX 4090 eigentlich ein Unding. Danach starten wir mit hohen Details und der Option Leistung bevorzugt auf der Einstellung Bildwiederholrate ein neues Spiel. Leere Map, 25 FPS. Ohje.

Okay, dann eben sehr niedrige Details, und siehe da: Wir erreichen jetzt immerhin 100 FPS - allerdings bei matschiger, nicht mehr wirklich ansehnlicher Optik. Und was passiert, wenn wir jetzt ein Savegame mit 100.000 Einwohnern laden? Die FPS sinken auf ungefähr 40 Bilder pro Sekunde.

Mit einem RTX-4090-Notebook.

In Full HD.

Bei sehr niedrigen Details.

Sehr niedrige Details ermöglichen zwar die höchsten FPS-Werte, die Optik leidet darunter aber deutlich. Sehr niedrige Details ermöglichen zwar die höchsten FPS-Werte, die Optik leidet darunter aber deutlich.

Aber es gibt auch gute Nachrichten, zumindest halbwegs. Denn das Spiel kann man tatsächlich auch mit sehr niedrigen FPS-Werten unterhalb von 20 Bildern pro Sekunde durchaus vernünftig spielen. Schließlich kommt es in einer Städtebausimulation nicht auf Schnelligkeit an.

Wechseln wir zu hohen Details, sieht Cities: Skylines 2 um Welten besser aus und vermittelt das Großstadt-Flair sehr gut, und das auf verschiedensten Zoomstufen und in allen erdenklichen Blickwinkeln. Aber dann müssen wir gleichzeitig mit nur noch etwa 10 bis 15 FPS leben.

Ein Spiel, viele Tester und die gleichen Probleme

Auch auf allen anderen Systemen der insgesamt über zehn Tester sind wir auf solche gravierenden Performance-Probleme gestoßen. Das Spiel hat also nicht nur mit der mobilen RTX 4090 Schwierigkeiten, sondern auch mit der nochmal deutlich schnelleren Desktop-Variante der RTX 4090.

Wenig überraschend wird es nicht besser, wenn wir Hardware sehr nahe an den minimalen Systemanforderungen nutzen - aber auch nicht so viel schlimmer, wie man meinen könnte.

Mit einer Geforce GTX 970, einem Core i5 6500 und 8 GByte RAM kommen wir in Full HD mit sehr niedrigen Details in der großen Stadt auf ungefähr 15 bis 25 Bilder pro Sekunde:

Unsere Großstadt mit sehr niedrigen Details und einer mehr als betagten Geforce GTX 970 aus dem Jahr 2014 in Full HD. Unsere Großstadt mit sehr niedrigen Details und einer mehr als betagten Geforce GTX 970 aus dem Jahr 2014 in Full HD.

Wenn eine RTX 4090 grade mal in etwa doppelt so schnell unterwegs ist wie eine neun Jahre alte Grafikkarte, dann wird schnell klar: Das Spiel weiß mit aktueller Hardware so gut wie nichts anzufangen. Grundsätzlich gilt dabei übrigens, dass häufig die GPU die Leistung limitiert und nicht die CPU.

Die Ladezeiten sind auf dem schnellen PC zwar ein gutes Stück niedriger und mit der langsamen Hardware kommt es beim Zoomen teils kurz zu starken Rucklern. Es ist und bleibt aber bemerkenswert, wie vergleichsweise winzig der Performance-Zuwachs mit dem Highend-Rechner ausfällt.

Können die Entwickler das noch retten?

Eines steht jetzt schon fest: Die Entwickler von Cities: Skylines 2 tun alles dafür, die Performance noch zu retten. Wir haben es selten in einer Testphase erlebt, dass so häufig Patches gekommen sind und dass so offen Probleme und mögliche Lösungen sowie die Arbeit daran kommuniziert wurden.

Deutlich schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob all das am Ende irgendwann reichen wird. Das gilt natürlich im noch größeren Maße für die ebenfalls angekündigten Konsolenversionen, die jüngst aufs Frühjahr 2024 verschoben wurden – mit ziemlicher Sicherheit genau wegen der hier beschriebenen Schwierigkeiten.

Unsere Einschätzung lautet: Gewisse Verbesserungen an der Performance sind zwar noch möglich. Das Aufbauspiel dürfte aber auch in Zukunft ein äußerst schwieriger Fall bleiben, zumindest wenn die optische Qualität und der zugegebenermaßen sehr hohe Simulationsgrad nicht (zu) stark leiden sollen.

Hier kommen gleich mehrere Probleme zusammen, insbesondere die Paarung der großen Ambitionen der Entwickler und die Beschränkungen der Unity-Engine. Man kann kaum anders, als den Eindruck zu gewinnen, dass sich Colossal Order bei der Technik ihres Spiels insgesamt übernommen hat.

Es ist ein Jammer

Cities: Skylines 2 macht es euch sehr leicht, mit eurer selbstgebauten Stadt anzugeben Video starten 3:33 Cities: Skylines 2 macht es euch sehr leicht, mit eurer selbstgebauten Stadt anzugeben

Das Ärgerlichste ist, dass sich hinter den großen Performance-Problemen ein beeindruckendes Spiel verbirgt. Und eure Städte können wie im Video oben zu sehen wirklich ein toller Anblick sein - egal, ob ihr ganz nah an das Geschehen heranzoomt oder euch von weit oben einen Überblick verschafft.

Ob ihr bereit seid, dafür die mehr als nur maue Performance in Kauf zu nehmen, müsst ihr am Ende selbst entscheiden.

Als Hilfestellung werden wir das oben angesprochene Savegame mit einer 100.000-Einwohner-Stadt zum Release samt Anleitung zum Download zur Verfügung stellen. Außerdem arbeiten wir an einem Tuning-Guide für mehr Performance und schauen mit Argusaugen auf die weitere Entwicklung durch Patches.

Bleibt zu hoffen, dass wider Erwarten doch noch deutliche Performance-Verbesserungen möglich sind. Das Spiel hätte es allemal verdient.

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