Sims-Fan zu sein ist in den letzten Jahren ein ständiges Auf und Ab: Auf ein einigermaßen spaßiges Sims-4-Erweiterungspack folgte oft genug ein verbuggtes Addon, die Zahl der kleineren DLCs stieg von Jahr zu Jahr und echte Innovationen muss man inzwischen mit der Lupe suchen.
Klar wurden den Fans beispielsweise mit den Erweiterungspacks Pferderanch und Landhaus-Leben Träume erfüllt, aber eben immer nur zu einem gewissen Teil: Mehr Tiere ja, detaillierte Tierzucht nein. Eben immer genau so viel Zucker, dass die Community für eine Weile zufrieden ist, aber kein bisschen mehr.
Überhaupt sind nun fast alle Themen, die in den vorherigen drei Ablegern der Serie als Erweiterung zu haben waren, auch für Sims 4 erschienen. Einige davon wurden sogar in mehreren Packs mit unterschiedlichem Schwerpunkt veröffentlicht – ich sage nur Werwölfe, Magie und Vampire!
Eigentlich wäre es nach 16 großen Erweiterungen, 12 Gameplaypacks, 20 Accessoirespacks und einer Handvoll Deko- und Klamottenkits echt mal Zeit für Die Sims 5, oder? Aber das Thema ist endgültig durch: Das lange als Nachfolger gehandelte Project Rene hat laut EAs Investorenpräsentation vom 17.09.2024 längst einen anderen Schwerpunkt und soll statt einem vollwertigen neuen Titel ein Multiplayer-Ableger des vorhandenen Sims 4 werden.
Süßer die Kassen nie klingeln
Als Sims-Spielerin der ersten Stunde, die der Reihe seit Veröffentlichung im Jahr 2000 die Treue gehalten hat – ja, ich bin echt schon so alt! - kann ich über diese Entscheidung nur noch den Kopf schütteln. Mit Sims 4 hat das Finanzierungsmodell inzwischen Ausmaße angenommen, bei denen Battlepass- und Seasonmodell-geplagte Shooterfans längst auf die Barrikaden gegangen wären.
Vielleicht sollte es mal ein Pferderüstungs-Kit geben, damit auch den letzten Leuten klar wird, wie sehr es EA anscheinend darum geht, den Gewinnvorsprung der Konkurrenz durch deren von Microtransactions verseuchte Titel aufzuholen.
Klar, wer Sims 4 auf Konsole spielt, freut sich vielleicht darüber, überhaupt einen stetigen Nachschub an neuer Deko und Klamotten zu haben. Für Konsole gibt es schließlich keinen kostenfreien Custom Content (CC) aus der Community und damit viel weniger Auswahl und Abwechslung.
Leute mit Sims auf dem PC waren immer klar im Vorteil und konnten sich ihr Spiel in jede beliebige Richtung modden. Auch ich habe (früher!) für Sims 2 noch eigene Inhalte gebastelt und Sternenflotten-Uniformen sowie bolianische Skins auf die Community losgelassen. Ohne Geldinteresse, einfach aus Spaß. Weil ich es konnte.
Kaufen statt kreativ
Statt die kreativen Stärken der Community mit einer vielfältigeren Tauschbörse auch für Eigenkreationen im Bereich der Karrieren, Skins und Kleidung zu fördern, bastelt EA lieber an einer KI-gestützten Plattform, bei der es künftig möglich sein soll, mit Fotos realer Personen und Gebäuden das gewünschte Sim-Äquivalent schnell und bequem zu finden.
Garniert wird das Ganze durch die nächste Möglichkeit zum Geldverdienen: Schon ab November diesen Jahres soll es mit den Creator-Sets zusätzliche Kauf-Packs geben, deren Inhalte von Fans kreiert wurden. So toll es für die einzelnen Leute sein mag, dass ihr Können und ihre Einfälle so viel Zuspruch erhalten, bleibt die Frage offen, ob die Vergütung der Kreativen für diese Inhalte dem zu erwartenden Gewinn entspricht.
Schon jetzt werden regelmäßig in neuen Erweiterungspacks regelmäßig von bekannten Sim-Fans extra dafür erstellte Gebäude genutzt. EA wäre weder der erste noch die letzte Publisher, der für minimale Kosten im Einkauf den maximalen Gewinn durch eine große, nach Updates hungrige Community herauszieht. Ka-ching!
Die Fan-FOMO (Anm. d. Red.: Fear of missing out, dt.: die Angst, etwas zu verpassen) verkauft vermutlich sogar ein Pferderüstungs-Kit. Gerade Leute, die über Sims überhaupt erst zum Gaming gekommen sind und oft gar keinen Vergleich zur Monetarisierung in anderen Spielen und die damit verbundenen Mechanismen haben, werden so zur leichten Beute für eine immer stärker werdende Abzocke.
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