Rätsel um nächtliche Drohnenflüge an der Ostküste der USA vielleicht gelöst – ein Video könnte den entscheidenden Hinweis bringen

Seit November mehren sich Sichtungen von unbekannten Flugobjekten über der Ostküste der USA. Selbst Polizei und Flugsicherung scheinen uneingeweiht. Bestehen auch in Deutschland Probleme mit Drohnen?

Drohnen, viel größer als diese, sollen laut zahlreichen Augenzeugenberichten seit Wochen Einwohner der US-Ostküste verunsichern. Bildquelle des Symbolbilds: Unsplash Drohnen, viel größer als diese, sollen laut zahlreichen Augenzeugenberichten seit Wochen Einwohner der US-Ostküste verunsichern. Bildquelle des Symbolbilds: Unsplash

Update am 11. Januar 2025 um 00:27: Das Drohnenrätsel in New Jersey (USA) ist mitunter gelöst. Eventuell handelt es sich dabei um einen großangelegten Drohnentest eines Unternehmens. Hierauf deutet zumindest ein auf X aufgetauchtes Video hin:

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Bei dem Videoposter handelt es sich um Keller Rinaudo Cliffton. Er ist Mitgründer der Drohnenfirma Zipline (via TED). Auf der offiziellen Homepage des Unternehmens könnt ihr euch die verschiedenen Modelle anschauen. Sie dienen für Lieferdienste über teils weite Entfernungen mit hohen Geschwindigkeiten – auch mitten in der Nacht oder bei schlechtem Wetter.

Das Video soll eben diese Drohnen des Nachts bei Anflügen und Landungen auf Ladestationen zeigen. Die Drohnenbasis soll angeblich an einem unbekannten Ort in New Jersey stehen. Vom Aussehen und den im Video demonstrierten sowie vom Unternehmen beworbenen Fähigkeiten her, passen sie zu den Berichten der massenhaften Sichtungen in den vergangenen zwei Monaten.

Des Weiteren erhärtet sich der Verdacht, hier zumindest einige der mysteriösen Drohnen zu sehen, für denjenigen, der den Begleittext liest. Dieser weist nämlich sogar auf einen vor 60 Tagen begonnenen und seitdem stetig erweiterten Testlauf hin.

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Update am 21. Dezember 2024 um 22:39: Inzwischen wurden auch über New York als Vorsichtsmaßnahme 30 neue Flugbeschränkungs-Zonen festgelegt: Hier dürfen in den nächsten Wochen keine Drohnen im untersten Luftraum unterwegs sein. Dies diene dem Schutz kritischer Infrastruktur, wie Kathy Hochul als New Yorks Gouverneurin betont (via Axios).

Update am 19. Dezember 2024 um 21:47: Die amerikanische Flugaufsichtsbehörde FAA hat für diverse Gebiete New Jerseys Drohnen- oder sogar vollständige Flugverbotszonen festgelegt. Zentrum der jeweils grob 3,5 Kilometer durchmessenden, kreisrunden Areale sind verschiedenste Infrastrukturpunkte wie ein Atomkraftwerk, Trafostationen oder Schwerindustrie.

Das Verbot gilt in den meisten Fällen bis in eine Höhe von 400 Fuß (etwa 120 Meter) und endet entweder Ende Dezember oder im Laufe des Januars 2025. Die Behörden behalten sich vor, tödliche Gewalt einzusetzen, sollten eindringende Drohnen als eine unmittelbare Bedrohung eingestuft werden. (via CBSNews und flyingmag.com).

Update am 19. Dezember 2024 um 11:17: In den vergangenen Stunden erregte ein Höhenforschungsballon die Aufmerksamkeit der Beobachter der Drohnen-Lage. Der unter der Flugkennung HBAL714 in rund 20 Kilometer Höhe schwebende Ballon gehörte einst zum eingestellten Projekt Loon des Unternehmens Alphabet. Er überflog die, momentan in den Augen vieler, besonders auffällige Ostküste, wo auch New Jersey liegt.

Google gehört ebenfalls zu diesem Firmenkonglomerat. Loon sollte in Notfällen Internet in abgelegene Regionen des Planeten bringen. Es ist quasi ein Ballon-Starlink, wenn wir es mit dem Produkt von Elon Musks Konzern SpaceX vergleichen.

Heutzutage gehört der Ballon mit der Registrierung N254TH Aerostar, einem Rüstungsunternehmen aus den Vereinigten Staaten (via globe.adsbexchange).

Was genau dahinter steckt, wissen wir derzeit nicht – auch nicht, ob eine Verbindung zu den Sichtungen an der Ostküste besteht. Aber auf alle Fälle erregt es die Aufmerksamkeit der Community. Kein Flug wurde in der vergangenen Nacht (europäische Zeit) auf der führenden Plattform zur Luftverkehrsverfolgung, Flightradar24, von mehr Menschen beobachtet.

Seit etwa Mitte November häufen sich an der Ostküste (Schwerpunkt New Jersey) Berichte zu unidentifizierten Drohnen. Sie fliegen laut mittlerweile bestätigten Presseberichten vor allem nachts in die US-Bundesstaaten ein und verletzten dabei bisweilen auch die Sicherheitszonen von Flughäfen sowie militärischen Einrichtungen. Vereinzelt kam es auch zu Sichtungen an der Westküste in Kalifornien.

Aber vor allem die Sichtungen durch Privatpersonen, die Bilder und Videos in den sozialen Netzen posten, sorgen inzwischen bei Polizei und Politikern für Ratlosigkeit. Der Grund: Trotz Beschwichtigungen offizieller Stellen nehmen Unruhe und Angst unter der Bevölkerung zu.

Das FBI habe inzwischen mehr als 5.000 Tipps bekommen, wie bei NBCNews nachzulesen ist. Denn es gibt Hinweise auf Eigenschaften der Drohnen, die sie von der erwarteten Norm für Hobby und Polizei abheben (via Forbes).

Wir werfen mithilfe eines Beobachters der Vorgänge für euch einen Blick auf die Geschehnisse und klären, ob es auch in Deutschland eine Häufung von unidentifizierten Drohnen gibt.

In der Fachsprache werden Drohnen übrigens Unmanned Aircraft System (UAS) genannt. Wir bleiben aber an dieser Stelle zur Vereinfachung bei Drohnen.

Nächtliche Drohnenbesuche

Nach Einschätzung des Sprechers des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, handelt es sich um kommerzielle sowie Hobby- oder Polizeidrohnen, die alle legal und rechtmäßig operieren (via Spiegel). Am 16. Dezember erklärten das FBI, das Heimatschutzministerium, die US-Luftfahrtbehörde (FAA) und das Verteidigungsministerium in einer gemeinsamen Erklärung, dass sie nichts Ungewöhnliches festgestellt haben und die bisherigen Aktivitäten nicht als ein Risiko für die nationale oder öffentliche Sicherheit einstufen (via CBSNews).

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Doch so richtig überzeugt sind die Bevölkerung und auch etliche politische Vertreter nicht, wie zum Beispiel bei independent in der Übersicht nachzulesen ist. Sie fordern stärkere Regulierung, um solche Vorkommnisse einzudämmen. Der gewählte US-Präsident Donald Trump befeuert derweil die Zweifel an der offiziellen Haltung. Es gehe irgendetwas Seltsames vor (via Focus).

Seit einigen Tagen verfolgt der Wissenschafts-YouTuber Michael Dechant auf seinem Kanal LPIndie – Wissenschaft und Astronomie die Situation. Er ordnet die Aussagen und Sichtungen ein und versucht Ordnung ins Chaos zu bringen – eine Mammutaufgabe, wie er schildert. Dechant fasst einige der auffälligen Eigenschaften in seinen Videos zusammen, auf die es jeweils Hinweise aus mehreren unabhängigen Quellen gebe:

  • Flugobjekte, die ihre Konfiguration verändern können. Sie fliegen einem Flugzeug ähnelnd, mit starren Flügeln in hohem Tempo an und wechseln dann in einen Schwebeflug, gleich eines Helikopters.
  • Größe, die mindestens einem durchschnittlichen Auto entspricht
  • Geringe Abgabe von Wärmestrahlung, also nur schwer mit Nachtsichtgeräten zu erkennen
  • Die Drohnen schalten in mehreren Fällen die Beleuchtung ab. Das verstößt gegen Nachtflug-Vorgaben der FAA.

Videos, die möglicherweise einige dieser Flugobjekte in teils großen Höhen zeigen, finden sich auf Reddit zum Beispiel hier:

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Im Gespräch mit uns über die derzeitigen Vorgänge zeigt sich Michael Dechant als Beobachter der Geschehnisse erschrocken:

Abseits aller Versuche, die Situation und einzelne Sichtungen einzuschätzen, entsetzt mich vor allem die Kommunikation vonseiten der offiziellen Stellen. Es gibt keine klare Linie, Behörden verschiedener Ebenen (Bundesstaat/Polizei vs. Washington/FBI) ringen um die Deutungshoheit, scheitern aber kläglich. Niemand kann, darf oder will klarstellen, was dort vor sich geht. Sie bleiben alle vage oder stochern im Nebel. Das erreicht nur eins: Die Bevölkerung ist berechtigterweise verunsichert. Das muss sich ändern.

Michael Dechant weist aber auch auf Folgendes hin: Es besteht die Möglichkeit, dass die Sichtungen zu einem großen Teil Missinterpretationen sind. Situation und Kommunikation haben die Lage derart zugespitzt, dass eine umfassende Analyse quasi unmöglich sei.

Sind unidentifizierte Drohnen in Deutschland ein Problem?

Nirgendwo in Deutschland ereignet sich nach allen uns vorliegenden Informationen (Presselandschaft, (Bundes-)Polizei, Bundeswehr, Deutsche Flugsicherung) Ende 2024 ähnliches wie an der Ostküste der USA.

Aber auch bei uns kommt es aber seit Längerem regelmäßig zu vereinzelten Vorfällen mit Drohnen, die entweder militärische Sicherheitszonen verletzten oder Flughäfen zu nahe kommen (via morgenpost).

Es herrsche eine diffuse Lage, wie ein Sprecher des Bundesministeriums für Verteidigung uns gegenüber auf Nachfrage erläutert. Nahe den Ausbildungsstätten für ukrainische Soldaten wird eine erhöhte Aktivität beobachtet. Drohnen bleiben auch sonst ein Thema, aber oft sei nicht klar, ob es sich bei den Vorfällen über Kasernen wirklich um kriminelle Ausspähversuche handelt. Möglich sind auch übermütige Hobbypiloten. Die generelle Situation im Luftraum nahe Bundeswehranlagen habe sich 2024 nicht verändert.

Die deutsche Flugsicherung gibt hingegen an, dass die Behinderungen durch Drohnen tendenziell seit Jahren zahlenmäßig zunehmen. 2023 kam es zu 151 Fällen, wodurch der Flugbetrieb an einzelnen Flughäfen zeitweise eingestellt werden musste. Bis August ereigneten sich 2024 bereits 113 Behinderungen. Über die jeweiligen Hintergründe und Folgen ist wenig bekannt. Die Bundespolizei gibt für bis August dieses Jahres an, 15 und im Vorjahr an 49 Fällen beteiligt gewesen zu sein (via Tagesschau und Nachfrage durch uns).

Was dürfen Drohnen in Deutschland?

Wer in Deutschland eine Drohne nutzen möchte, muss sich an diverse Vorschriften halten. Vereinfacht lassen sich die Regeln vier Zielen zuordnen:

  • Wahrung von Sicherheit von Mensch und Material zu jedem Zeitpunkt
  • Abstandserhalt zum kommerziellen oder Luftverkehr des Staates oder der Rettungs- und Sicherheitsdienste.
  • Schutz der Privatsphäre von Bürgern oder Verhinderung des Ausspähens von Sicherheitszonen.
  • Identifizierbarkeit der Drohne, um eventuelle Schäden/Verstöße zuordnen zu können.

Generell gilt in den meisten Fällen:

  • Registrierung der Drohne, zum Beispiel wenn sie eine Kamera besitzt oder sobald sie schwerer ist als 250 Gramm beim Luftfahrt Bundesamt.
  • Ab 250 Gramm Drohnengewicht ist auch ein Drohnenführerschein erforderlich.
  • Die Drohne muss haftpflichtversichert sein.
  • Der Pilot muss die Drohne in Sicht behalten und sie darf nicht höher als 120 Meter fliegen.
  • Zudem müssen je nach Drohnengröße unterschiedliche Abstände zu Personen, Gebäuden und Grundstücken Dritter eingehalten werden.
  • Flugverbotszonen dürfen nicht verletzt werden.

Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, findet umfangreiche Informationen beim ADAC oder beim Luftfahrt Bundesamt. Informationen zu Flugbeschränkungszonen findet ihr bei der Bundespolizei.

Sollte euch eine Drohne auffallen, wie sie augenscheinlich gegen eine der obigen Regeln verstößt, könnt ihr euch natürlich immer an die Behörden wenden. Ein Sprecher der Bremer Polizei bittet aber stellvertretend für alle Dienststellen in Deutschland hierfür nicht den Notruf zu benutzen. Stattdessen schaut online per Suchmaschine nach der sogenannten Amtsnummer für eure Region. Oder wendet euch an die Bundespolizei unter 0800 6 888 000. Die Behörden werden die Lage einschätzen und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten.

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