Nach rund einer Stunde Dune: Awakening fühle ich mich tatsächlich wie einer der Fremen auf Arrakis. Ich bin hungrig, durstig und würde für einen Schluck kalten Wassers wahrscheinlich so einige moralische Werte über Bord werfen. Auf der gamescom bleibt uns Redakteuren zwischen den zahlreichen Terminen meist wenig Zeit für eine Verschnaufpause.
Auf der Messe konnte ich gemeinsam mit anderen Journalisten erstmals das kommende Survival-MMO vom norwegischen Entwickler Funcom ausprobieren und durfte dabei auch eine Runde im coolen Ornithopter drehen. Nach rund einer Stunde weiß ich: Die Wüste von Arrakis ist verdammt stimmungsvoll.
Und doch ist bei Dune: Awakening irgendwo im wahrsten Sinne des Wortes der Wurm drin.
Wunderschöner Wüstenplanet
Doch fangen wir mal ganz vorne an. Die Entwickler setzen uns zu Spielbeginn in der Wüste von Arrakis aus. Bei unserer Spielfigur handelt es sich um einen Gefangenen des Hauses Harkonnen, der irgendwie aus dem Kerker entkommen ist. Auf der Flucht macht unser Ornithopter leider schlapp - wir stürzen ab und kommen in der Wüste wieder zu uns.
Das PvE-Gebiet, in dem wir uns zu Spielbeginn aufhalten, ist das sogenannte Hagga Basin. Eine weitläufige Wüstenlandschaft mit bizarren Felsformationen, hohen Dünen und einigen Fremen-Lagern. Hier müssen wir uns zunächst orientieren, einen Weg finden, Wasser aufzutreiben und der sengenden Sonne aus dem Weg zu gehen.
Die Landschaft ist dabei wunderbar lebensfeindlich gestaltet und könnte direkt aus einem der bildgewaltigen Kinofilme von Denis Villeneuve entsprungen sein. Am Horizont braut sich ein Sandsturm zusammen, in den Senken zwischen den Dünen glitzert bläulich das wertvolle Spice.
Gefahren überall
Natürlich sind da auch die Herren von Arrakis nicht weit. Da Dune: Awakening sich in einem Paralleluniversum abspielt, in dem Film- und Romanheld Paul Atreides niemals geboren wird, herrschen im Spiel die Harkonnens über den Wüstenplaneten.
Deren Patrouillenschiffen sollten wir tunlichst aus dem Weg gehen, sonst machen wir Bekanntschaft mit den grausamen Sardaukar - die Soldaten, die in den Filmen das Schicksal von Haus Atreides besiegeln. Auch anderen Spielern gegenüber ist Vorsicht geboten. Denn die haben es womöglich nur auf unser Inventar abgesehen.
Aber nicht nur oberirdisch lauern die Gefahren. Laufen wir zu lange und schnell in die gleiche Richtung, kann es passieren, dass ein Sandwurm auf uns aufmerksam wird. Eine nähere Begegnung sollten wir lieber vermeiden, sonst ist unsere Ausrüstung futsch. Zu Spielbeginn besitzen wir aber ohnehin kaum etwas von Wert.
Wirklich freundlich ist auf Arrakis also niemand zu uns. Wir selbst sind unser bester Freund. Wer auf dem Wüstenplaneten überleben will, darf niemandem vertrauen. Waffen und Ausrüstung erbeuten wir von Fremen und Plünderern, Wasser beziehen wir stilecht aus den Körperflüssigkeiten getöteter Feinde. Das Kampfsystem lässt uns aus verschiedenen Nah- und Fernkampf-Waffen sowie übersinnlichen Kräften wählen.
Was gibt es sonst zu tun?
Mit geplünderten Rohstoffen können wir mit der Zeit eine Basis bauen oder ein Sandbike herstellen, mit dem wir von A nach B düsen können. Im Gegensatz zum Funcom-Vorgänger Conan Exiles dürfen wir den Bauplan unserer Basis nun auch erstmals speichern und können sie so nach einem verheerenden Sturm schnell wieder aufbauen.
Auch das Spice spielt eine wichtige Rolle. Wir können es abbauen, um es an der Börse zu verkaufen und damit Macht und Einfluss auf Arrakis zu erlangen - oder wir konsumieren es im Tausch gegen eben erwähnte Kräfte und riskieren damit eine Drogensucht.
Die Welt von Dune: Awakening ist extrem stimmungsvoll umgesetzt und zollt dem Universum von Frank Herbert den nötigen Tribut. Doch dank der großen - und realistischen - Leere der Wüste bleibt der Spielspaß leider etwas auf der Strecke.
Weite Wege und kein Wasser in Sicht
Denn die Wege auf Arrakis sind weit; vor allem zu Fuß. Ständig sind wir mit der Suche nach Wasser beschäftigt oder verstecken uns abwechselnd vor Sandstürmen und der Sonne. Hier hätte die Simulation gerne etwas weniger unbarmherzig ausfallen dürfen, denn momentan scheint Awakening ein wenig aus der Balance geraten. Der Survivalpart wiegt deutlich schwerer als die MMO-Komponente.
Zur Illustration: Ungefähr 20 Mal benutze ich im Laufe meines Anspieltermins einen Wasser- und Lebenscheat der Entwickler, da meine Spielfigur sonst den Löffel abgegeben hätte. Auf den späteren Live-Servern wird es solche unlauteren Helferchen natürlich nicht geben. Entspannter wird das Gameplay erst, wenn wir uns ein Fahrzeug und eine höherwertige Ausrüstung zur Wassergewinnung zulegen.
Zwar können wir in Dune: Awakening durchaus Gilden gründen, zu PvP-Kriegen oder Dungeon-Raids auf alte Forschungsstationen antreten und als Verbündeter eines der großen Häuser unser Glück in der großen Politik versuchen. Doch immer wieder ist da dieses nagende Gefühl des Durstes, der vehement verlangt, gestillt zu werden.
Viele potenzielle Spieler, die zwar Dune, nicht aber das Survival-Genre mögen, dürften davon abgeschreckt werden.
Fragezeichen bei der Langzeitmotivation
Im Hagga Basin, dem riesigen Startgebiet, sollen sich Spieler den Entwicklern zufolge relativ lange aufhalten. Einen eigenen Ornithopter können wir nämlich erst im Mid- bis Late-Game konstruieren, da wir zunächst die nötigen Baupläne und Ressourcen auftreiben müssen. Mit dem Fluggerät können wir dann andere Gebiete auf der Weltkarte von Arrakis erreichen.
Dort gibt es andere Hubs wie kleinere PvP-Gebiete, die Hauptstadt Arrakeen oder den schicken Handelsposten Harko Village zu entdecken, wo Harkonnen-Soldaten in einer Cantina genüsslich eine Wasserpfeife rauchen.
Im späteren Spielverlauf sollen dann auch die MMO-Mechaniken wie Handel und Politik mehr Gewicht bekommen. Ob die Motivation der Spieler jedoch über das Survival-lastige Early Game hinaus ausreicht, bleibt abzuwarten. Zumindest optisch ist Dune: Awakening dank der Unreal Engine 5 aber schonmal eine Wucht.
Ein anderes Fragezeichen ist momentan noch die Interaktion mit anderen Spielern. Denn bei unserem Anspieltermin waren wir fünf Journalisten alleine auf Arrakis unterwegs - die Hubs fühlten sich entsprechend leer an. Wie sich der PvP-Modus spielt, wird sich erst unter Live-Bedingungen zeigen müssen.
Aktuell ist die Veröffentlichung für das Jahr 2025 geplant. Wenn wir Glück haben, gibt es vorher noch einen öffentlichen Betatest.
Fazit der Redaktion
Jesko Buchs
@Sora5513
Als leidenschaftlicher Kinogänger habe ich beide Dune-Filme von Regisseur Denis Villeneuve gesehen und mich augenblicklich in den Wüstenplaneten Arrakis verliebt. Das liegt weniger an der schauspielerischen Leistung von Timothée Chalamet, sondern eher am genialen Sci-Fi-Setting, den tollen Panoramen und der Handlung rund um den Konflikt der mächtigen Häuser und die Rolle der traditionsbewussten Fremen.
Viele dieser Zutaten bringt auch Dune: Awakening mit, auch wenn es Paul Atreides bewusst aus der Mischung streicht. Die Prämisse, was die Nichtexistenz einer wichtigen Schlüsselfigur mit diesem Universum gemacht hätte, ist eine durchaus spannende.
Zudem klebt Dune: Awakening auch nicht zu dicht an seinem großen Kino-Vorbild. Die Entwickler betonen, bei Musik und Design zwar einen ähnlichen, aber erkennbar eigenen Weg gehen zu wollen. Und das machen sie richtig gut. Auch das Gefühl, im Ornithopter über die Wüste flitzen zu dürfen, ist richtig klasse. Doch leider kommt genau das sehr, sehr spät.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist mir Arrakis schlicht zu leer und unbelebt. Klar, das haben Wüsten meistens so an sich, doch momentan steht die Leere dem Spielspaß etwas im Weg. Denn Dune soll zwar durchaus ein MMO mit Survival-Elementen sein, diese sollten aber nicht Überhand nehmen. Sonst hat man sich auch an der schönsten Wüste schnell sattgesehen.
Letztendlich bleibt zu hoffen, dass sich Funcom mit seiner Dune-Vision nicht verhebt. Auch im Kino brauchte es fast 50 Jahre und drei Regisseure, bis es jemandem gelang, Frank Herberts Welt stilecht umzusetzen.
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