Eignen sich Fernseher als Monitore? Und wo liegen eigentlich die Unterschiede?

Warum arbeiten und spielen wir eigentlich nicht an Fernsehern, wenn die doch viel günstiger und gleichzeitig größer sind? Wir klären auf!

Kann ein Fernseher zum Spielen und Arbeiten genauso verwendet werden wir ein Monitor? Kann ein Fernseher zum Spielen und Arbeiten genauso verwendet werden wir ein Monitor?

Computerbildschirme sind in der Regel nicht viel größer als 32 Zoll. Viele Spieler begnügen sich gar mit 27 Zoll und je nach Einsatzzweck sind manchmal auch 24 Zoll völlig ausreichend. Letzteres ist zum Beispiel bei kompetitiven Egoshootern gerne der Fall, hier spielen aber auch noch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Bildwiederholrate (Hertz) eine Rolle. Bei Action-RPGs und Rennspielen darf es dann jedoch auch ein großer Monitor sein. Da wären 49 Zoll und mehr oftmals wünschenswert.

Die gibt es bei den Computerbildschirmen zwar, sie sind allerdings eher eine Rarität. Bei den Fernsehern sieht es da schon ganz anders aus: Mittlerweile sind Geräte mit 55 Zoll und darüber hinaus sehr weiter verbreitet. Das führt unweigerlich zu der Frage, ob es nicht möglich ist, einfach den Fernseher als Monitor zu verwenden? Und wo liegen gegebenfalls die Unterschiede zwischen TV-Gerät und PC-Bildschirm?

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Der Elefant im Raum: Die Größe

Der offensichtlichste Grund, sich einen kleinen Monitor anstelle eines großen Fernsehers auf den Schreibtisch zu stellen, ist die Größe. Als Faustregel gilt: Ihr solltet auf einen Blick alles im Sichtfeld haben und nicht etwa die Augen oder gar den ganzen Kopf bewegen müssen, um zu erkennen, was sich am Bildschirmrand so tut. Entscheidend ist also, wie nahe ihr am Monitor sitzt. Bei einem halben bis einem Meter Abstand können 27 Zoll daher schon völlig ausreichend sein.

Die größten Unterschiede liegen im Detail

Was die Technik anbelangt, sind die Unterschiede zwischen Fernseher und Monitor oftmals bedeutend größer - zumindest wenn ihr ein älteres und/oder günstigeres Modell euer Eigen nennt. Habt ihr schon mal ein TV-Gerät an euren PC angeschlossen und euch gewundert, warum Texte und Beschriftungen so unsauber und unscharf aussehen, obwohl die Auflösung eigentlich korrekt eingestellt ist?

Die Antwort auf die Frage lautet: Farbunterabtastung oder Chroma Subsampling, wie es im Englischen genannt wird. Der Effekt, dass Schrift nicht ordentlich lesbar ist, wird übrigens als Fringing bezeichnet, was zu Deutsch umsäumend heißt.

Daten reduzieren durch Farbunterabtastung

Farbunterabtastung ist ein Verfahren zur Reduzierung von Daten und macht sich dazu physiologische Eigenschaften des menschlichen Auges zunutze. Unsere optischen Sensoren können nämlich viel besser Helligkeits- als Farbinformationen wahrnehmen. Das heißt, die Helligkeit beziehungsweise der Kontrast in einem Bild ist für unser Auge wichtiger als die Farbe.

Am Ende ist es sogar so, dass obwohl eigentlich Farbinformationen fehlen, wir den Unterschied zwischen einem auf diese Weise komprimierten Bild und einer Aufnahme mit den vollen Farbinformationen gar nicht erkennen können - zumindest nicht in Bildern, Serien und Filmen.

Ob eine Farbunterabtastung vorgenommen wird, erkennt ihr übrigens an Bezeichnungen wie 4:2:2 oder 4:2:0. Die erste Ziffer ist immer eine 4 und gibt die Abtastrate der Helligkeitsinformation an. Vier Pixel bilden so eine Reihe von Graustufen - das wird Chroma-Reihe genannt. Jedem Helligkeitswert ist eigentlich eine Farbe zugeordnet. Die zweite und dritte Ziffer geben daher jeweils die Abtastrate der zugeordneten Farben aus der zweiten und dritten Pixel-Reihe in Relation zur Helligkeitsinformation an.

Das heißt: Bei 4:2:0 werden nicht vier, sondern lediglich zwei Farben aus der zweiten Reihe den vier Graustufen zugeordnet. Die dritte Reihe gibt an, wie viele Farben den Pixeln der zweiten Reihe zugeordnet sind. Steht dort eine Null, wird sie mit den Farbinformationen der zweiten Reihe aufgefüllt. Dadurch wird die Datenmenge gegenüber dem nicht komprimierten 4:4:4 halbiert. 4:2:0 wird zum Beispiel bei dem digitalen Bildformat JPEG und dem Videoformat MPEG verwendet. Bluray-Discs nutzen es ebenfalls.

Bei den Fernsehern gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Bildschirmtechnologien. Doch was sind die Unterschiede zwischen OLED, QLED, Mini-, Micro-LED und CO.?

Warum werden die Daten überhaupt reduziert?

Die Übertragung von Videosignalen setzt eine hohe Bandbreite voraus, die nicht immer gewährleistet ist. Da es bei Serien und Filmen für das menschliche Auge ohnehin kaum einen Unterschied macht, werden hier die Daten reduziert. Viele Fernseher sind daher gar nicht erst in der Lage, 4:4:4, also die volle Abtastrate über alle Farbkanäle, zu liefern.

Bei Computerbildschirmen ist das anders. Da sie direkt an den PC angeschlossen werden und die Datenleitung nur sehr kurz und im Vergleich zu Antenne, Sat oder terrestrischer Übertragung mit mehr Bandbreite erfolgt, beherrschen sie grundsätzlich das Abtasten im Verhältnis 4:4:4.

Tipp: Wenn ihr einen neuen Fernseher besitzt, wird dieser wahrscheinlich 4:4:4 unterstützen. Wenn ihr nicht nur damit spielt, sondern auch arbeitet, solltet ihr den PC-Modus oder beispielsweise HDMI Ultra Deep Color (LG) an eurem TV-Gerät aktivieren.

Weitere technische Unterschiede

Monitore haben keine Receiver

Es gibt zudem eine Reihe weiterer technischer Unterschiede. So haben Fernseher oftmals eingebaute Receiver (zum Beispiel für Antennen-, Sat- oder erdgebundenen Anschluss) zum Empfang von TV-Programmen. Monitore werden damit naturgemäß nicht ausgestattet.

Monitore bieten keine Bildoptimierung

TVs nutzen verschiedene Bildoptimierer, zum Beispiel zur Zwischenbildberechnung, um das Bild in Serien oder Filmen glatter und weicher aussehen zu lassen. Monitore brauchen diese Techniken nicht. Im Betrieb als Monitor kann es für die Bildqualität daher hilfreich sein, wenn ihr entsprechende Techniken an eurem TV-Gerät abschaltet.

Bei Monitoren gibt es eine größere Auswahl an Panel-Typen

Fernseher gibt es üblicherweise nur als IPS-Panels, VA und TN sind Monitoren vorbehalten. VA-Panels bieten zum Beispiel höhere Kontrastwerte, was in Spielen oftmals von Vorteil sein kann. Gleichzeitig gelten sie, ebenso wie TN-Panele, als reaktionsschneller. Fernseher gibt es im Gegensatz zu den allermeisten Monitoren aber auch mit OLED-Technologie. OLEDs sind deutlich kontraststärker, bilden Farben akkurater ab und sind gleichzeitig reaktionsschneller als alle typischen LCD-LED-Geräte.

Monitore gibt es mit mehr Hertz

Normale Bildschirme gibt es in einem Bereich zwischen 60 und 75, selten auch 90 Hz. Fernsehgeräte sind in der Regel auf 60 Hertz limitiert. Gaming-Monitore reichen heutzutage bis 240 und vereinzelt sogar 360 Hz. Dedizierte Gaming-Fernseher kommen auf 100 bis 120 Hz.

Monitor oder Fernseher?

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Reaktionszeit ist am Fernseher in der Regel größer

Die Reaktionszeit bei normalen Fernsehern ist allerdings oftmals deutlich höher. Grund hierfür ist, dass die meisten Displays schlicht nicht an die Anforderungen von schnellen PC-Spielen angepasst sind.

Ein typischer Gaming-Monitor kommt auf Reaktionszeiten von 1 bis 5 Millisekunden (Grau zu Grau), ein normaler Bildschirm zum Arbeiten auf 5 bis 8 Millisekunden, während ein typisches, günstiges TV-Gerät eher im zweistelligen Bereich unterwegs ist, was wiederum zu sogenanntem Ghosting, also dem Nachleuchten von Bildinhalten, führen kann. Entsprechend auf das Gaming ausgelegte Fernseher sind daher oft etwas teurer.

Tipp: Um die Eingabeverzögerung, also die Zeit zwischen Signaleingabe und Ausgabe auf dem Fernseher zu verkürzen, solltet ihr möglichst viele Optimierungstechniken abschalten. Zwischenbildberechnung (bei LG heißt das zum Beispiel True Motion), Stromsparfunktionen und sogar die Kompatibilitäts-Funktion CEC (Consumer Electronics Control) kosten je nach Gerät einige Millisekunden. Falls euer Fernseher einen Gaming- oder PC-Modus anbietet, nutzt diesen.

Fernseher bieten kein DisplayPort

Fernseher unterstützten nur den HDMI-Standard, während moderne Computermonitore meist auch DisplayPort anbieten. Erst kürzlich wurde übrigens bekannt, dass der Standard HDMI 2.1 gar nicht unbedingt HDMI 2.1 bieten muss - ein Skandal.

Fernseher gibt es nicht in WQHD

Fernseher gibt es in HD, Full-HD und 4K, aber nicht in WQHD. Fernseher gibt es in HD, Full-HD und 4K, aber nicht in WQHD.

Kleine Fernseher im Bereich von 32 Zoll gibt es meist nur als Full-HD-Modelle, da sie dafür gedacht sind, in einer gewissen Distanz zum Betrachter zu stehen. Ein Monitor mit 32 Zoll auf kurzer Distanz sollte jedoch zumindest WQHD (2.560 x 1.440) oder gar 4K (3.840 x 2.160), also eine höhere Pixeldichte, bieten, um Bildinhalte sauber und scharf darzustellen. Darüber hinaus gibt es Fernseher generell nicht in WQHD-Auflösung.

Es ist zwar auch an einem Fernseher möglich, WQHD über den PC als Auflösung zu wählen, das kann jedoch aufgrund des ungeraden Skalierungsverhältnisses (beispielsweise: 3.840 / 2.560 = 1,5) zu einem unscharfen Bild führen.

Bildsynchronisation ist bei Fernseher noch nicht Standard

Fernseher bieten zudem in den vielen Fällen keine Unterstützung für die Bildsynchronisationstechniken AMD Freesync und Nvidia G-Sync, wodurch es zu unschönem Einzelbildzerreißen kommen kann. Bei Gaming-Geräten sowieso, aber auch bei vielen normalen Geräzten zählen die Techniken mittlerweile zum guten Standard. Neuere Fernseher unterstützen Bildsynchronisation ebenfalls oftmals in Form von VRR (Variable Refresh Rate), der Normalfall ist das allerdings noch nicht.

Remote-Funktionen fehlen bei älteren TV-Geräten oftmals

Fernseher lassen sich oftmals nicht mit respektive vom PC einschalten, während Monitore das beinahe selbstverständlich tun. Neuere, hochwertige Modelle beherrschen diese Funktionen mittlerweile in Form von CEC (Consumer Electronics Control) aber auch.

Wer etwas tiefer in die Tasche greift, kann viele der Nachteile eines Fernsehers gegenüber einem Monitor ausgleichen. Mit dem richtigen TV-Gerät macht das Zocken sogar viel mehr Spaß als auf dem PC-Bildschirm:

Wie sieht es bei euch aus? Nutzt ihr einen waschechten Computermonitor und/oder einen Fernseher zum Spielen und Arbeiten? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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