Ein Bild von 1965 zeigt Frank Sinatras Heimkino – und er beging vor 60 Jahren einen Fehler bei seinem TV, den heute noch viele machen

Das Soundsystem des Swing-Sängers ist beeindruckend, doch ein Fernseher gehört da eigentlich nicht drauf.

Schauspieler und Sänger Frank Sinatra legte vor allem Wert auf den Klang. (Bild: Taschen Verlag) Schauspieler und Sänger Frank Sinatra legte vor allem Wert auf den Klang. (Bild: Taschen Verlag)

Leinwand und Beamer oder OLED-TV, Dolby-Atmos-Surround-System: So sieht ein properes Heimkino-System heute aus. Aber was war eigentlich ein teures Heimkino-System vor 60 Jahren? 

Ein Bild, das Frank Sinatra vor seinem Setup zeigt, gibt Aufschluss. Gefunden haben wir es auf Reddit, das Original stammt aus dem Buch »Frank Sinatra Has a Cold« aus dem Taschen Verlag.

Das ist auf dem Bild zu sehen: Der Sänger und Schauspieler sitzt in einem Sessel und hat die Füße auf einem Kaffeetisch, neben ihm sein Hund. Im Hintergrund sieht man Sinatras Heimkino-Setup, das er mit buddhistischen Statuen dekoriert hat.

Sinatras Setup

Anhand des Bildes herauszufinden, um welche Marken und Modelle es sich tatsächlich handelt, ist sehr schwer. Wir werden es trotzdem versuchen.

Tonbandgerät

Links neben dem Fernseher sehen wir ein Tonbandgerät, das zur damaligen Zeit sicher nicht zur Standardausrüstung gehörte. Damit konnte Sinatra:

  • Tonbandaufnahmen in Studioqualität anhören.
  • Eigene Musik oder Radiomitschnitte aufnehmen.

Bei Marke und Modell können wir nur raten, aber es könnte sich um ein Ampex 350/351, Revox A77 oder ein Gerät von Crown respektive Berlant Concertone handeln. Technische Merkmale von Tonbandgeräten waren:

  • Zwei große Spulen für ¼-Zoll-Magnetband.
  • VU-Meter (Pegelanzeigen) für präzise Aufnahme- und Wiedergabesteuerung.
  • Mehrere Drehknöpfe für Geschwindigkeit, Lautstärke und Spurwahl.
  • Metallfrontplatte, oft mit Holzgehäuse kombiniert.

Laut Musuem of Magnetic in Texas kostete ein Tonbandgerät dieser Art damals rund 2.720 US-Dollar. Inflationsbereinigt sind das 27.430 US-Dollar heute.

Lautsprecher

Die Anlage rechts neben dem TV sowie die Lautsprecher (das sind die großen »Schränke« links, rechts und in der Mitte) zeigen, dass Sinatra viel Wert auf Klangqualität legt. Wenig verwunderlich, bei einem Musiker.

  • Bei der Vorstufe handelt es sich wahrscheinlich um ein McIntosh-Modell. Im Hi-Fi-Bereich war die Marke seit 1949 quasi gesetzt.
  • Die Lautsprecher sind wahrscheinlich von JBL oder Altec-Lansing. Andere Hi-Fi-Hersteller der Zeit waren Klipsch, Jensen und Tannoy.

Beim Preis müssen wir ein wenig orakeln. In der Audio Database haben wir einen Eintrag zu den JBL C50 Olympus gefunden, bei der eine Einheit 1967 mit 190.000 Yen bepreist war. Das entsprach rund 415 US-Dollar pro Stück. Inflationsbereinigt sind das 3.947 US-Dollar pro Stück heute.

Es könnte sich im Falle von Frank Sinatra aber auch um speziell gefertigte Einbaumodelle handeln. Andere Seiten sind sich bei den Lautsprechern ebenfalls nicht einig (via The Revolver Club).

Fernseher

Hier wird es wieder etwas einfacher, auch wenn wir keine definitive Marke bestimmen können. Röhren-TVs in den 1960ern hatten alle einen recht ähnlichen Look:

  • Holzgehäuse
  • Abgerundete Ecken
  • Drehknöpfe an der Frontseite
  • Kleine Bildschirme (ca. 17 bis 21 Zoll)
  • Schwarz-Weiß-Bild

Der führende Hersteller von TVs in den USA war in den 1960ern RCA (Radio Corporation of America). Es ist also wahrscheinlich, dass Sinatras Fernseher von dieser Marke stammt. Alternative könnte es sich auch um einen Zenith-TV handeln, die oft markante Drehknöpfe besaßen.

Preislich lässt sich der TV schwer einschätzen. Je nach Marke kostete ein solcher Röhren-TV seinerzeit zwischen 500 und 1.500 US-Dollar. Heute entspräche das inflationsbereinigt einem Preis von zwischen 4.500 und 18.000 US-Dollar.

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Wie viel ein modernes Heimkino heutzutage kosten kann, haben wir anhand eines Hauskäufers berechnet, der einen vollausgestatteten Kinosaal sein Eigen nennt.

Frank Sinatras Fehler

Obwohl das Originalbild im Reddit-Thread r/vinyljerk gepostet wurde, in dem es um Schallplaten und Turntables geht, stellt der oberste Kommentar direkt fest: Der TV steht zu hoch.

Zu hoch aufgestellte oder gehängte Fernseher sind auch heute noch Usus, vor allem in den USA. Das hat mehrere Nachteile:

  • Der Blickabstand ist höher und das Bild wirkt dadurch kleiner.
  • Die Blickwinkelstabilität leidet, wodurch das Bild blasser wirkt.
  • Es kann zu Augen-, Nacken- und Schulterschmerzen führen.

Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Artikel:

Ist euch an dem Bild von Frank Sinatras Wohnzimmer eigentlich noch etwas aufgefallen? Tipp: Es hat rein gar nichts mit Technik zu tun.

Auf dem Tisch steht eine ganze Schüssel voller Zigaretten-Packungen. Laut 24/7 Wall Street kostete eine Packung Zigaretten damals 30 Cent (entspricht heute ca. 1,61 US-Dollar). Bei einer geschätzten Menge von 50 Packungen entspricht das einem Preis von 15 US-Dollar.

In Deutschland kostet ein Päckchen Zigaretten mit 20 Stück heutzutage im Schnitt 8,70 Euro. Würde man heute eine Schüssel davon mit 50 Packungen auf den Tisch stellen wie Sinatra vor 60 Jahren, müsste man 435 Euro zahlen – so viel, wie eine PS5 kostet.

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