Tests der neuen Intel-Arc-Grafikkarten ergeben ein überraschend kompliziertes Bild

Die ersten Reviews zu Intel Arc A770 und A750 sind da. Und die Tests sind sich erstaunlich uneinig. Wir haben die Stimmen aus dem Netz für euch sortiert und zusammengefasst.

Das Review-Embargo für die neuen Intel-Grafikkarten A770 und A750 ist gefallen. Da Intel nur begrenzt Testexemplare zur Verfügung stellen konnte und wir bislang keines erhalten haben, stehen unsere eigenen Benchmarks noch aus, aber ganz auf dem Trockenen sitzen lassen wollen wir euch natürlich auch nicht.

Daher haben wir für euch Stimmen aus dem Netz zu den beiden Grafikkarten gesammelt und übersichtlich zusammengestellt. So seht ihr auf einen Blick, wo die Tester übereinstimmen und wo die Meinungen auseinandergehen.

In unsere Berichterstattung direkt in Form von Zitaten und Benchmarks mit eingeflossen sind Tests der folgenden deutschen und US-amerikanischen Webseiten:

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Intel Arc: Was ist denn nun mit den Treibern?

Fangen wir mit dem Elefanten im Raum an: Intels Treiber für Arc Alchemist. Sie haben sich nicht nur in der Vergangenheit alles andere als mit Ruhm bekleckert. Auch gab es im Vorfeld viele Berichte über Probleme bei den komplett neu entwickelten Treibern für die Arc-Karten.

Zum Test-Embargo hat Intel es offenbar nicht geschafft, all diese Probleme zu lösen. Bei den meisten Testern traten die ein oder anderen Wehwehchen rund um die Software der Grafikkarten auf. So berichtet etwa Tom's Hardware vor allem bei Raytracing-Tests von Schwierigkeiten, etwa bei Bright Infinite Memory, Minecraft Bedrock oder Fortnite. Auch PCGamesHardware stößt auf Probleme, lobt aber auch die kompetenten Updates von Intel.

Zum Start werden Frühkäufer also voraussichtlich mit immer wieder auftretenden Hürden bei den Treibern rechnen müssen, die sich aber teils durch Workarounds umgehen lassen. Außerdem scheint Intel aktiv an einer Optimierung der Treiber zu arbeiten. Dennoch dürft ihr zu Release keine so reibungslose Erfahrung wie bei der Konkurrenz erwarten. Apropos Release: Alle Details dazu erfahrt ihr hier:

Gaming- und Raytracing-Performance - Große Schwankungen

Nachdem wir über die Treiber gesprochen haben, kommen wir zum Herzstück aller Reviews: Wie schnell sind die neuen Intel-Karten denn jetzt?

Das kommt offenbar ganz auf die verwendete Schnittstelle an. Gerade in gut optimierten DirectX-12-Titeln wie Metro: Exodus kann sich Intel Arc von der besten Seite präsentieren und die A770 die Konkurrenz in Form der RTX 3060 über alle Auflösungen hinweg um mehr als 50 Prozent schlagen, wie PCGamer berichtet.

Insgesamt zeigt sich Intel Arc von seiner Schokoladenseite, wenn die neueren Schnittstellen DirectX 12 und Vulcan zum Einsatz kommen. Bei älteren Schnittstellen aber schleifen die Arc-Karten merklich. Vor allem in Counter Strike: Global Offensive, das noch auf DirectX 9 setzt, wird das offensichtlich. Hier sind laut Computerbase nicht mehr als 240 FPS machbar, während die RTX 3060 wie auch AMDs Radeon RX 6650XT auf knapp 390 FPS kommen.

Mit welchen technischen Eckdaten Intel das erreicht, zeigt euch die folgende Tabelle:

GrafikkarteArc A770 LE (16 GB)Arc A750 LE
ArchitekturACM-G10 (TSMC N6)ACM-G10 (TSMC N6)
Transistoren21,7 Milliarden21,7 Milliarden
Xe-Kerne3228
GPU-Shader40963584
Matrix-Kerne512448
Raytracing-Einheiten3228
Boost-Takt2.100 MHz2.050 MHz
Speicher16 GB / 16,5 Gbps / 256 Bit8 GB / 16 Gbps / 256 Bit
TDP225 Watt225 Watt

Dass die Performance je nach Schnittstelle weit auseinander geht, macht sich auch bei den Vergleichen der verschiedenen Seiten bemerkbar. Während die A770 die RTX 3060 bei TechPowerUp über alle Auflösungen hinweg schlägt und 2 Prozent (Full-HD), 10 Prozent (WQHD) und 19 Prozent (UHD) mehr FPS auf den Bildschirm bringt, sieht das Bild bei anderen Testern gemischter aus. Grob überschlagen liegen die beiden Karten aber näher beieinander, je niedriger die Auflösung ist.

Je nach Titel und dessen Anforderungen könnt ihr bei höchsten Grafikeinstellungen für die A770 mit rund 70 FPS in Full-HD, 55 FPS in WQHD und 35 FPS in UHD rechnen - mit Raytracing sinken diese Zahlen auf rund 35 bis 40 FPS in Full-HD und 20 FPS in WQHD. Allerdings werden sich eure Erfahrungen stark unterscheiden, wie PCGamer schreibt, je nachdem, welche Titel ihr schlussendlich spielt.

XeSS - Noch kein Vergleich zu DLSS?

Mit den Arc-Karten hat Intel auch eine eigene Upscaling-Technologie auf den Markt gebracht: XeSS. Damit soll das gezeigte Bild dank künstlicher Intelligenz höher skaliert werden können, ohne die Grafikkarte selbst stärker zu belasten.

XeSS funktioniert dabei ähnlich wie das Nvidia-Pendant DLSS. Grund genug, beide miteinander zu vergleichen. XeSS kann auch auf Karten von Nvidia und AMD ausgeführt werden, was die Beurteilung der jeweiligen Performance leichter macht.

Hardwareluxx hat die RTX 3060 jeweils mit aktiviertem XeSS und DLSS getestet. Dabei zeigt sich klar: Noch kann XeSS dem Nvidia-Konkurrenten nicht das Wasser reichen. Je nach verwendetem Preset bringt euch DLSS rund 14 bis 18 Prozent mehr FPS als XeSS bei ähnlich starkem Upscaling.

Die Raytracing-Leistung der Arc A770 zeigt Intel im Trailer. Video starten 0:31 Die Raytracing-Leistung der Arc A770 zeigt Intel im Trailer.

Leistung und Temperatur: Nicht gut, nicht konkurrenzfähig - PCGamesHardware

Bei der Leistungsaufnahme zeigt sich Intel Arc hungriger als Nvidias RTX 3060 und AMDs RX 6650 XT. In Metro: Exodus liegt die Wattzahl laut Tom's Hardware bei rund 217 Watt, während die Konkurrenz mit 171 respektive 174 Watt auskommt. Im Stresstest via FurMark fällt die Differenz noch höher aus: Der Verbrauch der A770 steigt auf 223 Watt, Nvidias RTX benötigt 175 Watt und AMDs RX 6650 XT 177 Watt.

Das ernüchtert, und PCGamesHardware fasst treffend zusammen: Die Kurzfassung der Ergebnisse lautet: nicht gut, nicht konkurrenzfähig - aber auch nicht völlig aus dem Weltraum. TechPowerUp empfiehlt für die neuen Grafikkarten ein Netzteil mit mindestens 550 Watt.

Auch bei der Temperatur liegt man mit rund 72 Grad im Stress-Test über der Konkurrenz. Hier bleiben die Nvidia- und AMD-Kontrahenten mit 65 beziehungsweise 63 Grad ein Stück kühler. Sorgen machen muss man sich ob dieser Werte aber in keinem Fall.

Fazit: "Nun heißt es nachlegen!" - Hardwareluxx

Gegenüber der A380, die Intel vor einem Monat ausschließlich in China veröffentlichte, zeigen sich die neuen Grafikkarten-Zugänge von einer deutlich besseren Seite. Besonders beim Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen die Arc-Karten, zumindest bei den US-Preisen - Euro-Preise stehen aktuell noch immer aus. Von einer Katastrophe, wie viele sie befürchteten, sind die beiden Modelle A770 und A750 weit entfernt.

Dennoch fällt es den Testern schwer, die beiden Karten gegenüber der Konkurrenz von AMD und Nvidia klar zu empfehlen. Vor allem die Leistung von DirectX 11 ist die größte Herausforderung für Intel, so TechPowerUp.

Bei der Einordnung der Performance scheiden sich anhand der stark auseinandergehenden Ergebnisse die Geister. Während Hardwareluxx beide Karten zwischen zwischen der GeForce RTX 3060 und dem entsprechenden Ti-Modell sieht, kann ComputerBase der A770 nur in WQHD einen knappen Sieg über die GeForce RTX 3060 zugestehen.

Gerade die US-Seiten sind aber schon jetzt auf die Zukunft der Arc-Karten von Intel gespannt. So schreibt Tom's Hardware: Wenn es Intel gelingt, die Treiber noch ein paar Monate lang zu verbessern, könnte es ein ernsthafter Konkurrent auf dem Mittelklasse-Markt werden.

Und auch Jacob Ridley von PCGamer ist schon jetzt auf den Nachfolger Battlemage gespannt: Ich habe in diesem Jahr zeitweise das Schlimmste für Intels erste Gaming-GPUs befürchtet, aber nach der letzten Testwoche bin ich eigentlich viel aufgeregter auf das, was kommen wird.

Jetzt seid ihr gefragt: Überraschen euch die Ergebnisse der Intel-Arc-Reviews? Oder landen die neuen Karten dort, wo ihr es erwartet habt? Und wie seht ihr die Zukunft von Intel im Grafikkarten-Geschäft? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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