Irrtum oder Kampagne?

Der grausame Mord in Tessin ist einmal mehr ein Lehrstück dafür, wie mit diesen Themen in der Boulevardpresse umgegangen wird: bild.de schiebt im ersten Reflex die Schuld auf ein »Killerspiel«, Final Fantasy VII (von 1998, frei ab 12 Jahren), und fragt scheinheilig »Wollten sie [...] ohne Gnade töten, wie sie es schon hundertmal am PC geübt hatten?« Der schiere Unfug dieser Annahme spricht für die sorgfältige Recherche. Dann wird bekannt, dass nicht FF VII im Spiel war, sondern der DVD-Film Final Fantasy: Advent Children (ebenfalls ab 12). Bild.de mag aber nicht so recht von der einmal gefassten Meinung zurücktreten, nennt den eher harmlosen Film immerhin noch einen »wirren Streifen« und munkelt ominös von anderen »Killerspielen« zu denen die Täter Zugang gehabt hätten. Und lässt den ursprünglichen, mittlerweile widerlegten Artikel einfach online stehen.

Hier sieht man exemplarisch, wie das in manchen Medien läuft: Die Wirklichkeit wird nach Maßgabe der eigenen Meinung modifiziert, nicht umgekehrt. So manipulieren gewisse Medien die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung und leisten der Verbotsdebatte Schützenhilfe.

Man schämt sich derzeit, Journalist zu sein.

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