Jane's Advanced Strike Fighters im Test - Zum Abschuss freigegeben

In der Action-Simulation Jane’s Advanced Strike Fighters von Trickstar Games helfen wir als westlicher Jetpilot einem geteilten Nahost-Staat bei der gewaltsamen Wiedervereinigung. Und die gestaltet sich optisch und spielerisch trist-grau, wie unser Test zeigt.

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Dass klassische Flugsimulationen als Mainstream-Genre praktisch tot sind, ist weder eine besonders geistreiche noch neue Erkenntnis. Ein gewisser Wagemut ist also nicht abzusprechen, wenn sich ein Publisher wie Koch Media mit Jane’s Advanced Strike Fighters (JASF) 2012 noch mit einem Titel auf den Markt traut, in dem sich alles ausschließlich um (halbwegs) moderne Kampfjets dreht. Das muss ja nicht schlecht sein. Kann aber, wie wir beim Testen von JASF erfahren mussten.

Jane ist wieder da

Als Action-Flugsimulation kann man dieser Tage jede Aufmerksamkeit gut gebrauchen, also griffen die Entwickler bei Trickstar Games in die Retro-Kiste (für was haben wir schließlich das Jahr der PC-Klassiker-Comebacks?) und zauberte den berühmten »Jane’s«-Präfix aus dem Hut. Greisen mögen sich erinnern:

Bis ins Jahr 2000 steuerte Electronic Arts unter diesem Label knapp ein Dutzend Hardcore-Simulationen bei, vornehmlich aus dem Flugbereich. Ja wirklich, EA! Und nein, das waren schon damals keine Millionenseller. Bis auf gelegentliche zweite Teile gab es auch keine jährlichen Mini-Updates.

Flugphysik Durch den praktisch nicht vorhandenen fliegerischen Anspruch spielen die leichten Handling-Unterschiede der Flugzeuge praktisch keine Rolle.

Kein Cockpit Die Ego-Perspektive entpuppt sich lediglich als eine von Anzeigen und dem eigenen Flugzeug leergeräumte Ansicht. Die fehlende Cockpit-Sicht drückt ordentlich auf die Atmosphäre.

Waffensysteme Um die nötigen Waffen muss man sich als JASF-Pilot lediglich bei der Flugzeugwahl Gedanken machen. Jedes Modell hat seine eigene unveränderbare Konfiguration, der Waffenvorrat ist unendlich.

Keine Flügelmänner Wer mit Wingmen fliegen will, muss sich welche aus Fleisch und Blut für den Koop-Modus suchen: In der Solo-Kampagne ist man grundsätzlich als Einzelkämpfer unterwegs.

Man mag es Etikettenschwindel nennen, aber Jane’s Advanced Strike Fighters hat weder mit der alten Serie noch mit einer echten Flugsimulation ansatzweise was am Hut. Hier handelt es sich, salopp formuliert, um einen waschechten »Action-Flugi«, bei dem sich selbst eine A10 locker mit vier Keyboard-Tasten manövrieren lässt und über die Hälfte des gerade mal 25-seitigen Anleitungsheftchens aus Garantiebestimmungen und Credits besteht. Als direkter Konkurrent wäre da vor allem das gut ein Jahr alte Tom Clancy’s H.A.W.X. 2zu nennen.

Azbaristaner Missions-Einerlei

Trickstar Games setzt in JASF trotz des Action-Schwerpunktes auf reale Flugmodelle und vor allem ein realistisches Szenario. Nation (Azbaristan), Herrscher (Barzoi) und Hintergrund (zwei Lager kämpfen am Rande eines Krieges um die Vorherrschaft im geteilten Land) des gespielten Konflikts sind zwar rein fiktiv, die mehr als deutliche Parallelen zu diversen nahöstlichen und ostasiatischen Gebieten aber unverkennbar. Wir unterstützen den »guten« Süden Azbaristans als Pilot der Western Democratic Alliance in der Auseinandersetzung gegen den »bösen« Norden.

Die menschenleeren Städte wirken durch die schwachen graun-brauen Texturen besonders trist. Die menschenleeren Städte wirken durch die schwachen graun-brauen Texturen besonders trist.

Unter dem Rufnamen Razor nehmen wir am Krieg teil, die Aufgaben reichen von Dogfights und Begleiteinsätzen über das Ausschalten von Verteidigungsanlagen bis hin zur Eroberung strategisch wichtiger Ziele. Das klingt spannend, spielt sich aber trocken, da den einzelnen Missionen jegliche kreativen Einfälle, plötzliche Überraschungsmomente und vor allem jede Form von Abwechslung fehlen. Wir klappern unsere Wegpunkte ab, beackern Dutzende Abwehrstellungen und plagen uns mit lästigen Abfangjägern herum.

Jane's Advanced Strike Fighters - Screenshots ansehen

Der Anspruch: Ultraleicht-Flieger

Meist tritt der Feind im Dutzend auf, was das dürre spielerische Gerüst noch deutlicher macht. So tut man sich fast leichter, einfach zu beschreiben, was in JASF alles fehlt, anstatt zu beschreiben, was drin steckt. Um die Waffenbestückung brauchen wir uns zum Beispiel nicht kümmern, weil jedes der rund 30 Kampfjet-Modelle seine eigene, feste Bewaffnung aufweist.

Gegnerische MiGs tauchen zwar meist gleich im Rudel auf, verteilen sich aber schön im Luftraum. Gegnerische MiGs tauchen zwar meist gleich im Rudel auf, verteilen sich aber schön im Luftraum.

Und zwar in jeweils unendlicher Anzahl; auf drei oder vier Schuss folgt eine kleine Reload-Phase, nach der Rumpf und Flügel auf magische Weise wieder voll bestückt werden. Ein netter optischer Effekt übrigens, wenn mitten im Manöver auf einmal neue Raketen am Flugzeug aufploppen.

Der spielerische Anspruch von JASF hält sich in Grenzen: Moderne Kampfjets arbeiten nun mal nach dem »Fire & Forget«-Prinzip, also Ziel schon in meilenweiter Entfernung aufschalten, passendes Kampfmittel aussuchen, Knöpfchen drücken – und gut ist. Nicht die spannendsten Voraussetzungen für ein Spiel, und doch funktioniert JASF genau so.

Dass sich dennoch das Gefühl schwerer Arbeit einstellt, liegt an der beachtlichen Schadensresistenz vieler Ziele. Da müssen schon etliche Tonnen Raketen reingeballert werden, bis die endlich das Zeitliche segnen.

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